Ich frage mich ernsthaft, wie es sein kann, dass die Arbeitgeberseite in den ersten beiden Verhandlungsrunden keinerlei Angebot vorlegt, dadurch mutmaßlich die Schlichterempfehlung provoziert – um diese dann auch noch abzulehnen. Wie passt das zusammen?
Alles andere als eine spürbare Entgelterhöhung zum 01.01.2025 ist aus meiner Sicht nicht akzeptabel. Schon allein die Tatsache, dass überhaupt über einen späteren Laufzeitbeginn nachgedacht wird und somit erneut eine mehrmonatige Nullrunde droht, ist für mich ein klares „No-Go“. Die viel zitierten „Prozentzahlen“ eines Abschlusses stehen und fallen nun einmal mit der Laufzeit des Tarifvertrags.
Ärgerlich ist auch, dass ver.di sich offenbar angewöhnt hat, die alten Entgelttabellen über das eigentliche Laufzeitende hinaus um mehrere Monate zu verlängern. Das schmälert den realen Wert eines ohnehin bereits mühsam erreichten Abschlusses rückwirkend erheblich – und dennoch wird/wurde öffentlichkeitswirksam ein gutes Ergebnis gefeiert.
Besonders irritierend finde ich, dass die Schlichterempfehlung – obwohl zu diesem Zeitpunkt alle Argumente auf dem Tisch liegen sollten – überhaupt noch zur Nachverhandlung freigegeben wird.
Ich habe den Eindruck, dass die Interessen der Beschäftigten in diesen Runden nicht mit der nötigen Klarheit und Konsequenz vertreten werden. Sollte die aus Arbeitnehmersicht ohnehin schon viel zu niedrigen Forderungen im Rahmen der Schlichtungsgespräche noch weiter reduziert werden, werde ich meine Ver.di Mitgliedschaft endgültig kündigen.
Werden die TV-V Verhandlungen eigentlich ebenfalls forgeführt? Die AG der Versorger sind angesichts der bevorstehenden Aufgaben und vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels doch gewillt mehr für ihre Beschäftigten auszugeben. Welche Rolle spielt Ver.di hier eigentlich? Das Angebot der AG niedrig zu halten?