Autor Thema: Tarifrunde TVöD 2025 - Diskussion III - Schlichtung  (Read 407906 times)

KlammeKassen

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Antw:Tarifrunde TVöD 2025 - Diskussion III - Schlichtung
« Antwort #765 am: 28.03.2025 20:16 »
Während der Lektüre der Kommentare der  "damit kann ich leben-Genossen" erlebe ich oberschwellige Wut!
Ich erlebe Identifikation mit der Dienstgeberseite.
Aus den eh dürftigen Forderungen durch verdi wurde eine sehr deutlich reduzierte AG "Milde Gabe" generiert.
Alle gesellschaftlichen / arbeitsmarktpolitischen Realitäten wurden zur Seite gewischt und einige wenige Euros den Angestellten angeboten. (dies wirkt sich sich auch negativ auf die zu erwartende Rente aus).

In unsrer Abteilung werden die meisten Kollegen statt der geforderten "mindestens 350 Euro", nicht einmal runde 200 Euro Brutto- Lohnsteigerung erhalten.

Der Bürger freut sich, dass die "faulen Beamten nix bekommen" ( diese Wahrnehmung  ist auch der Regierungspresse geschuldet!) und wundern und beschweren sich, wenn die psychosozialen Angebote gegen null gefahren werden und sie mit den, sie beeinträchtigenden Störungen sitzen gelassen werden.

Man sollte vielleicht auch mal mit anderen Branchen vergleichen, wie momentan die Abschlüsse ausfallen.
Außerdem ist ja noch mehr JSZ dabei und ggf. kann man Stunden aufstocken... wobei das wahrscheinlich bei Freiwilligkeit schwierig sein dürfte bei den klammen Kommunen, die eh schon Probleme haben, ihre Haushalte genehmigt zu bekommen.

Mein Arbeitgeber hatte genau 3 % eingeplant dieses Jahr.
Kommt also sogar noch besser davon, da es ja erst ab April kommen würde

KlammeKassen

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Antw:Tarifrunde TVöD 2025 - Diskussion III - Schlichtung
« Antwort #766 am: 28.03.2025 20:19 »
Hinzu käme der eine Urlaubstag, der nochmal ca. 0,45% den Stundenlohn nach oben treibt.
Wobei der Urlaubstag erst 2027 kommt, also nach der Tariflaufzeit. Von daher weiß ich nicht, inwieweit man den einpreisen kann für das aktuelle Ergebnis. Nicht dass die dann bei der nächsten Tarifverhandlung dafür 0,45% bis 0,5% vom Volumen abziehen...

Vielleicht darfst du diesen einen Tag ja auch schon zwischen dem 01.01. und dem 31.03.2027 nehmen  ;)

armerknecht

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Antw:Tarifrunde TVöD 2025 - Diskussion III - Schlichtung
« Antwort #767 am: 28.03.2025 20:23 »
Geschickter Schachzug mit den Mehrstunden?,
spart man sich die Suche nach einer Neu-Einstellung wenn ca. 13 Personen das Angebot annehmen?,

zudem wenn die eine Person ausfällt für eine Woche wird keine der Stunden geleistet,das die 13 Personen alle Gleichzeitig ausfallen kann natürlich auch passieren *hüstl

Wie hoch war der Reallohnverlust seit 2020 ?

Zitat
Die Deutschen hatten lange den Ruf, fleißig, pflichtbewusst, zuverlässig und produktiv zu sein. Wie aber steht es heute mit der Arbeitsmoral?

https://www.dw.com/de/sind-die-deutschen-faul-geworden/a-69023786
« Last Edit: 28.03.2025 20:33 von armerknecht »

NelsonMuntz

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Antw:Tarifrunde TVöD 2025 - Diskussion III - Schlichtung
« Antwort #768 am: 28.03.2025 20:26 »
Nein, das wird definitiv nicht als "steuerfreie Überstunde" in irgendeiner Form steuerlich bessergestellt. Wenn Du einen Vertrag über 42h/Woche machst, dann ist das ein Vertrag über 42/Woche.
Ja, aber innerhalb eines Tarifvertrages der 39h als Vollarbeitszeit definiert hat.
Zudem ist das ganze freiwillig und auf jeweils 18 Monate begrenzt iirc.
So eindeutig wie Du es darstellt, ist die Sachlage daher bei weitem nicht.

Doch! ;)

Weil ich im TV-L auch die Möglichkeit zur freiwilligen Mehrarbeit habe. Das landet dann entweder auf meinem Gleitzeitkonto, oder ich kann das vertraglich so vereinbaren, das diese Mehrarbeit in einem Langzeit-AZ-Konto landen (in einer Dimension von bis zu 13 Monaten) ... aber dann ist meine Regelarbeitszeit eben auch individualvertraglich bei 41h oder 42h. Das alles ist nicht mal in der Nähe einer "Überstunde".

Der Geograph

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Antw:Tarifrunde TVöD 2025 - Diskussion III - Schlichtung
« Antwort #769 am: 28.03.2025 20:30 »
Die 42 Stunden Möglichkeit steuerfrei ist für 27 Monate befristet ?
Von einer Befristung habe ich nirgends gelesen…wären 300 netto mehr im Monat und absolut attraktiv !
Wenn das so kommt ein Mega Deal der hoffentlich unbefristet gilt.

itseme

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Antw:Tarifrunde TVöD 2025 - Diskussion III - Schlichtung
« Antwort #770 am: 28.03.2025 20:35 »
Die 42 Stunden Möglichkeit steuerfrei ist für 27 Monate befristet ?
Von einer Befristung habe ich nirgends gelesen…wären 300 netto mehr im Monat und absolut attraktiv !
Wenn das so kommt ein Mega Deal der hoffentlich unbefristet gilt.

„Auf bis zu 18 Monate befristet“

Ich denke eher, dass es befristet ist und ausläuft, damit man für sich selbst entscheiden kann ob meine Lebenssituation die „Mehrarbeit / den Mehrlohn“ noch benötigt.
Unbefristet auf 42h/Woche aufzustocken wäre wohl wieder ein zu enges Korsett in beide Richtungen.   

Aleksandra

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Antw:Tarifrunde TVöD 2025 - Diskussion III - Schlichtung
« Antwort #771 am: 28.03.2025 20:41 »
aber dann ist meine Regelarbeitszeit eben auch individualvertraglich bei 41h oder 42h. Das alles ist nicht mal in der Nähe einer "Überstunde".
Die Regelarbeitszeit des Tarifvertrages liegt dann aber trotzdem weiterhin bei 39h.

Ich sag ja nicht, dass es unmöglich ist, dass die Steuerbefreiung für uns nicht gilt. Aber
1. ist das bei weitem nicht so eindeutig wie von Dir beschrieben, und
2. wären die AG schön blöd das so zu regeln. Die meisten AN kennen sich ja gerade mal so Ach und Krach mit dem Durchschnittssteuersatz aus. Den Grenzsteuersatz kennen die wenigsten. Den lernen die meisten auch nur dann kennen, wenn sie sich mal über das Netto der Jahressonderzahlung aufregen. Bei den "tariflichen Überstunden" bliebe dann ohne Steuerbefreiung noch weniger übrig. Da würden aber einige dann ganz schnell feststellen, was der Grenzsteuersatz so bedeutet und dass es eben nicht der Durchschnittsteuersatz ist :D
Reallohnverlust seit Dienstantritt: 2,33%
2022: Inflation 6,9% - Verdi 1,8%
2023: Inflation 5,9% - Verdi 0%
2024: Inflation 2,2% - Verdi 9,03%
2025: Inflation 2,4% - Verdi 3,00%
2026/7: Inflation 2,75% - Verdi 3,99%

DerLustigeOpa

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Antw:Tarifrunde TVöD 2025 - Diskussion III - Schlichtung
« Antwort #772 am: 28.03.2025 20:49 »
Vielen Dank auch für die Gegenüberstellung der Jahreswerte mit der aktuellen Tabelle: https://oeffentlicher-dienst.info/tvoed/vka/a/2026/a/vergleich.tvoed-vka-2024.j.html

Hier wird der große Effekt der JSZ-Erhöhung ab 2026 deutlich.

Aus der verlinkten Tabelle (Jahresbrutto Ist-Stand vs. 2026):
  • EG9 bis EG12 + 7,11%
  • < EG9 liegt ähnlich bis leicht darunter, aber
  • nie über der Gruppe >EG13 + 8,69%
Das ist wirklich nicht schlecht und ist einmal die richtige Richtung für die höheren EG.
Und da sind noch keine +7,7% + x für mögliche 42h/Woche drin.

Ich glaubs aber erst, wenn es tatsächlich so kommt.
Ich trau weiterhin verdi nicht, obwohl der Vorschlag viel höher ist und viel mehr bzgl. Arbeitszeitflexibilisierung beinhaltet als die bisherigen Verhandlungsergebnisse.

SusiE

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Antw:Tarifrunde TVöD 2025 - Diskussion III - Schlichtung
« Antwort #773 am: 28.03.2025 20:54 »
Ja an die JSZ glaube ich auch erst, wenn es durch ist. Das bringt mir über die Jahre schön etwas.

Aber meine Befürchtung ist, das Verdi das noch opfert für 20€ mehr Mindestbetrag.

DerLustigeOpa

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Antw:Tarifrunde TVöD 2025 - Diskussion III - Schlichtung
« Antwort #774 am: 28.03.2025 20:58 »
aber dann ist meine Regelarbeitszeit eben auch individualvertraglich bei 41h oder 42h. Das alles ist nicht mal in der Nähe einer "Überstunde".
Die Regelarbeitszeit des Tarifvertrages liegt dann aber trotzdem weiterhin bei 39h.

Ich sag ja nicht, dass es unmöglich ist, dass die Steuerbefreiung für uns nicht gilt. Aber
1. ist das bei weitem nicht so eindeutig wie von Dir beschrieben, und
2. wären die AG schön blöd das so zu regeln. Die meisten AN kennen sich ja gerade mal so Ach und Krach mit dem Durchschnittssteuersatz aus. Den Grenzsteuersatz kennen die wenigsten. Den lernen die meisten auch nur dann kennen, wenn sie sich mal über das Netto der Jahressonderzahlung aufregen. Bei den "tariflichen Überstunden" bliebe dann ohne Steuerbefreiung noch weniger übrig. Da würden aber einige dann ganz schnell feststellen, was der Grenzsteuersatz so bedeutet und dass es eben nicht der Durchschnittsteuersatz ist :D

Ich bin auch eher bei Aleksandra.

Die AG wären doch kurzsichtig, dass nicht so umsetzen zu wollen. Zumindest würde ich es aus der AG-Sicht so sehen:

- Sozialversicherungsbeiträge müssen sie sowieso zahlen für die Mehrstunden.
- Die nicht erhobene Lohnsteuer kann den AG egal sein.
- Durch den ohne LSt höheren Nettoverdienst ist der Anreiz für AN größer, mehr Stunden zu vereinbaren.
- Nehmen dies viele in Anspruch, müssen die AG weniger Stellen besetzen und sparen Lohnkosten und Lohnnebenkosten sowie Kosten für Ausschreibungsverfahren (die teilweise lange ins Leere laufen).

Oder übersehe ich etwas?

SusiE

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« Antwort #775 am: 28.03.2025 21:00 »
aber dann ist meine Regelarbeitszeit eben auch individualvertraglich bei 41h oder 42h. Das alles ist nicht mal in der Nähe einer "Überstunde".
Die Regelarbeitszeit des Tarifvertrages liegt dann aber trotzdem weiterhin bei 39h.

Ich sag ja nicht, dass es unmöglich ist, dass die Steuerbefreiung für uns nicht gilt. Aber
1. ist das bei weitem nicht so eindeutig wie von Dir beschrieben, und
2. wären die AG schön blöd das so zu regeln. Die meisten AN kennen sich ja gerade mal so Ach und Krach mit dem Durchschnittssteuersatz aus. Den Grenzsteuersatz kennen die wenigsten. Den lernen die meisten auch nur dann kennen, wenn sie sich mal über das Netto der Jahressonderzahlung aufregen. Bei den "tariflichen Überstunden" bliebe dann ohne Steuerbefreiung noch weniger übrig. Da würden aber einige dann ganz schnell feststellen, was der Grenzsteuersatz so bedeutet und dass es eben nicht der Durchschnittsteuersatz ist :D

Ich bin auch eher bei Aleksandra.

Die AG wären doch kurzsichtig, dass nicht so umsetzen zu wollen. Zumindest würde ich es aus der AG-Sicht so sehen:

- Sozialversicherungsbeiträge müssen sie sowieso zahlen für die Mehrstunden.
- Die nicht erhobene Lohnsteuer kann den AG egal sein.
- Durch den ohne LSt höheren Nettoverdienst ist der Anreiz für AN größer, mehr Stunden zu vereinbaren.
- Nehmen dies vieles in Anspruch, müssen die AG weniger Stellen besetzen und sparen Lohnkosten sowie Kosten für Ausschreibungsverfahren (die teilweise lange ins Leere laufen).

Oder übersehe ich etwas?
Es sind bei weniger Stellen aber auch weniger Arbeitsplatzkosten, Büro, Technik, Software, Zugänge, usw.

NelsonMuntz

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« Antwort #776 am: 28.03.2025 21:02 »
aber dann ist meine Regelarbeitszeit eben auch individualvertraglich bei 41h oder 42h. Das alles ist nicht mal in der Nähe einer "Überstunde".
Die Regelarbeitszeit des Tarifvertrages liegt dann aber trotzdem weiterhin bei 39h.

Ich sag ja nicht, dass es unmöglich ist, dass die Steuerbefreiung für uns nicht gilt. Aber
1. ist das bei weitem nicht so eindeutig wie von Dir beschrieben, und
2. wären die AG schön blöd das so zu regeln. Die meisten AN kennen sich ja gerade mal so Ach und Krach mit dem Durchschnittssteuersatz aus. Den Grenzsteuersatz kennen die wenigsten. Den lernen die meisten auch nur dann kennen, wenn sie sich mal über das Netto der Jahressonderzahlung aufregen. Bei den "tariflichen Überstunden" bliebe dann ohne Steuerbefreiung noch weniger übrig. Da würden aber einige dann ganz schnell feststellen, was der Grenzsteuersatz so bedeutet und dass es eben nicht der Durchschnittsteuersatz ist :D

Nein, die Regelarbeitszeit wäre doch dann variabel definiert, wobei es oberhalb der 39h einen freiwilligen Zuschlag arbeitgeberseitig geben könnte - Wir dürfen ja nicht vergessen, dass diese Möglichkeit beiderseitig auf Freiwilligkeit basiert.

Ferner: Ich hege große Zweifel, dass man seitens der Politik Mehrarbeit steuerlich in der Breite begünstigen wird. Hier wird es u.U. Regelungen für Menschen am Übergang zur Rente geben, um die Leute länger in Arbeit zu halten, aber nicht für Hinz und Kunz - Am Ende würden sich ganz viele Tarifverträge auf eine 24h-Woche verständigen und freiwillig steuerbefreite Mehrarbeit anbieten. Das passiert nicht.

Trotzdem bleibe ich dabei, dass das Schlichtungsergebnis gar nicht so schlecht ist. Insbesondere die Erhöhung der JSZ ist gerade für die höheren EG erquicklich (Am Rande: im TV-L bekomme ich in der EG12 nur 46% - das stimmt mich froh in Bezug auf unsere Verhandlungen im Winter ;))

xirot

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« Antwort #777 am: 28.03.2025 21:04 »
Na morgen dann mal sehen ob/was verdi dran zu meckern hat.

SusiE

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« Antwort #778 am: 28.03.2025 21:05 »
Ja der Wecker ist gestellt 😂

daseinsvorsorge

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« Antwort #779 am: 28.03.2025 21:33 »
Ja an die JSZ glaube ich auch erst, wenn es durch ist. Das bringt mir über die Jahre schön etwas.

Aber meine Befürchtung ist, das Verdi das noch opfert für 20€ mehr Mindestbetrag.
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