Na ja - wenn die allermeisten Beschäftigten sich entscheiden, flächendeckend tage/wochenlang zu streiken, würde es deutlich mehr geben. Weil dies aber maximal ca. 10% tun - noch nicht ein mal alle Gewerkschaftsmitglieder - bleibt alles wie immer.Die AGs deuten dies dahin, dass ca. 90% dem Grunde nach zufrieden sind. Somit können sie locker maximal2% bieten, weil die Gewerkschaften kein substantelles Drohpotential aufbieten können.
Das ist halt die übliche Verdi-Märchenerzählung. Mittlerweile wird es ja selbst von der VKA konkret benannt, dass die oberen Entgeltgruppen attraktiver gestaltet werden müssen, um die Zufriedenheit zu erhöhen. Ewige Vakanzen, hohe Belastung mit entsprechenden Krankenständen der verbliebenen Mitarbeiter, verschleppte Digitalisierung und marode Infrastruktur aufgrund fehlender Ingenieure - zumindest für die VKA ist das ein ausreichendes "Drohpotenzial", um Entlohnung und Arbeitsbedingungen ab E9 gegen den Widerstand von Verdi zu verbessern. Hinzu kommt, dass qualifizierte Tätigkeiten halt häufig projektbasiert sind. Wenn ein Bus nicht fährt, der Wertstoffhof keine Farbeimer mehr annimmt und Eltern vor verschlossenen Kitas stehen, hat das einen sofortigen Effekt. Ob dagegen ein Softwareprodukt erst drei Monate später eingeführt wird, nimmt niemand wahr - außer der Streikende selbst, der die in Warnweste verbummelte Zeit wieder aufholen muss.
Wenn Verdi mehr Mitglieder möchte, muss sie halt für die anvisierten Zielgruppen attraktiver werden, statt lediglich über angebliche Faulheit zu jammern. Das sind ganz normale, grundlegende marktwirtschaftliche Prinzipien. Ich kauf mir doch auch nicht als Nussliebhaber zehn Jahre lang Mars-Riegel, in der Hoffnung, dass sich der Hersteller irgendwann erbarmt, Erdnüsse hinzuzufügen.