Beamte und Soldaten > Beamte der Länder
[Allg] Tarifrunde TV-L 2023
Nordlicht97:
--- Zitat von: MasterNoname89 am 06.12.2023 08:21 ---
Das soll kein Freibrief für Ausbeutung der Beamtenschaft sein, aber im Allgemeinen geht es uns finanziell verhältnismäßig gut in der Gesellschaft. Es gibt weitaus viel mehr Menschen, die z.T. härter Arbeiten müssen und dabei am Monatsende nicht mehr wissen, wie sie was zum Essen in den Kühlschrank bekommen bzw. ihre Stromrechnung bezahlen sollen.
Diese Seite kennt man allerdings nur, wenn man tatsächlich auch mal eine andere Seite der Arbeitswelt gesehen hat.
--- End quote ---
Das ist natürlich das Totschlagargument.
Dementsprechend bräuchte sich in Deutschland ja niemand beschweren, den Menschen auf den Müllhalden in Indonesien geht's doch schlechter.
Es geht hier hauptsächlich darum, dass sich an die Verfassung gehalten werden soll.
Würde die Verfassung das nicht hergeben, würde sich hier auch keiner in dem Ausmaße beschweren.
Mal davon ab, dass man mit dem derzeitigen Gehalt im öffentlichen Dienst nicht die Fachkräfte, die man für eine Weiterentwicklung benötigt, bekommt.
Und sollte das so weitergehen, werden wir in 5-10 Jahren enorme Probleme im öffentlichen Dienst bekommen, was dann die gesamte Gesellschaft betreffen wird.
Caesar42:
--- Zitat von: schemelino am 04.12.2023 17:19 ---Funktioniert er so: https://www.sueddeutsche.de/politik/oeffentlicher-dienst-bundeslaender-inflation-tarifrunde-1.6313296
Hier ein paar Ausschnitte:
"Die Haushaltslage ist dramatisch"
3. Dezember 2023, 15:45 Uhr
Der Hamburger Finanzsenator Andreas Dressel (SPD) fordert ein Sondervermögen für Klimaschutz, deutet ein Lohnangebot für den öffentlichen Dienst an - und kritisiert, dass in der Bundespolitik "viel gegackert wird, bevor überhaupt Eier gelegt werden".
Von Alexander Hagelüken und Benedikt Peters
Streiks in Kitas, Schulen, Krankenhäusern: Der Tarifkonflikt im öffentlichen Dienst der Bundesländer spitzt sich zu. Der Hamburger Finanzsenator Andreas Dressel (SPD) warnt vor der womöglich entscheidenden Gesprächsrunde, die von Donnerstag an stattfindet, wegen der Finanzprobleme der Arbeitgeber. Er fordert Konsequenzen aus dem Karlsruher Haushaltsurteil.
Herr Dressel, die Anliegen von Arbeitnehmern müssten Ihnen als Sozialdemokrat am Herzen liegen. Warum stellen Sie Lehrern, Polizisten und anderen Beschäftigten der Bundesländer bisher keine konkrete Lohnerhöhung in Aussicht?
Wir haben den Beschäftigten sehr wohl signalisiert, dass wir zu deutlich stärkeren Lohnerhöhungen als beim letzten Abschluss bereit sind.
Sie haben sich schon zwei Mal mit den Gewerkschaften getroffen, ohne ein Angebot zu unterbreiten - anders als die Bahn, die gleich zum Start ihrer Tarifrunde elf Prozent offeriert.
Zum einen haben wir zu allen Forderungen Möglichkeiten aufgezeigt und zum anderen bin ich froh, dass die Verhandlungen bei uns rationaler geführt werden als in anderen Branchen ...
Sie machen also in der nächsten Verhandlungsrunde am 7. und 8. Dezember ein Angebot?
Wir werden konkreter werden und zusehen, dass Fleisch an den Knochen kommt.
Warum übernehmen Sie nicht den Abschluss von Bund und Kommunen, der Lohnerhöhungen von etwa elf Prozent vorsieht? Das würde die Inflation zum größeren Teil ausgleichen, die Gewerkschaften zufriedenstellen und damit weitere Streiks abwenden.
Der Abschluss ist für uns eine Orientierungsmarke. Aber einfach übernehmen können wir ihn nicht. Beim Bund ist der Anteil der Personalkosten anders als bei uns relativ gering. Und es geht ja nicht nur um die rund 850 000 Angestellten des öffentlichen Dienstes, sondern um weitere 1,2 Millionen Beamte und über 900 000 Pensionäre, auf die der Abschluss übertragen werden soll. Die Forderungen der Gewerkschaften umzusetzen, würde uns über 20 Milliarden Euro kosten - und das jetzt: Die Haushaltslage ist dramatisch
Wenn Sie nur wenig Geld für Lohnerhöhungen ausgeben wollen, wie wollen Sie dann sicherstellen, dass Sie genug Personal finden? Laut Beamtenbund sind 360 000 Stellen unbesetzt. Und durch den Abschluss für Bund und Kommunen verdienen Erzieher, die beim Land angestellt sind, 300 Euro mehr, wenn sie zu einer kommunalen Kita wechseln.
Wir sehen die Notwendigkeit, durch einen guten Abschluss auch Arbeitskräfte zu halten und zu gewinnen. Wir brauchen aber einen für beide Seiten fairen Kompromiss.
Bla bla bla der Kerl sollte weg, so drückt man Dankbarkeit nicht aus.
--- End quote ---
Auf der Seite von destatis:
Steuereinnahmen 2022 summieren sich auf rund 896 Milliarden Euro
Im Jahr 2022 wurden in Deutschland insgesamt 895,7 Milliarden Euro Steuern vor der Steuerverteilung von Bund, Ländern und Gemeinden (Gebietskörperschaften) eingenommen. Gegenüber dem Vorjahr war dies ein Anstieg um 62,5 Milliarden Euro (+7,5 %).
Jammern auf allerhöchstem Niveau....
SwenTanortsch:
Du hast mit einer Ausnahme in allem, was Du schreibst, Recht, Nordlicht. Die Ausnahme ist: Es wird keine fünf bis zehn Jahre dauern, bis die öffentliche Verwaltung enorme Probleme bekommen wird. Denn diese sind bereits nicht nur im Justiz-, Pflege-, Betreuungs- und Bildungswesen vielfach vorhanden, und zwar mittlerweile nicht mehr "nur" in ländlichen Regionen. Die wiederkehrend nicht konkurrenzfähigen Gehälter tun ihr Übriges, wobei wir es nun zunehmend mit Folgeproblemen zu tun bekommen werden, was sich aktuell gerade wieder in der Pisa-Studie zeigt: Das kaputtgesparte System führt dazu, dass die öffentliche Schule ihrer Aufgabe nicht hinreichend nachkommen kann, was die gestern (und bereits in den Jahren zuvor in weiteren Studien) gezeigt Ergebnisse nach sich zieht. Auch diese Ergebnisse werden nicht dazu beitragen junge Menschen zu motivieren, ein Lehramt zu studieren, was den Nachwuchsmangel nur noch vergrößern dürfte. Wer Augen im Kopf hat und darüber ein Hirn müsste spätestens jetzt handeln, wobei Handeln bedeutete, nicht wohlfeile Worte zu finden, sondern die enormen Probleme mit geeigneten Maßnahmen anzugehen.
Die Zahl der Schülerinnen und Schüler in meinem Umfeld, die sich am Ende ihrer Schullaufbahn begeistert darin zeigen, zukünftig ein Lehramt studieren zu wollen, ist - um's mal so auszudrücken - in den letzten Jahren nicht unbedingt deutlich größer geworden, und zwar nicht zuletzt bei jenen, die absehbar hervorragende Lehrkräfte werden könnten. Denn auch (und nicht selten gerade) sie suchen sich nach meiner Erfahrung zunehmend andere Felder, da Teil ihrer offensichtlich hervorstechenden Eigenschaften ist, dass sie bereits in jungen Jahren reflektieren können, dass sie ihren eigenen Ansprüchen in der heutigen Schulwelt mit einiger Wahrscheinlichkeit nicht gerecht werden könnten. Da gerade diese Schülerinnen und Schüler wiederkehrend Trendsetter für andere sind, verstärkt auch das die offensichtliche Abwärtsspirale.
SAS:
--- Zitat von: MasterNoname89 am 06.12.2023 08:21 ---
--- Zitat von: Gabi1978 am 06.12.2023 07:04 ---
Wenn man genau hinhört sind 2 Dinge klar..
1. vor 2025 wird es KEINE Erhöhung der Besoldung geben. Der IFA kommt für uns also mit 1 Jahr Verzögerung und soll die Gemüter (die nicht merken, dass wir mit absoluter Geringschätzung behandelt werden) beruhigen und wenn die weiter steigende Inflation (es wird weiter alles teurer …siehe Benzin ab 2024!) uns das Leben noch schwerer macht, kommen süße 4% oder ähnliches..
2. Die Prozente werden definitiv deutlich unter TVÖD liegen…über dem letzen TVL ist ja echt nicht schwer..bei lächerlichen 2,8%
Fazit: weiter zu wenig Personal und das vorhandene verliert täglich an Kaufkraft
Hey…danke für NICHTS!!!!
--- End quote ---
Es nützt nichts, sich hier vorher in Rage zu schreiben und zu spekulieren, wie schlecht denn das Ergebnis ausfallen wird. Warten wir doch erstmal ab, was bei den Verhandlungen herauskommt.
Die Verhandlungen werden ab morgen fortgeführt und dauern voraussichtlich bis Samstag an. Es sollte jedem Beamten gegeben sein, sich bis dahin in Geduld zu üben. Wenn das Ergebnis am Ende nicht zufriedenstellend ist, kann man immernoch darüber wettern.
Ich glaube nicht, dass es erst ab 2025 zu einer Erhöhung kommt, da
1. Aufgrund der allgemeinen Gegebenheiten das Problem mit der Amtsangemessenheit sich weiter verschärfen wird und dies nachträglich wieder zu großen Problemen in den Haushalten der Länder führt
und
2. man sich auf Arbeitgeberseite sehr wohl darüber bewusst sein sollte, dass man den Abstand zur Bundesbesoldung nicht noch stärker werden lassen kann.
Wenn das Ergebnis nicht zufriedenstellt, kann jeder für sich die daraus notwendigen Konsequenzen ziehen. Notfalls sich ggf. auch zur freien Wirtschaft begeben, wo aufgrund des Fachkräftemangels ein "Arbeitnehmermarkt" herrscht,
Es sollte aber jedem vorher bewusst gewesen sein, dass man als Beamter eben kein Streikrecht hat und damit auch wenig Einfluss auf die entsprechende Besoldung.
Vielleicht muss man sich auch mal Gedanken machen, ob der eigene Lebensstil zur Breschäftigungssituation passt? Zwar möchte ich uns alle nicht abwerten, aber vielleicht passt ja die teure Luxuswohnung im Stadtzentrum und der davorstehende neue Luxus-SUV doch nicht ganz zur Gehaltsklasse des eben fertig gewordenen Bachelorstudenten?!
Das soll kein Freibrief für Ausbeutung der Beamtenschaft sein, aber im Allgemeinen geht es uns finanziell verhältnismäßig gut in der Gesellschaft. Es gibt weitaus viel mehr Menschen, die z.T. härter Arbeiten müssen und dabei am Monatsende nicht mehr wissen, wie sie was zum Essen in den Kühlschrank bekommen bzw. ihre Stromrechnung bezahlen sollen.
Diese Seite kennt man allerdings nur, wenn man tatsächlich auch mal eine andere Seite der Arbeitswelt gesehen hat.
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Man sollte hier nicht vergessen bei den Gehaltsverhandlungen geht es sich nicht darum sich den goldenen Löffel zu verdienen. Es geht sich darum den Reallohnverlust der in den letzten Jahren durch die Inflation entstanden ist wieder auszugleichen. Und die Forderungen liegen noch unterhalb dieses Ziels.
MasterNoname89:
--- Zitat von: Nordlicht97 am 06.12.2023 09:12 ---
--- Zitat von: MasterNoname89 am 06.12.2023 08:21 ---
Das soll kein Freibrief für Ausbeutung der Beamtenschaft sein, aber im Allgemeinen geht es uns finanziell verhältnismäßig gut in der Gesellschaft. Es gibt weitaus viel mehr Menschen, die z.T. härter Arbeiten müssen und dabei am Monatsende nicht mehr wissen, wie sie was zum Essen in den Kühlschrank bekommen bzw. ihre Stromrechnung bezahlen sollen.
Diese Seite kennt man allerdings nur, wenn man tatsächlich auch mal eine andere Seite der Arbeitswelt gesehen hat.
--- End quote ---
Das ist natürlich das Totschlagargument.
Dementsprechend bräuchte sich in Deutschland ja niemand beschweren, den Menschen auf den Müllhalden in Indonesien geht's doch schlechter.
Es geht hier hauptsächlich darum, dass sich an die Verfassung gehalten werden soll.
Würde die Verfassung das nicht hergeben, würde sich hier auch keiner in dem Ausmaße beschweren.
Mal davon ab, dass man mit dem derzeitigen Gehalt im öffentlichen Dienst nicht die Fachkräfte, die man für eine Weiterentwicklung benötigt, bekommt.
Und sollte das so weitergehen, werden wir in 5-10 Jahren enorme Probleme im öffentlichen Dienst bekommen, was dann die gesamte Gesellschaft betreffen wird.
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Ich hoffe dass man mich bzw. meine Position zu der Sache nicht falsch versteht.
Natürlich ist verfassungskonforme Besoldung nicht nur ein Wunsch, sondern einfach die verdammte Pflicht des Gesetzgebers, seine Beamten angemessen und derart zu besolden, dass diese ihr Amt unabhängig und frei ausüben können. Insofern ist es auch ein Unding, dass überhaupt erst gegen die Höhe der Besoldung Widerspruch erhoben bzw. Klage eingereicht werden muss.
ABER: das Urteil erfolgte nicht, weil A13 oder höher weniger Einkommen haben als Ärzte oder freischaffende Anwälte. Es begründet sich rein darauf, dass die untersten Beamten (A4 bzw. A5) unter Umständen nicht mehr den ausreichenden Abstand zur Grundsicherung haben. Alle weiteren Besoldungsgruppen begründen die Amtsangemessenheit auf das Abstandsgebot zwischen den einzelnen Besoldungsgruppen.
Einige Bundesländer umgehen dieses Problem einfach, indem die niedrigste Besoldungsgruppe gestrichen wurde und die betreffenden Beamten in die nächsthöhere Besoldungsgruppe übergeleitet wurden. Am Ende ändert sich dann für alle ab A6 gar nichts mehr, außer dass sie im Grunde genommen degradiert wurden ohne dass man ihnen etwas weggenommen hat.
Keiner soll den Reallohnverlust einfach so hinnehmen, dennoch muss gesagt werden, dass die dramatische Entwicklung im Finanzbereich der letzten beiden Jahre in der Hauptsache die Ärmeren der Gesellschaft getroffen hat und hier die am lautesten krähen, die eigentlich generell keine Probleme haben über die Runden zu kommen.
Das soll nicht heißen, dass man sich mit weniger zufrieden geben soll, aber dennoch muss man hier nicht vorab alles herabwürdigen.
Derzeit kommt noch ausreichend Nachwuchs in unsere Reihen, wie es in den kommenden Jahren aussieht, wird auch von der Entwicklung im Bereich der Gesamtwirtschaft abhängig sein.
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