Um beim Thema zu bleiben, möchte ich Teile des wirklich ausgezeichneten Posts von @rentenonkel nochmals an dieser Stelle wiederholen (wer den vollständigen Inhalt möchte, muss nur ein paar Posts zurückscrollen)
Allerdings kann dies die demografische Unwucht kaum lösen, denn das Volumen der Rentenversicherung war mit 333 Milliarden Euro in 2020 fast so hoch wie der komplette Bundeshaushalt in 2019, der 344 Milliarden Euro betrug.
In 2020 hat der Bund auch ca. 75,8 MIlliarden für Pensionen ausgezahlt.
Wir haben eine Überalterung. Das ist unser Problem!
Ich denke, es wird letztlich jede der von @rentenonkel genannten Stellschrauben bedient werden, da jedes "Drehen" neben dem positiven Effekt auch Nachteile birgt. Und ja, man hätte diesem heutigen Drahtseilakt schon vor 20-30 Jahren ausweichen können - aber damals wie heute gibt es keine "Kugel", um in die Zukunft zu gucken.
Mögliche Stellschrauben
• Erhöhung des Beitragssatzes: Der Beitragssatz wurde mehrfach angepasst....2018 auf 18,6 Prozent .... In der politischen Debatte gilt 20 Prozent als ein Schwellenwert,......Auch unterliegen die eingezahlte Beiträge der Eigentumsgarantie der Versicherten, so dass steigende Beiträge auch einen grundgesetzlich verankerten höheren Rentenanspruch für die jetzigen Beitragszahler bedeuten würde ...
Diese Stellschraube ist kaum noch weiter aus den genannten Nachteil für den Arbeitsmarkt zu drehen. Ich weiß nicht in wie weit es möglich ist einen Teil der Eigentumsgarantie der Versicherten freiwillig (ich denke da an die Generation unter 30 oder sogar noch jünger - müsste man mit einem spitzen Bleistift berechnen) kapitalbasiert und damit auch risikobehaftet anzulegen. Wenn diese Generation in den Ruhestand geht, dürfte der Staat kein Überalterungsproblem (sofern die anderen Stellschrauben bedient wurden) mehr haben und könnte das Risiko u.U. gegenfinanzieren. Man käme damit auf zwei Beine bei der Rente - "Umlage und Kapitalertrag"
• Erweiterung der Beitragszahler: Mit der Einbeziehung weiterer Beitragszahler (Selbständige) könnte kurzfristig die Einnahmenseite erhöht werden. Mittelfristig müssten jedoch daraus wieder Leistungen erwachsen, so dass das Problem nur in die Zukunft verlagert würde. Volkswirtschaftlich könnte die Einbeziehung von Selbständigen jedoch durchaus sinnvoll sein, da das Risiko für Altersarmut bei Selbständigen etwa sieben Mal höher ist als bei anderen Erwerbstätigen und somit die Aufnahme von Selbständigen mittelfristig Ausgaben für Grundsicherung im Alter und Erwerbsminderung einsparen könnte. Diese Gelder könnte man dann wieder als Steuerzuschuss für die Stabilisierung der Rente nutzen.
Es gibt auf Grund der Beitragsbemessungsgrenze eine Rentenhöchstbetrag. Könnte es sich da nicht u.U. ähnlich verteilen, wie bei den Angestellten. Da bekommen scheinbar keine 100.000 Rentner mehr als 3000. EUR. Es ist die Masse und nicht deren außergewöhnliche Höhe der Rentner, die das System gerade stottern lässt.
ABER: das 7x höhere Risiko der Altersarmut muss nicht mehr gemeinschaftlich getragen werden. Wenn ich jetzt an die ganzen Gastronomen/Ladenbesitzer über 50 denke, die den Laden zumachen müssen.... da rollt was auf das SGB zu!
Und: Beamte (nicht aufregen, sondern erst mal lesen!) Zwei System zur Ruhestandzahlung kann sich diese Land auf Dauer weder personalmäßig noch finanziell leisten. Man kann bei der Zusammenführung z.B. darüber nachdenken die Haltelinie bei Beamte nicht bei 48% sondern z.B: bei 70% nach 45 Jahren Einzahlung zu etablieren, usw.. Auch das muss ebenfalls mit eine spitzen Bleistift durchgerechnet werden, um niemanden zu benachteiligen oder mehr zu belasten als andere Gruppierungen, aber auch auf Dauer einparen zu können.
Der Wohlstand soll für alle möglich sein.
• Reduzierung des Rentenniveaus: Der Anstieg des Rentenniveaus wurde durch mehrere Reformen gebremst. Die Nettostandardrente vor Steuern lag im Jahr 2000 bei 52,9 Prozent des durchschnittlichen Jahresentgelts, sank bis 2015 auf 47,7 Prozent und lag 2019 bei 48,0 Prozent, was der zweiten "Haltelinie" entspricht, die im Rentenpaket von 2019 eingeführt wurde. Diese Nettostandardrente bezieht sich auf 45 Versicherungsjahre. Die Renten wurden unter anderem durch den "demografischen Faktor" der Regierung Kohl 1997 und den Nachhaltigkeitsfaktor der Regierung Schröder 2004 gebremst, die beide die demografische Entwicklung in der Rentenanpassungsformel zur jährlichen Rentenanpassung einbringen. Aber auch beispielsweise geringere Anrechnungsmöglichkeiten von Ausbildungsjahren reduzieren das Rentenniveau bei den betroffenen Personen. Erhöht werden sie durch versicherungsfremde Leistungen wie die "Mütterrente", die durch Steueranteile kompensiert werden.
Fremdleistungen wie Mütterrente/DDR-Renten sollten/werden aus Steuern finanziert. Eine weitere Absenkung halte ich für nicht machbar, weil eine zu hohe Zahl der Rentner in die Altersarmut fallen würde. Wenn man jemanden mit 47 (aktuell 46) Beitragsjahren in die Altersarmut schickt stimmt was nicht!
• Anheben des Renteneintrittsalters: Der Rentner-Koeffizient wurde durch das Anheben des formellen Ruhestandsalters von 65 auf 67 Jahre erheblich verändert. ...Es steigert also die Einnahmen und reduziert gleichzeitig die Kosten. Es gibt mehrere Forderungen aus der Wissenschaft und vor allem seitens der Arbeitgeberverbände, das Renteneintrittsalter auch nach dem Jahr 2031 weiter zu erhöhen. Man könnte die Anhebung des Renteneintrittsalters auch die Lebenserwartung koppeln. Allerdings flacht der Anstieg der Lebenserwartung zunehmend ab. In einigen Industrieländern war er während der Corona Krise sogar rückläufig.
Das ist ein elendes Thema! Es gab früher bei weitem mehr Arbeitsplätze, die unweigerlich zu "körperlichen Schäden " führten nur wird das "früher" immer bei der Diskussion um die Anhebung des Rentenalters angeführt. Auch ich habe den "Dackdecker/Fliesenleger" noch vor einiger Zeit angeführt. Inzw. denke ich da anders: es sollte das Eintrittsalter erhöht werden und ein abschlagfreie Rente nach 47 Jahren anbieten , da wir immer älter werden, Gesundheitsvorsorge in der Arbeitswelt verstärkt angeboten wird und der Hilfsmitteleinsatz wie ergonomische Arbeitsplätze eigentlich Standard sind. Alles weitere an notwendiger Frühverrentung sollte die Erwerbsminderungsrente weitestgehend abfangen.
• Steigerung der Erwerbstätigkeit: Der Erwerbstätigen-Koeffizient verändert sich durch die Entwicklung von Arbeitslosigkeit und der Zahl von Nichterwerbspersonen, wenn beispielsweise die Erwerbstätigkeit von Müttern steigt. Er ist zwar politisch beeinflussbar, hängt aber auch von (internationalen) gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen und persönlichen Präferenzen ab. Durch den Rückgang der Arbeitslosenquote von 11,7 in 2005 auf 5,9 in 2020 erhöhte sich der Anteil der Erwerbstätigen deutlich. Dazu ist auch die Anzahl der Erwerbstätigen durch Migration in den Arbeitsmarkt vorwiegend aus der Europäischen Union gestiegen. Gleichzeitig stieg die Müttererwerbstätigkeit deutlich, was vor allem durch den Ausbau der Kinderbetreuung und Ganztagsschulen politisch unterstützt wurde. Auch hat sich die zuvor weit verbreitete Frühverrentung reduziert, der Anteil der Erwerbstätigen im Alter von 55 bis 64 ist erheblich gestiegen und dadurch das effektive Renteneintrittsalter. Auch der Wegfall der Hinzuverdienstgrenzen hat dazu geführt, dass deutlich mehr ältere Menschen erwerbstätig bleiben. Die Aktivrente (bei der bis zu einer bestimmten Summe Einkünfte steuerfrei bleiben sollen) könnte ein weiterer Baustein sein, die Beschäftigungsquote von Rentnern zu erhöhen.
Für mich ist die Migration einer
der Stellschrauben schlichtweg, die uns am wenigsten Kosten würde, wenn Vernunft und die Mentalität des Anpackens in diesem Land wieder Einzug halten würde.
Ein Migrationshintergrund bedeutet nicht, dass die betreffende Person die Sprache nicht spricht, keine Bildung hat, keinen Arbeitsplatz ausfüllen könnte. Ich habe mit Erstaunen festgestellt, dass sich relativ viele Menschen mit Migrationshintergrund in meinem Umfeld befinden. Das war mir bei etlichen z.T. nicht bewußt, weil sie vor 20/25 Jahren als Kinder/Jugendliche nach D gekommen sind. Irgendwie haben sie den Weg zum Akademiker/Geschäftsmann/Meister geschafft und sprechen Deutsch zum großen Teil nicht mit Akzent sondern eher Dialekt. Bei allen war aber eines gleich: sie wurden in der deutschen Sprache in den ersten Jahren in D gefördert und zwar immer von Muttersprachlern.
• Steuerzuschüsse: Der Zuschuss aus Steuermitteln an die Rentenversicherung hat im Jahr 2020 mit 101,8 Milliarden Euro erstmals die Schwelle von 100 Milliarden Euro überschritten............Derzeit ist bspw. die Wiedereinführung der Vermögenssteuer in der politischen Diskussion.
Wie sieht es mit der Schuldenaufnahme dabei aus, die die jüngere Generation dann wieder abtragen darf?
Große Vermögen sind nicht möglich ohne, dass andere nicht über den Tisch gezogen wurden bzw. dafür bluten mußten.
Alleine die Schäden durch Diabetes/Alkohol/usw. Im Lebensmittelsektor bringen aktuell über die Dividende Renditen zw. 3-4 %
und dann wird nochmal im medicalcare-Bereich verdient.
Ich hätte keine Hemmung 2-stellige Millionen-Einnahmen mit dem Spitzensteuersatz zu belegen. Wenn mit Investitionen Arbeitsplätz geschaffen werden, gestiftet wird, etc. dann geht der Satz wie bei jedem anderen runter.
Durch das Zusammenspiel dieser Stellschrauben des Rentensystems wurde der Anstieg des Altenquotienten bis heute ausgeglichen. ....
Im Namen einer ausgewogenen Intergenerationengerechtigkeit müssen sich aus meiner Sicht alle Generationen kurz und mittelfristig auf schmerzhafte Reformen einstellen. Langfristig jedoch wird irgendwann der Zeitpunkt kommen, in dem jedes Jahr die Anzahl der Rentner abnimmt und somit der Druck auf die sozialen Sicherungssysteme spürbar nachlässt. Dann wird sicherlich die Diskussion neu entfachen, an welchen Stellschrauben in die andere Richtung gedreht werden kann.
Ach, da wäre dann vermutlich noch ein Schuldenberg zum Abtragen.
Ich hoffe ja, dass die Jahrgänge, die jetzt in Rente/Pension gehen (dazu gehöre ich dann auch) sich verstärkt engagieren und auch vom Arbeitsmarkt als Arbeitskräfte wahrgenommen und möglichst zahlreich flexibel integriert werden.