Autor Thema: Tarifrunde TV-L 2025 - Diskussion I  (Read 27171 times)

Rowhin

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Antw:Tarifrunde TV-L 2025 - Diskussion I
« Antwort #90 am: 19.11.2025 08:59 »
Ich habe bei der Verdi-Umfrage 10 % als Basisforderung angegeben. Ich denke nicht, dass dies angesichts der noch nicht ausgeglichenen Inflationswerte aus den Jahren 2020 - 2023 unverschämt wäre, eher noch moderat. Weil dann 5 - 6 % für 12 Monate ein realistischer Kompromiss wären.

So wird es maximal 4 % für 12 Monate geben, bei längerer Laufzeit hat das, was der TVöD erzielt hat, vielleicht sogar ohne JSZ-Erhöhung. Also geht die Schere immer weiter auf...


Ich freue mich, wenn ich ohne was dazuzutun 200-300 EUR mehr bekomme und darauf wird es hinauslaufen. Aber wenn Du die Schere von arm und reich meinst... ja, die wird letztlich immer weiter aufgehen, aber das ist über Tarifverhandlungen überhaupt nicht steuerbar.
Eine Gewerkschaft hat m.M. nach kaum eine Chance daran etwas zu ändern und unter den aktuellen Bedingungen sowieso keine.

Ich denke, hier dürfte es doch eher um die Schere zwischen TVöD und TV-L gehen. Aber bevor wir wieder zwei Seiten lang in die Diskussion anekdotischer Evidenz ("bei uns wechselt niemand zum öd!" "doch, bei uns alle!") gehen...  ;)

Mich würden hier ja wirklich mal verlässliche Abwanderungszahlen und -ziele aus dem TV-L interessieren. Habe ich aber bisher nicht gesehen.

Modulator

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Antw:Tarifrunde TV-L 2025 - Diskussion I
« Antwort #91 am: 19.11.2025 09:01 »
Die Sache ist doch im Grunde ganz einfach, bietet natürlich für uns keine kurzfristige Lösung.

In den nächsten 10 Jahren werden ca 30% der ÖD-Beschäftigten in den Ruhestand gehen.
Wenn man von der durch jahrzehntelangen Stellenabbau verlagerten demoskopischen Verteilung in höhere Altersstufen ausgeht (kein junges Blut kam hinzu), könnten es auch mehr werden.

Durch schlechte Abschlüsse, unattraktive Arbeitsplätze und null Benefits, die bei anderen Arbeitgebern eher zur Regel geworden sind, wird der Attraktivitätsfaktor des ÖD noch weiter sinken.

Im ÖD darfst du z. B. deinen Personalausflug und Weihnachtsfeier komplett selbst bezahlen. Freie Getränke gibt es nicht einmal im Hochsommer. Im ÖD gibt es dafür kein Budget.
In der Arztpraxis einer Verwandten fliegen sie ein Wochenende nach Nordafrika, der Chef gibt häufig Pizza aus,
Kaffee ist natürlich frei. Das macht nicht jeder Arbeitgeber, ist klar. Aber er kann wenn er will.

Unwichtig? Oh doch! In den letzten Jahren hat sich die Stimmung unter den KollegenInnen sehr verschlechtert. Der Zusammenhalt ist arg reduziert. Nach einer gemeinsamen Weihnachtsfeier (selbst finanziert natürlich) wird nicht einmal mehr gefragt. Allenfalls Referatsweise. Weitere Feiern, gibt es kaum. Dienstjubiläum? Urkunde kommt bei Einigen mit der Hauspost. Dieser Zusammenhalt könnte dafür sorgen, dass die Fluktuation geringer bleibt.

Stellenausschreibungen müssen häufig mehrfach erfolgen, vor allem ab dem gehobenen Dienst.
Durch die geringe Anzahl an Bewerbungen ist man schon bereit Abstriche bei der Auswahl zu machen.
Das jemand die Probezeit nicht übersteht, kommt erst seit 6-7 Jahren vor und wird häufiger.

Letztendlich gilt: If you pay peanuts, you get monkeys.

Wenn man sich die Problematik der Rente ansieht, weiß man, das vorausschauendes Handeln der Politik eher ein unterentwickelter Skill ist. Da zählt nur das Hier und Heute.

Eines habe ich für mich entschieden: Ich werde diese Fehler nicht auf Kosten meiner Gesundheit kompensieren.

Knarfe1000

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Antw:Tarifrunde TV-L 2025 - Diskussion I
« Antwort #92 am: 19.11.2025 10:59 »

Ich freue mich, wenn ich ohne was dazuzutun 200-300 EUR mehr bekomme und darauf wird es hinauslaufen. Aber wenn Du die Schere von arm und reich meinst... ja, die wird letztlich immer weiter aufgehen, aber das ist über Tarifverhandlungen überhaupt nicht steuerbar.
Eine Gewerkschaft hat m.M. nach kaum eine Chance daran etwas zu ändern und unter den aktuellen Bedingungen sowieso keine.
Nein, ich meinte die Schere zwischen TVöD und TVL sowie die Schere zwischen der exorbitanten Inflation der letzten 5 Jahre und den Tariferhöhungen.

Faunus

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Antw:Tarifrunde TV-L 2025 - Diskussion I
« Antwort #93 am: 19.11.2025 11:09 »

Ich freue mich, wenn ich ohne was dazuzutun 200-300 EUR mehr bekomme und darauf wird es hinauslaufen. Aber wenn Du die Schere von arm und reich meinst... ja, die wird letztlich immer weiter aufgehen, aber das ist über Tarifverhandlungen überhaupt nicht steuerbar.
Eine Gewerkschaft hat m.M. nach kaum eine Chance daran etwas zu ändern und unter den aktuellen Bedingungen sowieso keine.
Nein, ich meinte die Schere zwischen TVöD und TVL sowie die Schere zwischen der exorbitanten Inflation der letzten 5 Jahre und den Tariferhöhungen.

Diese Schere wird nach den Verhandlungen im Tv-L immer wieder sich verringern bis in der einen oder an deren EG gegenläufig verhalten. Das ist seit Jahren so.


Eines habe ich für mich entschieden: Ich werde diese Fehler nicht auf Kosten meiner Gesundheit kompensieren.

Das ist ein Grund, warum ich im ÖD bin: ich habe eigentlich immer zu Gunsten meiner Gesundheit/meiner Person entschieden und der 3-fache Gehalt würde mich nicht anders entscheiden lassen.
Und die gebotenen "Spielwiesen" fördern die Gesundheit ;)

Zinc

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Antw:Tarifrunde TV-L 2025 - Diskussion I
« Antwort #94 am: 19.11.2025 12:01 »

Ich freue mich, wenn ich ohne was dazuzutun 200-300 EUR mehr bekomme und darauf wird es hinauslaufen. Aber wenn Du die Schere von arm und reich meinst... ja, die wird letztlich immer weiter aufgehen, aber das ist über Tarifverhandlungen überhaupt nicht steuerbar.
Eine Gewerkschaft hat m.M. nach kaum eine Chance daran etwas zu ändern und unter den aktuellen Bedingungen sowieso keine.
Nein, ich meinte die Schere zwischen TVöD und TVL sowie die Schere zwischen der exorbitanten Inflation der letzten 5 Jahre und den Tariferhöhungen.

Diese Schere wird nach den Verhandlungen im Tv-L immer wieder sich verringern bis in der einen oder an deren EG gegenläufig verhalten. Das ist seit Jahren so.


Naja. Der Reallohnverlust wird wieder hoch ausfallen, bei den 2-3 Prozent, die am Ende stehenbleiben werden. Traditionell wird das Ergebnis niedriger als beim TVöD. Keine Ahnung, wie man darauf kommt, dass das Ergebnis für den TVL so übernommen werden wird. Strukturverbessernde Maßnahmen (Stufenlaufzeiten, Zulagen, Fachkräftekomponente) wird es ebenfalls nicht geben, zumindest wurde dies nicht kommuniziert. Also da wird sich kein Abstand verringern, man wird nur wieder gleich zum Abstand davor stehen. Der Super-GAU wäre ein Ergebnis auf 24 Monate.

NelsonMuntz

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Antw:Tarifrunde TV-L 2025 - Diskussion I
« Antwort #95 am: 19.11.2025 12:31 »
... Der Super-GAU wäre ein Ergebnis auf 24 Monate.

Keine Sorge, es werden bestimmt 27, oder sogar 30 Monate. ;) 8)

Kaspar

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Antw:Tarifrunde TV-L 2025 - Diskussion I
« Antwort #96 am: 19.11.2025 13:03 »
Was mich an den Tarifverhandlungen demnächst und in der Vergangenheit stört, dass die Gehaltsgruppen E8-E10 komplett ausgeblendet werden, als wären sie nicht existent.

Admin

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Antw:Tarifrunde TV-L 2025 - Diskussion I
« Antwort #97 am: 19.11.2025 13:05 »
Wir haben zwei Vergleiche der Jahresentgelte TV-L zu TVöD (unter Berücksichtigung der Jahressonderzahlungen) erstellt.
Tabelle 1 sind die Entgeltwerte vor den Tarifrunden TV-L und TVöD 2025, Tabelle 2 ein Vergleich TV-L heute mit TVöD 2026 nach beiden Entgelterhöhungen. Tabelle 2 zeigt damit den "Rückstand" des TV-L den es im Rahmen der beginnenden Tarifrunde TV-L aufzuholen gilt.

https://oeffentlicher-dienst.info/tv-l/tr/2025/vergleich-tvl-tvoed.html


Modulator

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Antw:Tarifrunde TV-L 2025 - Diskussion I
« Antwort #98 am: 19.11.2025 13:43 »
Und immer schön weiter stauchen, bis der Laden zusammenkracht.
Dann ist das Geheule wieder groß.

Faunus

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Antw:Tarifrunde TV-L 2025 - Diskussion I
« Antwort #99 am: 19.11.2025 14:13 »
Und immer schön weiter stauchen, bis der Laden zusammenkracht.
Dann ist das Geheule wieder groß.

Zw. E15/S6 (106.000/a)
und E2/S6 (42.000/a)
liegen satte 64.000/a Unterschied - ohne weitere Guttis, die in den höheren EG viel einfacher zu erreichen sind als in den niedrigeren EG.

Warum die Arbeit eines Handwerksmeisters in EG8/6 (52.100) wesentlich weniger wert sein soll (hier durch Begrifflichkeiten wie "weitere Stauchung" signalisiert wird)  als die eines Bachelors in E10/6 (69.900) hat sich mir persönlich noch nie erschlossen.
Vielleicht auch daher die (angeblich) zu geringen Unterschiede.



InfoPLS

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Antw:Tarifrunde TV-L 2025 - Diskussion I
« Antwort #100 am: 19.11.2025 14:52 »
Das hier zu hohen Prozentzahlen sich immer nur alle beschweren wie wenig Erhöhung sie bekommen ist mir schon ein Rätsel.

Dabei sind wir ziemlich privilegiert. Wir haben einen der sichersten Arbeitsplätze überhaupt, die es gibt. Man muss schon klauen oder Gewalt anwenden, um eine Abmahnung zu erhalten.
Darüber hinaus bekommen wir alle paar Jahre eine Gehaltserhöhung, um Betrag X ohne IRGENDETWAS dafür mehr zu leisten. Einfach so, ohne zu fragen. Und im ÖD arbeitet sich niemand kaputt, sind wir doch mal ehrlich. Also zumindest nicht diejenigen, die unter der W Gehaltsstufe arbeiten. (zumindest in meiner Einrichtung) Mich würde mal interessieren, wie viele dieser Beiträge hier während der Arbeitszeit verfasst worden sind? ;)

Jeder Bekanntenkreis ist logischerweise unterschiedlich. Aber hört euch doch mal um, wann die Mitarbeiter das letzte Mal eine Gehaltserhöhung bekommen haben OHNE zu fragen und ohne vorher ein Mitarbeitergespräch geführt zu haben, in dem festgelegt wird, was die nächsten Ziele sind.
Wenn ihr das wollt. Feel free und geht raus aus dem ÖD. Aber dafür ist man ja eh zu bequem, wenns sich hier so gut maulen lässt  ;)

RoSdt

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Antw:Tarifrunde TV-L 2025 - Diskussion I
« Antwort #101 am: 19.11.2025 14:58 »

Ich freue mich, wenn ich ohne was dazuzutun 200-300 EUR mehr bekomme und darauf wird es hinauslaufen. Aber wenn Du die Schere von arm und reich meinst... ja, die wird letztlich immer weiter aufgehen, aber das ist über Tarifverhandlungen überhaupt nicht steuerbar.
Eine Gewerkschaft hat m.M. nach kaum eine Chance daran etwas zu ändern und unter den aktuellen Bedingungen sowieso keine.
Nein, ich meinte die Schere zwischen TVöD und TVL sowie die Schere zwischen der exorbitanten Inflation der letzten 5 Jahre und den Tariferhöhungen.

Diese Schere wird nach den Verhandlungen im Tv-L immer wieder sich verringern bis in der einen oder an deren EG gegenläufig verhalten. Das ist seit Jahren so.


Naja. Der Reallohnverlust wird wieder hoch ausfallen, bei den 2-3 Prozent, die am Ende stehenbleiben werden. Traditionell wird das Ergebnis niedriger als beim TVöD. Keine Ahnung, wie man darauf kommt, dass das Ergebnis für den TVL so übernommen werden wird. Strukturverbessernde Maßnahmen (Stufenlaufzeiten, Zulagen, Fachkräftekomponente) wird es ebenfalls nicht geben, zumindest wurde dies nicht kommuniziert. Also da wird sich kein Abstand verringern, man wird nur wieder gleich zum Abstand davor stehen. Der Super-GAU wäre ein Ergebnis auf 24 Monate.

Stiller Mitleser schreibt auch mal etwas - hoffe das mit dem Zitat hat geklappt.

Hier wird so oft von Reallohnverlust gesprochen und meist werden sich nur die letzten Jahre angeschaut. Was ist wenn man mal 2016-2025 vergleicht ? Klar gab es einen Reallohnverlust in den super hohen Inflationsjahren. Aber auf 10 Jahre gesehen sind die oberen Gruppen wie zb EG 14 Stufe 3, die die ohne Stärkung der Kaufkraft hier raus gehen mit +0,31 % plus. EG3 Stufe 3 dagege 10,56% plus gegen über der Inflation von 2016-2025 mit 29,14%.  Ich habe ohne Sonderzahlung gerechnet. Aber logischerweise mit Mindestbeträgen,Sockelbetrag und Zinseszins Prozent, weil ich Näherungsrechnung von Kalimaco..? als verzerrend empfand. Naja jedenfalls würde es mich nicht wundern, wenn die unteren EG keine großen Forderungen stellen, weil sie nicht sooo schlecht aufgestellt sind.

NelsonMuntz

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« Antwort #102 am: 19.11.2025 15:01 »
Zw. E15/S6 (106.000/a)
und E2/S6 (42.000/a)
liegen satte 64.000/a Unterschied - ohne weitere Guttis, die in den höheren EG viel einfacher zu erreichen sind als in den niedrigeren EG.

Warum die Arbeit eines Handwerksmeisters in EG8/6 (52.100) wesentlich weniger wert sein soll (hier durch Begrifflichkeiten wie "weitere Stauchung" signalisiert wird)  als die eines Bachelors in E10/6 (69.900) hat sich mir persönlich noch nie erschlossen.
Vielleicht auch daher die (angeblich) zu geringen Unterschiede.

Man kann darüber streiten, ob der Faktor 2,5 zwischen E2 und E15 ausreichend ist. Richtig ist dabei, dass er über die Zeit kleiner geworden ist (und somit ggf. in höheren EG auch Goodies nötig werden lässt).

Das Problem Handwerksmeister vs. Bachelor ist aber eines der EGO und nicht der Tabellenabstände.

Modulator

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« Antwort #103 am: 19.11.2025 15:11 »
Zw. E15/S6 (106.000/a)
und E2/S6 (42.000/a)
liegen satte 64.000/a Unterschied - ohne weitere Guttis, die in den höheren EG viel einfacher zu erreichen sind als in den niedrigeren EG.

Warum die Arbeit eines Handwerksmeisters in EG8/6 (52.100) wesentlich weniger wert sein soll (hier durch Begrifflichkeiten wie "weitere Stauchung" signalisiert wird)  als die eines Bachelors in E10/6 (69.900) hat sich mir persönlich noch nie erschlossen.
Vielleicht auch daher die (angeblich) zu geringen Unterschiede.

Wenn wir im Kommunismus wären, hättest du sicher Recht. Sind wir aber nicht.
Du solltest dir den einen oder anderen Thread zum Thema Sockelbeträge und Auswirkungen auf die höheren Entgeltgruppen und der Attraktivität des ÖD (insbesondere der Länder) durchlesen.

Faunus

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« Antwort #104 am: 19.11.2025 15:42 »
Was hat das mit Kommunismus zu tun?
Stimmt, ich vergaß, der ÖD-AG ist nicht in der Lage nach dem Leistungsprinzip zu bezahlen und zieht auch niemanden für "Teure" Fehlentscheidungen zur Verantwortung. Bleibt nur die "mach-mich-nicht-naß, aber wasch-mich"-Methode" = Sockel und ein biserl %.