https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/arm-und-reich/wie-attraktiv-der-oeffentliche-dienst-im-vergleich-ist-18821463.htmlTendenziell werden eher einfache Tätigkeiten vom Staat sogar besser bezahlt als von Unternehmen, sagt Bernd Fitzenberger, Präsident des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, das zur Bundesagentur für Arbeit gehört. In Jobs, die eine höhere Qualifikation voraussetzen, lässt sich hingegen in der freien Wirtschaft meist mehr verdienen. Ein Beispiel dafür sind Richter, die zwar auch im Staatsdienst ein gutes Einkommen haben, als Juristen mit sehr gutem Examen in der freien Wirtschaft aber noch viel mehr verdienen könnten.
Den Nachteil bei den Gehältern gleicht der Staatsdienst in solchen Berufen durch andere Vorzüge aus. Der öffentliche Dienst könne mit „höherer Planbarkeit und Arbeitsplatzsicherheit“ punkten, sagt Fitzenberger. Aber auch geregelte Arbeitszeiten und eine bessere Work-Life-Balance seien ein Vorzug, zumal einer, der gerade für jüngere Menschen in den vergangenen Jahren attraktiver geworden sei. Die Pandemie habe dieser Verschiebung der Prioritäten noch einmal einen Schub gegeben.
Trotzdem argumentieren die Arbeitgeber, dass das noch nicht reicht. Sie sind auch deshalb so zögerlich, vor allem die niedrigen Gehaltsgruppen mit hohen Aufschlägen zu bedenken, weil sie bei höher qualifiziertem Personal die größeren Nachwuchsprobleme haben. So hat der viel kritisierte Planungsstau bei öffentlichen Projekten nicht nur mit Einsprüchen der Bürger oder komplizierten bürokratischen Verfahren zu tun. Vorhandenes Geld bleibt auch deshalb oft liegen, weil in den zuständigen Ämtern das Personal fehlt. Da kann Wirtschaftsminister Robert Habeck noch so viele Gesetze zur Planungsbeschleunigung erlassen – ohne einen Bauingenieur in der Behörde geht oft nichts. Auch die stockende Digitalisierung hat nicht nur mit Bedenkenträgerei in den Amtsstuben ihre Ursache, sondern auch in der Schwierigkeit, gute IT-Fachleute für den öffentlichen Dienst zu gewinnen