Ver.di hat die Mitglieder in den Krankenhäusern nach Rückmeldungen gefragt. Dies habe ich geschrieben:
Sehr geehrte Damen und Herren,
zunächst danke ich Ihnen, dass Sie die Möglichkeit eines schriftlichen Feedbacks per E-Mail anbieten, da ich am 03. April leider verhindert bin. Ohne große Umschweife…
…muss ich sagen, dass mich die Empfehlung der Schlichtungskommission enttäuscht zurücklässt. Ich bin als Krankenpfleger auf einer Normalstation bei ... tätig, eingruppiert in P7 Stufe 3, und habe das gesamte Verfahren intensiv verfolgt sowie an mehreren Warnstreiks teilgenommen. Lassen Sie mich die Punkte einmal der Reihe nach durchgehen:
Laufzeit: 27 Monate
Unnötig lang. Ein Zeitraum von 24 Monaten wäre ein angemessener Kompromiss zwischen der geforderten Laufzeit von 12 Monaten und dem Angebot von 36 Monaten.
Entgelterhöhung zum 01.04.2025: +3,0 % (mindestens 110 €), zum 01.05.2026: +2,8 %
Wenn diese Berechnungen korrekt sind, dann gehören Pflegekräfte wie ich in P7 und P8 zu den Gruppen mit den geringsten Erhöhungen innerhalb der P-Tabelle. Gerade auf den Normalstationen wird der Personalmangel immer gravierender, und um die Attraktivität des Berufs zu steigern, müssten sowohl die finanziellen Anreize als auch die Arbeitsbedingungen verbessert werden. Beides sehe ich hier nicht.
Zwar wird die Wechselschichtzulage von 155 € auf 250 € angehoben, was in meinem Fall eine zusätzliche Erhöhung des Bruttogehalts um etwa 2 % bedeutet, doch dies reicht nicht aus – insbesondere nicht für jene Bereiche, die nicht im Wechselschichtdienst arbeiten. Auch die auf 90 % angehobene Jahressonderzahlung ändert daran nichts. Insgesamt erkenne ich nicht, wie dieser Vorschlag den Pflegeberuf attraktiver machen soll.
Umwandlung eines Teils der Jahressonderzahlung in drei zusätzliche freie Tage – jedoch nicht für Krankenhäuser
Ehrlich gesagt hielt ich das zunächst für einen schlechten Scherz. Ausgerechnet in dem Bereich, der am dringendsten eine Arbeitszeitreduzierung und Entlastung benötigt, entfällt diese Option. Natürlich muss die Patientenversorgung sichergestellt werden, doch drei zusätzliche freie Tage für eine vermutlich geringe Zahl an Beschäftigten hätten daran nichts geändert. Stattdessen gibt es eine um rund 5 % erhöhte Jahressonderzahlung – in meinem Fall etwa 300 € brutto –, die aber die entgangenen freien Tage in keiner Weise aufwiegt.
Ein zusätzlicher Urlaubstag ab 2027
Zwar spät, aber immerhin eine positive Entwicklung.
Möglichkeit, die Wochenarbeitszeit freiwillig auf bis zu 42 Stunden zu erhöhen
Ich sehe hier die Gefahr, dass diese „freiwillige“ Regelung langfristig zu generellen Arbeitszeiterhöhungen führt, anstatt die Arbeitszeit zu reduzieren. Zudem könnten Arbeitgeber dies bei Neueinstellungen als Druckmittel nutzen – schließlich unterschreibt man einen neuen Vertrag ja "freiwillig" und könnte dann für die ersten 18 Monate gleich 42 Stunden vereinbaren.
Keine bezahlte Pause für Wechselschichtler im Krankenhaus
Dieser Punkt fehlt mir besonders. Ein solcher Ausgleich sollte unbedingt in die Verhandlungen einfließen, gerade weil die Jahressonderzahlung nicht umgewandelt werden kann. Auf Station habe ich ohnehin kaum eine echte Pause, da ständig Patienten, Angehörige, Ärzte oder das Telefon stören. Ein finanzieller Ausgleich wäre daher mehr als fair – zumal andere Wechselschichtbereiche im TVöD diese Regelung längst haben. Ich verstehe nicht, warum ausgerechnet die Pflege hier wieder benachteiligt wird.
Kein Überstundenzuschlag für Teilzeitkräfte
Die Unterscheidung zwischen Mehrarbeit und Überstunden gehört abgeschafft. Wer in Teilzeit arbeitet, hat in der Regel gute Gründe dafür und wird entsprechend eingeplant. Warum für Mehrarbeit kein Zuschlag gezahlt wird, erschließt sich mir nicht.
Option auf betriebliche Langzeitkonten
Ich bezweifle, dass mein Arbeitgeber dies umsetzt, solange der TVöD keine klaren Regeln dafür vorschreibt.
Kein „Meine-Zeit-Konto“, keine generelle Arbeitszeitverkürzung
Die Idee hinter dem „Meine-Zeit-Konto“ fand ich sinnvoll. Schade, dass es in dieser Form nicht erhalten bleibt. Vermutlich wäre es erfolgversprechender gewesen, von Anfang an weniger Stunden zu fordern.
Ich hoffe, meine Rückmeldung wirkt nicht zu direkt oder negativ, aber nach eingehender Beschäftigung mit der Schlichtungsempfehlung wollte ich Ihnen meine ehrliche Einschätzung mitteilen. Mir ist bewusst, dass ich das aus einer persönlichen Perspektive betrachte und dass wirtschaftliche Zwänge – gerade im Krankenhausbereich – eine Rolle spielen. Dennoch hatte ich nach der Umfrage zur Arbeitsbelastung, den daraus resultierenden Ergebnis und dann bei der Forderung nach „Meine-Zeit“ mehr erhofft. Davon ist in der Schlichtung kaum etwas übriggeblieben. Statt einer Verbesserung habe ich eher das Gefühl, dass wir als Pflegekräfte schlechter dastehen als zuvor.
Vielen Dank für Ihre Zeit und Ihr offenes Ohr.
Finde ich auch sehr gut geschrieben.
Besonders die Punkte "Umwandlung eines Teils der Jahressonderzahlung in drei zusätzliche freie Tage – jedoch nicht für Krankenhäuser" und "Keine bezahlte Pause für Wechselschichtler im Krankenhaus" finde ich äußerst schwierig.
Denn.... in meinem Fall ist das noch einmal mehr ein Schuss in den Ofen wie bei dir, monkey.
Ich bin in P9 eingruppiert und erhalte somit überhaupt keinen Ausgleich der JSZ... Ich habe auch extra noch einmal nachgesehen, was ich zurzeit prozentual erhalte.... nämlich 70,48%....
Wie viel bekomme ich dann ab 2026 überhaupt? Das ist auch nicht wirklich klar für mich.
Die Berufsgruppe, die tatsächlich eine krasse Reform bräuchte und die in den nächsten 3-5 Jahren einen enormen Zuwachs an neuen Mitarbeitern benötigen würde, wird benachteiligt und bleibt somit unattraktiv.... und zwar in allen Bereichen.
Denn auch die versprochene (und 2023 von der VKA zugesicherte Praxisanleiter-Zulage ist jetzt auch auf einmal überhaupt kein Thema mehr.... Nur gut, dass meine Klinik hier den Ernst der Lage erkannt hat und uns nun zumindest ein bisschen Geld dafür gibt - denn ansonsten ist diese doch sehr verantwortungsvolle Aufgabe überhaupt nicht vergütet worden...
Insgesamt bin ich gespannt und warte auf den großen Knall..... noch habe ich die Hoffnung nicht aufgegeben und einen langen Atem.... Vielleicht ändert sich die Situation ja für uns, wenn Frau Welge nicht mehr dabei ist und die Lage sich in diesem Jahrzehnt immer weiter zuspitzt....