Autor Thema: Tarifrunde 2025 - kein Geld in den Ländern  (Read 212454 times)

Vollender

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Antw:Tarifrunde 2025 - kein Geld in den Ländern
« Antwort #840 am: 25.10.2025 14:29 »
Warum verlieren Gewerkschaften auch im ÖD stetig Mitglieder wenn alles so prima ist? Hat man sich damit intensiv beschäftigt? Liegt es vielleicht auch ein Stück weit nicht nur an den AN selbst?

MoinMoin

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Antw:Tarifrunde 2025 - kein Geld in den Ländern
« Antwort #841 am: 25.10.2025 15:25 »
Da stellt sich nur die Frage, warum und worüber dann noch so viel gejammert wird?
1.) Es wird darüber gejammert, dass es eine Gewerkschaft gibt, die für sich in Anspruch nimmt für alle zu verhandeln, was aber einfach eine Lüge ist und sie sich nicht so ehrlich macht und sagt für wen sie verhandelt, nämlich für eine Minderheit. Sowohl weil nur eine Minderheit in der Gewerkschaft ist, als auch ihrer Ausrichtung auf die unteren EGs, die im TV-L auch die Minderheit darstellen. Die Mehrheit der Angestellten sind oberhalb von EG8 eingruppiert.

2.) Und dass eben viele Menschen, die in den öD eintreten, denken, der AG hätte keine Wahlmöglichkeit und dass sie abhängig von dem Ergebnis der Gewerkschaft sind und es nicht selber in der Hand haben.

3.) Es wir darüber gemosert, dass die Gewerkschaft sich der AG Probleme (Fachkräfte Gewinnung) annehmen soll, obwohl das nicht ihr Job ist.

daseinsvorsorge

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Antw:Tarifrunde 2025 - kein Geld in den Ländern
« Antwort #842 am: 25.10.2025 16:33 »
Da stellt sich nur die Frage, warum und worüber dann noch so viel gejammert wird?
1.) Es wird darüber gejammert, dass es eine Gewerkschaft gibt, die für sich in Anspruch nimmt für alle zu verhandeln, was aber einfach eine Lüge ist und sie sich nicht so ehrlich macht und sagt für wen sie verhandelt, nämlich für eine Minderheit. Sowohl weil nur eine Minderheit in der Gewerkschaft ist, als auch ihrer Ausrichtung auf die unteren EGs, die im TV-L auch die Minderheit darstellen. Die Mehrheit der Angestellten sind oberhalb von EG8 eingruppiert.

2.) Und dass eben viele Menschen, die in den öD eintreten, denken, der AG hätte keine Wahlmöglichkeit und dass sie abhängig von dem Ergebnis der Gewerkschaft sind und es nicht selber in der Hand haben.

3.) Es wir darüber gemosert, dass die Gewerkschaft sich der AG Probleme (Fachkräfte Gewinnung) annehmen soll, obwohl das nicht ihr Job ist.

Punkt 1 kritisiere ich auf jeder Forderungsversammlung: ich frage die Funktionäre, warum sie öffentlich erklären, dass sie für alle AN im ÖD verhandeln, ob§chon nicht alle Mitglied sind. Die einen wollen/ können die Frage nicht verstehen. Die anderen fragen, was das bringen würde, zu erklären, dass man nur für die Mitglieder verhandeln kann.

Meine Vorstellung ist diese:nach der Gewerkschaftsforderung erklären die AG , dass dies für alle AN so und soviel Milliarden ausmacht. Die Gewerkschaften widersprechen, weil nur ca. 15-20. organisiert sindund somit als Ergebnis der Tarifverhandlungen auch nur ca. 15% - 20% der Gesamtkosten entstehen. Wenn die AG dann die Tarifergebnisse freiwillig auch auf die Nichtmitglieder übertragen, ist dies sicherlich nicht das Problem der Gewerkschaften.

Dies ist für die allermeisten AN ist dies auch der Grund nicht in eine Gewerkschaft einzutreten, w3nn ich weiß, dass ich auch ohne Mitgliedschaft dieselben Ergebnisse erzielen werde. Erst wenn sich das ändern würde, gäbe auch auch wieder höhere Mitgliedszahlen.

Mal unabhängig davon ist es natürlich erstaunlich, dass die Fach-und Fachkräfte hier ihr eigenes Versagen auf die Gewerkschaften abschieben, obschon sie wissen , dass sie als nichtmitglied auf gar keinen Fall eine Vertetung erwarten können , sondern selbst verhandeln müssen. Da kann man nur hoffen, dass sie in ihren Jobs keine wirklich weitreichenden Entscheidungen treffen müssen.
« Last Edit: 25.10.2025 16:42 von daseinsvorsorge »

Vollender

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Antw:Tarifrunde 2025 - kein Geld in den Ländern
« Antwort #843 am: 25.10.2025 17:11 »
Die Frage ist doch auch: Was können Gewerkschaften selbst dazu beitragen, Interesse und damit wieder mehr Mitglieder und eine starke Gemeinschaft zu schaffen? Ich habe ja kürzlich über eine Runde mit Verdi hier informiert. Für potentielle Mitglieder bzw. Interessierte war es leider Ernüchterung pur. Ich habe einige Fragen und Vorschläge gemacht.  Wenig Substanz als Antworten bekommen So kann ein Diskurs leider nicht gelingen.

MoinMoin

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Antw:Tarifrunde 2025 - kein Geld in den Ländern
« Antwort #844 am: 25.10.2025 20:43 »
Punkt 1 kritisiere ich auf jeder Forderungsversammlung: ich frage die Funktionäre, warum sie öffentlich erklären, dass sie für alle AN im ÖD verhandeln, ob§chon nicht alle Mitglied sind. Die einen wollen/ können die Frage nicht verstehen. Die anderen fragen, was das bringen würde, zu erklären, dass man nur für die Mitglieder verhandeln kann.
Sehr löblich und zeigt aber auch die Verkalktheit bei den Funktionäre der Gewerkschaften..
Zitat
Meine Vorstellung ist diese:nach der Gewerkschaftsforderung erklären die AG , dass dies für alle AN so und soviel Milliarden ausmacht. Die Gewerkschaften widersprechen, weil nur ca. 15-20. organisiert sindund somit als Ergebnis der Tarifverhandlungen auch nur ca. 15% - 20% der Gesamtkosten entstehen. Wenn die AG dann die Tarifergebnisse freiwillig auch auf die Nichtmitglieder übertragen, ist dies sicherlich nicht das Problem der Gewerkschaften.
Eben! Und jeder der vom Ag mit einen Vertrag abgespeist wird, der unterhalb vom Tarif ist, der tritt dann eben ein und bekommt das vertraglich notwendige.
Zitat
Dies ist für die allermeisten AN ist dies auch der Grund nicht in eine Gewerkschaft einzutreten, w3nn ich weiß, dass ich auch ohne Mitgliedschaft dieselben Ergebnisse erzielen werde. Erst wenn sich das ändern würde, gäbe auch auch wieder höhere Mitgliedszahlen.

Mal unabhängig davon ist es natürlich erstaunlich, dass die Fach-und Fachkräfte hier ihr eigenes Versagen auf die Gewerkschaften abschieben, obschon sie wissen , dass sie als nichtmitglied auf gar keinen Fall eine Vertetung erwarten können , sondern selbst verhandeln müssen. Da kann man nur hoffen, dass sie in ihren Jobs keine wirklich weitreichenden Entscheidungen treffen müssen.
Tja, sind halt eben nicht die, die sich einem harten Wettbewerb stellen wollen oder Durchsetzungstark sind. Denn wer es nicht schafft, dass tariflich maximale zu bekommen, der hat halt versagt, wenn er damit unzufrieden ist.
Denn auch die Gewerkschaftsmitglieder lassen sich unter Wert bezahlen (und versagen), wenn sie nicht die Kann Regelungen ausgeschöpft haben.

Fakon

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Antw:Tarifrunde 2025 - kein Geld in den Ländern
« Antwort #845 am: 25.10.2025 23:37 »
Offensichtlich. Hier wird halt gerne die Rebellion der höheren EGs heraufbeschworen, weil die viel Zeit haben in die Tasten zu hauen und hier über die Gewerkschaften zu schimpfen.
Aber offensichtlich sind all die Dinge die dann gerne genannt werden (selber verhandeln, Sparten-Gewerkschaft gründen, ÖD verlassen) wohl doch gar nicht so bequem zu erreichen wie man gerne glaubt.

Wenn ich mir derzeit den Run auf ausgeschriebene E13 Stellen anschaue, gerade und vor allem von Bewerbern aus der Privatwirtschaft, dann ist die Lage vielleicht auch gar nicht so schlimm wie manche es gerne darstellen.

Nochmal, ich will auch gar nicht falsch verstanden werden. Verdi macht nicht alles richtig. Und die höheren EGs sollten Berücksichtigung finden und ja, auch ich finde die JSZ in der aktuellen Form daneben und hoffe wir ziehen in dieser Tarufrunde nach.
Aber dieser Ganze "ich bin zwar nicht in der Gewerkschaft, wüsste aber was die machen sollen und heule das hier jetzt seitenweise vor" nervt einfach nur noch. Wer nicht in der Gewerkschaft ist, muss sich nicht nach TV-L zahlen lassen. Geht ins Büro eures Chef und verlangt und eine außertarifliche Einigung. Fertig.

Das stimmt auch, insbesondere die höheren Stufen sind schon ganz gut. Man muss sich ja nur mal die Jobangebote anschauen in der PW. Die IGM ist natürlich krass weit weg.. aber die DeIndustriealisierung zeigt ja gerade wo der Hase hinläuft. Ich kenne viele die arbeiten gerade die Inder in der Autoindustrie (Entwicklungsing.) ein und machen sich selbst überflüssig. Mittelständler verlagern gerade was geht nach Ungarn, Rumänien etc. , 70% niedrigere Lohnkosten in der Industriebranche..

Andererseits, zufrieden sollte man auch nie sein mit dem was man hat, sonst gibt es keinen Fortschritt.

Vollender

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Antw:Tarifrunde 2025 - kein Geld in den Ländern
« Antwort #846 am: 26.10.2025 07:08 »

Das stimmt auch, insbesondere die höheren Stufen sind schon ganz gut. Man muss sich ja nur mal die Jobangebote anschauen in der PW. Die IGM ist natürlich krass weit weg.. aber die DeIndustriealisierung zeigt ja gerade wo der Hase hinläuft. Ich kenne viele die arbeiten gerade die Inder in der Autoindustrie (Entwicklungsing.) ein und machen sich selbst überflüssig. Mittelständler verlagern gerade was geht nach Ungarn, Rumänien etc. , 70% niedrigere Lohnkosten in der Industriebranche..

Andererseits, zufrieden sollte man auch nie sein mit dem was man hat, sonst gibt es keinen Fortschritt.

Hier sollte man etwas differenzieren. Der ÖD (und ÖD-nahe Einrichtungen) ist traditionell zum Beispiel im Ingenieurbereich ein wichtiger Arbeitgeber gerade für die Bauingenieure (und ähnliche Fachrichtungen). Da gibt es recht viele im ÖD. Auch im TV-L genügend in Behörden, Ämtern, Landeseinrichtungen, Hochschulen, Laboringenieure etc.). Im Maschinenbau (der derzeit kräftig in Krise ist) sehe ich das viel weniger ausgeprägt im ÖD, dieser Bereich ist vermehrt eher in der PW anzutreffen.

Bekanntlich stehen gerade im Infrastrukturbereich erhebliche Investitionen an so dass ein hoher Bedarf da ist. Auch gehen viele Babyboomer in Rente/Pension. Im Baubereich herrscht derzeit vielfach durchaus gewisse Panik. Die Autobahn GmbH des Bundes hat aktuell zum Beispiel über 150 Ingenieurstellen für Beruferfahrene Ingenieure ausgeschrieben und nach Gesprächen mit Insidern ist es schwierig, die Stellen zu besetzen. Und die zahlen besser als der TV-L. Auch die PW sucht händeringend gute Ingenieure wie ich aus eigener Erfahrung (viele Abwerbeversuche) berichten kann.

Daher wäre es zu begrüßen, bei höheren EG im TV-L generell zumindest eine spürbare Annäherung an den TVöD (einschließlich JSZ) zu erreichen. Um im ÖD-internen Wettbewerb nicht im Nachteil zu sein. Das ist der Fall. Potentielle Bewerber berichten mir das sie gerne einen Bogen um den TV-L machen weil die Tabelle schlechter ist. Für absoluten Überflieger kann man dann noch mit Zulagen arbeiten. Welche derzeit allerdings in vielen Einrichtungen per Anweisung defakto unterbunden sind. Vielleicht lässt dieses Instrument etwas mehr flexibilisieren um es zum echten Werkzeug zu machen.

Und ja, im TV-L ist auch nicht alles schlecht. Und die Gewerkschaften können nicht zaubern. Trotzdem muss ein Schippe drauf um wenigstens im ÖD-Wettbewerb mithalten zu können. Da gibt es genug Konkurrenz gerade im gesuchten Baubereich durch TVöD, TV-V, TV-N, Autobahn. Es ist Tatsache, dass viele brauchbare Kollegen Abwerbeversuche ÖD-Intern erhalten. Ich selbst erwäge daher im Frühjahr den nächsten Wechsel, auch weil einfach genug bessere Angebote aus dem ÖD in der Nähe verfügbar sind.


MoinMoin

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Antw:Tarifrunde 2025 - kein Geld in den Ländern
« Antwort #847 am: 26.10.2025 07:40 »
Für absoluten Überflieger kann man dann noch mit Zulagen arbeiten. Welche derzeit allerdings in vielen Einrichtungen per Anweisung defakto unterbunden sind. Vielleicht lässt dieses Instrument etwas mehr flexibilisieren um es zum echten Werkzeug zu machen.
Der einzige Vorschlag der mir da einfällt ist, grundsätzlich keine monetäre Begrenzung der Höhe auf max plus 2 Stufen, sondern einfach nur max 40% von Stufe x.

Ansonsten ist es doch flexibel genug: Bindung von Qualifizierten Personal reicht vollständig, es müssen halt nur die AGs gewillt sein und dieses Instrument nicht durch Selbstbeschneidung unterbinden, was will man da denn tariflich mehr Flexibilisieren, es kann nur eine Kann-Regelung sein.
Und dumme AGs bleiben halt dumme AGs, wenn sie es unterbinden.

Wie schon 100 mal geschrieben, ich bei mehr als  2 dutzend Anträgen (in 3 Bundesländer und 5 AGs) , die ich begleitet habe, es nur 2x erlebt, dass Personen, die für die Personaler ausreichend Material zum abheften beigebracht haben, die Zulage nicht bekommen haben (zu recht ::), muss ich dazu sagen).

daseinsvorsorge

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Antw:Tarifrunde 2025 - kein Geld in den Ländern
« Antwort #848 am: 26.10.2025 12:32 »
Die Frage ist doch auch: Was können Gewerkschaften selbst dazu beitragen, Interesse und damit wieder mehr Mitglieder und eine starke Gemeinschaft zu schaffen? Ich habe ja kürzlich über eine Runde mit Verdi hier informiert. Für potentielle Mitglieder bzw. Interessierte war es leider Ernüchterung pur. Ich habe einige Fragen und Vorschläge gemacht.  Wenig Substanz als Antworten bekommen So kann ein Diskurs leider nicht gelingen.

Unabhängig davon, wie man zu Gewerkschaften steht, können Tarifverträge nur von Gewerkschaften für die AN - Seite abgeschlossen werden. Und weil nur eine kleine Minderheit AT bezahlt wird, ist also die überwiegende Mehrheit auf die Leistungen des Tarifvertrages angewiesen. Die Gewerkschaftsmitglieder sorgen mit ihren Beiträgen somit dafür, dass überhaupt Tarifverhandlungen geführt werden können. Diese Tatsache scheint für Nichtmitglieder überhaupt keine Rolle zu spielen; man geht einfach davon aus, dass es immer einen Tarifvertrag gibt, der auch auf sie anzuwenden ist.

Solange das so ist, weil ja ansonsten die grundrechtliche verbriefte negative Koalitionsfreiheit bedroht sei, stellen sich viele AN die Frage: warum dann für etwas bezahlen, was ich für lau bekommen kann. Und von diesem Standpunkt aus stellen Sie Ihre Frage, die für Mitglieder einer Gewerkschaft befremdlich ist. Die Krönung von alledem ist, wenn Nichtmitglieder, die aufgrund der negativen Koaltionsfreiheit formal für sich selber verhandeln müssen, dies nicht tun, sondern die Tarifergebnisse, zu denen sie nichts beigetragen haben, dann auch noch kritisieren. Und dann wenigstens hoffen, dass Mitglieder Tarifergebnisse mit großer Mehrheit ablehnen- das ist doch völlig absurd.

Natürlich habe auch ich Kritik an meiner Gewerkschaft -wie zb weiter oben formuliert - ändert aber doch nichts an meiner grundsätzlichen Überzeugung. Und wenn Ihnen verdi zu substanzlos ist- ok. Dan gibt es ja noch andere Gewerkschaften, die am Verhandlungstisch sitzen. Oder aber, sie und die hier enttäuschten Fach- und Führungskräfte gründen eine eigene Gewerkschaft oder Berufsverband. Dazu habe ich bereits früher einen Namensvorschlag gemacht; nämlich die FüFöD - die Fach- und Führungskräfte im öD. Weil sie ja locker belegen können, dass die bislang verhandelnden Gewerkschaften diese Gruppe nicht ausreichend berücksichtigt, gibt es auch keine Probleme mit dem Tarifeinheitsgesetz. Was auch immer Sie tun- tun Sie irgendwas und hören auf zu jammern. Denn das ist für Fach- und Führungskräfte sehr unwürdig.