Autor Thema: Auswirkungen der Mindestlohnerhöhung im öffentlichen Dienst  (Read 51139 times)

bebolus

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Ich möchte gar nichts, ich habe nur die bisherigen gesetzlichen Parameter für dich erläutert, die Struktur erklärt.

Kennst Du die gesetzlichen Parameter der Pfändung von z. B. Lohn im Hinblick auf Unterhaltsschulden durch die Jugendämter? Da kann man druchaus verstehen warum einige Väter, denen ein Kind untergejubelt wurde oder selbstverschuldet in jugendlichem Leichtsinn gezeugt oder wie auch immer, lieber in Bürgergeld zurückfallen.

Warnstreik

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Ich möchte gar nichts, ich habe nur die bisherigen gesetzlichen Parameter für dich erläutert, die Struktur erklärt.

Und ich habe dir erwidert, dass es keine gesetzlichen Parameter für die Höhe eines Mindestlohnes gibt. Der wird schlicht festgelegt und (das ist dann gesetzlich geregelt) bis auf weiteres durch eine Kommission in der Höhe an die Lohnentwicklung angepasst.

Es gibt danach fast keine Subventionen für den Niedriglohnsektor, wenn man eine 48 Stunden - Woche (wie es andere Stelle reguliert wird) als Mindestmaß ansieht. Also fast keine Aufstocker.

1. Es kann garnicht das Mindestmaß sein sondern ist das absolute Maximum, welches das Gesetz als regelmäßige Arbeitzeit überhaupt zulässt.
2. Ich habe noch von keinem - KEINEM - Vollzeitjob gehört, der auch nur annährend an die 48h bzgl. Regelarbeitszeit rankommt.
3. Ist das Beispiel mit dem Unterhalt ein Grenzfall, der wahrscheinlich so nie zum Ansatz kommt. Da wurde mal von einem Richter in einem Fall entschieden.
4. Ist doch umso besser wenn in Zukunft Menschen schon mit einer 39h-Woche von ihrer Arbeit leben können ohne der Allgemeinheit auf der Tasche zu liegen.



Was ich übrigens nicht sagen will ist, dass die Agenda-2010-Gesetze nicht gut waren - im Gegenteil. Sie mussten damals sein. Heute hat sich die Beschäftigungssituation auch bzw. wegen der Demografie massiv gewandelt. Und ja - die Dienstleistungen und viele Produkte sind in Deutschland im Verhältnis zu den Einkommen und vor allem zum Ersparten sehr günstig. Das Geldvermögen von Privathaushalten wächst seit einigen Jahren kontinuierlich. Ein Teil dieses Geldes kann bzw. sollte man in die Eindämmung der immer weiter wachsende Gehalts- und Vermögensschere stecken. Ein besseres Konjunkturpaket kann man kaum schnüren.


@Bebolus
Wie sieht das Verhältnis von alleinerziehenden Müttern und ihrer Kinder aus, die keine Unterstützung vom Vater bekommen und vor allem vom Staat hier alleinegelassen werden?

bebolus

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@Bebolus
Wie sieht das Verhältnis von alleinerziehenden Müttern und ihrer Kinder aus, die keine Unterstützung vom Vater bekommen und vor allem vom Staat hier alleinegelassen werden?

Das kann ich nicht beziffern. Ich bin im Bereich der Vollstreckung tätig und kann locker sagen, dass ein nicht unerheblicher Teil meines Klientels,, Bürgergeld oder Mindestlohn + Aufstockung bezieht, kein Kindesunterhalt zahlt und sich dadurch bei den Jugendämtern hohe 5-stellige Summen ansammeln, die bei Annahme einer Mindestlohn-Vollzeitstelle mutmaßlich auf unter Bürgergeld Niveau runtergepfändet würden.

bebolus

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Wer Zeit und Lust hat kann ja mal A7 Bund Bruttostundenlohn ausrechnen.. Ich denke da hätte man sich hier viele Seiten schenken können..

Schafft das einer der hier schreibenden Protagonisten..? Vorher brauchen wir uns keine Gedanken darüber machen, ob eine bundesweit versetzbare Reinigungskraft unterbezahlt sein könnte.
« Last Edit: 24.03.2025 19:13 von bebolus »

BAT

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Kennst Du die gesetzlichen Parameter der Pfändung von z. B. Lohn im Hinblick auf Unterhaltsschulden durch die Jugendämter? Da kann man druchaus verstehen warum einige Väter, denen ein Kind untergejubelt wurde oder selbstverschuldet in jugendlichem Leichtsinn gezeugt oder wie auch immer, lieber in Bürgergeld zurückfallen.

Was hat das nun mit dem Thema zu tun?

Ja, habe ich jahrelang gemacht. Und ich war keine Freund davon, massenhaft Titel zu schaffen für Personen, die jahrelang im Sozialbezug waren. Ist aber in den Richtlinien der meisten Bundesländer so vorgesehen.

Unterhalt will keiner gerne zahlen.

BAT

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2. Ich habe noch von keinem - KEINEM - Vollzeitjob gehört, der auch nur annährend an die 48h bzgl. Regelarbeitszeit rankommt.
3. Ist das Beispiel mit dem Unterhalt ein Grenzfall, der wahrscheinlich so nie zum Ansatz kommt. Da wurde mal von einem Richter in einem Fall entschieden.


Nein, unterhaltsrechtlich sind im Zweifelsfall 48 Stunden, auch mit drei Jobs zu fordern.

Und darum geht es doch, dass man dies auch bei der Sozialhilfe als Forderung so ansetzt, damit gibt es fast keine Aufstocker mehr.

Ich stimme Dir zu, dass diese Forderungen auch realistisch sein muss. Aber Jobs gibt es seit Jahren ausreichend.

Ich persönlich bin ja immer ein Befürworter eines hohen Mindestlohnes, inzwischen auch durchaus eines gesetzlichen. Aber ich sehe bei harter Vorgehensweise bei niedrigen Löhnen keinen Rückfall in die Sozialsysteme.

BAT

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Schafft das einer der hier schreibenden Protagonisten..? Vorher brauchen wir uns keine Gedanken darüber machen, ob eine bundesweit versetzbare Reinigungskraft unterbezahlt sein könnte.

Es geht beim Mindestlohn um Arbeitnehmer.

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@Bebolus
Wie sieht das Verhältnis von alleinerziehenden Müttern und ihrer Kinder aus, die keine Unterstützung vom Vater bekommen und vor allem vom Staat hier alleinegelassen werden?

Das kann ich nicht beziffern. Ich bin im Bereich der Vollstreckung tätig und kann locker sagen, dass ein nicht unerheblicher Teil meines Klientels,, Bürgergeld oder Mindestlohn + Aufstockung bezieht, kein Kindesunterhalt zahlt und sich dadurch bei den Jugendämtern hohe 5-stellige Summen ansammeln, die bei Annahme einer Mindestlohn-Vollzeitstelle mutmaßlich auf unter Bürgergeld Niveau runtergepfändet würden.

Genau das ist auch das Problem - würden die Behörden flächendeckend ordentlich arbeiten, würde man solch ein Verhalten nicht hinnehmen. Bei älteren Kindern gibt es nichtmal einen Unterhaltsvorschuss - da bleiben die Frauen und die Kinder komplett im Regen stehen.  Dazu kommt Getrickse, welches so offensichtlich ist aber von den Behörden schlicht nicht beachtet wird. Wie kann es sein, dass ein Anwalt bei seiner Frau zu Mindestlohn angestellt ist und nicht dazu gezwungen wird einen Job anzunehmen, der seinen Kindern einen ausreichenden Unterhalt gewährleisten?

BAT

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Ja, die völlige Umkehrung der Verantwortlichkeiten geht weiter? Warum hat da eine Behörde was nicht gemacht, warum tut der Staat hier nichts und hier nichts? Da wird Unterhaltsvorschuss stark ausgeweitet auf 18 Jahre statt 6 Jahre und dann gibt es ab Volljährigkeit nichts mehr, Unverschämtheit.

Es gibt ausreichend Möglichkeiten der Durchsetzung (privat) von Unterhalt aufgrund der Regelungen im BGB und der Anrufung der Gerichte. Bei Minderjährigen bietet der Staat noch das Institut der Beistandschaft an. Und es reicht immer noch nicht?

(Der Anwalt in dem Fall wäre natürlich klar unterhaltspflichtig, allerdings würde bei einer staatlichen Durchsetzung für UVG nicht so viel durchgesetzt werden können wie einer privaten Herangehendweise)

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Ja, die völlige Umkehrung der Verantwortlichkeiten geht weiter? Warum hat da eine Behörde was nicht gemacht, warum tut der Staat hier nichts und hier nichts? Da wird Unterhaltsvorschuss stark ausgeweitet auf 18 Jahre statt 6 Jahre und dann gibt es ab Volljährigkeit nichts mehr, Unverschämtheit.

Das wurde erst kürzlich geändert, oder? Sehr gut wenn dem so ist. Ich habe (leider) einige Fälle von sehr dichtem erleben müssen - und hatten die Kinder so ziemlich überall das Nachsehen und am Ende hat man einfach verzichtet. (Es gibt aber auch wirklich genug, die gerne ihren Pflichten nachkommen und ihren Teil zum Lebensunterhalt beitragen)

Es gibt ausreichend Möglichkeiten der Durchsetzung (privat) von Unterhalt aufgrund der Regelungen im BGB und der Anrufung der Gerichte. Bei Minderjährigen bietet der Staat noch das Institut der Beistandschaft an. Und es reicht immer noch nicht?

Ich habe Fälle erlebt, da hat das nicht funktioniert. Da wurden Nachweise so lange vorenthalten, das Verfahren so lange verschleppt, Unterlagen nicht abgegeben, Unterschriften nicht geleistet, Vermögen nicht offengelegt oder eben offenbar verschoben. Das war jeweils ein absoluter und unendlicher Spießrutenlauf - es ging immer wieder von Vorne los.

(Der Anwalt in dem Fall wäre natürlich klar unterhaltspflichtig, allerdings würde bei einer staatlichen Durchsetzung für UVG nicht so viel durchgesetzt werden können wie einer privaten Herangehendweise)

Wie gesagt: Meine Erfahrungen aus zweiter Hand sind recht alt. Vielleicht hat sich mittlerweile etwas geändert - wäre ja super. Oft gab es eben ein Machtgefälle - und die Behörden haben oft nur mit der Schulter gezuckt.



Edit: Hat mit dem Mindestlohn aber nichts zu tun. Spannend gestern abend bei Hart aber Fair: Ein Bäckermeister hat einen validen Punkt aufgebracht: Gerade junge Leute würden eher für einen guten Mindestlohn jobben als sich eine Ausbildung ans Bein hängen. Ist zwar natürlich zu kurz gedacht - kann aber real ein Problem sein.

Organisator

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Edit: Hat mit dem Mindestlohn aber nichts zu tun. Spannend gestern abend bei Hart aber Fair: Ein Bäckermeister hat einen validen Punkt aufgebracht: Gerade junge Leute würden eher für einen guten Mindestlohn jobben als sich eine Ausbildung ans Bein hängen. Ist zwar natürlich zu kurz gedacht - kann aber real ein Problem sein.

Na dann muss der Bäcker mal an der Attraktivität seines Ausbildungsplatzes etwas ändern, statt auf Dritte zu schimpfen.

In einem anderen Beispiel habe ich den Bericht vom einem Bächer gehört, der nicht mit Nachtschicht beginnt sondern mit der Frühschicht (um 6.00h) und der hatte kein Problem Azubis zu finden.

BAT

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Na dann muss der Bäcker mal an der Attraktivität seines Ausbildungsplatzes etwas ändern, statt auf Dritte zu schimpfen.


Nee, falscher Adressat.

Nimm ihm den Großteil seiner Dokumentationspflichten und der Laden läuft. Mit weniger Arbeit mehr Umsatz und höhere Löhne.

Schon kirre, der Staat regelt alles zu Tode und der Bürger ist der Schuldige.

Immerhin gibt es Ausnahmen für die Arbeit im Bäckerhandwerk für Minderjährige. Aber auch nicht für alle Arbeitszeiten. Und hiervon gibt es auch wieder Ausnahmen...

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Wer Zeit und Lust hat kann ja mal A7 Bund Bruttostundenlohn ausrechnen.. Ich denke da hätte man sich hier viele Seiten schenken können..

Schafft das einer der hier schreibenden Protagonisten..? Vorher brauchen wir uns keine Gedanken darüber machen, ob eine bundesweit versetzbare Reinigungskraft unterbezahlt sein könnte.

Kommt hier noch eine Auswertung? In der Eingangsgruppe ohne Familien- oder sonstige Zuschläge sind es knapp 18€. Dazu die Befreiung von der Rentenversicherungspflicht und die dadurch auch niedrigere Steuerlasten - der Abstand ist also durchaus gegeben - und das nichtmal knapp.

KaiBro

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Na dann muss der Bäcker mal an der Attraktivität seines Ausbildungsplatzes etwas ändern, statt auf Dritte zu schimpfen.


Nee, falscher Adressat.

Nimm ihm den Großteil seiner Dokumentationspflichten und der Laden läuft. Mit weniger Arbeit mehr Umsatz und höhere Löhne.

Schon kirre, der Staat regelt alles zu Tode und der Bürger ist der Schuldige.

Immerhin gibt es Ausnahmen für die Arbeit im Bäckerhandwerk für Minderjährige. Aber auch nicht für alle Arbeitszeiten. Und hiervon gibt es auch wieder Ausnahmen...

Bürokratie eben ...
Bürokratieabbau kann auch dem Fachkräftemangel in vielen Berufen entgegenwirken. Wäre schön, wenn die Politik das endlich verstehen würde.
Behörden würden weniger Mitarbeiter benötigen, um das selbe Arbeitspensum zu schaffen. Das wäre mit weniger Kosten verbunden und schon wäre genügend Geld für die 8 %ige Gehaltssteigerung auf 12 Monate da ;) 

bebolus

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Na dann muss der Bäcker mal an der Attraktivität seines Ausbildungsplatzes etwas ändern, statt auf Dritte zu schimpfen.


Nee, falscher Adressat.

Nimm ihm den Großteil seiner Dokumentationspflichten und der Laden läuft. Mit weniger Arbeit mehr Umsatz und höhere Löhne.

Schon kirre, der Staat regelt alles zu Tode und der Bürger ist der Schuldige.

Immerhin gibt es Ausnahmen für die Arbeit im Bäckerhandwerk für Minderjährige. Aber auch nicht für alle Arbeitszeiten. Und hiervon gibt es auch wieder Ausnahmen...

Nee, in Dänemark bekommst Du für nen Euro ein Brötchen. Das ist dann ein Brot in Brötchenform. Bei uns gehst Du zu Penny und bekommst Luft im Teigmantel. Hat sich da im Vorraum noch ein - BÄCKER- eingenistet, der auch Luft im Teigmantel verkauft, ist der bald pleite. Ich wüsste in meiner Umgebung keinen Bäcker, wo ich ordentliche Brötchen bekommen könnte.