Autor Thema: Auswirkungen der Mindestlohnerhöhung im öffentlichen Dienst  (Read 51223 times)

Zinc

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Hallöchen und mal eine blöde Frage:

Der Mindestlohn wird steigen, vermutlich noch in diesem Jahr auf 15 Euro (CDU und SPD scheinen sich hierzu einig zu sein). Das bringt ja mehr oder weniger das gesamte Gefüge durcheinander.

Gibt es bei solchen Anpassungen des Mindestlohns auch gleichzeitig Anpassungen in unseren Entgelttabellen? Sofern die unteren Entgeltgruppen "angepasst" werden würden, da beispielsweise eine EG 1 oder EG 2 unter dem Mindeslohn liegt, so würde ja gleichzeitig der Abstand zu den höheren EGs verkleinert werden. In so einem Fall wird in der freien Wirtschaft in der Regel der Facharbeiter ebenfalls eine Lohnerhöhung erhalten.
« Last Edit: 11.03.2025 10:35 von Zinc »

MoinMoin

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Nein, das hat keine direkte oder unmittelbare Auswirkungen auf Menschen, die oberhalb des neuen Mindestlohnes verdienen, egal ob im öD oder in der pW.

Es hat nur Auswirkungen auf deine Verhandlungsposition wenn du verhandelst.

und erst Recht hat es keine Auswirkung auf die EG2er, die liegen drüber (nach dem aktuellen Tarifabschluß)

Casa

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Zitat
In so einem Fall wird in der freien Wirtschaft in der Regel der Facharbeiter ebenfalls eine Lohnerhöhung erhalten.

Und das weißt du woher?


Zitat
und erst Recht hat es keine Auswirkung auf die EG2er, die liegen drüber (nach dem aktuellen Tarifabschluß)

Aktuell liegt die E2 im TVöD 17 € unter dem Monatsdurchschnitt von 173,3 Stunden. Nach dem neuen Tarifabschluss wird sich das ändern.
Gib mir ein Minus, wenn dir meine Beiträge gefallen. :-)

Zinc

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Zitat
In so einem Fall wird in der freien Wirtschaft in der Regel der Facharbeiter ebenfalls eine Lohnerhöhung erhalten.

Und das weißt du woher?


Das war doch das letzte Mal schon so und diesmal ist der Sprung viel höher. Um den Lohnabstand zu wahren, werden dann viele nicht drumherum kommen.

Casa

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Zitat
Das war doch das letzte Mal schon so und diesmal ist der Sprung viel höher. Um den Lohnabstand zu wahren, werden dann viele nicht drumherum kommen.

E1er gibt es meines Wissens nicht. In meinem Bundesland und meiner größeren Gemeinde gibt es keine E1er. Es gibt beim Land gerade mal 9 E2er und in der Gemeinde sind 1% aller Beschäftigten in der E2. Die E2er verdienen spätestens nach Tarifabschluss über Mindestlohn. Der Abstand zwischen E2 und E3 usw. verringert sich nicht.
Gib mir ein Minus, wenn dir meine Beiträge gefallen. :-)

Schmitti

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Eine grundsätzliche Auswirkung einer jeden Erhöhung des Mindestlohns ist ja ganz simpel: Es wird einiges mal wieder teurer. Mal ein paar frische Erdbeeren u.a. landwirtschaftliche Erzeugnisse vom Hof kaufen, Gastrobesuche... Manch Politiker und wohl auch Gewerkschafter denkt zwar, eine Erhöhung der Kosten eines Arbeitgebers zwingt diesen dazu, mal mit der Wimper zu zucken und das notwendige Geld einfach aus dem Ärmel zu schütteln, aber Lebensrealität ist halt: Alles wird auf den Endkunden umgelegt. Und wenn dem EG1er oder 2er die Lebenshaltungskosten weiter steigen, wird das in den Tarifverhandlungen, entsprechende Geistesblitze bei den Verhandlungspartnern vorausgesetzt, auch irgendwann ankommen (müssen).
Die Abstände der Gruppen untereinander haben im ÖD schon ewig nicht mehr so interessiert, wie es zur Personalfindung und -bindung in den oberen Bereichen mal geboten wäre. Da wird sich auch in dieser Runde nicht viel tun.

MoinMoin

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Das war doch das letzte Mal schon so und diesmal ist der Sprung viel höher. Um den Lohnabstand zu wahren, werden dann viele nicht drumherum kommen.

E1er gibt es meines Wissens nicht. In meinem Bundesland und meiner größeren Gemeinde gibt es keine E1er. Es gibt beim Land gerade mal 9 E2er und in der Gemeinde sind 1% aller Beschäftigten in der E2. Die E2er verdienen spätestens nach Tarifabschluss über Mindestlohn. Der Abstand zwischen E2 und E3 usw. verringert sich nicht.
Doch gibt es kann man alles nachlesen in den Statistiken.
Aber in Land und Bund kaum, mehrheitlich in den Kommunen

Rowhin

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Das war doch das letzte Mal schon so und diesmal ist der Sprung viel höher. Um den Lohnabstand zu wahren, werden dann viele nicht drumherum kommen.

E1er gibt es meines Wissens nicht. In meinem Bundesland und meiner größeren Gemeinde gibt es keine E1er. Es gibt beim Land gerade mal 9 E2er und in der Gemeinde sind 1% aller Beschäftigten in der E2. Die E2er verdienen spätestens nach Tarifabschluss über Mindestlohn. Der Abstand zwischen E2 und E3 usw. verringert sich nicht.
Doch gibt es kann man alles nachlesen in den Statistiken.
Aber in Land und Bund kaum, mehrheitlich in den Kommunen

Als Beispiel mal hier die Zahl von 125.100 in E1/E2/E2Ü, Stand 2023. Davon 24.500 in E1 und 100.600 in E2/E2Ü.

Bodycount02

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Eine grundsätzliche Auswirkung einer jeden Erhöhung des Mindestlohns ist ja ganz simpel: Es wird einiges mal wieder teurer. Mal ein paar frische Erdbeeren u.a. landwirtschaftliche Erzeugnisse vom Hof kaufen, Gastrobesuche... Manch Politiker und wohl auch Gewerkschafter denkt zwar, eine Erhöhung der Kosten eines Arbeitgebers zwingt diesen dazu, mal mit der Wimper zu zucken und das notwendige Geld einfach aus dem Ärmel zu schütteln, aber Lebensrealität ist halt: Alles wird auf den Endkunden umgelegt. Und wenn dem EG1er oder 2er die Lebenshaltungskosten weiter steigen, wird das in den Tarifverhandlungen, entsprechende Geistesblitze bei den Verhandlungspartnern vorausgesetzt, auch irgendwann ankommen (müssen).
Die Abstände der Gruppen untereinander haben im ÖD schon ewig nicht mehr so interessiert, wie es zur Personalfindung und -bindung in den oberen Bereichen mal geboten wäre. Da wird sich auch in dieser Runde nicht viel tun.

Die Frage ist halt immer "was war zuerst, die Henne oder das Ei". ICh sehe eine Erhöhung des Mindestlohns eher als Folge von gestiegenen Preisen. Kann man aber natürlich auch andersrum sehen, aber wg. 15Euro Mindestlohn sollte das Schnitzel in der Kneipe net 10€ teurer werden und auch die Erdbeeren sollten noch erschwinglich sein. Nur weil der völlig verblödete Bauernverbandspräsident mal wieder quarkt, sollte man nicht alles glauben. Der hatte schon bei 8,50€ angekündigt, dass es bald keine deutschen Äpfel mehr gibt und sich gleichzeitig beschwert, dass man keine polnischen Erntehelfer für den Spargel bekommt, weil die in England seinerzeit mehr verdient haben....  :D

Zeussowitz

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15€ Mindestlohn sind ca. 2600€ Brutto im Monat. Da sollte eigentlich überhaupt nix teurer werden. Das würde manch einem halt dazu verhelfen, dass er am Ende des Monats noch warm essen und nicht nur wohnen kann. Ich finde es nur erschreckend, wieviele Menschen von diesem Lohnniveau tatsächlich betroffen sind.

Zinc

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15€ Mindestlohn sind ca. 2600€ Brutto im Monat. Da sollte eigentlich überhaupt nix teurer werden. Das würde manch einem halt dazu verhelfen, dass er am Ende des Monats noch warm essen und nicht nur wohnen kann. Ich finde es nur erschreckend, wieviele Menschen von diesem Lohnniveau tatsächlich betroffen sind.

Du meinst also, dass das die Arbeitgeber einfach zahlen werden?  ;D Bei einer Erhöhung von 17 Prozent werden sicherlich die höheren Löhne auf die Preise für die Verbraucher umgelegt. Da verdient am Ende nur der Staat.

Zeussowitz

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Ich glaube auch, dass es so sein wird. Ich halte es aber für eine völlig verquere Diskussion, das wir alles teurer machen müssen, weil wir allen Leuten wenigstens so viel zahlen müssen, dass sie vernünftig überleben können.

ElBarto

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15€ Mindestlohn sind ca. 2600€ Brutto im Monat. Da sollte eigentlich überhaupt nix teurer werden. Das würde manch einem halt dazu verhelfen, dass er am Ende des Monats noch warm essen und nicht nur wohnen kann. Ich finde es nur erschreckend, wieviele Menschen von diesem Lohnniveau tatsächlich betroffen sind.


Dem ist eben nicht so. Der Mindestlohn betrifft eben leider genau die Sparten wo nach dem Motto "Kleinvieh macht auch Mist" arbeiten. Also z.B. der Bäcker, man überlege mal wieviele Semmeln mehr er verkaufen müsste um die Mehrkosten pro Tag reinzuholen. aber natürlich wird er nicht einfach mal mehr Semmeln verkaufen, nein er muss das was er täglich verkauft teurer machen. Dann jammern die Leute wieder und kaufen beim Discounter. Dann jammern die Bäcker und gehen insolvent. Dann jammern wieder alle weil mehr Bürgergeld bezogen wird.

Ist natürlich nur ein recht vereinfachtes und beschränktes Beispiel aber dafür halbwegs nachvollziehbar.

Warnstreik

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15€ Mindestlohn sind ca. 2600€ Brutto im Monat. Da sollte eigentlich überhaupt nix teurer werden. Das würde manch einem halt dazu verhelfen, dass er am Ende des Monats noch warm essen und nicht nur wohnen kann. Ich finde es nur erschreckend, wieviele Menschen von diesem Lohnniveau tatsächlich betroffen sind.


Dem ist eben nicht so. Der Mindestlohn betrifft eben leider genau die Sparten wo nach dem Motto "Kleinvieh macht auch Mist" arbeiten. Also z.B. der Bäcker, man überlege mal wieviele Semmeln mehr er verkaufen müsste um die Mehrkosten pro Tag reinzuholen. aber natürlich wird er nicht einfach mal mehr Semmeln verkaufen, nein er muss das was er täglich verkauft teurer machen. Dann jammern die Leute wieder und kaufen beim Discounter. Dann jammern die Bäcker und gehen insolvent. Dann jammern wieder alle weil mehr Bürgergeld bezogen wird.

Ist natürlich nur ein recht vereinfachtes und beschränktes Beispiel aber dafür halbwegs nachvollziehbar.

Natürlich kann man substituieren - aber Discounterbrötchen und Bäckerbrötchen sind schon zwei paar Schuhe. Ich kann mich noch erinnern, dass die Zehnertüte Bäckerbrötchen 2 Euro gekostet hat. Trotzdem werden die noch gekauft. Gleiches gilt für das Bier in der Kneipe und den Frisörbesuch. Am Ende ist es ja eher so, dass der Gastro Leute fehlen und die Arbeitskraft dann vielleicht anders besser eingesetzt ist.

Am ende ist es einfach so, dass hier (wie ihr ja sagt) eine kleine Umverteilung von schlecht bezahlten zu den besser bezahlten passiert. Ich persönlich finde das ok - eben auch weil das oft die Jobs sind, die ich selber nie machen möchte. Gleichzeitig steigt dann natürlich auch der Abstand zum Bürgergeld/Sozialhilfe, und das ist ja in der Breite durchaus gewünscht.

MoinMoin

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Ich persönlich finde das ok - eben auch weil das oft die Jobs sind, die ich selber nie machen möchte. Gleichzeitig steigt dann natürlich auch der Abstand zum Bürgergeld/Sozialhilfe, und das ist ja in der Breite durchaus gewünscht.
Tja, mal schreien sie Arbeit soll sich wieder lohnen und dann sorgt man dafür, das der Abstand zum BG ausgeweitet wird und dann ist es auch nicht Recht.....

Ob bei 15€ Massenentlassung im Billiglohnsektor droht, weiß ich nicht, aber man hörte dieses Argument schon bei der Einführung vom Mindestlohn und damals und bis heute hat es sich als Hirngespinst herausgestellt.
Klar ist aber das überall eine gewisse Preiselastizität gibt, die irgendwann zu einem Nachfrage Rückgang führt.

Wenn der Amazon Bote mehr verdient, dann wird halt das Paket teurer und der Kunde zahlt weiter oder geht wieder in die Innenstadt und kauft selber ein.