Wenn ich von denen die am meisten leiden rede, dann sind damit die Menschen gemeint, bei denen die kalte Progression am stärksten durchschlägt.
Aber das ist für deine Denkart offenbar nicht deutlich genug von mir herausgearbeitet worden.
Jetzt darfst du mal Raten, wo wir uns da einkommenstechnisch bewegen und welchen Bereich das ist.
Es sind die mit dem zu versteuerndem Einkommen vor dem Progressionspunkt 66.761 €, also wenn das für dich das unterirdische Einkommen sind.
Dort wird die höchste Lohnsteigerung im Verhältnis zur Inflation benötigt, damit der Reallohn nicht sinkt.
Pure Mathematik.
Falsch.
Du hast den Solidaritätszuschlag vergessen (als selbst titulierter "Gutverdiener" solltest du ihn eigentlich aus eigener Erfahrung kennen). Außerdem scheinst du den Begriff "kalte Progression" noch immer nicht vollumfänglich verstanden zu haben, zumindest ausweislich einiger deiner Beiträge.
Der negative Effekt der kalten Progression ist innerhalb der Soli-Gleitzone am ausgeprägtesten (und dort insbesondere am linken Rand), da hier der Unterschied zwischen Grenz- und Durchschnittssteuersatz am größten ist.
Konkret:
- Stell dir vor, ein Unverheirateter hat ein zvE von 70.000 Euro. Darauf muss er inklusive Soli ungefähr 28 Prozent Steuern bezahlen, also rund 19.600 Euro.
- Stell dir weiterhin vor, die Inflation liegt bei vier Prozent. Um dies auszugleichen, erhöht sein Arbeitgeber den Lohn ebenfalls um vier Prozent.
- Brutto verdient er also real exakt genauso viel wie vorher, weil sowohl die Preise als auch sein Gehalt um jeweils vier Prozent gestiegen sind.
- Einziges "Problem": Auf die zusätzlichen vier Prozent (2.800 Euro) muss er nicht 28 Prozent, sondern stattdessen inklusive Soli 47 Prozent (!) Steuern bezahlen.
- Somit zahlt er auf die Gehaltserhöhung nicht 784 Euro, sondern 1.316 Euro Steuern, also 532 Euro "zu viel".
- UND GENAU DAS nennt sich kalte Progression: Das reale Bruttogehalt bleibt exakt gleich, während das reale Nettogehalt um gut 500 Euro sinkt, weil er statt vorher 28 Prozent Steuern jetzt plötzlich 28,73 Prozent Steuern auf sein Gehalt bezahlen muss.
P.S. Hier siehst du grafisch, dass die Soli-Gleitzone letztes Jahr bei einem zvE zwischen knapp 66.000 € und knapp 102.000 € gelegen hat (für dieses Jahr habe ich auf die Schnelle keine Grafik gefunden, also kannst du dir eine marginale Rechtsverschiebung hinzudenken):
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/7/74/ESt_D_Vergleich_Grenz_und_Durchschnittsteuersatz_mit_Solidarit%C3%A4tszuschlag_2020_2023.svg/1920px-ESt_D_Vergleich_Grenz_und_Durchschnittsteuersatz_mit_Solidarit%C3%A4tszuschlag_2020_2023.svg.png