Autor Thema: Eingruppierung bei Nichtweiterverwendung in der eigentlichen Tätigkeit  (Read 2707 times)

derneue

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Hallo zusammen,
mich erreichte heute folgender Fall:

Ein Mitarbeiter ist in EG xyz eingruppiert und verrichtet Arbeit xyz.

Nun nach mehreren längeren gesundheitlichen Ausfällen ist er ins betriebliche Eingliederungsmanagement gerutscht und soll anderweitig eingesetzt werden.

Nun ist es dort so, dass die Vergütung dort nicht die seinige ist. Bekommt er weiterhin seine ursprüngliche Entgeltgruppe oder wird er auf die neue EG zurück gestuft? 

Organisator

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Die Eingruppierung richtet sich nach den übertragenen Tätigkeiten. Sind andere Tätigkeiten niedriger eingruppiert und werden übertragen, ändert sich auch die Entgeltgruppe des Beschäftigten.

Eingruppierungsrelevante Tätigkeitsänderungen bedürfen jedoch der Zustimmung des Beschäftigten.

derneue

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Danke erstmal für die Antwort.

Nun ist mir niemand bekannt, der einer Rückstufung zustimmen wird.
Muss dann der AG eine passende Stelle finden die der jetzigen Vergütung entspricht?

Tagelöhner

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In der Regel wird in so einem Fall einfach das alte Entgelt zähneknirschend weitergezahlt, da alles andere nur Reibungsverluste und Unruhe reinbringt. Welcher Arbeitnehmer würde schon einer Gehaltsreduzierung zustimmen, und welcher öffentliche Arbeitgeber möchte sich im Falle einer Änderungskündigung einem öffentlichen Rechtstreit aussetzen. Der Arbeitgeber kann die eingruppierungsrelevanten auszuübenden Tätigkeiten im Bedarfsfall einfach so frisieren, dass sich an der Eingruppierung formal nichts ändert. Was der Mitarbeiter dann in der Praxis (oft stillschweigend einvernehmlich geduldet) tatsächlich an Tätigkeiten ausübt ist ja erst ein Problem, wenn eines daraus gemacht wird.

derneue

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Also sieht die Praxis dann so aus, dass der AN alles mögliche ablehnt und die andere Stelle/ Tätigkeit wahrnimmt?

Im Hintergrund wird dann an einer "neuen" Stellenbeschreibung gebastelt, bis sie zur ursprünglichen Tätgikeit passt?

Organisator

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Danke erstmal für die Antwort.

Nun ist mir niemand bekannt, der einer Rückstufung zustimmen wird.
Muss dann der AG eine passende Stelle finden die der jetzigen Vergütung entspricht?

Grundsätzlich ja. Es kann jedoch sein, dass er keine leidensgerechte Tätigkeit in der ursprünglichen Eingruppierung findet - kommt immer auch das Krankheitsbild und die Größe des Arbeitgebers an.

Wenn es eine solche Tätigkeit nicht gibt, wäre eine (Änderungs-)Kündigung denkbar.

Ansonsten finde ich den Gedanken nicht abwegig, dass der Mitarbeiter einer Herabgruppierung zustimmt. Wenn z.B. die aktuelle Tätigkeit oder vergleichbare Tätigkeiten aufgrund des Krankheitsbildes nicht mehr in Frage kommen, wären viele Arbeitnehmer dankbar, wenn ihnen eine andere, ggf. geringer bezahlte Tätigkeit angeboten wird. Alternative wäre nämlich die Arbeitslosigkeit.

MoinMoin

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Danke erstmal für die Antwort.

Nun ist mir niemand bekannt, der einer Rückstufung zustimmen wird.
Mir schon. Wenn Menschen die Belastung der höheren Tätigkeit nicht mehr wollen, z.B.
Zitat
Muss dann der AG eine passende Stelle finden die der jetzigen Vergütung entspricht?
Ja. Und dazu kann der AG den AN zur Not auch quer durch die Kommune an eine andere Dienststelle schicken.
Und ihn dann parallel eine  niedrigere Tätigkeit an seiner alten Dienststelle anbieten.
Oder eine Änderungskündigung machen, weil er keine passende Arbeit mehr für die Person hat.

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Also sieht die Praxis dann so aus, dass der AN alles mögliche ablehnt und die andere Stelle/ Tätigkeit wahrnimmt?

Im Hintergrund wird dann an einer "neuen" Stellenbeschreibung gebastelt, bis sie zur ursprünglichen Tätgikeit passt?

nur, wenn der Arbeitgeber das mit sich machen lässt.

MoinMoin

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Also sieht die Praxis dann so aus, dass der AN alles mögliche ablehnt und die andere Stelle/ Tätigkeit wahrnimmt?

Im Hintergrund wird dann an einer "neuen" Stellenbeschreibung gebastelt, bis sie zur ursprünglichen Tätgikeit passt?

nur, wenn der Arbeitgeber das mit sich machen lässt.
oftmals weil die Personaler mit einem dem sauberen anderen Weg überfordert sind.

Organisator

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Also sieht die Praxis dann so aus, dass der AN alles mögliche ablehnt und die andere Stelle/ Tätigkeit wahrnimmt?

Im Hintergrund wird dann an einer "neuen" Stellenbeschreibung gebastelt, bis sie zur ursprünglichen Tätgikeit passt?

nur, wenn der Arbeitgeber das mit sich machen lässt.
oftmals weil die Personaler mit einem dem sauberen anderen Weg überfordert sind.

Das wäre traurig...

derneue

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Und wie verhält es sich, wenn der AN die eigentliche tätigkeit weiter ausüben will, er aber von der Stelle weg soll, weil die Kollegen wegen den ganzen Ausfällen auf Dauer überlastet sind und die Stelle nicht nachbesetzt werden kann?

cyrix42

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Der Beschäftigte hat Anspruch auf Übertragung von Tätigkeiten, die seiner Entgeltgruppe entsprechen. Der AG hat dies zu gewährleisten. Wenn dies aus gesundheitlichen oder organisatorischen Gründen nicht geht, steht ihm die Option einer (Änderungs-)Kündigung offen. Hier dürften aber im Zweifelsfall die Grenzen recht eng sein, wenn eine Kündigungsschutzklage erhoben wird...

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Und wie verhält es sich, wenn der AN die eigentliche tätigkeit weiter ausüben will, er aber von der Stelle weg soll, weil die Kollegen wegen den ganzen Ausfällen auf Dauer überlastet sind und die Stelle nicht nachbesetzt werden kann?

Dann würde ich ihn zum Amtsarzt schicken um zu prüfen, ob er überhaupt noch für die ursprüngliche Tätigkeit geieignet ist.

derneue

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Aber die gängige Praix ist, dass wie schon beschrieben, zumindest bei großen kommunalen AGbern, das ursprüngliche Gehalt weitergezahlt wird?


Organisator

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Aber die gängige Praix ist, dass wie schon beschrieben, zumindest bei großen kommunalen AGbern, das ursprüngliche Gehalt weitergezahlt wird?

Ich kenne das nicht als gängige Praxis. Und solches tarifwidriges Handeln sollte auch keine Praxis sein.

Unterm Strich sollte sich der Beschäftigte ehrlich machen. Kann und will er weiterarbeiten im bestehenden Job oder muss er sich was ggf. schlechter Bezahltes suchen.