Tarifrunde TVöD 2025 - Diskussion I

Begonnen von E15TVL, 09.10.2024 18:47

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Meierheim

Zitat von: KlammeKassen am 12.10.2024 14:39
Zitat von: Herbert Meyer am 12.10.2024 12:26
https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/tarifrunde-im-oeffentlichen-dienst-verdi-co-haben-jeden-bezug-zur-realitaet-verloren-110037919.html

Tarifrunde im öffentlichen Dienst:
Verdi & Co. haben jeden Bezug zur Realität verloren

Kurz nachdem Wirtschaftsminister Habeck eine düstere Prognose abgegeben hat, trumpfen Verdi, DBB Beamtenbund und GEW mit einer saftigen Lohnforderung auf. Sie ist in mehrfacher Hinsicht absurd.

Die Gewerkschaften im öffentlichen Dienst haben jeden Bezug zur ökonomischen Wirklichkeit im Land verloren. Kurz nachdem der Bundeswirtschaftsminister das zweite Schrumpfungsjahr in Folge verkündet hat, trumpfen Verdi, DBB Beamtenbund und GEW mit einer Forderung auf, die sich aus ihrer Sicht auf acht Prozent mehr Lohn summiert – mindestens aber 350 Euro im Monat mehr für 2,5 Millionen Beschäftigte in den Kommunen und beim Bund. Das geht absurd weit über einen Ausgleich der Preissteigerungsrate hinaus, die zuletzt unter zwei Prozent gefallen ist.


Leider kann ich den restlichen Artikel nicht lesen, da ich mir als armer Angestellter lediglich ein Welt-Abo leisten kann (wo in der Regel etwas wohlwollender dem Öffentlichen Dienst gegenüber berichtet wird...)


Sehen zum Glück nicht alle so:

https://www.tagesschau.de/wirtschaft/arbeitsmarkt/oeffentlicher-dienst-gehalt-100.html

zitiert aus eben genanntem Link:
"Ökonomen: "Sportliche" und "robuste" Forderung

In ersten Reaktionen nannten Ökonomen die Forderungen "sportlich" und "robust". Tatsächlich sei eine "wettbewerbsfähige Entlohnung" nötig, um den öffentlichen Dienst attraktiver zu machen, sagte Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank. Er prognostizierte ein deutliches Lohnplus. "Allerdings werden es keine acht Prozent sein. Letzteres gibt die schwache konjunkturelle Situation und die daraus resultierenden geringeren Steuereinnahmen nicht her."

Cyrus de la Rubia, Chefökonom der Hamburg Commercial Bank, sagte, die Forderung sei "sehr robust" und fügte hinzu: "Das ist insofern nachvollziehbar, als die Geldentwertung vielen privaten Haushalten immer noch in den Knochen steckt. Stellt man beispielsweise den Vierjahresvergleich an, sind die Preise heute knapp 20 Prozent höher als Ende 2020.""
... und diesen 20% stehen 12% Lohnerhöhungen im öffentlichen Dienst gegenüber, 8% wäre daher gerade einmal ein Inflationsausgleich.

BVerfGBeliever

Zitat von: Meierheim am 12.10.2024 14:51
... und diesen 20% stehen 12% Lohnerhöhungen im öffentlichen Dienst gegenüber, 8% wäre daher gerade einmal ein Inflationsausgleich.

Dank Verdi's unsäglichem Sockel gilt dies insbesondere für die oberen Entgeltgruppen.

1.) Die Preise sind von 99,7 im Juli 2020 auf 119,8 im Juli 2024 gestiegen, also in vier Jahren um 20,16%.

2.) E03/3 ist von 2.563,61 auf 3.017,99 gestiegen, also um 17,72% -> Lücke von 2,44% (absolut)
3.) E08/4 ist von 3.264,31 auf 3.770,54 gestiegen, also um 15,51% -> Lücke von 4,65%
4.) E11/5 ist von 5.020,49 auf 5.678,44 gestiegen, also um 13,11% -> Lücke von 7,05%
5.) E15/6 ist von 6.921,06 auf 7.748,20 gestiegen, also um 11,95% -> Lücke von 8,21%


[P.S. Ich bin ja einer der "bösen" Beamten. Bei mir ist die Lücke seit 2020 übrigens noch deutlich größer, unter anderem aufgrund einer fixen Zulage, die leider nicht mit der Inflation mitwächst.]

BAT

Zitat von: NelsonMuntz am 12.10.2024 13:05

Ich glaube, wir hatten bereits ventiliert, dass Chemie und Metall die Einkommen ihrer Beschäftigten selbst erwirtschaften müssen. Möglicherweise (so als Gedanke) kann man das nicht so einfach auf den öD übertragen?

Als Bediensteter des Staates solltest Du Deine Vergleichswünsche eher an der Dynamik bei der Besoldungdiskussion ausrichten: Da wird bereits mit dem (verfassungsrechtlichen!) Anrecht auf Familienurlaube, amtsangemessener Neufahrzeuge und sogar Lebensfreude argumentiert.  :o 8)

Du scheinst mir als Verhandlungspartner ähnliche Qualitäten zu haben wie Verdi.

BAT

Zitat von: BVerfGBeliever am 12.10.2024 15:37

[P.S. Ich bin ja einer der "bösen" Beamten. Bei mir ist die Lücke seit 2020 übrigens noch deutlich größer, unter anderem aufgrund einer fixen Zulage, die leider nicht mit der Inflation mitwächst.]

Keine Einsparungen wegen Corona? Ausgehen, Urlaub, Konzerte, etc.?

7567

Ich habe gerade gelesen laut Handelsblatt wollen die Unternehmen im Jahr 2025 die Gehälter um durchschnittlich 3,8% anheben.
Wenn ich mal vermuten darf, wenn die Verhandlungspartner
sich auf folgendes einigen wäre dies realistisch:
3,5% 2025
2,5% 2026
Dieses Ergebnis wäre folglich machbar.
Abwarten.

BVerfGBeliever

Zitat von: BAT am 12.10.2024 16:47
Keine Einsparungen wegen Corona? Ausgehen, Urlaub, Konzerte, etc.?

Selbstverständlich hatte ich in manchen Bereichen Einsparungen. Wobei ich auch während der Corona-Zeit sehr schöne Urlaube gemacht habe, sowohl am Mittelmeer als auch in "fernen Ländern" (und ja, in der Tat teilweise mit deutlich günstigeren Hotelpreisen als davor und danach).

Aber das hat doch absolut nichts damit zu tun, dass die (offiziellen) Preise heute rund 20% höher sind als vor vier Jahren, während die Besoldung in meiner aktuellen Gruppe/Stufe (inklusive Zulage) nur um gut 10% zugelegt hat.

BAT

Achso, du bist Beamter? Das wusste ich nicht.

Dann ist das was Anderes.

NelsonMuntz

Zitat von: BAT am 12.10.2024 16:45
Du scheinst mir als Verhandlungspartner ähnliche Qualitäten zu haben wie Verdi.

Zitat von: BAT am 12.10.2024 16:47
Keine Einsparungen wegen Corona? Ausgehen, Urlaub, Konzerte, etc.?

Ne, da schlägst Du mich mit Deinen Argumentationsqualitäten um Längen. Ich kenne niemanden, der sich mit so viel Inbrunst und Elan GEGEN eine Entgelterhöhung wehrt und für eine Arbeitsverdichtung plädiert ;)

KlammeKassen

@Herbert Meyer

Noch einmal zu diesem FAZ Artikel - ich kann ihn auch nicht lesen; die ersten Zeilen sind aber bezeichnend.

Heike Göbel ist laut Recherchen WIRTSCHATFSjournalistin; wow. Ich glaube, dass die FAZ sie mal entlassen sollte, wenn sie Premium Journalismus anbieten möchte. Was sie da von sich gibt, ist ja vollkommen abstrus.

Klar, Heike, bei jeder Gehaltserhöhung guckt man immer nur, wie viel die Inflation jetzt beträgt. Wenn die Inflation seit dem letzten Abschluss 20 % beträgt und es 1 % Erhöhung gab bei 24 Monaten macht das ja nichts.
Heike sagt: "Das ist ja egal, jetzt ist die Inflation 1,6 %, also reicht das doch für den Ausgleich."

Dass über die letzten Jahre massiv Kaufkraft verloren wurde, ist auch völlig belanglos scheinbar... (eben, weil die Gehaltssteigerungen insgesamt deutlich unter der Inflation lagen). Heike würden sagen: "Ist doch egal, die Inflation ist jetzt ja vorbei."

Scheinbar verstehen wirklich zu wenig Leute das Phänomen der Inflation. Es ist ja ganz nett, dass die Inflation jetzt nicht mehr so hoch ist und die Preise jetzt (im Vergleich zum Vorjahresmonat) nur noch um 1,6 % im Durchshnitt steigen. Sie sollte sich einfach mal die Inflationen der letzten Jahre angucken und sich bewusst machen, dass der Wert sich immer im Vergleich zum Vorjahresmonat bezieht (manchmal wird zusätzlich noch ein Wert zum Vormonat angegeben). Und da hat sich seit 2020 ordentlich was aufgetürmt. Aber das ist irrelevant, nur die jetzige zum Vorjahr merkt man im Portemonnaie, die vorherigen 13, 14 % sind jetzt egal, gut zu wissen  ;)

Wirklicher Premiumjournalismus auf wirtschaftlicher Ebene. Ich hoffe, Maybritt Illner, Markus Lanz oder Sandra Maischberger laden sie bald mal zum Talk ein, das wird bestimmt amüsant.... ;)

BVerfGBeliever

Nur kurz zur Einordnung, der genannte Beitrag ist kein normaler FAZ-Artikel, der neutrale Informationen vermitteln soll (so wie beispielsweise der gestern erwähnte Beitrag zur Besoldung, der durchaus in Ordnung war, siehe https://forum.oeffentlicher-dienst.info/index.php/topic,114508.msg373420.html#msg373420), sondern ein "Kommentar", der explizit die rein persönliche Meinung Frau Göbels ausdrückt.

Unabhängig davon gebe ich euch Recht, dass man sie nochmals zur Nachhilfe schicken sollte (Preise: heute 20% höher als vor vier Jahren, öD-Tarifentgelte: je nach Gruppe deutlich darunter).

Zur ihrer (teilweisen) Ehrenrettung sei vielleicht noch erwähnt, dass sie zumindest mit folgendem Punkt in ihrem Kommentar richtig liegt:

"Ein echtes Problem liegt allerdings in der falschen Tarifstruktur. Die Gewerkschaften pochen auch diesmal auf Sockelerhöhungen. Den geringer Qualifizierten zahlt der Staat auf diese Weise eher zu viel, während er im Wettbewerb um knappe Spitzenkräfte – ohne die es keine Produktivitätsfortschritte geben wird – auf dem Arbeitsmarkt nicht mithalten kann."

Tarifgeist

Zitat von: KlammeKassen am 12.10.2024 19:26
@Herbert Meyer

Noch einmal zu diesem FAZ Artikel - ich kann ihn auch nicht lesen; die ersten Zeilen sind aber bezeichnend.

Heike Göbel ist laut Recherchen WIRTSCHATFSjournalistin; wow. Ich glaube, dass die FAZ sie mal entlassen sollte, wenn sie Premium Journalismus anbieten möchte. Was sie da von sich gibt, ist ja vollkommen abstrus.

Klar, Heike, bei jeder Gehaltserhöhung guckt man immer nur, wie viel die Inflation jetzt beträgt. Wenn die Inflation seit dem letzten Abschluss 20 % beträgt und es 1 % Erhöhung gab bei 24 Monaten macht das ja nichts.
Heike sagt: "Das ist ja egal, jetzt ist die Inflation 1,6 %, also reicht das doch für den Ausgleich."

Dass über die letzten Jahre massiv Kaufkraft verloren wurde, ist auch völlig belanglos scheinbar... (eben, weil die Gehaltssteigerungen insgesamt deutlich unter der Inflation lagen). Heike würden sagen: "Ist doch egal, die Inflation ist jetzt ja vorbei."

Scheinbar verstehen wirklich zu wenig Leute das Phänomen der Inflation. Es ist ja ganz nett, dass die Inflation jetzt nicht mehr so hoch ist und die Preise jetzt (im Vergleich zum Vorjahresmonat) nur noch um 1,6 % im Durchshnitt steigen. Sie sollte sich einfach mal die Inflationen der letzten Jahre angucken und sich bewusst machen, dass der Wert sich immer im Vergleich zum Vorjahresmonat bezieht (manchmal wird zusätzlich noch ein Wert zum Vormonat angegeben). Und da hat sich seit 2020 ordentlich was aufgetürmt. Aber das ist irrelevant, nur die jetzige zum Vorjahr merkt man im Portemonnaie, die vorherigen 13, 14 % sind jetzt egal, gut zu wissen  ;)

Wirklicher Premiumjournalismus auf wirtschaftlicher Ebene. Ich hoffe, Maybritt Illner, Markus Lanz oder Sandra Maischberger laden sie bald mal zum Talk ein, das wird bestimmt amüsant.... ;)
Aber dann bitte nur zusammen mit dem Wirtschafsass Bobby Habeck! Der kann dann nochmal seine Definition von Insolvenz zum Besten geben

Fireball08

Mehr als 2 Prozent werden es bei der wirtschaftlichen Lage in Deutschland eh nicht drin.

Freizeitkicker

Zitat von: Herbert Meyer am 12.10.2024 12:26
https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/tarifrunde-im-oeffentlichen-dienst-verdi-co-haben-jeden-bezug-zur-realitaet-verloren-110037919.html

Tarifrunde im öffentlichen Dienst:
Verdi & Co. haben jeden Bezug zur Realität verloren

Kurz nachdem Wirtschaftsminister Habeck eine düstere Prognose abgegeben hat, trumpfen Verdi, DBB Beamtenbund und GEW mit einer saftigen Lohnforderung auf. Sie ist in mehrfacher Hinsicht absurd.

Die Gewerkschaften im öffentlichen Dienst haben jeden Bezug zur ökonomischen Wirklichkeit im Land verloren. Kurz nachdem der Bundeswirtschaftsminister das zweite Schrumpfungsjahr in Folge verkündet hat, trumpfen Verdi, DBB Beamtenbund und GEW mit einer Forderung auf, die sich aus ihrer Sicht auf acht Prozent mehr Lohn summiert – mindestens aber 350 Euro im Monat mehr für 2,5 Millionen Beschäftigte in den Kommunen und beim Bund. Das geht absurd weit über einen Ausgleich der Preissteigerungsrate hinaus, die zuletzt unter zwei Prozent gefallen ist.


Leider kann ich den restlichen Artikel nicht lesen, da ich mir als armer Angestellter lediglich ein Welt-Abo leisten kann (wo in der Regel etwas wohlwollender dem Öffentlichen Dienst gegenüber berichtet wird...)

Schokobon

Angesichts des eklatanten Fach- und Führungskräftemangels im öffentlichen Dienst ist der Marktwert fähiger Personen für diese Aufgaben erheblich gestiegen. Von einem reinen Inflationsausgleich kann für diese Gruppen in der nächsten Tarifrunde nicht die Rede sein. Hier müssen die Gehälter neu am Markt ausgerichtet werden, um überhaupt mal wieder den Hauch einer Chance auf fähiges Personal zu haben.

Wer erklärt das der Verdi?

FearOfTheDuck

Oder den ÖD-AG?

Verdi kann sich ja mal wieder nicht einmal entscheiden, ob sie nur für ihre Mitglieder oder für alle Beschäftigen im Bereich Bund/Kommunen verhandeln will. Mindestbeitrag und Gewerkschaftsurlaubstag lassen auf Ersteres schließen.