Was bringt es denn, wenn die Pflegekraft dauerhaft über ihre Belastungsgrenze hinaus arbeitet und dann längere Zeit krankheitsbedingt ausfällt oder zum ersten möglichen Termin aus dem Arbeitsleben ausscheidet? Sollen dann die verbliebenen zwei Mitarbeiter für vier arbeiten? Und wenn dann einer Urlaub hat, arbeitet die letzte Pflegekraft einfach 32 Stunden am Tag? Das ist nicht die Lösung.
Bei uns in der Region haben sämtliche ambulante Pflegedienste Aufnahmestopp für neue Patienten verhängt, weil sie schlicht und ergreifend nicht genügend Personal haben und ihre eigenen Leute nicht verheizen wollen. Wenn dauerhaft in lebensbedrohlichen Bereichen wie Feuerwehr oder Rettungsdienst zu wenig Personal ist, müssen die Arbeitgeber Lösungen finden. Vielleicht muss mal ein Haus abbrennen, weil die Feuerwehr eine zu enge Personaldecke hat. Vielleicht passiert dann endlich etwas, weil so lange sich alle mit Überstunden kaputt machen und der Laden läuft, besteht eben kein akuter Handlungsbedarf.
Ich kann dir zumindest sagen, dass wir im TVöD in Hamburg, in bester Lage mit guter Erreichbarkeit, keine neuen, examinierten Pflegekräfte bekommen. Pflegehelfer immer mal wieder, aber echte Fachkräfte unglaublich selten. Deshalb bin ich auch etwas enttäuscht, dass es im Krankenhaus bei dieser Tarifrunde nicht attraktiver gestaltet wird, aber man hofft wohl auf Krankenhausschließungen durch die Reform und Umverteilung des vorhandenen Personals.
Aufgefangen wird es mit Minderbesetzung der Schichten und Zwischendiensten. Dann ist die examinierte Kraft z.B. von 6 bis 10 Uhr alleine für die Station verantwortlich, hat vielleicht Schüler und Helfer an der Seite und um 10 Uhr kommt der Zwischendienst, eine examinierte Kraft, der bis 18 Uhr bleibt. Um 13 Uhr kommt die Ablöse vom Frühdienst. Von 18 bis 21 Uhr arbeitet dieser Spätdienst dann auch alleine bis der Nachtdienst erscheint. Man wird da ein wenig verheizt, selbst wenn wir das "normale" 2-2-1" fahren.
Eine Bettensperre auf Station findet übrigens nicht statt, das kostet dem Haus Geld, wird daher abgelehnt. 30 Betten sind bei uns auf einer Station.
Gleichzeitig kann man inzwischen auch schon nicht mehr Personal einplanen auf einer Station, weil die glorreichen Ausfallkonzepte, die sich das Krankenhaus ausgedacht hat, vorsehen, dass Personal abgezogen wird auf Station ohne Personal. Das sorgt für riesigen Unmut, weil man ist im anderen Fachbereich nicht eingearbeitet und kennt die Abläufe nicht. Aber Hauptsache eine examinierte Pflegekraft ist auf Station, ist ja Pflicht. Deshalb sind wir auch auf unserer Station dazu übergegangen immer nur mit Mindestbesetzung zu planen, was aber unglaublich zerrt, gerade im Frühdienst. Aber so wird immerhin keiner versetzt und wir sammeln relativ wenig Überstunden.
Wenn dann aber kurzfristiger Ausfall passiert, herrscht Chaos. Dann wird verzweifelt gesucht nach Personal. Glücklicherweise wird bei uns sehr selten wie irre jeder angerufen und im Frei belästigt, aber das kennt man auch anders. Wenn die Personalnot noch schlimmer wird, erwarte ich leider auch in der Hinsicht eine Verschlechterung.
Das nur als mein Wort zum Sonntag zum "Lösungen finden". 
Genau das meinte ich. Hier wären 42 Stunden auch nicht die Lösung, da man darüber keine Überstunden abbauen könnte.
Eine Lösung beispielsweise wäre mehr Ausbildungen in Teilzeit anzubieten. Es gibt viele Flüchtlingsmütter, die gerne arbeiten möchten, aber dafür ne Ausbildung brauchen. Arbeit mit Kindern ist aber nur in Teilzeit möglich. Gesetzlich wäre das seit 1.1.2020 möglich und doch bietet das kein Ausbildungsort an - oder ist oft nur für junge Frauen mit Kind vorgesehen. Als ob man ab 25Jahre keine Kinder mehr bekommen kann.
Eine andere Möglichkeit wäre examinierte Pflegefachkräfte (also gelernte nicht ausgelernte) besser zu vergüten und das schließt die Krankenkassen ein. Damit das funktioniert, müssen aber die Ausgaben der gesetzlichen Krankenkassen verändert werden, indem man zum Beispiel alle auf 5 Stück reduziert.
Was sagt eigentlich der TVÖD zu Ausbildung in Teilzeit in Mangelberufen @monkey?