Autor Thema: Tarifrunde TVöD 2025 - Diskussion III - Schlichtung  (Read 406795 times)

Rowhin

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Antw:Tarifrunde TVöD 2025 - Diskussion III - Schlichtung
« Antwort #1050 am: 31.03.2025 10:18 »
Jetzt mal unabhängig von konkreten Angeboten und Zahlen: es ist doch eigentlich ganz einfach. Arbeitgeber haben ein gewisses Interesse daran, die Kaufkraft ihrer Arbeitnehmer zu erhalten, damit diese sich keinen neuen Job woanders suchen.

Genauso haben sie ein Interesse daran, Lohnerhöhungen möglichst niedrig zu halten, um zu sparen.

Zu letzterem könnte man durchaus eine Verpflichtung der AGs im öD sehen - bzw. als "Aufgabe" der AGs - Gebot der Sparsamkeit und Wirtschaftlichkeit usw.

Einen analogen gesetzlichen Rahmen und damit eine Aufgabe der AGs zum Erhalt der Kaufkraft gibt es schlicht nicht. Wenn der AG meint, er kann sich leisten, seine Mitarbeiter unter Wert zu bezahlen, dann steht es diesen frei, entsprechende Maßnahmen zu ergreifen.

daseinsvorsorge

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Antw:Tarifrunde TVöD 2025 - Diskussion III - Schlichtung
« Antwort #1051 am: 31.03.2025 10:26 »
Mal so eine Frage meint ihr es wird über die Ostertage wieder zum Streik kommen falls das Schlichtungsergebnis nicht angenommen wird?
Hab etwas angst das der Frankfurter Flughafen streikt :D Gerade dann wenn ich mal in den Urlaub möchte
Wenn die Verhandlungen nächstes WE warum auch immer scheitern, ist eine Urabstimmung nahezu unausweichlich. Ob dann 75% der Mitglieder für einen Erzwingungsstreik votieren, bliebe abzuwarten.

cyrix42

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Antw:Tarifrunde TVöD 2025 - Diskussion III - Schlichtung
« Antwort #1052 am: 31.03.2025 10:28 »
Jetzt mal unabhängig von konkreten Angeboten und Zahlen: es ist doch eigentlich ganz einfach. Arbeitgeber haben ein gewisses Interesse daran, die Kaufkraft ihrer Arbeitnehmer zu erhalten, damit diese sich keinen neuen Job woanders suchen.

Nö. Arbeitgeber haben -- sofern sie das Bestandspersonal weiterhin brauchen -- ein Interesse nicht so viel weniger als die Konkurrenz zu zahlen, dass die Opportunitätskosten für den Arbeitgeberwechsel die Lohndifferenz unterschreiten; denn nur dann hat das Bestandspersonal Grund zu wechseln. Wenn die Konkurrenz keinen Kaufkrafterhalt anbietet, muss das der betrachtete Arbeitgeber auch nicht.

Nun könnten sich die Arbeitgeber zu einem Kartell zusammenschließen und gemeinsam beschließen, nichtso viel zu bezahlen. Umgedreht könnten sich die Arbeitnehmer zu einer Gewerkschaft zusammenschließen und gemeinsam beschließen, nicht mehr zu arbeiten, wenn ihnen zu wenig gezahlt wird. Das nennt sich dann im normalen Leben zumeist Tarif-Verhandlung, wenn Arbeitgeber(verbände) und Gewerkschaften das zu zahlende Gehalt aushandeln...

Nur taucht hier nirgends auf, dass "Kaufkrafterhalt" ein Gut an sich wäre, was zu beachten wäre. Im Gegenteil: Volkswirtschaftlich ergibt eine Inflationsrate > 0 unter anderem deshalb Sinn, weil man darüber die Lohnkosten durch Lohnerhöhungen unterhalb der Inflationsrate einfacher effektiv drücken kann.

Die Randbedingungen, die sich sonst so für den Arbeitnehmer ergeben und ggf. auch ändern -- Steuern, Abgaben, Familiengröße, Bedarf einer neuen Waschmaschine, ... -- haben da erst recht keinen Einfluss auf die Frage, wie viel dessen Arbeitskraft nun wert ist (denn das ist ja der vom AG bezahlte Bruttolohn).

monkey

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« Antwort #1053 am: 31.03.2025 10:30 »
Mal so eine Frage meint ihr es wird über die Ostertage wieder zum Streik kommen falls das Schlichtungsergebnis nicht angenommen wird?
Hab etwas angst das der Frankfurter Flughafen streikt :D Gerade dann wenn ich mal in den Urlaub möchte
Wenn die Verhandlungen nächstes WE warum auch immer scheitern, ist eine Urabstimmung nahezu unausweichlich. Ob dann 75% der Mitglieder für einen Erzwingungsstreik votieren, bliebe abzuwarten.

Was passiert eigentlich, wenn nicht? Verhandlungen gescheitert, aber kein Strek.

cyrix42

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« Antwort #1054 am: 31.03.2025 10:31 »
Was passiert eigentlich, wenn nicht? Verhandlungen gescheitert, aber kein Strek.

Dann wird man wohl weiterverhandeln müssen. Der Tarif-Vertrag gilt weiter, nur die Entgelttabellen wurden gekündigt. Die AG werden einfach weiter das bisherige Entgelt auszahlen -- und das war's.

Rowhin

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« Antwort #1055 am: 31.03.2025 10:34 »
Jetzt mal unabhängig von konkreten Angeboten und Zahlen: es ist doch eigentlich ganz einfach. Arbeitgeber haben ein gewisses Interesse daran, die Kaufkraft ihrer Arbeitnehmer zu erhalten, damit diese sich keinen neuen Job woanders suchen.

Nö. Arbeitgeber haben -- sofern sie das Bestandspersonal weiterhin brauchen -- ein Interesse nicht so viel weniger als die Konkurrenz zu zahlen, dass die Opportunitätskosten für den Arbeitgeberwechsel die Lohndifferenz unterschreiten; denn nur dann hat das Bestandspersonal Grund zu wechseln. Wenn die Konkurrenz keinen Kaufkrafterhalt anbietet, muss das der betrachtete Arbeitgeber auch nicht.

Fair - war etwas verkürzt und vereinfacht dargestellt von mir ;)

2strong

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Antw:Tarifrunde TVöD 2025 - Diskussion III - Schlichtung
« Antwort #1056 am: 31.03.2025 10:49 »
Die Zahl auf meinem Gehaltszettel ist zwar gestiegen, aber ich kann mir davon weniger leisten als noch an Tag X.
Dafür kann Dein AG genau so viel bzw. genau so wenig für wie Du.

Umlauf

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« Antwort #1057 am: 31.03.2025 10:58 »
Wie kann man diese Vorschläge nur als "gut" empfinden??  :o

https://perspektive-online.net/2025/03/tvoed-schlichtungskommission-veroeffentlicht-vorschlag-fuer-massive-reallohnsenkung/

Die Hälfte der Argumente in den Artikel stimmt nicht. Lebensmittel sind beispielsweise keine 34% gestiegen, etc.

Außerdem bedeutet der Abschluss 7,1% auf 2 Jahre plus 1 Urlaubstag, wert von ca 0,48% somit sind wir bei 7,5% auf 27 Monate. Und das ohne die Erhöhung und teilweise Verdoppelung der zulagen. Das einzig schlechte an dem Vorschlag ist, das die oberen egs nur 10% Zuschlag erhalten.
Außerdem steht da, dass von der JSZ besonders Beschäftigte in den niedrigen EG profitieren. Noch nicht einmal innerhalb der eigenen Argumentationskette passt das... :D
Dann steht da noch, dass für 25/26 mit einer Inflation von 4-5% gerechnet wird, also müsse man mindestens 9% erhalten, um diese Inflation auszugleichen. Öhm, ja klar.

Wer lesen kann, ist klar im Vorteil. Die 4-5% gelten für 2 Jahre zusammengenommen. Also etwa 2,2%+2,6%. ;)
erstens hab ich nicht das Gegenteil behauptet und zweitens: wie kommt man da auf 9% ?

Der Rest soll der fehlende Ausgleich der letzten Jahre sein.
Da fehlen uns trotz der hohen letzten Erhöhung noch ca. 4%.

Hugo Stieglitz

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« Antwort #1058 am: 31.03.2025 11:16 »
Es stellt sich die Frage, ob die VKA dieses Angebot annehmen werden. Falls ja, müsste sich verdi die Frage stellen, warum in den beiden vergangenen Tarifrunden das Schlichtungsergebnis besser ausgefallen ist, als das, was sie durch Verhandlungen erreichen konnten.

daseinsvorsorge

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« Antwort #1059 am: 31.03.2025 11:25 »
Es stellt sich die Frage, ob die VKA dieses Angebot annehmen werden. Falls ja, müsste sich verdi die Frage stellen, warum in den beiden vergangenen Tarifrunden das Schlichtungsergebnis besser ausgefallen ist, als das, was sie durch Verhandlungen erreichen konnten.
Naja- in den Verhandlungen können die AGs pur Njet sagen, was so wohl in der Schlichtung nicht möglich ist. Vielleicht sollte man sofort in die  Schlichtung gehen😀

Kryne

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« Antwort #1060 am: 31.03.2025 11:28 »
Es stellt sich die Frage, ob die VKA dieses Angebot annehmen werden. Falls ja, müsste sich verdi die Frage stellen, warum in den beiden vergangenen Tarifrunden das Schlichtungsergebnis besser ausgefallen ist, als das, was sie durch Verhandlungen erreichen konnten.
Naja- in den Verhandlungen können die AGs pur Njet sagen, was so wohl in der Schlichtung nicht möglich ist. Vielleicht sollte man sofort in die  Schlichtung gehen😀

Frage mich warum man jedes mal 3 Runden ansetzt. Also klar, die AG würden am liebsten 10 Runden ansetzen. Wenn man ein Jahr verhandelt ohne ein Angebot zu machen, ist das ja auch dann ein Jahr Nullrunde.

Verdi sollte beim nächsten mal direkt sagen, dass es eine Runde gibt und fertig. Solange die AG kein Angebot vorlegen, über das man reden kann, frage ich mich eh über was genau dort gesprochen wird. VKA sagt, dass sie ne Nullrunde auf 3 Jahre wollen. Das kann man in 30 Sekunden auf den Punkt bringen. Dafür müsste ich weder ein Hotel mit Räumlichkeiten buchen, noch Lachshäppchen bestellen.

Alexander79

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Antw:Tarifrunde TVöD 2025 - Diskussion III - Schlichtung
« Antwort #1061 am: 31.03.2025 11:30 »
Dafür kann Dein AG genau so viel bzw. genau so wenig für wie Du.
Gerade der Bund kann hier sogar sehr viel.


Aber Steuer- und Abgabenerhöhungen auszugleichen ist nicht die Aufgabe des Arbeitgebers.
Na sicher.
Es ist Aufgabe der Gewerkschaft dies zu fordern und anschließend die Aufgabe dies zu bezahlen.
Früher gabs sogar regelmäßig mehr Geld als die Inflation, als die Abgaben und Steuererhöhung und obendrauf noch ein Reallohnzuwachs.
Kannst dir ja mal ein Spaß machen und prüfen wie hoch dein Gehalt wäre, wenn es die letzten 50 Jahre nur ein Inflationsausgleich gegeben hätte.

Bei manchen hier ist es so, dass die wirklich die 8 % für ein Jahr wollen.
Aber das ist ja völlig unrealistisch.

Das Ergebnis aus der Schlichtung ist in ganz gut. Klar kann es immer mehr sein, aber 3 % ab April und 2,8 % ab Mai 2026 ist doch vor dem Hintergrund der ganzen Verhandlungen in den letzten 3 Monaten und den Ergebnissen in anderen Bereichen in Ordnung.
Wenn du dein Auto für VB 10.000€ verkaufen willst und der andere bietet erstmal 0€, dann triffst du dich bei 3.000€ und bist wahrscheinlich noch zufrieden damit, oder?

derp1987

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Antw:Tarifrunde TVöD 2025 - Diskussion III - Schlichtung
« Antwort #1062 am: 31.03.2025 11:36 »
Es stellt sich die Frage, ob die VKA dieses Angebot annehmen werden. Falls ja, müsste sich verdi die Frage stellen, warum in den beiden vergangenen Tarifrunden das Schlichtungsergebnis besser ausgefallen ist, als das, was sie durch Verhandlungen erreichen konnten.
Naja- in den Verhandlungen können die AGs pur Njet sagen, was so wohl in der Schlichtung nicht möglich ist. Vielleicht sollte man sofort in die  Schlichtung gehen😀

Frage mich warum man jedes mal 3 Runden ansetzt. Also klar, die AG würden am liebsten 10 Runden ansetzen. Wenn man ein Jahr verhandelt ohne ein Angebot zu machen, ist das ja auch dann ein Jahr Nullrunde.

Verdi sollte beim nächsten mal direkt sagen, dass es eine Runde gibt und fertig. Solange die AG kein Angebot vorlegen, über das man reden kann, frage ich mich eh über was genau dort gesprochen wird. VKA sagt, dass sie ne Nullrunde auf 3 Jahre wollen. Das kann man in 30 Sekunden auf den Punkt bringen. Dafür müsste ich weder ein Hotel mit Räumlichkeiten buchen, noch Lachshäppchen bestellen.

Genau das! Es erschließt sich für mich auch nicht, warum immer erst nach Ablauf des Tarifvertrags neu verhandelt wird. Ich sag doch auch nicht zu meinem Autohaus, dass ich ein neues Fahrzeug erst ein paar Monate nach Ablauf des Leasingvertrags verhandeln will und so lange nutze ich das Fahrzeug zum quasi Selbstkostenpreis einfach weiter...

daseinsvorsorge

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« Antwort #1063 am: 31.03.2025 11:43 »
Es stellt sich die Frage, ob die VKA dieses Angebot annehmen werden. Falls ja, müsste sich verdi die Frage stellen, warum in den beiden vergangenen Tarifrunden das Schlichtungsergebnis besser ausgefallen ist, als das, was sie durch Verhandlungen erreichen konnten.
Naja- in den Verhandlungen können die AGs pur Njet sagen, was so wohl in der Schlichtung nicht möglich ist. Vielleicht sollte man sofort in die  Schlichtung gehen😀

Frage mich warum man jedes mal 3 Runden ansetzt. Also klar, die AG würden am liebsten 10 Runden ansetzen. Wenn man ein Jahr verhandelt ohne ein Angebot zu machen, ist das ja auch dann ein Jahr Nullrunde.

Verdi sollte beim nächsten mal direkt sagen, dass es eine Runde gibt und fertig. Solange die AG kein Angebot vorlegen, über das man reden kann, frage ich mich eh über was genau dort gesprochen wird. VKA sagt, dass sie ne Nullrunde auf 3 Jahre wollen. Das kann man in 30 Sekunden auf den Punkt bringen. Dafür müsste ich weder ein Hotel mit Räumlichkeiten buchen, noch Lachshäppchen bestellen.

Genau das! Es erschließt sich für mich auch nicht, warum immer erst nach Ablauf des Tarifvertrags neu verhandelt wird. Ich sag doch auch nicht zu meinem Autohaus, dass ich ein neues Fahrzeug erst ein paar Monate nach Ablauf des Leasingvertrags verhandeln will und so lange nutze ich das Fahrzeug zum quasi Selbstkostenpreis einfach weiter...
Weil die AGs dies nicht wollen. Sie verhandeln nicht, wenn die Tabellen noch laufen. Einzige Ausnahme SuE 2020: Sie wollten nicht mehr wie in 2015 von einer Urabstimmung überrollt werden. Deshalb hatte man in 2015 vereinbart, bereits in 2019 die Gespräche aufzunehmen. Ergebnis:AG konnte doch nicht wirklich verhandeln, weil Tabellen durch die Gewerkschaften noch nicht gekündigt waren. Völlig absurd

NelsonMuntz

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« Antwort #1064 am: 31.03.2025 11:43 »
...
Wenn du dein Auto für VB 10.000€ verkaufen willst und der andere bietet erstmal 0€, dann triffst du dich bei 3.000€ und bist wahrscheinlich noch zufrieden damit, oder?

Dann verkauft man das Auto eben nicht - Das kann man 1:1 auf die Arbeitsleistung, die man dem AG anbietet, übertragen.