Und weiter geht es mit den Ideen:
https://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/rente-beamte-sollen-laut-pestel-institut-fuenfeinhalb-jahre-laenger-arbeiten-als-arbeiter-a-a5004b44-01ab-4c73-81e2-b499d63447ee
Leider hinter einer Bezahlschranke
Gedächtnisprotokoll, mithilfe eines LLM aufbereitet und sinngemäß wiedergegeben:
Im Sommer entfachte Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche eine Debatte, die das Land seit rund zwei Wochen beschäftigt. In einem Interview erklärte die CDU-Politikerin, die Lebensarbeitszeit müsse verlängert werden – eine Aussage, die breite Empörung auslöste. Ökonomen und Politikerinnen aller Parteien meldeten sich zu Wort. Reiche selbst hält die Diskussion am Laufen, indem sie ihre Forderung auf ihrer Sommerreise durch Deutschland in den vergangenen Tagen mehrfach bekräftigte.
Vor allem innerhalb der eigenen Koalition stieß Reiches Vorstoß auf Widerstand. Arbeitsministerin und Kabinettskollegin Bärbel Bas (SPD) wies die Forderung kürzlich zurück und sprach von einer »Scheindebatte«. Viele Menschen könnten aus gesundheitlichen Gründen bereits das aktuelle Renteneintrittsalter nicht erreichen, so Bas. Eine weitere Anhebung würde demnach dazu führen, dass noch mehr Menschen die Rente nie beziehen.
Hier setzt nun das Pestel-Institut an. In einer dem SPIEGEL vorliegenden Studie thematisieren die Ökonomen des Instituts die Unterschiede in der Lebenserwartung, um das Rentensystem gerechter zu gestalten. Ihr radikaler Vorschlag: Beamte sollten künftig fünfeinhalb Jahre länger arbeiten als Arbeiter, da sie im Durchschnitt entsprechend länger leben. Außerdem plädieren die Wissenschaftler dafür, Geringverdiener bei der Rentenhöhe deutlich besserzustellen.
»Wer weniger verdient, lebt statistisch kürzer. Viele Arbeiterinnen und Arbeiter erreichen das Rentenalter gar nicht, weil sie vorher sterben«, erklärt Matthias Günther, Leiter des Pestel-Instituts. Umgekehrt gelte: Höheres Einkommen gehe statistisch mit einer längeren Lebensdauer einher. »Sie erhalten also nicht nur eine höhere Rente oder Pension, sondern beziehen diese auch deutlich länger. Menschen mit geringem Einkommen dagegen müssen mit einer viel niedrigeren Rente auskommen – und das über einen wesentlich kürzeren Zeitraum«, so Günther.
Zahlen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) aus dem Jahr 2021 belegen diese Unterschiede: Männliche Beamte haben ab dem 65. Lebensjahr im Schnitt eine Lebenserwartung von weiteren 21,5 Jahren, männliche Arbeiter hingegen nur 15,9 Jahre – ein Unterschied von rund fünfeinhalb Jahren. Zwischen männlichen Angestellten und Beamten beträgt die Differenz gut zwei Jahre. Auch das Einkommen spielt eine große Rolle: Männliche Spitzenverdiener leben im Schnitt 6,3 Jahre länger als Geringverdiener. Ökonomen erklären dies unter anderem mit besserem Zugang zu medizinischer Versorgung und einer geringeren körperlichen Belastung im Beruf.
Diese Faktoren würden in der bisherigen Rentendiskussion kaum beachtet, kritisiert Günther. Das bestehende System führe zu massiver Ungerechtigkeit. Viele wohlhabende Rentner – Beamte wie Besserverdiener – hätten im Ruhestand keine finanziellen Sorgen, während etwa Verkäuferinnen oder Friseure mit geringen Bezügen kaum über die Runden kämen. Nicht wenige seien trotz jahrzehntelanger Vollzeitarbeit auf Grundsicherung im Alter angewiesen.
Eine Lösung sei möglich, ohne dass Beamte länger arbeiten müssten, so Günther. Eine »soziale Staffelung« der Renten könne ausreichen: Die Bezüge von Geringverdienern sollten erhöht, die von Besserverdienern dagegen sozial gedämpft werden.