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Erfahrungen mit Arbeitsplatzüberprüfung – von EG 10 Richtung EG 11/12?

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C4H4N1:

--- Zitat von: Tiffy am 21.04.2025 12:02 ---Das mit den ganzen "Projekten" klingt mir nicht so dauerhaft. Was ist denn, wenn so ein komplexes Projekt, welches meinetwegen auf EG-12-Niveau verortet ist, endet? Wer sagt oder garantiert, dass sofort und immer wieder gleich anspruchsvolle Projekte nachfolgen?

--- End quote ---

Das ist ein berechtigter Einwand – den ich mir auch gestellt habe. Allerdings ist es bei uns so, dass die gesamte Arbeitsstruktur projektbasiert ist. Wir arbeiten durchgehend in Projekten – mal kleinere, mal größere – und es gibt keine klassische Daueraufgabe, wie man sie vielleicht in anderen Bereichen kennt.
Das bedeutet: Auch wenn ein komplexes Projekt endet, folgt im Regelfall nahtlos das nächste. Es handelt sich also nicht um eine „Ausnahmesituation“, sondern um den ganz normalen Arbeitsalltag.

Die Personalstelle argumentiert jedoch genau mit diesem Punkt und möchte keine Zulage nach § 14 TV-L gewähren – mit Verweis darauf, dass es sich eben um „nur vorübergehende Projekte“ handle.
Eine mögliche Lösung, die genannt wurde, ist, dass man mir formell die Vertretung für einen langzeiterkrankten Kollegen in EG 12 überträgt – also über eine Vertretungszulage (§ 14 Absatz 3 TV-L). Der Kollege ist zurzeit langfristig ausgefallen, und ich übernehme faktisch seine Aufgaben, allerdings bisher ohne offizielle Vertretungsregelung.

Langfristig wäre mir eine klare und dauerhafte Bewertung der übertragenden Tätigkeiten natürlich lieber als eine befristete Zulage – aber selbst eine Zwischenlösung wäre zumindest ein Signal der Wertschätzung und ein Schritt in die richtige Richtung.

MoinMoin:

--- Zitat von: C4H4N1 am 21.04.2025 12:31 ---Die Personalstelle argumentiert jedoch genau mit diesem Punkt und möchte keine Zulage nach § 14 TV-L gewähren – mit Verweis darauf, dass es sich eben um „nur vorübergehende Projekte“ handle.
--- End quote ---
Sind die Besoffen?
§ 14 Vorübergehende Übertragung einer höherwertigen Tätigkeit
Nein wir übertragen keine Tätigkeiten vorübergehend bei weil es vorübergehende Projekte sind.
Und warum haben dann die EG12 Ings diese vorübergehenden Tätigkeiten dauerhaft übertragen bekommen?

Absolut unlogisch diese Begründung.

--- Zitat ---Eine mögliche Lösung, die genannt wurde, ist, dass man mir formell die Vertretung für einen langzeiterkrankten Kollegen in EG 12 überträgt – also über eine Vertretungszulage (§ 14 Absatz 3 TV-L).
--- End quote ---
Es gibt keine Vertretungszulage, dass nennt sich auch dort Vorübergehende Übertragung einer höherwertigen Tätigkeit.
In dem Fall ist die Begründung der vorübergehenden Übertragung die Vertretung.
und im anderen Fall wäre das konkrete Projekt die Begründung.


--- Zitat ---Der Kollege ist zurzeit langfristig ausgefallen, und ich übernehme faktisch seine Aufgaben, allerdings bisher ohne offizielle Vertretungsregelung.
--- End quote ---
Das ist Dumm und Falsch.

Entweder du bekommst diese Aufgaben übertragen von der Personalstelle oder du machst sie nicht und dein Vorgesetzter muss den Arsch hochbekommen, dass jemand anderes diese Aufgaben macht, der sie übertragen bekommen hat.

C4H4N1:
Danke dir für die klare und deutliche Einschätzung – genau das habe ich mir auch gedacht.

Die Argumentation der Personalstelle wirkt wirklich wie ein kompletter Zirkelschluss: Man verweigert die Anwendung von § 14 TV-L mit der Begründung, dass es sich nur um vorübergehende Projekte handelt – obwohl genau dafür § 14 geschaffen wurde. Vorübergehende Übertragung höherwertiger Tätigkeiten ist der Sinn der Norm. Ob das nun wegen eines Projekts, einer Vertretung oder sonstigem geschieht, ist unerheblich – solange die Tätigkeit höherwertig und übertragen ist.

Und du hast absolut recht: Die „Vertretungszulage“ ist keine gesonderte Zulagenart, sondern fällt auch unter § 14 – mit der Begründung Vertretung. Dass man da irgendwelche Fantasie-Begriffe ins Spiel bringt, um eine eigentlich klare Tarifvorgabe zu umgehen, ist schlicht irreführend.

Der Punkt mit der faktischen Übernahme ohne offizielle Übertragung ist auch genau mein Problem: Ich mache die Arbeit, aber ohne formale Grundlage – und die Personalstelle duckt sich weg. Und mein Vorgesetzter? Der freut sich, dass es läuft, ohne dass er etwas regeln muss. Dass das tariflich so nicht haltbar ist, scheint keinen zu stören – Hauptsache, es läuft irgendwie.

Deine letzte Aussage bringt’s leider auf den Punkt: Entweder ich bekomme die Aufgaben offiziell übertragen, mit allem was dazugehört – oder ich lass es bleiben. Und dann darf sich die Führungsetage überlegen, wer es macht.

Was mich zusätzlich ärgert: Selbst wenn ich die Aufgaben liegen lasse, weiß ich nicht mal genau, was ich dann eigentlich noch machen soll oder darf. Bei uns wird zwar ständig zwischen „kleineren Projekten“ (die ich angeblich machen soll) und „größeren Projekten“ (die angeblich EG12-relevant sind) unterschieden – aber eine klare Definition, was klein und was groß ist, gibt es nicht. Alles völlig schwammig. Wie soll man sich da bitte rechtssicher und korrekt verhalten?

Danke dir auf jeden Fall für die Rückendeckung – tut gut, das mal so klar von außen gespiegelt zu bekommen.

MoinMoin:
Zunächst muss ich da auch eine kleine Lanze für die VGs brechen.
Die sind ja ebenso mit dem TV Recht überfordert und agieren wie alle nur auf Druck.
Aber wenn sie dir Wohlgesonnen sind, dann kann man das Spiel gemeinsam aufbauen und den personaler den Druck geben.


--- Zitat von: C4H4N1 am 21.04.2025 17:16 ---Was mich zusätzlich ärgert: Selbst wenn ich die Aufgaben liegen lasse, weiß ich nicht mal genau, was ich dann eigentlich noch machen soll oder darf. Bei uns wird zwar ständig zwischen „kleineren Projekten“ (die ich angeblich machen soll) und „größeren Projekten“ (die angeblich EG12-relevant sind) unterschieden – aber eine klare Definition, was klein und was groß ist, gibt es nicht. Alles völlig schwammig. Wie soll man sich da bitte rechtssicher und korrekt verhalten?

--- End quote ---
Eine Taktik ist:
deine Tätigkeit (Projekt) nehmen, von deinem Vorgesetzen schriftlich bestätigen lassen, dass du für dieses Projekt vorgesehen bist.
Mit dieser Email, die Personalstelle konfrontieren und von denen eine Bestätigung einfordern, dass der VG vom AG die Befugnis hat, dass er dir diese Tätigkeiten übertragen darf. Inklusive den Hinweis, dass du diese Tätigkeiten nicht ausüben wirst, wenn nicht in 3 Wochen eben diese Bestätigung vorliegt. Alles in Kopie an deinen Chef (denn eigentlich wäre dies sein Job, das vorher zu klären).
Wenn gefragt wird, was das soll, dann erläuterst du, dass du diese Tätigkeiten nicht ausüben darfst, wenn es höherwertige Tätigkeiten sind und sie nicht vom AG übertragen wurden.
(Denn dein VG darf dir idR keine höherwertige Tätigkeiten übertragen, denn das ist eine Änderung des Arbeitsvertrages und dein VG darf sicherlich keine Arbeitsverträge unterschreiben)

Nach dieser Zeit forderst du deinen Chef auf, dass er dir andere Tätigkeiten zuweist und lässt das Projekt links liegen (ist schwer ich weiß, aber muss sein)

Verwaltung schlägt man mit Verwaltung!

Wenn die Personalverwaltung bestätigt, dass das in Ordnung geht, dann hast und die Tätigkeiten übertragen bekommen und bist höhergruppiert. (Musst dann nur noch darum kämpfen, auch das entsprechende Entgelt überwiesen zu bekommen - anderes Thema)

Wenn aber die Personalverwaltung nicht reagiert, dann hat dein Chef ein Problem, dass die Arbeit liegen bleibt.
Dann gibt es zwei Lösungen: Chef sauer und du darfst nur noch shit kram machen und er sucht einen anderen Deppen der den Job erledigt.
oder
Chef nimmt den Ball auf, fordert die Personalstelle auf, dir die Arbeit zu übertragen (vorläufig oder dauerhaft egal), da ansonsten die Personalstelle für den Schaden der Nichterledigung des Projektes direkt verantwortlich ist.
Skizziert den zu erwartenden (monetären) Schaden und wie gering deine höhere Bezahlung als Mehrkosten dagegen stehen.
(natürlich mit Kopie an der nächst höheren Ebene, denn wer schreibt der Bleibt)

Was passiert dann: Personalstelle knickt ein und erkennt, dass du den Job machen musst und erlaubt es dir und du bekommst dein Geld.

Personalstelle ist bockig.
Cheffe lässt Projekt voll gegen die Wand fahren, dokumentiert den Schaden, der durch die Entscheidung der Personalstelle entstanden ist und meldet den Schaden noch oben und wie er ihn hätte abwenden wollen, aber die Personalstelle es untersagt hat.
(Diesen Weg musste ich tatsächlich nur einmal gehe, seit dem läuft die Kommunikation mit der Personalstelle und Haushaltsstelle sehr gut.)

Natürlich sollte man vorher informell der PStelle genau auf diese Problematik hinweisen und gemeinsam schauen, ob man diesen Schaden abwenden kann.

Funktioniert alles nur, wenn solche Mitarbeiter wie du nicht die Arbeit dann doch machen, ohne das Entgelt zu bekommen.


--- Zitat ---Danke dir auf jeden Fall für die Rückendeckung – tut gut, das mal so klar von außen gespiegelt zu bekommen.

--- End quote ---
Gerne,

troubleshooting:

--- Zitat von: C4H4N1 am 21.04.2025 17:16 ---
Was mich zusätzlich ärgert: Selbst wenn ich die Aufgaben liegen lasse, weiß ich nicht mal genau, was ich dann eigentlich noch machen soll oder darf. Bei uns wird zwar ständig zwischen „kleineren Projekten“ (die ich angeblich machen soll) und „größeren Projekten“ (die angeblich EG12-relevant sind) unterschieden – aber eine klare Definition, was klein und was groß ist, gibt es nicht. Alles völlig schwammig. Wie soll man sich da bitte rechtssicher und korrekt verhalten?


--- End quote ---

Hallo, ich schicke dir dazu mal ein paar Infos als PN. Ist aber leicht zu übersehen, daher hiermit Vorinfo.

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