Beamte und Soldaten > Beamte der Länder
[Allg] Lehrer sollen mehr arbeiten, größere Klassen, keine Teilzeit...
SuperIngo:
Oha!
Sie wohnen wohl weit hinter der Waldgrenze!!
:o
--- Zitat von: Tagelöhner am 28.01.2023 14:31 ---Sind Lehrer nicht diejenigen mit um die 14 Wochen "Urlaub" bzw. unterrichtsfreier Zeit pro Jahr und einem effektiven Arbeitstag von vielleicht 6 Stunden? Wenn ich mich so an meine Schulzeit zurück erinnere...und wie ernst der ein oder andere verbeamtete Lehrer seinen Lehrauftrag genommen hat. Da wurde Jahr für Jahr standardmäßig das Programm runtergerattert, vielleicht mal kleine Lehrplanänderungen eingebaut. Gerne zu spät zum Unterrichtsbeginn gekommen oder auch mal zwischendurch 20-30 Minuten verschwunden und die Schüler wurden in der Zeit "beschäftigt". Also ich finde das Rumgeheule ziemlich unangebracht, oder will mir jemand erzählen, dass der Beruf plötzlich zu den stressigsten Aufgaben des Öffentlichen Dienstes geworden sein soll? ;D
--- End quote ---
SwenTanortsch:
Wen die Arbeitszeit von Lehrkräften sachlich interessiert, findet hier das empirische Material der niedersächsischen Arbeitszeitstudie, die 2014/15 durchgeführt worden ist: https://kooperationsstelle.uni-goettingen.de/projekte/arbeitszeitstudie Insbesondere als mittelbare Folge dieser Studie musste die Erhöhung der Regelstundenzahl für Gymnasiallehrer, die zuvor ohne Betrachtung der realitätsgerechten Verhältnisse angehoben worden war, wieder von 24,5 Std. auf 23,5 Std. abgesenkt werden (bzw. genauer: konnte sie wegen jener Studie nicht ein weiteres Mal entsprechend rechtswidrig erhöht werden; der Dienstherr hat es von daher seitdem nicht auf erneute Versuche ankommen lassen). Unmittelbar war die Erhöhung der Unterrichtsverpflichtung durch den Verordnungsgeber auf Grund der unzureichenden Prozeduralisierung der sie erlassenden Verordnung - das Land hätte in einer entsprechenden Studie zeigen müssen, dass die Erhöhung mit der tatsächlichen Belastung von Lehrkräften vereinbar (gewesen) wäre, was es nicht getan hat und, wie die genannte Studie am Ende gezeigt hat, auch nicht in seinem Sinne hätte vollziehen können - vom OVG als mit höherrangigem Recht nicht vereinbar betrachtet worden. Konkret sah es die Fürsorgepflicht aus Art. 33 Abs. 5 GG sowie das allgemeine Gleichheitsprinzip aus Art. 3 Abs. 1 GG als verletzt an. Entsprechend hat das OVG die Erhöhung als willkürlich begriffen, da es ihr an einem sachlichen Grund gefehlt hat. Die Eindeutigkeit der Sachlage hat dazu geführt, dass eine Revision nicht zugelassen worden ist. Zur Entscheidung des Niedersächsischen OVG über die Normenkontrollanträge vgl. bspw. https://oberverwaltungsgericht.niedersachsen.de/aktuelles/presseinformationen/normenkontrollverfahren-niedersaechsischer-lehrkraefte-und-schulleiter-an-gymnasien-ueberwiegend-erfolgreich-134384.html oder die Entscheidung - 5 KN 148/14 - vom 09.06.2015 selbst bspw. unter https://openjur.de/u/775847.html Sie ist weiterhin interessant zu lesen, nicht zuletzt in der von ihr gesuchten Verbindung zur bundesverfassungsgerichtlichen Rechtsprechung.
Opa:
Ein guter Anfang wäre ja schon, nach dem Referendariat einen unbefristeten Vertrag anzubieten. Stattdessen gibt es immer noch Bundesländer, die in den ersten Jahren befristete Verträge bis zu den Sommerferien schließen, den Lehrer 6 Wochen in die Arbeitslosigkeit schicken und dann erneut befristet einstellen.
Außerdem wäre der Job deutlich stressfreier, wenn man das ganze Elternmitbestimmungsgedöns mal wieder auf ein erträgliches Maß zurückführte und das Attribut des Sonderrechtsverhältnisses stärkt.
Schließlich könnte man sicher auch wieder mehr Lehrkräfte für den Beruf begeistern, wenn Lehrer -statt sich selbst, die Schüler, die Eltern und die Gesellschaft belügen zu müssen- einen leistungs- und wettbewerbsorientierten Unterrichtsstil fahren dürften. Wenn Kevin in allen Hauptfächern ungenügende Leistungen bringt, tut man niemandem einen Gefallen, ihn trotzdem durchs Abitur zu prügeln. Und wenn Chantalle in allen Fächern außer Sport super ist, muss man ihre Unterrichtszeit nicht damit verschwenden, Kevin bis zur 11. Klasse immer wieder den Dreisatz zu erklären.
Opa:
Weitere bahnbrechende Idee:
Lehrer sollten nicht selbst anteilig für ihre Unterkunft und Verpflegung bezahlen müssen, wenn sie sich den Streß einer Klassenfahrt antun. Stattdessen sollten sie durch (ebenfalls voll bezahlte) externe Aufsichtskräfte unterstützt werden. Z.B. durch Erzieher-Azubis oder Pädagogikstudenten, denen das dann gleichzeitig als Praxisteil anerkannt wird.
Ein Glas Rotwein später noch eine Idee: Koedukation von der 6. bis zur 10. Klasse in den Hauptfächern abschaffen, um den auseinanderklaffenden Bedürfnissen von männlichen und weiblichen Teenis sowie den weiteren durch die Pubertät ausgelösten Unterschiede in Lerntempo, Aufnahmefähigkeit, Sozialverhalten durch abgestimmte pädagogische Konzepte gerecht zu werden.
SuperIngo:
In NRW liegt die Unterrichtszeit zwischen 25,5 und 28 Stunden.
Beamte in NRW haben eine Arbeitszeit von 41 Stunden.
Da, laut diverser Studien, Lehrer an weiterführenden Schulen nun rund 48-50 Stunden pro Woche leisten, kann man von etlichen unbezahlten Überstunden ausgehen.
Von den angeblichen 3 Monaten Ferien mal abgesehen, sind das
bei nur 9 Monaten Arbeitszeit = ca 300 Überstunden!
Da aber viele Kolleginnen und Kollegen nicht 3 Monate FREI haben, wird die Rechnung noch bescheidener.
In den Herbstferien, Osterferien oder Weihnachtsferien, haben wir fast immer Stapel von Klassenarbeiten oder Portfolios oder Praktikumsberichte hier liegen. Wir bekommen Aufträge der Schulleitung Lehrpläne zu überarbeiten, Sitzungen vorzubereiten, zu evaluieren, Kompetenzrahmen zu erstellen usw.
4-5 Tage à 5 Stunden sind da schnell pro 2 Wochen weg.
Und siehe da: Der Lehrkörper muss auch in den Sommerferien planen und vorbereiten. Und Konferenzen starten bei uns auch eher. Die letzte Woche ist Schule angesagt. In der Schule. Verpflichtend! 5 Tage plane ich in den Ferien zusätzlich ein.
Und zack: Eine Lehrkraft, die den Job ordentlich macht, kann in dem Rest der unterrichtsfreien Zeit grad mal die Überstunden abfeiern.
Viele meiner KollegInnen und ich sind eigentlich immer um 7.30 Uhr in der Schule und gehen um 16.00 Uhr. Pausen? HAHA. Da gibt's Besprechungen, Schüler-oder Elterngedpäche, Aufsichten, Mittagspausenaufsicht oder man pendelt in den Pausen zwischen den 11 km entfernten Standorten. Oder man bereitet mal fix den ewigen Vertetungsunterricht vor oder klärt Konflikte zwischen 10 Nationen...
Und NEIN! Wir gehen im Unterricht nicht 30 Minuten Kaffeetrinken!
Oft frühstücke ich erst um 12 und hab kaum Zeit das WC aufzusuchen.
In der Woche sitzt man zu Hause oft bis 21.00 Uhr im Büro.
Auch am Wochenende ist Schule angesagt.
Und da man ja nur 6 Stunden am Tag hat, seit 20 Jahren immer das Selbe herunterleiert, es kein Corona gibt, keine Flüchtlingsproblematik, keine Förderschüler ohne geeignete Unterstützung, ja genau deshalb, und weil wir immer frei haben und der Job überbezahlt ist, sind in NRW keine 8.000 Stellen nicht zu besetzen! Super easy der Beruf in dem man mittlerweile der Arsch für ALLES ist.
Was, wie ich in meinem letzten Post schrieb, natürlich auch für andere Berufsgruppen gelten darf.
Aber Lehrern jetzt noch mehr aufzukloppen wie zum Beispiel mehr Stunden oder größere Klassen, ist unmöglich. Und die Schülerinnen und Schüler sind ebenso in allen Punkten die Leidtragenden dieses Schwachsinns
..
Hier die Studie:
https://www.news4teachers.de/2020/09/arbeitszeitstudie-sieben-tage-woche-ist-fuer-lehrer-obligatorisch-allerdings-ist-die-belastung-im-kollegium-stark-ungleich-verteilt/
quote author=SuperIngo
link=topic=119924.msg273864#msg273864 date=1674917291]
Oha!
Sie wohnen wohl weit hinter der Waldgrenze!!
:o
--- Zitat von: Tagelöhner am 28.01.2023 14:31 ---Sind Lehrer nicht diejenigen mit um die 14 Wochen "Urlaub" bzw. unterrichtsfreier Zeit pro Jahr und einem effektiven Arbeitstag von vielleicht 6 Stunden? Wenn ich mich so an meine Schulzeit zurück erinnere...und wie ernst der ein oder andere verbeamtete Lehrer seinen Lehrauftrag genommen hat. Da wurde Jahr für Jahr standardmäßig das Programm runtergerattert, vielleicht mal kleine Lehrplanänderungen eingebaut. Gerne zu spät zum Unterrichtsbeginn gekommen oder auch mal zwischendurch 20-30 Minuten verschwunden und die Schüler wurden in der Zeit "beschäftigt". Also ich finde das Rumgeheule ziemlich unangebracht, oder will mir jemand erzählen, dass der Beruf plötzlich zu den stressigsten Aufgaben des Öffentlichen Dienstes geworden sein soll? ;D
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