Autor Thema: Tarifrunde TVöD 2025 - Diskussion III - Schlichtung  (Read 406782 times)

Junge

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Antw:Tarifrunde TVöD 2025 - Diskussion III - Schlichtung
« Antwort #255 am: 25.03.2025 13:44 »
Das hausgemachte Problem von Verdi ist, dass die Tabelle immer mehr zusammengestaucht wurde.
Durch Mindestbeiträge und gleichzeitigen Kürzungen der höheren Gruppen, ist quasi kaum noch ein Unterschied vorhanden.

Mir ist kein Unternehmen bekannt wo "normale" Arbeiter am Fließband, oder der Pförtner das gleiche Gehalt hat wie ein Manager oder Abteilungsleiter.
Warum meint Verdi, dass dies im öffentlichen Dienst so sein sollte?
Warum ignoriert Verdi dass durch die eigene Tarifpolitik kaum noch Bewerbungen ab E9 vorhanden sind, da die Vergütung mittlerweile absolut nicht mehr marktgerecht wird?

Das ist mMn das Problem einer zu großen Gewerkschaft. Man kann halt nicht alle gleichermaßen vertreten. Zumindest für meinem letzten AG kann ich sagen, dass sich eben die Ingenieure nicht mehr vertreten fühlten und verdi im Personalrat komplett raus war. Da ich davon ausgehe, dass es nicht nur dort so war, konzentrierte sich verdi eben auf die verbliebenen Mitglieder -> Teufelskreis!

Die frage ist doch aber eher, ob es sich die AG noch lange leisten können, die entsprechenden Stellen unbesetzt zu lassen? Da ist es mir eher unverständlich, dass nur mit den Schultern gezuckt wird und was von Fachkräftemangel gemurmelt.

Dann ab in die freie Wirtschaft und nicht ständig hier herumjammern.

veeam

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Antw:Tarifrunde TVöD 2025 - Diskussion III - Schlichtung
« Antwort #256 am: 25.03.2025 13:47 »
. Zudem sind gerade in unteren Entgeltgruppen oft Berufe angesiedelt, die gesellschaftlich unverzichtbar sind (Pflege, Reinigung, Logistik), aber schlecht bezahlt werden. Hier wird häufig gefordert, dass diese Berufe aufgewertet werden sollten, da sie einen hohen sozialen Nutzen haben.

Die Berufe kann man irgendwie aufwerten, aber sicher nicht über einen Tarif.

Denn dann sind - nach den Reinigungskräftigen auch bald die Müllwerker ausgesourct, und dann die einfachen Sachbearbeiter mit E5 und E6, und dann die weiteren...

Die unteren Entgeltgruppen sollen ja von Entgelterhöhungen nicht ausgeschlossen werden. Bei einer Erhöhung von z. B. 5 Prozent bekommt jede Entgeltgruppe gleichermaßen 5 Prozent mehr. Wo liegt das Problem? Warum sollen auf Grund von Mindesterhöhungsbeträgen die unteren Entgeltgruppen besser gestellt werden?

weil Sie es benötigen

Dann ab in die Abendschule und nicht ständig hier herumjammern.

troubleshooting

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Antw:Tarifrunde TVöD 2025 - Diskussion III - Schlichtung
« Antwort #257 am: 25.03.2025 13:47 »
weil Sie es benötigen

Ich liebe Totschlagsargumente. Gegenfrage: Die Arbeit der IT und Ingenieure wird nicht benötigt?

Weitere Frage, wenn deren Arbeit teuer eingekauft werden muss, weil keine interne Expertise mehr vorhanden ist, was bleibt dann für die unteren Einkommensgruppen übrig?

Schweppes

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Antw:Tarifrunde TVöD 2025 - Diskussion III - Schlichtung
« Antwort #258 am: 25.03.2025 13:47 »
Warum wird eigentlich so gut wie nur noch von Prozenten gesprochen ohne Mindesterhöhung? Das ist doch ein Tritt gegen alle unteren Gehaltsgruppen, diejenigen die unter der hohen Inflation der letzten Jahre am meisten leiden.

Warum sollen denn die schon wieder übermäßig belohnt werden? Ich finde ab E8 ist jetzt mal an der Reihe...



weil Sie es vielleicht benötigen

Wer mehr Geld verdienen möchte, um seinen Lebensstandard zu erhöhen, sollte aus meiner Sicht mehr in seine Ausbildung / Weiterbildung investieren und nicht auf Mindesterhöhungsbeträge warten. Mitarbeiter in höheren Entgeltgruppen haben diese Hausaufgaben erledigt, bestenfalls ein Studium erfolgreich abgeschlossen und damit ihr höheres Entgelt auch erarbeitet. Die Forderung nach Mindesterhöhungsbeträgen führt zur Stauchung der Entgelttabelle, d. h.  zwischen den Entgeltgruppen sind die Einkommenstufen immer weniger spürbar, was zu einer ungerechten Einkommensverteilung führt. Wer sich seine Stellung durch Abitur bzw. eine gute Ausbildung hart erarbeitet hat, soll auch mehr verdienen. Für alle anderen besteht auch im fortgeschrittenen Alter zumeist die Möglichkeit der (internen) Weiterbildung.

Das ist eine klassische Leistungsgerechtigkeits-Argumentation: Wer mehr investiert (in Bildung, Qualifikation, Erfahrung), soll auch mehr verdienen. Gleichzeitig zeigt deine Kritik an Mindesterhöhungsbeträgen, dass du eine zu starke Angleichung der Löhne zwischen niedrigeren und höheren Entgeltgruppen als ungerecht empfindest.

Allerdings gibt es auch Gegenargumente. Viele Menschen haben trotz harter Arbeit oder aus strukturellen Gründen nicht die Möglichkeit, eine höhere Qualifikation zu erreichen. Zudem sind gerade in unteren Entgeltgruppen oft Berufe angesiedelt, die gesellschaftlich unverzichtbar sind (Pflege, Reinigung, Logistik), aber schlecht bezahlt werden. Hier wird häufig gefordert, dass diese Berufe aufgewertet werden sollten, da sie einen hohen sozialen Nutzen haben.

Der öffentliche Dienst in seiner Gesamtheit über alle Verwaltungsebenen hat eine erhebliche Gestaltungsmacht auf dem Arbeitsmarkt. Es handelt sich hier um ein absolutes Alleinstellungsmerkmal. Anstatt sich den Arbeitsmarktbedingungen zu beugen und sich an anderen Arbeitsmarktteillnehmern zu orientieren, könnte der öffentliche Dienst Wegweiser bei einem sinnvollen Einsatz und einer sinnvollen Bewertung von Personal und Arbeit sein.

Es gibt viel zu viele Berufe in der freien Wirtschaft, aber auch im öffentlichen Dienst, bei denen die Anforderungen an die Berufsausbildung nicht im Verhältnis zu der zu leistenden Arbeit stehen. Wenn ich mich einmal in meiner Behörde umschaue, würden für mind. 80% der ausgeschriebenen Stellen mit Voraussetzung Bachelor oder Master selbst eine normale branchenbezogene Berufsausbildung ohne Fort- und Weiterbildung ausreichen. Anstatt eines Ingenieurs kann häufig auch ein Bauzeichner oder ein ähnlicher Ausbildungsberuf ausreichen. Anstatt einen Geowissenschaftler wahlweise einen berufsausgebildeten Bergbautechnologen. Nach dem aktuellen Trend werden medizinische Fachangestellte bald durch Ärzte ausgetauscht, die nur mit einer befriedigenden Note ihr Medizinstudium abgeschlossen haben. Für mehr als die Rezeption reicht das befriedigende Medizinstudium dann nicht mehr!



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« Antwort #259 am: 25.03.2025 13:49 »

Dann ab in die freie Wirtschaft und nicht ständig hier herumjammern.

Ah, wenn die Argumente ausgehen   ;D ;D ;D

Junge

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Antw:Tarifrunde TVöD 2025 - Diskussion III - Schlichtung
« Antwort #260 am: 25.03.2025 13:51 »
weil Sie es benötigen

Weitere Frage, wenn deren Arbeit teuer eingekauft werden muss, weil keine interne Expertise mehr vorhanden ist, was bleibt dann für die unteren Einkommensgruppen übrig?

Vielleicht rechnet es sich doch oder haben sie es schnell mal durchgerechnet?

monkey

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Antw:Tarifrunde TVöD 2025 - Diskussion III - Schlichtung
« Antwort #261 am: 25.03.2025 13:52 »
weil Sie es benötigen

Ich liebe Totschlagsargumente. Gegenfrage: Die Arbeit der IT und Ingenieure wird nicht benötigt?

Weitere Frage, wenn deren Arbeit teuer eingekauft werden muss, weil keine interne Expertise mehr vorhanden ist, was bleibt dann für die unteren Einkommensgruppen übrig?

Ich habe hier vor ein paar Seiten das Fass "Rentenpunkt" aufgemacht. Die dort beschriebene notwendige Erhöhung ist ohne Sockel- oder Mindestbetrag für die unteren Gruppen nicht im Ansatz möglich. Und gleichzeitig sind sie es, die eher weniger zurücklegen können.

Was wäre denn nun ein vertretbares Ergebnis eurer Ansicht nach? 

Ich möchte mit meinem Tabellenentgelt in der Pflege, würde ich Vollzeit arbeiten, wenigstens einen Rentenpunkt pro Jahr sammeln in P7 Stufe 3. Dafür brauche ich 2025 voraussichtlich 50.493 Euro brutto. Aktuell ist das Jahresbrutto inklusive JSZ in P7 Stufe 3 bei 44.842 Euro brutto.

Ich brauche also eine Steigerung von 12,6%. Utopisch. ;D

2024 benötigt man für einen Rentenpunkt 45.358 Euro brutto. Meine 44.842 Euro Jahresbrutto sind davon also 98,86%. Wenn ich wenigstens dieses Niveau halten möchte, brauche ich ein Jahresbrutto inklusive JSZ von 49.919 Euro.

Ich finde also nur eine Steigerung von 11,32% für vertretbar.... Wohl leider auch utopisch. Rentenkürzung durch die Hintertür.  :(

Retten kann mich nur der Sockel- oder Mindestbetrag, auch wenn es viele hier nicht hören wollen.

Ich denke schon, dass dies unter "benötigen" fällt und kein Totschlagargument ist...

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« Antwort #262 am: 25.03.2025 13:53 »
Anstatt eines Ingenieurs kann häufig auch ein Bauzeichner oder ein ähnlicher Ausbildungsberuf ausreichen.

Made my day! Den schicke ich den Ex-Kollegen, da haben die auch was zu lachen.

KlammeKassen

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« Antwort #263 am: 25.03.2025 13:57 »

Trotzdem besteht noch das Problem, wir hatten es im "alten" Thread aufgezeigt: Es gibt vor allem Flächengemeinden die solche finanziellen Möglichkeiten gar nicht haben weil sie ihren Haushalt schon mit den kommunalen Pflichtaufgaben überdehnen müssen. Das sind aber keine "schlechten" Arbeitgeber oder Bürgermeister sondern hochproblematische Verteilungsentscheidungen seitens des Landes welche die Kommune wirtschaftlich Handlungsunfähig macht. Das betrifft nicht so viele aber doch einige Gemeinden hier im Süden (Flächengemeinden).
Ganz genau das ist häufig die Ursache.
Und so lange Land und Bund nicht mal Kohle locker machen, aber weiterhin schön die Arbeit auf die Kommunen abwälzen (und weiterhin zigfache (illegale) Migration stattfindet), ändert sich hieran so schnell nichts

Junge

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« Antwort #264 am: 25.03.2025 14:00 »

Dann ab in die freie Wirtschaft und nicht ständig hier herumjammern.

Ah, wenn die Argumente ausgehen   ;D ;D ;D

finde ich nicht... ist schon ein Argument, wenn ich unzufrieden bin muss ich was ändern

Hugo Stieglitz

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« Antwort #265 am: 25.03.2025 14:02 »

Dann ab in die freie Wirtschaft und nicht ständig hier herumjammern.

Ah, wenn die Argumente ausgehen   ;D ;D ;D

finde ich nicht... ist schon ein Argument, wenn ich unzufrieden bin muss ich was ändern
Das gilt aber nur ab einer bestimmten Entgeltgruppe. Darunter muss es die Gewerkschaft auf Kosten aller anderen regeln, weil man benötigt halt.

itseme

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« Antwort #266 am: 25.03.2025 14:04 »
weil Sie es benötigen

Weitere Frage, wenn deren Arbeit teuer eingekauft werden muss, weil keine interne Expertise mehr vorhanden ist, was bleibt dann für die unteren Einkommensgruppen übrig?

Vielleicht rechnet es sich doch oder haben sie es schnell mal durchgerechnet?

Man fordert Fairness, somit sind prozentuelle Erhöhungen für alle fair.
Sofern man konsequent ist, wird eine extern eingekaufte Dienstleistung immer teurer sein als das eigene Personal.
Warum wohl schießen in so vielen Bereichen Dienstleistungsunternehmen in jeglichen Schichten aus dem Boden (Gärtner, Reinigungsfirmen, Haushaltsnahe Dienstleistungen, Schwimmbadpersonal, Betriebsleitungen, IT-Services, externe Berater usw.).

Für die Stundenlöhne die da teilweise aufgerufen werden könnte man teilweise mehr als 1,5 Stellen in Vollzeit besetzen und die Argumentation dass ein Dienstleister bei Ausfällen (Krankheit, Urlaub etc.) Ersatzleistung bietet ist auf einem absterbenden Ast.

Auch vertrete ich die Meinung das jeder seines Glückes Schmied ist.
Ein Frisör der nach der Ausbildung in ner Billigkette arbeitet und sich über das tatsächlich erbärmliche Gehalt beschwert soll einfach seinen Mund halten.
Ein wenig Eigenverantwortung GERADE in der heutigen Zeit sollte man schon voraussetzen können.
Jeder hat sein Smartphone oder sonstiges Gerät und kann in 2 Minuten Googeln wo die Gehaltsspanne liegt.
Sofern das nicht in mein Lebensanspruch passt muss ich eben nochmal die Fortbildungsbank drücken und "mehr" aus mir machen.

Man kann fast durchgehend sagen, dass die EGs bis zur 6 sehr wohl mit der PW konkurieren können, wenn nicht teilweise sogar besser sind.
Aber einen Ingenieur mit Erfahrung / Alter in der 11 lächelt nur müde und dreht sich um.
Dann kommen eben wieder Berufsanfänger die mit dem stetig steigenenden Pensum schlichtweg überfordert sind da leider viel zu wenig Einarbeitung / Onboarding stattfindet.

blanket

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« Antwort #267 am: 25.03.2025 14:04 »
Also sind ja doch meiner Meinung, dass einfach hier im Land vieles falsch läuft.
Wer z. B. gestern die Bürgergeld-Debatte bei "Hart aber fair" gesehen hat, der kann doch nur noch mit dem Kopf schütteln.

Wenn man liest, dass einzelne Bundesländer mit der jetzt erweiterten Möglichkeit Schulden aufzunehmen, dann überlegen für Flüchtlinge bzw. die Flüchtlingskosten die Schulden aufzunehmen, da muss man doch spätestens erkennen, dass hier etwas komplett falsch läuft.

Die ersten freigegebenen Mittel fließen wieder direkt in die Ukraine.

Das ist alles von der Arbeitnehmenden Bevölkerung erwirtschaftetes Geld und das wird es mit vollen Händen ausgegeben. Und bei uns heißt es dann seit mit 5,5 % auf 3 Jahre zufrieden.

Und genau das kotzt mich oder uns alle doch an.
Aber da kommt man halt mit der VERDI-Gewerkschaft als Vertreter nicht viel weiter.


Imperator

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« Antwort #268 am: 25.03.2025 14:07 »
Einfach mal so um etwas reinzuschmeißen in die Runde:

Gehalt E6 Stufe 1 im Jahr 2005: 1764,00 €
Gehalt E6 Stufe 1 im Jahr 2024: 3042,04 €

Gehaltszuwächse brutto: ~ 72,25 %

Gehalt E12 Stufe 1 im Jahr 2005: 2520,00 €
Gehalt E12 Stufe 1 im Jahr 2024: 4170,32 €

Gehaltszuwachs brutto: ~ 65,49 %

In den letzten 20 Jahren hat sich wirtschaftlich viel für die unteren Entgeltgruppen getan.
Ich denke, gerade für die oberen Entgeltgruppen ab EG9 besteht akuter Handlungsbedarf.


DieSachbearbeiterin

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« Antwort #269 am: 25.03.2025 14:21 »
Auch die Stuttgarter Zeitung bekommt es nicht hin, die Laufzeit im Zusammenhang mit den 5,5% zu nennen.

Eine Schande die heutige Medienlandschaft

https://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.verdi-schlichtung-dauer-mhsd.12ee5fa5-a40f-4ef0-8853-64c941583616.html