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[Allg] Amtsangemessenheit der Besoldung im Allgemeinen

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Ozzymandias:
Natürlich ist das keine Frage von amtsangemessener Alimentation, sondern von Ämterwertigkeit.

Der Thread ist vielleicht falsch, allerdings ist der Frust berechtigt. An unserer Hochschule kannst Du im hD nur in der Verwaltung aufsteigen, aber nicht in der Forschung und Lehre, egal wie du dich anstrengst oder welche Veröffentlichungen du raushaust oder wie hervorragend deine Beurteilungen oder Studentenevaluationen sind.  Die meisten Dozenten sind nach der Promotion weiterhin nur E13 oder glücklich A13 a. Z. auf maximal 6 Jahre (Hochschulrecht gibt das her) und werden nach Verstreichen der Frist mit höchster Qualifikation, i. d. R. Habilitation, herauskomplimentiert. Die Relation Habilitierte zu Professorenstellen sorgt dafür, dass die meisten Dozenten aus dem System raufallen. Wenige Glückliche haben eine Dauerstelle und werden bei wirklich hervorragenden Leistungen (also nicht wie die Minister) zu A14 befördert, dann ist definitiv Schluss.

Dabei haben die Beamten es noch gut. Wenn ich an unsere Lehrkräfte für besondere Aufgaben denke (manche sprechen, in der Ironie liegt Wahrheit, von Lehrknechten für besondere Aufgaben). Die müssen die gleiche Ausbildung inklusive Promotion absolvieren, werden aber nur angestellt und verdienen damit weniger als ein verbeamteter Grundschullehrer (der dafür bereits viele Jahre vorher Beamter wird). Selbst einige Habilitierte, die haben im Gegensatz zu den entscheidenden Ministern eine wirklich hochqualifizierende Ausbildung, laufen als Lehrkraft für besondere Aufgaben (gibt halt zu wenig Professuren) noch mit E13 und damit weniger als ein verbeamteter Grundschullehrer rum. Ach ja, und mit einfacher Promotion wirst du natürlich auch nicht eingestellt, die muss schon mindestens "sehr gut" sein. Für eine Habilitandenstelle sogar "hervorragend". Und den Promotionsplatz bekommt du (zumindest zu meiner Zeit war es noch so) ebenfalls nur mit sehr gutem Uni-Master und zu 50 %, du musst ja an der Diss arbeiten (also 50 % Bezahlung, 120 % Lehre und die Diss in der Freizeit, wozu hat man schließlich Urlaub). Wenn ich mir dann noch die Arbeitszeiten ansehe (ich habe meinen Arbeitstag gerade beendet), ist das schon frustrierend. Aber schön die Angestellten gegen die Beamten und die Befristeten gegen die Kollegen mit Dauerstelle ausspielen, das divide et impera hat der Dienstherr verstanden.

Lehrkräfte an Hochschulen unterhalb der Professur haben keine Lobby. Und die Glücklichen, die eine Professur oder Dauerstelle ergattert haben sind im Regelfall einfach froh, aus dem toxischen System raus zu sein. Im Wissenschaftsministerium interessiert man sich (wenn überhaupt) maximal für Personen der W-Besoldung, Mittelbau ist denen vollkommen schnurz. Für meine vielen desillusionierten älteren Kollegen habe ich mittlerweile ein starkes Verständnis. Aber Bastel hat Recht, ich frage mich auch immer, weshalb eigentlich ganz intelligente Menschen dieses Spiel mitmachen.

Was man dagegen tun kann? Meinen Beitrag in den Thread frustrierter Mittelbau verschieben und hoffen, dass das BVerfG den Dienstherren die Alimentation um die Ohren haut. Eine Erhöhung der Ämterwertigkeit an Hochschulen ist Illusion, der letzte dortige Akt war die Umstellung von C- auf W-Besoldung für Professoren und Assistenten, der, meine persönliche Meinung, auch nur das vielbenannte Einsparpotenzial im Hintergrund hatte. Mich würde nicht wundern, wenn das Ministerium eine gesonderte M-Besoldung für Mittelbauer erarbeitet, bei der man nur noch mit der Ehre bezahlt wird, Forschung und Lehre betreiben zu dürfen.

BerndStromberg:
Ich kann deinen Frust voll und ganz nachvollziehen! Aber ganz ehrlich: warum sollte der Dienstherr etwas ändern, solange sich genügend Freiwillige für diesen unterbezahlten bis prekären Mittelbau finden? Wo doch die Mohrrübe der Professur , die am Ende nur wenige tatsächlich bekommen, noch immer dafür ausreicht, dass viele Hoffnungsvolle den Karren eine ganze Weile kostengünstig ziehen. Das ist vielleicht zynisch und ungerecht, aber letztlich alles ein Ergebnis von Angebot und Nachfrage. Oder warum meinst du, hat man umgekehrt in Zeiten des Lehrermangels plötzlich in NRW jedem Grundschullehrer die A13 offeriert? Bestimmt nicht aus reiner Menschenfreundlichkeit oder Wertschätzung…

Und nicht nur der Mittelbau an der Uni hat keine Lobby, sondern der gesamte hD im Tarifbereich. Während im hD der Beamten wenigstens noch irgendwann Abstandsgebot und Mindestalimenation greifen (wenn Karlsruhe es denn irgendwann auch mal entscheidet), müssen sich TVöD 13-15 damit zufrieden geben, was die Gewerkschaften für sie ausverhandeln, deren Mitglieder überwiegend im mD bzw bestenfalls gD arbeiten. Der letzte Tarifabschluss mit unten 15% und oben 8% spricht da Bände…

Saggse:
Die Zustände und Aufstiegsmöglichkeiten im akademischen Mittelbau der Universitäten sollten hinlänglich bekannt sein, und selbst wenn nicht, sollte jemand, der ernsthaft eine Promotion anstrebt und die dafür erforderlichen Voraussetzungen erfüllt, intellektuell in der Lage sein, diese im Vorfeld in Erfahrung zu bringen. Ich weiß nicht, was an anderen Unis üblich ist, aber bei uns wusste man spätestens im Hauptstudium, dass von ein paar ganz wenigen "alten Hasen", die schon 20 und mehr Jahre an der Uni gearbeitet haben, im Grunde alle wissenschaftlichen Mitarbeiter arme Schweine waren: Eine 50%-Stelle, bei der mehr oder weniger erwartet wurde, dass man 100% arbeitet und die Doktorarbeit quasi in seiner Freizeit schreibt. Vereinzelt gab es mal erkennbare Synergien - etwa, wenn die Themen der Seminararbeiten "zufällig" ganz gut zum Thema der Doktorarbeit passten - und sicherlich kriegt man als Student auch nicht alles mit, aber neidisch auf den "tollen Job" war ganz sicher niemand.

Damit will ich nicht sagen, dass ich das alles so gut finde - im Gegenteil: Für Deutschland als Wissenschafsstandort halte ich das für problematisch, aber letztlich ist es eine bewusste, individuelle Entscheidung, in dieses System einzusteigen. Wer meint, dass man mit viel weniger Aufwand als Grundschullehrer im Beamtenverhältnis genauso bezahlt wird, dem steht es jederzeit frei, diesen Weg zu gehen. Im Gegensatz zu wissenschaftlichen Mitarbeitern sind Grundschullehrer vielerorts tatsächlich Mangelware. Allerdings wird man dabei möglicherweise feststellen, dass Sicherheit und gute Bezahlung im Job eben auch nicht alles ist..

Meierheim:
Herzlichen Dank für die nun schon zahlreichen Stellungnahmen zur Situation des Mittelbaus an den Universitäten. Meine Frage hat sich aus einer Diskussion im Rahmen einer Mittelbauversammlung an meiner Universität ergeben. Angesichts dem von der bayerischen Landesregierung vorgesehenen Eingangsamt A13 an Grundschulen stellte sich uns die Frage, ob hier angesichts der Situation an Universitäten nicht einen Verstoß gegen das Alimentationsprinzip nach Art. 33 Abs 5 GG vorliegt. In einem Urteil des Bundesverfassungsgerichts aus dem Jahr 2015 wurde zudem auf die Rolle des "Ansehens in der Gesellschaft" vor allem in Bezug auf die Alimentation von Professorinnen und Professoren an Hochschulen verwiesen. Wir haben u.a. hier folgenden Fall einer Kollegin:
Magisterstudium/Promotion/Habilitation, seit über zehn Jahren unbefristete Mittelbaustelle als LfbA, außerplanmäßige Professorin mit internationalem Forschungsprofil, Abnahme von Staatsprüfungen für das Lehramt an Gymnasien = A13 ohne Aussicht auf eine anstehende Beförderung. Gibt es hierzu eine Rechtsprechung oder muss man das - wie so Vieles an den deutschen Universitäten - damit hinnehmen, dass man seinen Lebensplan ja auch anders hätte gestalten können?     

Bastel:
Dir wurde doch schon erklärt, dass die Ämterbewertung nichts mit der amtsangemessenen Alimentation zu tun hat. Versteh es halt endlich.

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