Liebe Community,
nach sieben Jahren im öffentlichen Dienst als Beamter im höheren Dienst bei der Polizei NRW möchte ich meine Erfahrungen und die Gründe für meinen bevorstehenden Austritt mit euch teilen. Diese Entscheidung fiel mir nicht leicht, aber sie ist das Ergebnis zahlreicher frustrierender Erlebnisse und tiefgehender Überlegungen.
Ein zentraler Punkt ist die Missachtung der Alimentation durch meinen Dienstherrn. Trotz der hohen Verantwortung und des enormen Engagements, das wir bei der Polizei täglich erbringen, bleibt die finanzielle Anerkennung weit hinter den Erwartungen zurück. Während die Lebenshaltungskosten stetig steigen, bleibt die Alimentation nahezu unverändert. Diese Diskrepanz macht es schwer, eine angemessene Lebensqualität zu sichern und langfristig finanziell planen zu können. Es ist schlichtweg enttäuschend, dass unser Einsatz so wenig wertgeschätzt wird.
In meiner Position als Führungskraft stoße ich immer wieder auf massive Mauern. Die Möglichkeiten, meine Mitarbeiter zu fördern und ihnen Entwicklungschancen zu bieten, sind stark eingeschränkt. Die starren Karrierewege lassen kaum Spielraum für individuelle Entwicklung und beruflichen Aufstieg. Dies ist besonders frustrierend für ambitionierte Kollegen und macht es nahezu unmöglich, sie langfristig zu motivieren. Es tut weh, talentierte und engagierte Mitarbeiter zu sehen, die in einem System gefangen sind, das ihre Bemühungen nicht anerkennt.
Der alltägliche Kampf mit übermäßiger Bürokratie erschwert die Arbeit zusätzlich. Unzählige bürokratische Hürden verlangsamen nicht nur unsere Prozesse, sondern ersticken auch innovative Ideen im Keim. Als Führungskraft möchte ich effiziente und innovative Lösungen vorantreiben, doch langwierige Genehmigungsverfahren und starre Strukturen bremsen uns immer wieder aus. Diese Bürokratie lähmt uns und verhindert, dass wir unser volles Potenzial entfalten können.
Die mangelnde Wertschätzung und Anerkennung seitens des Dienstherrn ist ein weiterer schwerwiegender Punkt. Es reicht nicht, nur finanzielle Mittel zu kürzen – auch die emotionale Anerkennung fehlt. Die Arbeit meiner Mitarbeiter und meine eigene werden selten ausreichend gewürdigt, was die Motivation erheblich beeinträchtigt. Es ist demotivierend, wenn der tägliche Einsatz und die Opfer, die wir bringen, nicht gesehen und geschätzt werden. Die unflexiblen Arbeitsstrukturen sind ebenfalls ein großes Problem. Flexible Arbeitszeiten und Homeoffice-Möglichkeiten sind im öffentlichen Dienst noch lange nicht Standard. In einer Zeit, in der Work-Life-Balance und Familienfreundlichkeit immer wichtiger werden, ist dies ein erheblicher Nachteil. Es frustriert mich zutiefst, dass wir hier so weit hinterherhinken.
Besonders besorgniserregend ist der Ausblick auf die kommenden Jahre. Massive Einsparungen stehen bevor, was zu einer weiteren Arbeitsverdichtung führen wird. Als Führungskraft werde ich gezwungen sein, diese zusätzlichen Belastungen meinen Mitarbeitern zu vermitteln, obwohl ich selbst nicht mehr bereit bin, diese Bedingungen zu akzeptieren. Es ist nicht hinnehmbar, dass wir ständig mehr leisten sollen, ohne dass sich unsere Arbeitsbedingungen verbessern. Ich kann und will diese Mehrbelastung nicht länger meinen Mitarbeitern verkaufen, da ich weiß, wie stark sie bereits jetzt unter den aktuellen Bedingungen leiden.
Diese Erfahrungen und die ständige Frustration haben mich zu dem Entschluss gebracht, meine berufliche Zukunft außerhalb des öffentlichen Dienstes zu suchen. Ich brauche ein Umfeld, das meine Fähigkeiten und Leistungen angemessen honoriert und mir sowie meinem Team echte berufliche Perspektiven bietet. Ich hoffe, meine Schilderungen können anderen, die ähnliche Überlegungen anstellen, weiterhelfen.