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[Allg] Lehrer sollen mehr arbeiten, größere Klassen, keine Teilzeit...

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Finanzer:
Interessanter Punkt von Unknown. Scheinbar sind viele Lehrer insoweit den Pflegekräften ähnlich, sodass sie aufgrund hoher intrinsischer Motivation alles mit sich machen lassen. 

Das Werkzeug der Überlastungsanzeige dürfte den meisten Lehrern mangels Kenntnis des Beamtenrechts unbekannt sein.

hondafahrer26:
Ich kann es auch nicht nachvollziehen, warum die Stundenerhöhung so ein Drama sein soll. Gab es in der Vergangenheit immer wieder einmal - und da waren vermeintlich wichtige schwarze Nullen der Auslöser und nicht ein eklatanter Lehrermangel. Dazu kommt, dass angeblich jede fünfte Lehrerstelle für andere Tätigkeiten als das Unterrichten "fremdverwendet" wird, weil es Stundenermäßigungen für das Einlernen von Referendaren gibt oder Klassenlehrertätigkeiten, etc.. Das kennt man zum Beispiel so aus dem normalen Verwaltungsdienst eher nicht, hier müssen Anwärter ebenfalls eingelernt werden, dafür gibt es aber keine Stundenreduzierung. Es scheint mir eher so zu sein, als würden manche (!) Lehrer plötzlich um ihre Pfründe bangen, welche sie als gesetzt empfunden haben.

SuperIngo:
...
Aber diese einzelnen Lehrerinnen und Lehrer würden ja ihre Entlastungsstunden trotzdem behalten, wenn alle mehr Unterricht leisten sollen...
An unserer Schule mit 120 Kolleginnen und Kollegen und 1200 Schülerinnen und Schülern an 2 Standorten,gibt es keine Entlastungsstunden für die Ausbildung von Referendarinnen und Referendaren oder Klassenleitung oder ähnliche Aufgaben.
Wenn man den Job wirklich ordentlich machen will und einem die Lernenden wichtig sind und man allen Verwaltungsaufgaben nachkommt, ist man eh schon bei rund 50 Stunden pro Woche.
Allein die zahlreichen Vertretungsstunden pro Woche reißen die Stundenzahl nach oben.
Eigentlich müssten die Lehrpläne dringend entrümpelt werden und die Dokumentationsflut und die unfassbar häufigen und ewig langen Konferenzen gekürzt werden.
Stattdessen bekommt man wöchentlich mehr Tische und Stühle in die Klasse gestellt. Aufnahme und Integration von traumatisierten Flüchtlingen. Dazu viel zu viele geistig-körperlich eingeschränkte Kinder und Kinder mit emotional-sozialen Entwicklungsstörungen in der Klasse. Bei mir nun in einer inklusiven Klasse 30 Kinder. Doppelbesetzung?  Sonderpädagogen? Sozialarbeiter? Entlastungsstunden?  Nö.
Es muss grundlegende Reformen geben, sonst geht's schief.
Gestern stand in den Westfälischen Nachrichten, dass immer weniger Abiturienten sich für ein Lehramtsrudium einschreiben.
Schade...



--- Zitat von: hondafahrer26 am 12.02.2023 10:03 ---Ich kann es auch nicht nachvollziehen, warum die Stundenerhöhung so ein Drama sein soll. Gab es in der Vergangenheit immer wieder einmal - und da waren vermeintlich wichtige schwarze Nullen der Auslöser und nicht ein eklatanter Lehrermangel. Dazu kommt, dass angeblich jede fünfte Lehrerstelle für andere Tätigkeiten als das Unterrichten "fremdverwendet" wird, weil es Stundenermäßigungen für das Einlernen von Referendaren gibt oder Klassenlehrertätigkeiten, etc.. Das kennt man zum Beispiel so aus dem normalen Verwaltungsdienst eher nicht, hier müssen Anwärter ebenfalls eingelernt werden, dafür gibt es aber keine Stundenreduzierung. Es scheint mir eher so zu sein, als würden manche (!) Lehrer plötzlich um ihre Pfründe bangen, welche sie als gesetzt empfunden haben.

--- End quote ---

Jörn85:
Wäre mir neu dass Lehrer für die Ausbildung von Referendaren oder für eine Klassenleitung Entlastungsstunden bekommen. Ich habe an drei Schulen unterrichtet und das war nirgendwo der Fall.

Schließlich gehören beide Aufgaben zu den Pflichten jeder Lehrkraft. In NRW z.B. ist das in § 10 Abs. 5 und § 18 der ADO (Allgemeine Dienstordnung für Lehrerinnen und Lehrer) geregelt.

Fluppe:

--- Zitat von: hondafahrer26 am 12.02.2023 10:03 ---Dazu kommt, dass angeblich jede fünfte Lehrerstelle für andere Tätigkeiten als das Unterrichten "fremdverwendet" wird, ...

--- End quote ---

Das ist einfach fernab jeglicher Realität.

Beispiel bei uns:
Wir haben 1248 Deputatsstunden, macht ziemlich genau 50 Vollzeitstellen.
Gleichzeitig haben wir 74 Anrechungsstunden. Das sind ziemlich genau 3 Vollzeitstellen.

Das Verhältnis ist also zunächst nicht 1 von 5, sondern eine von 17.


--- Zitat ---... weil es Stundenermäßigungen für das Einlernen von Referendaren gibt oder Klassenlehrertätigkeiten, etc.. Das kennt man zum Beispiel so aus dem normalen Verwaltungsdienst eher nicht, ...

--- End quote ---

Von den 74 Anrechnungsstunden muss die Entlastung für die Schulleitung abgezogen werden, es leuchtet vermutlich auch dem "normalen Verwaltungsdienst" ein, dass ein Schulleiter und dessen Stellvertreter nicht durchgehend in der Klasse stehen sollte (Wieviele direkte Akten/Kunden bearbeitet z.B. Leiter einer kleinen Behörde?). Da gehen also mal grob 30 Stunden und für zwei Vollzeitler ab.
Sind wir bereits einer Quote von eins zu 27.

Wie die übrigen 40 Deputatsstunden verteilt werden, ist teilweise durch Erlasslage vorgeschrieben (BfC, ÖPR, ...(ca. 15 Stunden)) . Die restlichen 25 Deputatsstunden können nun "großzügig" auf das 50 köpfige Kollegium verteilt werden.

Für die Betreuung von ca. 300 Endgeräten, für die Verwaltung der Sammlungen, für das "Kopfhinhalten" im Gefahrstoffmanagement, für das Angebot von AG...

Es gibt jetzt Schulen, die sagen: Die Sammlungsorganisation ist uns als Schule weniger wert, daher bekommt der Organisator nichts. Dafür schaffen wir es organisatorisch nicht, dass die Klassenlehrertätigkeiten gerecht rollieren, daher bekommen die Klassenlehrkräfte der fünften Klassen eine Deputatsstunde.

Ja, es kann also sein, dass an einer einzelnen Schule für eine Klassenlehrertätigkeit eine halbe oder gar eine ganze Deputatsstunde angerechnet wird. Ein guter Tausch für den einzelnen Kollegen ist das allerdings definitiv nicht.
Ebenso kann die Referendarsbetreuung (was stellst du dir in der "normalen Verwaltung" eigentlich darunter vor?) an einer Schule Stundenanrechnung geben - dafür dass der Referendar mal ein paar Stunden übernimmt oder sich hinten reinhockt, dafür gibt es sicherlich nichts. Wiegt das den Aufwand auf?

Ich glaube, dass hier den Mitschreibenden aus dem anderen öffentlichen Dienst überhaupt nicht bewusst ist, wie Arbeit in Schulen verteilt und organisiert wird.

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