In welchem Verwaltungszweig bist Du tätig?
Bin Finanzbeamter.
Wenn ich das hier im Forum so lese, wie schnell das doch bei einigen geht, dann kommt man schon sehr ins Grübeln, ob man nicht doch noch die Reißleine zieht und geht.
Ich bin mir sicher, dass meine Leistungen und natürlich die Leistungen der Beamten in Thüringen grundsätzlich nicht schlechter sind, als die der Kollegen in anderen Bundesländern. Es sind die gleichen Aufgaben, der Schwierigkeitsgrad ist gleich, selbst die Ausbildung/Studium sind zumindest im Finanzbereich bundeseinheitlich. Weshalb man dann in Thüringen 15,20,25 Jahre oder noch länger warten muss, um zumindest einmal befördert zu werden, ist schlicht nicht nachvollziehbar und die Beiträge der Kollegen aus anderen Bundesländern hier im Forum zeigt, dass es auch anders geht.
Aber wie gesagt, wir bekommen auch dadurch kaum noch gute Leute zu uns und wenn, dann gehen die sehr schnell wieder. In meinem Jahrgang waren damals 50 Anwärter. Von denen sind noch 23 da und 5 (von denen ich weiß) wollen gehen. Die nachfolgenden Jahrgänge sehen da nicht viel besser aus. Wie man da eine Pensionierungswelle überleben will, ist mir schleierhaft. Aber vielleicht hat die Ministerin ja noch ein paar hundert Finanzwirte und Diplom Finanzwirte in der Hinterhand von denen nur keiner weiß oder sie glaubt man könne diese am 3D-Drucker "ausbrüten" oder so, ich weiß es nicht. Fakt ist, es gehen mehr Leute, als nachfolgen bei mindestens gleichbleibendem, eher aber steigendem Arbeitsaufkommen.
Das System wird kollabieren, mehr Arbeit wird auf immer weniger Personal verteilt, dieses bekommt dafür aber keine Wertschätzung, insbesondere nicht in Form von Beförderungen, die Leute gehen und die Arbeit muss dann wiederum auf nochmal weniger Personal verteilt werden. Diese Spirale ist in meinen Augen nicht mehr aufzuhalten und die Ministerin tut in diesem Bereich auch überhaupt gar nichts. Vor Kurzem sagte sie, ihr sei jeder Absolvent und jeder Bedienstete wichtig und sie will alles dafür tun, dass die Leute bleiben. Eine Woche später gibt sie wieder nur 5 % Beförderungen frei, blanker Hohn ist das. Da kann man sich einfach nur noch an den Kopf fassen. Es sind halt nur leere Worte von Leuten, die von Personalführung keinen blassen Dunst haben aber gleichzeitig so arrogant sind, dass sie beratungsresistent sind und glauben alles richtig zu machen. Dies sieht man auch bei der Debatte um eine amtsangemessene Alimentation. Laut Finanzministerium ist die Besoldung in Thüringen bis zur A9 gD verfassungswidrig unteralimentiert. Lösungen gibt es aber die kosten Geld, also machen wir einfach weiter so. Schon klar, wenn man nicht selbst betroffen ist, warum soll man dann was ändern. Die Folge ist, die Bediensteten werden massenhaft gegen ihren Dienstherren klagen. Leider sind aber Beförderungen nicht einklagbar, sonst würden die Verwaltungsgerichte in Thüringen an entsprechenden Klagen schlicht absaufen. Währenddessen schiebt das Finanzministerium 3 Mrd. EUR hin und her um Negativzinsen zu vermeiden und manchmal geht dann aber was schief, weil man zum Beispiel Geld bei einer insolventen Bank anlegt und dann sind (wie vor Kurzem passiert) mal eben 50 Mio. EUR futsch. Wie viele Beförderungen davon wohl hätten bezahlt werden können?