Nein, das stimmt nur, wenn man die - nicht sehr solide - Annahme trifft, dass die Verhandlungsergebnisse einer Tarifverhandlung gänzlich unabhängig von den Ergebnissen der Vorperiode ist. Dies ist aber weder theoretisch noch empirisch haltbar.
Also auf theoretischer Ebene ist das ein schwaches Argument. Denn dann könnte man genauso gut sagen, dass die drei Monate "Nullrunde" dann auch bei einer folgenden Tarifverhandlung im Gedächtnis sind, und dann dementsprechend für einen besseren zukünftigen Abschluss sorgen. Das geschilderte Argument läuft dann auf theoretischer Ebene damit ins Leere.
Und auch auf empirischer Ebene sind berechtigte Zweifel angemeldet. Ich kann mich noch gut an die letzte Tarifrunde vor zwei Jahren erinnern. Da gab es für das zweite Jahr (nach einem Jahr "Nullrunde im Tabellenentgelt") eine erhebliche pa-Erhöhung von 200 EUR plus 5,5%. Damals hatten Bedenkenträger geäußert, diese späte und hohe Erhöhung würde dazu führen, dass in der kommenden (jetzigen) Tarifverhandlung keine guten Ergebnisse mehr zu erzielen wären. Weil es habe dann ja jüngst erst eine üppige Erhöhung gegeben. Und nun stehen wir da, mit einer Tabellen-Erhöhung im ersten Jahr von 3%. Also deutlich über Inflation. Das wäre nach der von Dir geschilderten Argumentation der Informationserbung der vorangegangenen Verhandlungen ja gar nicht vorstellbar.
Oder aber wir drehen es noch mehr um und sagen, weil es solch eine üppige Erhöhung in 2024 gegeben hat (200 EUR + 5,5%), in Kombination mit einer weiteren üppigen Erhöhung für dieses Jahr (3%), nehmen wir dann als Ausgleich eine Auszahlungs-Nullrunde von drei Monaten in Kauf. Und zack haben wir uns einmal im Kreis gedreht und stehen wieder am Anfang, bei der Erkenntnis: diese Auszahlungs-Nullrunde von drei Monaten bezogen auf die Erhöhung, stellt nicht das zentrale Problem dar.