Autor Thema: Tarifrunde TVöD 2025 - Diskussion II  (Read 607086 times)

NelsonMuntz

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Antw:Tarifrunde TVöD 2025 - Diskussion II
« Antwort #1170 am: 10.03.2025 16:10 »
Warum sollte man die Jahressonderzahlung nicht einbeziehen? Oder gibt es das in allen Branchen auch beim Mindestlohn "obendrauf"?

Weil die JSZ den Stundenlohn nur in einem Monat erhöht. Dadurch steigt nur der Jahresschnitt.

monkey

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Antw:Tarifrunde TVöD 2025 - Diskussion II
« Antwort #1171 am: 10.03.2025 16:11 »

Das ist an sich korrekt, würde aber einen Zirkelschluss aufmachen, wenn man jetzt die Forderungen in der Tarifrunde damit "begründet", man müsse einen Abstand zum Mindestlohn haben, damit man dann sagen kann, die eigene Arbeit wäre mehr als den Mindestlohn wert, um daraus widerum die Abstandsforderung abzuleiten...

Es braucht schon externe (Vergleichs-)Kriterien, damit man hier sinnvoll vorwärts kommt.

Nein, braucht es nicht, schon gar nicht, wenn man mit dem Mindestlohn arbeitet und diesen politisch um 17% erhöht. Da geht es rein um die Verteidigung der eigenen Interessen und früherer Wertermittlung.

cyrix42

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Antw:Tarifrunde TVöD 2025 - Diskussion II
« Antwort #1172 am: 10.03.2025 16:12 »
Alles klar. Dann dreh' dich mal weiter im Kreis. Bin gespannt, welche Erkenntnisse du dabei gewinnst. (Derwische haben das ja ausgenutzt, um sich in Trance zu tanzen; und solche bewusstseinserweiternde Zustände können ja durchaus die Kreativität fördern...)

Paul Stanley

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Antw:Tarifrunde TVöD 2025 - Diskussion II
« Antwort #1173 am: 10.03.2025 16:14 »
Warum sollte ein Abstand herrschen? Wenn deine Arbeit nicht mehr als der Mindestlohn wert ist, warum solltest du dann mehr bekommen?


Bitte genau die Berufsabschlüsse lesen!
In Relation zu einem Ausbildungsberuf!
In Relation zu einem Studium!

Seit wann interessiert für deine Bezahlung, welche Ausbildung du hast? Eingruppiert wird nach auszuübenden Tätigkeiten...

Sie wissen doch genau, was ich meine! Die Erzieherin Ihres Kindes wird ein paar Euro über Mindestlohn liegen!

NelsonMuntz

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Antw:Tarifrunde TVöD 2025 - Diskussion II
« Antwort #1174 am: 10.03.2025 16:19 »
Seit wann interessiert für deine Bezahlung, welche Ausbildung du hast? Eingruppiert wird nach auszuübenden Tätigkeiten...

Sie wissen doch genau, was ich meine! Die Erzieherin Ihres Kindes wird ein paar Euro über Mindestlohn liegen!

Das tut diese jetzt und wird es auch bei 15€ Mindestlohn noch tun.

... Nur der relative Abstand schrumpft. Sehe gerade aus Gewerkschaftssicht hier keine Schwierigkeiten.

cyrix42

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Antw:Tarifrunde TVöD 2025 - Diskussion II
« Antwort #1175 am: 10.03.2025 16:19 »
Sie wissen doch genau, was ich meine! Die Erzieherin Ihres Kindes wird ein paar Euro über Mindestlohn liegen!

Keine Ahnung, vielleicht ist ja deren Tätigkeit stärker zu honorieren. Soziale Berufsbilder werden ja durchaus in unserer Wirtschaft nicht allzugut bezahlt. Kann man sich durchaus fragen, ob das sinnvoll ist. Abre ich würde hier eben nicht mit dem Abschluss argumentieren, sondern eher die Frage stellen, was es der Gesellschaft wert ist. Und im Kapitalismus kann man das relativ leicht ablesen: Solang es genügend Personen gibt, die das für den Preis machen wollen, sind sie ausreichend bezahlt. Wenn es aber klemmt, weil eben nicht genügend Personen etwa die Pflege übernehmen wollen, müssen eben mehr Anreize (z.B. höherer Lohn) gesetzt werden. Die Anspruchshaltung "ich habe studiert, also will ich auch viel verdienen" ist nur weder im Kapitalismus, noch irgendeiner anderen Wirtschaftsform sinnvoll, sondern nur altes Standesdenken. [und, btw: ich bin promoviert, würde also von der allgemeinen Einstellung "je höher die Ausbildung, desto höher das Einkommen" deutlich mehr profitieren...]

Meierheim

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Antw:Tarifrunde TVöD 2025 - Diskussion II
« Antwort #1176 am: 10.03.2025 16:21 »
Warum sollte man die Jahressonderzahlung nicht einbeziehen? Oder gibt es das in allen Branchen auch beim Mindestlohn "obendrauf"?

Weil die JSZ den Stundenlohn nur in einem Monat erhöht. Dadurch steigt nur der Jahresschnitt.
Dann könnten die AG ja in der Tarifverhandlung zur Lösung des Problems vorschlagen, die JSZ abzuschaffen zugunsten einer höheren prozentualen Erhöhung.

NelsonMuntz

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Antw:Tarifrunde TVöD 2025 - Diskussion II
« Antwort #1177 am: 10.03.2025 16:27 »
Warum sollte man die Jahressonderzahlung nicht einbeziehen? Oder gibt es das in allen Branchen auch beim Mindestlohn "obendrauf"?

Weil die JSZ den Stundenlohn nur in einem Monat erhöht. Dadurch steigt nur der Jahresschnitt.
Dann könnten die AG ja in der Tarifverhandlung zur Lösung des Problems vorschlagen, die JSZ abzuschaffen zugunsten einer höheren prozentualen Erhöhung.

Korrekt. Das hätte mildernde Wirkung in Bezug auf die Jahresgehälter, die zur Erfüllung des Mindestlohns benötigt werden.

Aber noch gibt es diesen Mindestlohn ja auch noch gar nicht - und ich ginge in einem solchen Fall wirklich davon aus, dass man die unteren zwei EG einfach ersatzlos streicht und die Tabelle dann mit EG3 beginnt. Oder vielleicht eine Mindestlohnzulage? In den 2stelligen EG wird davon höchstens minimal etwas ankommen.

cyrix42

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Antw:Tarifrunde TVöD 2025 - Diskussion II
« Antwort #1178 am: 10.03.2025 16:32 »
Ich finde es immer wieder bemerkenswert, dass die Mechanik, die hinter einem Mindestlohn liegt, so falsch verstanden wird. Ein (höherer) Mindestlohn führt nicht dazu, dass einfach alle um einen entsprechenden Prozentsatz mehr Gehalt erhalten -- das wäre einfach Inflation, und würde niemandem etwas bringen; es würde ja einfach nichts verändern außer den Zahlen auf den Geldscheinen, ohne, dass man sich dadurch nun mehr oder weniger leisten könnte...

Tatsächlich setzt ein (höherer) Mindestlohn ausschließlich die Schwelle hoch, ab der wir sagen, dass die entsprechende Tätigkeit wertvoll genug ist, als dass man von deren Ausübung einen Mindestlebensstandard halten kann. Wer weniger leistet bzw. zu weniger in der Lage ist, kann sich diesen nun einfach nicht selbst leisten und bekommt entweder weniger, oder muss durch die Solidargemeinschaft aufgefangen werden.

Steigt der Mindestlohn nun weiter, werden halt einige Berufsbilder obsolet. Die hier früher gern vorgeschobene Küchenhilfe in E1 gibt es ja auch z.B. im öD quasi nicht mehr. (Ich meine, ich hatte zur letzten Tarifrunde mal rausgesucht, dass in ganz Deutschland nur ne kleine zweistellige Zahl an Personen so eingruppiert sei; bei > 1 Million Angestellten...) Mehr ändert sich aber auch nicht.

cyrix42

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Antw:Tarifrunde TVöD 2025 - Diskussion II
« Antwort #1179 am: 10.03.2025 16:50 »
Ich muss mich zur Zahl der Beschäftigten korrigieren: Laut Bericht des Statistischen Bundesamts (Tabelle 74111-06) gab es zum 30.06.2023 von den 3,3 Millionen im öffentlichen Dienst von Bund, Ländern und Kommunen Angestellten ganze 24.500 Personen (also knapp 0,8 Promille), die in E1 eingruppiert waren. Davon waren übrigens knapp 90% Frauen...

edit: Für 2021 habe ich eine genauere Aufgliederung gefunden:

27105 Personen in E1 beschäftigt, darunter 10 [!] im Bundesbereich, 1135 im Landesbereich, 25470 im Kommunalbereich und 485 bei den Sozialversicherungen.
« Last Edit: 10.03.2025 17:03 von cyrix42 »

Paul Stanley

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Antw:Tarifrunde TVöD 2025 - Diskussion II
« Antwort #1180 am: 10.03.2025 18:08 »
Sie wissen doch genau, was ich meine! Die Erzieherin Ihres Kindes wird ein paar Euro über Mindestlohn liegen!

Keine Ahnung, vielleicht ist ja deren Tätigkeit stärker zu honorieren. Soziale Berufsbilder werden ja durchaus in unserer Wirtschaft nicht allzugut bezahlt. Kann man sich durchaus fragen, ob das sinnvoll ist. Abre ich würde hier eben nicht mit dem Abschluss argumentieren, sondern eher die Frage stellen, was es der Gesellschaft wert ist. Und im Kapitalismus kann man das relativ leicht ablesen: Solang es genügend Personen gibt, die das für den Preis machen wollen, sind sie ausreichend bezahlt. Wenn es aber klemmt, weil eben nicht genügend Personen etwa die Pflege übernehmen wollen, müssen eben mehr Anreize (z.B. höherer Lohn) gesetzt werden. Die Anspruchshaltung "ich habe studiert, also will ich auch viel verdienen" ist nur weder im Kapitalismus, noch irgendeiner anderen Wirtschaftsform sinnvoll, sondern nur altes Standesdenken. [und, btw: ich bin promoviert, würde also von der allgemeinen Einstellung "je höher die Ausbildung, desto höher das Einkommen" deutlich mehr profitieren...]

Stichwörter: Leistung und Bildung soll sich lohnen!
Anreiz sich zu bilden!
Und seit Monaten wird hier debattiert, dass für diese Vergütungen "gute" Leute nicht zu finden sind!
Und der Markt reguliert sich: Mangel bei tatsächlichen Fachkräften!
Ein Beispiel: Jedes Jahr verlassen uns um 2000 Ärzte!
ich wünsche Ihnen nicht, dass Sie in naher Zukunft von er Mindestlohn Quereineinsteigerin (!) operiert werden.



daseinsvorsorge

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Antw:Tarifrunde TVöD 2025 - Diskussion II
« Antwort #1181 am: 10.03.2025 19:11 »

Keine Ahnung, vielleicht ist ja deren Tätigkeit stärker zu honorieren. Soziale Berufsbilder werden ja durchaus in unserer Wirtschaft nicht allzugut bezahlt. Kann man sich durchaus fragen, ob das sinnvoll ist. Abre ich würde hier eben nicht mit dem Abschluss argumentieren, sondern eher die Frage stellen, was es der Gesellschaft wert ist. Und im Kapitalismus kann man das relativ leicht ablesen:

Solang es genügend Personen gibt, die das für den Preis machen wollen, sind sie ausreichend bezahlt. Wenn es aber klemmt, weil eben nicht genügend Personen etwa die Pflege übernehmen wollen, müssen eben mehr Anreize (z.B. höherer Lohn) gesetzt werden.

Wenn geschätzt ca. 250.000 ErzieherInnen und ca. 100.000 Pflegekräfte fehlen, müssten deren Löhne ja nahezu explodieren- tun sie aber nicht. Also scheint der „Markt“ hier nicht richtig zu funktionieren. Liegt vielleicht auch daran, dass es dort fast ausschließlich Frauen tätig sind.

monkey

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Antw:Tarifrunde TVöD 2025 - Diskussion II
« Antwort #1182 am: 10.03.2025 19:57 »
Ich finde es immer wieder bemerkenswert, dass die Mechanik, die hinter einem Mindestlohn liegt, so falsch verstanden wird. Ein (höherer) Mindestlohn führt nicht dazu, dass einfach alle um einen entsprechenden Prozentsatz mehr Gehalt erhalten -- das wäre einfach Inflation, und würde niemandem etwas bringen; es würde ja einfach nichts verändern außer den Zahlen auf den Geldscheinen, ohne, dass man sich dadurch nun mehr oder weniger leisten könnte...

Ich denke nicht, dass das jemand falsch verstanden hat. Du denkst es nur um dich selber für schlauer als den Rest zu halten. Es ändert nichts an der Tatsache, dass sich mehr Verantwortung und Ausbildung bei entsprechenden Tätigkeiten deutlich von der niedrigstmöglichen Verdienstsumme (aka der Mindestlohn) abzuheben haben, weil man es sonst eben bleiben lassen kann, sich weiterzubilden und Verantwortung zu übernehmen.

Dann erzählst du ja noch gerne davon, dass die Arbeit dieser Personen vielleicht ja gar nicht viel mehr als der Mindestlohn wert ist, weil, es bringt ja nicht entsprechende Summen ein. Vollkommen außer Acht lassend, dass die einzelne Personen gar nichts an den Rahmenbedingungen der Einnahmequellen und der Tarifbindung ändern können und ausgerechnet die Tarifverhandlungen die Wertigkeit der eigenen Arbeit austarieren.

Es ist eine vollkommen legitime Forderung Abstände zum niedrigsten Verdienst einzufordern, zu behalten oder sogar stark erhöhen zu wollen, gerade wenn man weiß, dass sich die eigene Arbeit so viel stärker von einfachsten Tätigkeiten abhebt. Arbeit muss sich lohnen, aber nicht nur beim Mindestlöhner für einen besseren Lebensstandard.

KlammeKassen

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Antw:Tarifrunde TVöD 2025 - Diskussion II
« Antwort #1183 am: 10.03.2025 20:24 »
Laut meinem Arbeitgeber, stellen sich die AG auf einen Ergebnis wie bei der Deutschen Post ein.

Würde heißen: 2 % dieses Jahr und 3 % nächstes Jahr.

So wird es vermutlich auch kommen.

CDU und SPD haben in den Sondierungsgesprächen vereinbart, dass der Mindestlohn 2026 auf 15,00 € steigen soll.

Welche Auswirkungen würde das auf den TVöD haben?

Habe ich bereits geschrieben....
13,87 Euro Stundenlohn momentan in EG1 Stufe 2
EG1 Stufe 2 sind 30256€. Bei 13,87€ Stundenlohn müsste da eine Jahresarbeitszeit von 2181 Stunden zusammenkommen.

Deine 30256€ sind wieder mit Jahresonderzahlung...
Monatsbrutto ist 2355,52€ laut Tabelle. Geteilt durch 4,35 Wochen/Monat. Geteilt durch 39 Stunden/Woche. Gleich 13,88€/h.

Ich habe einfach auf Stundenwerte gestellt :D, und dann stand da 13,87 Euro

Wie gesagt 169,57 Stunden bei Vollzeit

1,13 Euro fehlen zum Mindestlohn

hieße monatliche Erhöhung um 169,57 x 1,13 = 191,61 Euro, die es mehr geben müsste im Monat, damit der Mindestlohn eingehalten wird

KlammeKassen

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Antw:Tarifrunde TVöD 2025 - Diskussion II
« Antwort #1184 am: 10.03.2025 20:29 »

Zitat

CDU und SPD haben in den Sondierungsgesprächen vereinbart, dass der Mindestlohn 2026 auf 15,00 € steigen soll.

Welche Auswirkungen würde das auf den TVöD haben?

Dass z.B. für Beamte die Alimentation noch verfassungswidriger wird   ;)

verfassungswidrig, verfassungswidriger, am verfassungswidrigsten?

Dann können wir direkt alles aufstocken, netto kommt bald nix mehr an.

Habe in den Sondierungspapieren jetzt auch noch nichts gesehen, was irgendwie den Anstieg der Sozialbeiträge mal bremsen soll... das ist für die Wirtschaft auch extrem schädlich mit den hohen Lohnnebenkosten