Autor Thema: Tarifrunde TVöD 2025 - Diskussion I  (Read 355662 times)

Herbert Meyer

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Antw:Tarifrunde TVöD 2025 - Diskussion I
« Antwort #1275 am: 11.11.2024 15:40 »
Ob Kranke und Schwache in der Obhut des Staates gut aufgehoben sind mag jeder für sich beurteilen.

Das libertäre "Survival of the Fittest" erlaubt es den Kranken und Schwachen eben auch, bei fehlender Fähigkeit zur Eigenversorgung den (an dieser Stelle ja überaus gerechten) Hungertod zu sterben.

Von der sozialen Marktwirtschaft eines Ludwig Erhard ist das aber grundsätzlich sehr weit entfernt.

Die libertäre Alternative zu staatlichen Versicherungen heißt nicht "Hungertod", sondern "Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit". Dieses Modell wurde auf deutschen Boden auch schon erfolgreich erprobt, nämlich in den Jahrzehnten, bevor Bismarck seine Sozialgesetzgebung auf den Weg gebracht hat, um die Arbeiterschaft enger an den Staat zu binden und politisch nutzbare Abhängigkeiten herzustellen. Aber die geschichtliche und politische Bildung ist in Deutschland allgemein recht gering ausgeprägt, weshalb das "Wissen" über den Libertarismus vor allem durch Links-Grüne-Stammtischparolen geprägt ist.

KlammeKassen

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Antw:Tarifrunde TVöD 2025 - Diskussion I
« Antwort #1276 am: 11.11.2024 15:44 »
Heute versuchen IG Metall und die Arbeitgeber eine Einigung zu finden wenn dies passiert, kann dann auch der Abschluss so in der Art im Tvöd verhandelt werden wie bei den Metallern?
Das heißt das man sich an dem Abschluss orientieren kann?

siehe:

https://www.pressebox.de/pressemitteilung/vereinigung-der-kommunalen-arbeitgeberverbaende-vka/vka-feiert-75-jaehriges-bestehen-und-sorgt-fuer-personelle-kontinuitaet-in-der-spitze/boxid/1223973

Faunus

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Antw:Tarifrunde TVöD 2025 - Diskussion I
« Antwort #1277 am: 11.11.2024 15:49 »
...
Wer anfängt bei 1 Billion Steuereinnahmen p.a. über fehlende Mittel zu klagen und den Finanzminister feuert, um zusätzliche Schulden zu machen, während bereits knapp die Hälfte der staatlichen Einnahmen in die Wohlfahrt fließt, ist evtl. an einer kritischen Masse "sozial" angekommen.

Um deine Flaschinformationen mal zurechtzurücken:

1.) Es sind 36,7%(€179.257.094)  und nicht knapp 50%
2.) Der Löwenanteil mit 1/3 der Summe gibt das Bundesministerium für Arbeit und Soziales für Rente aus und  zusätzlich die Grundsicherung im Alter sowie die Erwerbsminderungsrente. Das macht in Summe ca.  135.000.000.000 aus.

Wir sollten uns ein Beispiel an Österreich nehmen: Bei uns zahlen AG und AN jeweils 9,3 % = 18,6%
und in Österreich AN 10,25 und AG 12,55 = 25%

Kubus

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Antw:Tarifrunde TVöD 2025 - Diskussion I
« Antwort #1278 am: 11.11.2024 15:56 »



Und am Ende des Tages kann sich glaub ich keiner Leisten bzgl. Rente nur auf das Rentensystem zu vertrauen - Private Vorsorge ist hier sehr wichtig.


Hm, private Vorsorge ist wichtig. Korrekt. Aber wie viele Millionen Bürger haben gerade so viel Geld, dass sie ihre monatlichen Ausgaben decken können, was zur Seite legen können, damit sie sich eine neue Waschmaschine, einen neuen Fernseher oder sonst was leisten können. Eventuell noch alle 2-3 Jahre einen kleinen Urlaub.

Willst du denen auch sagen: Ihr müsst privat vorsorgen? Und komm mir bitte nicht mit dem Spruch, Augen auf bei der Berufswahl.

Das Rentensystem ist gescheitet, die private Vorsorge ist für jeden Arbeitnehmer unter 40 Jahren alternativlos.

Zumal es ja am Anfang auch wirklich ausreicht 5-25€ im Monat in ETFs zu investieren, keine Unsummen.
[/quote]

das reicht niemals. Mit dem 10fachen kommst du dann einigermaßen hin, ist aber auch zu viel zu wenig. 200-300€ / Monat sollten es mindestens sein, wenn du sehr früh anfängst (=mit 20).
Was willst du denn mit läppischen 50k in der Rente?

NelsonMuntz

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Antw:Tarifrunde TVöD 2025 - Diskussion I
« Antwort #1279 am: 11.11.2024 16:26 »
... weshalb das "Wissen" über den Libertarismus vor allem durch Links-Grüne-Stammtischparolen geprägt ist.

Der Libertarismus und der (von mir aus auch links-grüne) Kommunismus teilen ein gemeinsames Schicksal: Obwohl sie "eigentlich" hervorragend und zum Wohle aller funktionieren, bla bla bla ...

Das ist es, was die Geschichte in jedem Fall sehr erfolgreich bewiesen hat.

MoinMoin

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Antw:Tarifrunde TVöD 2025 - Diskussion I
« Antwort #1280 am: 11.11.2024 16:30 »
Das Rentensystem ist gescheitet, die private Vorsorge ist für jeden Arbeitnehmer unter 40 Jahren alternativlos.
Ja und nein.
Hätten wir nicht das Rentensystem, dann hätten die vielen DDR Bürger keine Rente.
und nach dem nächsten Black Friday die ETFler keine Altersversorgung.
Das Rentensystem als Umlage Verfahren ist "immer" sicher, aber natürlich nur für die Basics und die private Vorsorge für das Mehr im Alter alternativlos.

Faunus

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Antw:Tarifrunde TVöD 2025 - Diskussion I
« Antwort #1281 am: 11.11.2024 16:48 »
Das Rentensystem ist gescheitet, die private Vorsorge ist für jeden Arbeitnehmer unter 40 Jahren alternativlos.
Ja und nein.
Hätten wir nicht das Rentensystem, dann hätten die vielen DDR Bürger keine Rente.
und nach dem nächsten Black Friday die ETFler keine Altersversorgung.
Das Rentensystem als Umlage Verfahren ist "immer" sicher, aber natürlich nur für die Basics und die private Vorsorge für das Mehr im Alter alternativlos.

So und nicht anders. Die Rente wird in Zukunft immer mehr und irgendwann nur noch die Grundbedürfnisse abdecken wie Wohnen, Nahrung und kleine Annehmlichkeiten wie ne' Kugel Eis im Hochsommer.
Wer als Rentner gerne in Konzerte geht, in den Urlaub fahren will und/oder teure Hobbies unterhält, muss privat zwingend vorsorgen. Das ist aber nichts Neues und war schon vor 20-30 Jahren alle Nase lang als "Rentenlücke" zu lesen/hören.

Weder Tarifverträge noch Parteien sind in der Lage Rentnerträume zu finanzieren. Das muss der Rentern sich schon selbst ansparen oder neben der Rente erarbeiten.
Ist ja auch möglich: Rente beziehen und trotzdem arbeiten.
« Last Edit: 11.11.2024 16:58 von Faunus »

BAT

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Antw:Tarifrunde TVöD 2025 - Diskussion I
« Antwort #1282 am: 11.11.2024 18:10 »
Einspruch.

"Der Staat" hat so viel an Umverteilung eingeführt, dass man durchaus mit einiger mathematischer Wahrscheinlichkeit auch mit schlechter Rente gut umsorgt wird.

So wird natürlich auch eigenverantwortliche Vorsorge eher unterbunden, und wie hier schon angemerkt wurde, inhuman gehandelt.

FearOfTheDuck

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Antw:Tarifrunde TVöD 2025 - Diskussion I
« Antwort #1283 am: 11.11.2024 18:13 »
Heute versuchen IG Metall und die Arbeitgeber eine Einigung zu finden wenn dies passiert, kann dann auch der Abschluss so in der Art im Tvöd verhandelt werden wie bei den Metallern?
Das heißt das man sich an dem Abschluss orientieren kann?

In der Regel passiert das alles völlig unabhängig voneinander. Allerhöchstens könnte man aus dem anderen Abschluss eine grobe Tendenz ablesen.

Herbert Meyer

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Antw:Tarifrunde TVöD 2025 - Diskussion I
« Antwort #1284 am: 11.11.2024 18:18 »
... weshalb das "Wissen" über den Libertarismus vor allem durch Links-Grüne-Stammtischparolen geprägt ist.

Der Libertarismus und der (von mir aus auch links-grüne) Kommunismus teilen ein gemeinsames Schicksal: Obwohl sie "eigentlich" hervorragend und zum Wohle aller funktionieren, bla bla bla ...

Das ist es, was die Geschichte in jedem Fall sehr erfolgreich bewiesen hat.

Es macht immer noch einen Unterschied, ob man nun im Anarchokommunismus leben möchte oder einfach nur bedarfsgerecht libertäre Maßnahmen anwendet, um damit auf konkrete Probleme zu reagieren. Aber was ich halt als ekelhafter Bildungsbürger, dessen Bibliothek von Marx bis von Mises bestückt ist und der im Studium auch den obligatorischen Das Kapital-Lesezirkel besucht hat, sagen wollte: Libertarismus ist schon etwas tiefgründiger als das Gesülze vom Habeck-Stammtisch.

KlammeKassen

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Antw:Tarifrunde TVöD 2025 - Diskussion I
« Antwort #1285 am: 11.11.2024 20:07 »
Heute versuchen IG Metall und die Arbeitgeber eine Einigung zu finden wenn dies passiert, kann dann auch der Abschluss so in der Art im Tvöd verhandelt werden wie bei den Metallern?
Das heißt das man sich an dem Abschluss orientieren kann?

In der Regel passiert das alles völlig unabhängig voneinander. Allerhöchstens könnte man aus dem anderen Abschluss eine grobe Tendenz ablesen.

"Einen weiteren inhaltlichen Schwerpunkt der Mitgliederversammlung bildete die Verabschiedung der „Karlsruher Erklärung". Unter dem Titel „Stärken erhalten, Zukunft gestalten" betonen die kommunalen Arbeitgeber in der Erklärung ihre herausgehobene Rolle bei der Gestaltung attraktiver Arbeitsbedingungen. „Wir stehen für kluge und nachhaltige Antworten auf die Herausforderungen der modernen Arbeitswelt. Wir kombinieren eine leistungsfähige kommunale Daseinsvorsorge mit attraktiven und sicheren Arbeitsplätzen“, erläutert Karin Welge.

Mit Blick auf die bevorstehenden Tarifverhandlungen mit dem öffentlichen Dienst äußerte sich die VKA-Präsidentin besorgt: „Uns ist sehr daran gelegen, die kommunalen Angebote und Leistungen für die Bürgerinnen und Bürger aufrechtzuerhalten. Die finanzielle Situation der Kommunen ist leider sehr ernst und prekär. Daher passen die Forderungen der Gewerkschaften mit ihrem hohen Gesamtvolumen von rund 11 Prozent Mehrkosten überhaupt nicht in diese Zeit. Mehr denn je müssen wir als Sozialpartner beweisen, dass wir in der Lage sind, besonnen und verantwortungsbewusst zu handeln“, so Welge. "

Schokobon

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« Antwort #1286 am: 11.11.2024 20:27 »
Ekelhaftes Gesülze.

Platten

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« Antwort #1287 am: 11.11.2024 20:44 »
...
Wer anfängt bei 1 Billion Steuereinnahmen p.a. über fehlende Mittel zu klagen und den Finanzminister feuert, um zusätzliche Schulden zu machen, während bereits knapp die Hälfte der staatlichen Einnahmen in die Wohlfahrt fließt, ist evtl. an einer kritischen Masse "sozial" angekommen.

Um deine Flaschinformationen mal zurechtzurücken:

1.) Es sind 36,7%(€179.257.094)  und nicht knapp 50%
2.) Der Löwenanteil mit 1/3 der Summe gibt das Bundesministerium für Arbeit und Soziales für Rente aus und  zusätzlich die Grundsicherung im Alter sowie die Erwerbsminderungsrente. Das macht in Summe ca.  135.000.000.000 aus.

Wir sollten uns ein Beispiel an Österreich nehmen: Bei uns zahlen AG und AN jeweils 9,3 % = 18,6%
und in Österreich AN 10,25 und AG 12,55 = 25%

Deshalb habe ich "Wohlfahrt" geschrieben. Dazu zählt auch der soziale Wohnungsbau, (zu geringe) Pauschalen für Krankenversicherungen Erwerbsloser, Milliarden an irgendwelche NGOs und das Musterbeispiel der Fahrradwege in den Anden.

NelsonMuntz

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« Antwort #1288 am: 11.11.2024 21:43 »
Es macht immer noch einen Unterschied, ob man nun im Anarchokommunismus leben möchte oder einfach nur bedarfsgerecht libertäre Maßnahmen anwendet, um damit auf konkrete Probleme zu reagieren. Aber was ich halt als ekelhafter Bildungsbürger, dessen Bibliothek von Marx bis von Mises bestückt ist und der im Studium auch den obligatorischen Das Kapital-Lesezirkel besucht hat, sagen wollte: Libertarismus ist schon etwas tiefgründiger als das Gesülze vom Habeck-Stammtisch.

Der Libertarismus enthält eben auch den "Anarcho-Kapitalismus" - Letzendlich handelt es sich hier doch um eine unheimlich breit gefächerte Philosophie-Schule. Wenn wir aber mal in die Realität blicken und die PKV und die dort implementierten Möglichkeiten beleuchten, schwer Vorerkrankte zu versichern, dann sehen wir eigentlich ganz gut, wie "super" so ein libertäres, marktorientiertes Sozialwesen funktionieren würde.

Welcher "Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit" aus der Zeit vor Bismarck hätte denn einen von Geburt an Blinden unterstützt?

Der Libertarismus als Idee hätte eine Chance, wenn wir sicherstellen, dass alle Menschen von Grund auf die gleichen Möglichkeiten und Fähigkeiten haben. Das ist nur leider nicht der Fall.

... all das rechtfertigt natürlich nicht die überbordende Sozialtransfer-Politik linker Parteien.

FearOfTheDuck

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« Antwort #1289 am: 11.11.2024 23:27 »
Heute versuchen IG Metall und die Arbeitgeber eine Einigung zu finden wenn dies passiert, kann dann auch der Abschluss so in der Art im Tvöd verhandelt werden wie bei den Metallern?
Das heißt das man sich an dem Abschluss orientieren kann?

In der Regel passiert das alles völlig unabhängig voneinander. Allerhöchstens könnte man aus dem anderen Abschluss eine grobe Tendenz ablesen.

"Einen weiteren inhaltlichen Schwerpunkt der Mitgliederversammlung bildete die Verabschiedung der „Karlsruher Erklärung". Unter dem Titel „Stärken erhalten, Zukunft gestalten" betonen die kommunalen Arbeitgeber in der Erklärung ihre herausgehobene Rolle bei der Gestaltung attraktiver Arbeitsbedingungen. „Wir stehen für kluge und nachhaltige Antworten auf die Herausforderungen der modernen Arbeitswelt. Wir kombinieren eine leistungsfähige kommunale Daseinsvorsorge mit attraktiven und sicheren Arbeitsplätzen“, erläutert Karin Welge.

Mit Blick auf die bevorstehenden Tarifverhandlungen mit dem öffentlichen Dienst äußerte sich die VKA-Präsidentin besorgt: „Uns ist sehr daran gelegen, die kommunalen Angebote und Leistungen für die Bürgerinnen und Bürger aufrechtzuerhalten. Die finanzielle Situation der Kommunen ist leider sehr ernst und prekär. Daher passen die Forderungen der Gewerkschaften mit ihrem hohen Gesamtvolumen von rund 11 Prozent Mehrkosten überhaupt nicht in diese Zeit. Mehr denn je müssen wir als Sozialpartner beweisen, dass wir in der Lage sind, besonnen und verantwortungsbewusst zu handeln“, so Welge. "

Ekelhaftes Gesülze.

Absolut. Allein von leistungsfähiger Daseinsvorsorge und attraktiven Arbeitsplätzen im gleichen Satz zu sprechen, ohne einerseits den Zusammenhang zu sehen und gleichzeitig die Missstände bei beidem zu verkennen, zeugt von einer ganz besonderen gelsenkirchschen Rosaroten-Brille.