Arbeitszeitumfrage Verdi

Begonnen von TV-Ler, 25.04.2019 20:36

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Spid

Wie und ob Arbeit erledigt wird, ist ein reines AG-Problem. Der AN muß einfach nur seinen Urlaub beantragen, der AG muß seine Personalplanung auf die veränderten AN-Ansprüche anpassen.

Addams

Ich bin jemand, der sehr gerne verreist, und auch jede freie Minute dafür nutzt. Und auf meinen Reisen treffe ich regelmäßig Menschen, bei denen diese längeren Freistellungsphasen gang und gäbe sind. Das sind aber in der Tat eigentlich nur Leute, die in der Freien Wirtschaft tätig sind, und nicht im Öffentlichen Dienst.

Ich habe kein üppiges Gehalt, aber in wenigen Jahren abbezahltes Wohneigentum, ab dem Zeitpunkt wären bei mir die 80% problemlos möglich. Zu dem Zeitpunkt hoffe ich, dass der Tarifvertrag Anspruch auf flexiblere Arbeitszeitmodelle ermöglicht. Hier ist dann natürlich der Arbeitgeber in der Pflicht, die Personaldecke so zu halten, dass der Arbeitsablauf aufrechterhalten wird, wenn sich Mitarbeiter in Freistellungsphasen befinden. Und ja, das wird nicht immer einfach sein, aber man kann ja auch Kompromisse finden. Gerade das mobile Arbeiten würde hier viele neue Wege ermöglichen, denn solche Leute finde ich auf meinen Reisen auch immer wieder. Das Thema wird bei uns aber leider noch sehr kleingeschrieben, auch hier setze ich meine Hoffnung in die Zukunft.

MoinMoin

Zitat von: Addams am 05.06.2019 08:30Zu dem Zeitpunkt hoffe ich, dass der Tarifvertrag Anspruch auf flexiblere Arbeitszeitmodelle ermöglicht.
In wiefern verhindert der Tarifvertrag es denn?
Ich bin im TV-L angestellt und könnte ohne Probleme 4 Monate am Stück Urlaub/ZA nehmen, sofern ich die Stunden zusammen habe.

Es liegt doch weniger am TV als daran, dass die Verantwortlichen keine flexibles Modell wollen oder es in Ihren Bereich es nicht umsetzen können.

BAT

Zitat von: Addams am 05.06.2019 08:30

Ich habe kein üppiges Gehalt, aber in wenigen Jahren abbezahltes Wohneigentum, ab dem Zeitpunkt wären bei mir die 80% problemlos möglich.

Geht mir ähnlich mit dem Wohneigentum. Wenn das in einigen Jahren abbezahlt ist, gehe ich defintiv auf die 4-Tage-Woche (28 Stunden oder so), habe damit etwa 46 "Urlaubstage" zusätzlich. Aber halt nicht en bloc. Aber das wäre für mich erst nicht so wichtig.

Für längere Urlaube müsste es da eher allgemeine Konzepte geben als individuelle Konstrukte.

Addams

Zitat von: MoinMoin am 05.06.2019 09:17
Zitat von: Addams am 05.06.2019 08:30Zu dem Zeitpunkt hoffe ich, dass der Tarifvertrag Anspruch auf flexiblere Arbeitszeitmodelle ermöglicht.
In wiefern verhindert der Tarifvertrag es denn?

Er verhindert es insofern, dass explizit kein Anspruch darauf besteht. Über Einzelvereinbarungen/Dienstvereinbarungen wäre es wohl möglich, dies ist bei uns aber nicht der Fall. Ich habe in der Angelegenheit bereits sowohl beim Personalrat als auch beim Personalreferat angefragt, und die Antwort war, dass solche Freistellungsphasen bei uns nur über unbezahlten Sonderurlaub möglich sind.

Fairerweise muss ich aber sagen, dass ich zumindest meine Urlaube (3x im Jahr 3-4 Wochen, immer eine Kombination aus 10 Tagen Erholungsurlaub + X Tage Gleitzeit + X Feiertage) bisher immer problemlos genehmigt bekomme, das ist mir auch schon sehr viel wert! Aber darüber hinausgehende Urlaube/Freistellungen sind mir aktuell nicht möglich, daher hätte ich das Anrecht gerne tariflich flächendeckend verankert.

Kryne

Dieses Recht tariflich verankert würde die AG Seite vor viel zu viele Probleme stellen, wie Spid ja treffend gesagt hat wäre es Sache des AG sich da dann um alles zu kümmern und sowas will der AG natürlich nicht.

Und es würde Verdi in den Verhandlungen auch viel zu viel "kosten" sowas durchzusetzen, wovon nur wenige wirklich profitieren würden, weshalb ich hier mal ganz egoistisch hoffe das es nichts in diese Richtung geben wird und dafür wirklich mal einen echten Ansatz zu einer deutlichen Stundenreduktion auf 36 oder 35.

Wenn man natürlich in der luxuriösen Lage ist abbezahltes Wohneigentum zu haben kann man es sich auch mal leisten auf 80% oder ähnliches zu gehen, sofern möglich. Hier im Großraum FFM kommt man da halt leider nur noch durch Erben dran oder die Kinder müssen es dann mal abbzahlen wenn man ins Gras gebissen hat :D


Addams

Da die Work-Life-Balance mittlerweile ein wichtiger Aspekt bei der Wahl des Arbeitgebers ist, werden die Öffentlichen Arbeitgeber auf Dauer nicht drum herum kommen, dies ebenfalls anzubieten, um attraktiv zu bleiben. Ich bin mir sicher, dass ein Anspruch auf flexiblere Arbeitszeiten mit längeren Freistellungsphasen im Rahmen von Sabbaticals schon bald im Tarifvertrag aufgenommen wird, und ich hoffe, dass dies schon im nächsten Tarifvertrag der Fall sein wird. Wie hier schon geschrieben, ist dies bereits bei den Sparkassen, der Telekom und (zumindest nach Hörensagen) bei der Bundesagentur für Arbeit umgesetzt, ebenso bei anderen großen Gewerkschaften wie IGM und IGBCE.

Wir hatten bei uns vom Arbeitgeber organisierte Workshops, wo Themen wie flexiblere Arbeitszeitmodelle und mobiles Arbeiten behandelt wurden. Die Arbeitgeber wissen also, was auf sie zukommt, und wollen entsprechend gewappnet sein. Spid sagt ja auch, dass die AG ihre Personalplanung auf die veränderten AN-Ansprüche anpassen müssen, und sie werden da nicht drum herum kommen, denn diese neuen Arbeitszeitmodelle werden kommen. Es wäre eine Schande, wenn Verdi das nicht im nächsten Tarifabschluss schon durchsetzt (meine persönliche Meinung).

Kaiser80

M.E. sollte im TVÖD die besch... LoB als Verhandlungsmasse für %-Steigerung und Zeit/Urlaub.

heike2106

Als Beschäftigte im Tarifgebiet Ost mit 40 Stunden bin ich sehr froh, dass das Thema Angleichung an West in der Umfrage endlich zur Sprache kam. Nur die Antwortmöglichkeiten waren beknackt.
Habs nicht mehr so im Kopf, aber das war ungefähr
1. Ja sofort
2. Nein
3. Ja, aber nicht jetzt

??? Waren die Antworten 2 und 3 für Wessis die dem Osten eins reinwürgen wollen?
Für mich ist das ganz klar schon immer ein Verstoß gegen die Gleichbehandlung! Das sollte keine Frage sein, sondern eine Selbstverständlichkeit!

Spid

Abgesehen von dem abwegigen Gleichbehandlungsgeblubber, inwiefern sollte die einzige rationale, weil individuell nutzenmaximierende Antwort für jemanden, der keinen Vorteil aus einer Anpassung von Ost an West hat, dazu dienen, ,,dem Osten eins reinzuwürgen"? Wollen Ossis, die ,,Ja, sofort" antworten, ,,dem Westen eins reinwürgen", weil sie die individualrationale Antwort wählen?

heike2106

Wenn die Frage einen selber nicht betrifft, kann man auch einfach gar nichts antworten oder man zeigt sich solidarisch, drückt seinen Ost-Kollegen die Daumen und antwortet auch mit "Ja, sollte sofort angepasst werden".

So schwer ist es nicht.

Spid

Warum sollte man irrational handeln?

heike2106

Was ist daran irrational?

Nenn mir doch mal eine Begründung, warum man dagegen sein sollte.

Damit auch ich endlich mal verstehe, warum wir im Osten länger arbeiten müssen für aktuell noch weniger Geld im Jahr (durch die niedrigere Jahressonderzahlung) als die West-Beschäftigten.

Spid

Das Ergebnis, das in Tarifverhandlungen erreicht werden kann, ist vom Volumen her begrenzt. Wenn solche Partikularforderungen durchgesetzt werden, geht das zu Lasten des Gesamtergebnisses. Jeder, der nicht von der Partikularforderung profitiert, handelt irrational, wenn er sie unterstützt.

Fireball84

Zitat von: heike2106 am 06.06.2019 09:06
Was ist daran irrational?

Nenn mir doch mal eine Begründung, warum man dagegen sein sollte.

Damit auch ich endlich mal verstehe, warum wir im Osten länger arbeiten müssen für aktuell noch weniger Geld im Jahr (durch die niedrigere Jahressonderzahlung) als die West-Beschäftigten.
Der Angestellte im Tarifgebiet Ost dürfte jedoch im Regelfall ein höheres Monats-Netto-Einkommen haben, als derjenige im Tarifgebiet West.  ;)

Ost:    EG 11/1, Zusatzversorgung "VBL-Ost" = 2061,77 €
West: EG 11/1, Zusatzversorgung "VBL"        = 2050,90 €

Ist das jetzt auch skandalös?