Autor Thema: Auswirkungen der Mindestlohnerhöhung im öffentlichen Dienst  (Read 51124 times)

bebolus

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Das fordern noch Steuererhöhungen - eingedenk dessen, dass man weiß, das an anderer Stelle nicht wirklich entlastest wird - seht für mich auf gleicher Stufe wie Cum/Ex. Beides Beschiss und Raubrittertum.

Bei Cum-Ex lassen sich Menschen vom Staat Geld erstatten, welches sie vorher gar nicht gezahlt haben. Kriminell - da sind wir uns einig.

Wenn der Staat Steuern erhebt und das für staatliche Zwecke nutzt, dann ist das also das gleiche? Ernsthaft? Alleine die Demografie kostet Geld - viel Geld. Klar kann man klein-klein auseinander puzzeln wo man Geld verschwendet sieht und wo man etwas anders machen würde. Am Ende wird man aber immer etwas finden. Fakt ist aber: Menschen werden älter, Medizin wird besser, potentielle Arbeitnehmer werden weniger. Aktuell kommt dazu, dass für Verteidigung und Infrastruktur in der Vergangenheit zu wenig ausgegeben wurde und man das (mit breiter gesellschaftlicher Zustimmung) jetzt ändern.
All das kannst du doof finden - dein Ding. Andersdenkenden am Verstand zu zweifeln ist aber definitiv unangebracht und übergriffig.

Wenn wir hier von Fairness reden, könnte man die These vertreten, dass Boomer:innen ohne Kinder:innen weniger Rente bekommen als Boomer:innen mit Kindern:innen, im Grundsatz. Da Boomer:innen ohne Kinder:innen aber nicht unter Bürger*innengeld rutschen sollten, stellt sich die Frage, wie Boomer:innen, die Kinder* innen haben, und jetzt ebenfalls Bürger*innengeld beziehen müssen, bessergestellt werden, als die:*? , die keine Kinder*innen hatten.

Bob Kelso

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Hähnchen-Innen-Filet!

Faunus

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Wir unterscheiden uns darin, dass du sehr ideologisch unterwegs bist. Ich eher pragmatisch.


Hmm... interessant.

Ich finde den Mindestlohn eine richtigen und gangbaren Weg, um dahin zu kommen, dass Menschen, die was auch immer sie Vollzeit arbeiten, davon zumindest theoretisch sorgenfrei leben können. Und ja, es wird die Endpreise etwas erhöhen, viel mehr  werden sich überlegen müssen, ob das neuste Iphone oder ein 98"-Fernseher sein muss. oder Leitungswasser u.U. attraktiver finden als Bier....Und wenn man mehr haben will, dann muss man tatsächlich 48 h (Hauptjob ca. 40  & mit Nebenjob auf 48 h)  arbeiten. Da bin ich bei Dir. Wer 2 Wo. Urlaub in Spanien machen will, muss halt noch zusätzlich arbeiten.   

Die Menschen müssen wieder in die Richtung geschubst werden, dass arbeiten sich lohnt und dieses Selbstverständnis, wenn man sich falsch entscheidet, einen der Staat selbstverständlich auffängt, muss wieder weg!




 




BAT

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Arbeiten lohnt sich meist nicht wegen Steuern und Beiträgen und nicht weil das Brutto zu niedrig ist.

Aber wir sind ja uns dann einige, dass dieses Problem erst durch eine völlig übertriebenen Umverteilung erst entsteht. Also staatliche Fehlentscheidungen nicht mit neuen staatlichen Entscheidungen aufpumpen, sondern die alten Fehler beheben.

cyrix42

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Arbeiten lohnt sich meist nicht wegen Steuern und Beiträgen und nicht weil das Brutto zu niedrig ist.

Über welche Gruppe an Personen redest du da? Selbst mit Vollzeit zum Mindestlohn zahlt man kaum Einkommensteuer. (Und die Abgaben sind ja wohl auch vergleichsweise gering -- jedenfalls, wenn man eine halbwegs vernünftige Rentenabsicherung haben will; und bei der GKV profitiert jene Gruppe ja gerade noch von der "Umverteilung", d.h., den geringeren absoluten Beiträgen.)

BAT

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13 € Stundenlohn X 4,34 X 48 Stunden = 2708 € Brutto. Monatliche Steuer fast 300 €

cyrix42

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13 € Stundenlohn X 4,34 X 48 Stunden = 2708 € Brutto. Monatliche Steuer fast 300 €

Ok, 48h/Woche ist jetzt nicht das, was ich aus dem öD für den Begriff "Vollzeit" gewöhnt bin. Gibt es denn überhaupt noch so viele Stellen, an denen man einer 6-Tage-Woche nachgehen kann?

BAT

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Falsche Frage. Wenn du am Markt nur diesen Mindestlohn erhältst und dafür auch einen Zweitjob machst, hältst Du solch eine hoher Besteuerung für redlich?

Und kommt das nicht evtl. als aufstockendes Bürgergeld wieder zurück?

MoinMoin

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Falsche Frage. Wenn du am Markt nur diesen Mindestlohn erhältst und dafür auch einen Zweitjob machst, hältst Du solch eine hoher Besteuerung für redlich?

Und kommt das nicht evtl. als aufstockendes Bürgergeld wieder zurück?
vollkommen richtig, der Mindestlohn sollte vollumfänglich steuerfrei sein, allein für die in innere Logik.
Aber da keine Lobbiestenden Politikern diese Fragen stellen, schnallen sie es nicht von selbst.
Beim 40h Job plus Minijob am WE wird der AN und wir  ja veräppelt, wg weniger Rente.
Zahlt aber quasie keine Steuern.

BAT

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Für die innere Logik gibt es natürlich eine politische 180 - Grad - Wende.

Bisher wurde ja geschaut, dass er "anständig" ist, sozusagen eigentlich Sachen, die über das BGB bisher abgedeckt wurden, nun aber duch Mindestlohn gesetzlich konkretisiert wurden.

Mit der Einführung eines gesetzlichen Mindestlohns und der entsprechend dadurch umzusetzenden Richtlinie der EU wird er sich aber künftig an der anderen Arbeitnehmerschaft orientieren, womit er system- und denklogisch zunächst an durchschnittlichen Tarifarbeitszeiten von 40 Stunden zu messen ist und gleichzeitig eher der Besteuerung zuzuführen ist als bisher.

Warnstreik

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Falsche Frage. Wenn du am Markt nur diesen Mindestlohn erhältst und dafür auch einen Zweitjob machst, hältst Du solch eine hoher Besteuerung für redlich?

Und kommt das nicht evtl. als aufstockendes Bürgergeld wieder zurück?
vollkommen richtig, der Mindestlohn sollte vollumfänglich steuerfrei sein, allein für die in innere Logik.
Aber da keine Lobbiestenden Politikern diese Fragen stellen, schnallen sie es nicht von selbst.
Beim 40h Job plus Minijob am WE wird der AN und wir  ja veräppelt, wg weniger Rente.
Zahlt aber quasie keine Steuern.

Ein Single in Vollzeit (40, nicht 48 Stunden) wird nie Aufstocker sein. Je nach Region ist er vielleicht Wohngeldberechtigt - aber das ist ein anderes Thema.

Ich wäre dagegen den Mindestlohn generell steuerfrei zu stellen - wieso auch? Gerade bei Ehepartnern, Menschen mit Nebenerwerb oder anderen Einkünften muss man doch das große Ganze betrachten. Es gibt einen festgelegten Steuerfreibetrag und der ist (noch) unabhängig vom Mindestlohn.  Wir können den gerne von derzeit ca 12k auf dann 25k erhöhen - das wird aber nur für alle funktionieren.

Und nein, ich finde 12% Steuerbelastung bei einem Brutto von 2800€ nicht zu hoch. Jeder gibt seinen Teil nach seinen wirtschaftlichen Verhältnissen - da ist "Steuern zahlen" auch eine Art Teilhabe, auch wenns sich doof anhört. 

MoinMoin

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Falsche Frage. Wenn du am Markt nur diesen Mindestlohn erhältst und dafür auch einen Zweitjob machst, hältst Du solch eine hoher Besteuerung für redlich?

Und kommt das nicht evtl. als aufstockendes Bürgergeld wieder zurück?
vollkommen richtig, der Mindestlohn sollte vollumfänglich steuerfrei sein, allein für die in innere Logik.
Aber da keine Lobbiestenden Politikern diese Fragen stellen, schnallen sie es nicht von selbst.
Beim 40h Job plus Minijob am WE wird der AN und wir  ja veräppelt, wg weniger Rente.
Zahlt aber quasie keine Steuern.

Ein Single in Vollzeit (40, nicht 48 Stunden) wird nie Aufstocker sein. Je nach Region ist er vielleicht Wohngeldberechtigt - aber das ist ein anderes Thema.

Ich wäre dagegen den Mindestlohn generell steuerfrei zu stellen - wieso auch? Gerade bei Ehepartnern, Menschen mit Nebenerwerb oder anderen Einkünften muss man doch das große Ganze betrachten. Es gibt einen festgelegten Steuerfreibetrag und der ist (noch) unabhängig vom Mindestlohn.  Wir können den gerne von derzeit ca 12k auf dann 25k erhöhen - das wird aber nur für alle funktionieren.

Und nein, ich finde 12% Steuerbelastung bei einem Brutto von 2800€ nicht zu hoch. Jeder gibt seinen Teil nach seinen wirtschaftlichen Verhältnissen - da ist "Steuern zahlen" auch eine Art Teilhabe, auch wenns sich doof anhört.
Du hast mich missverstanden, ich wollte damit zum Ausdruck bringen, dass der festgelegten Steuerfreibetrag die Höhe haben sollte, dass der Mindestlohnbeschäftigte steuerfrei ist.
Also Steuerfreibetrag = 48h mal 48 Jahres Arbeitswochen * Mindestlohn
Also für alle.
Und die steuerliche Teilhabe ist doch eh via die indirekten Steuern sichergestellt.

Warnstreik

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@MoinMoin

Ah - achso. Ja, kann man so sehen - ich sehe es anders, aber das ist auch total ok :-) Das Problem ist, dass das in einer deutlich steileren Progressionskurve enden würde wenn das Steueraufkommen gleich bleiben soll - wahrscheinlich muss dann der Spitzensteuersatz auch steigen. Ich finde es grundsätzlich gut wie es derzeit läuft - nur würde ich sowohl den Freibetrag als auch die Progression als Regel an die Einkommensentwicklung koppeln.

veeam

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Das fordern noch Steuererhöhungen - eingedenk dessen, dass man weiß, das an anderer Stelle nicht wirklich entlastest wird - seht für mich auf gleicher Stufe wie Cum/Ex. Beides Beschiss und Raubrittertum.

Bei Cum-Ex lassen sich Menschen vom Staat Geld erstatten, welches sie vorher gar nicht gezahlt haben. Kriminell - da sind wir uns einig.

Wenn der Staat Steuern erhebt und das für staatliche Zwecke nutzt, dann ist das also das gleiche? Ernsthaft? Alleine die Demografie kostet Geld - viel Geld. Klar kann man klein-klein auseinander puzzeln wo man Geld verschwendet sieht und wo man etwas anders machen würde. Am Ende wird man aber immer etwas finden. Fakt ist aber: Menschen werden älter, Medizin wird besser, potentielle Arbeitnehmer werden weniger. Aktuell kommt dazu, dass für Verteidigung und Infrastruktur in der Vergangenheit zu wenig ausgegeben wurde und man das (mit breiter gesellschaftlicher Zustimmung) jetzt ändern.
All das kannst du doof finden - dein Ding. Andersdenkenden am Verstand zu zweifeln ist aber definitiv unangebracht und übergriffig.

Wenn wir hier von Fairness reden, könnte man die These vertreten, dass Boomer:innen ohne Kinder:innen weniger Rente bekommen als Boomer:innen mit Kindern:innen, im Grundsatz. Da Boomer:innen ohne Kinder:innen aber nicht unter Bürger*innengeld rutschen sollten, stellt sich die Frage, wie Boomer:innen, die Kinder* innen haben, und jetzt ebenfalls Bürger*innengeld beziehen müssen, bessergestellt werden, als die:*? , die keine Kinder*innen hatten.

Ich würde dich bitten, zumal wir hier in einem Forum überwiegend dem öffentlichen Sektor bedienend unterwegs sind, dich an die Beschlüsse vom Rat für deutsche Rechtschreibung zu halten und die Nutzung von Gender-Sternchen, -Strichen und -Doppelpunkten zu unterlassen.

BAT

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@MoinMoin

Ah - achso. Ja, kann man so sehen - ich sehe es anders, aber das ist auch total ok :-) Das Problem ist, dass das in einer deutlich steileren Progressionskurve enden würde wenn das Steueraufkommen gleich bleiben soll - wahrscheinlich muss dann der Spitzensteuersatz auch steigen. Ich finde es grundsätzlich gut wie es derzeit läuft - nur würde ich sowohl den Freibetrag als auch die Progression als Regel an die Einkommensentwicklung koppeln.

Bei der Festschreibung einer laufenden Erhöhung bin ich bei dir? Aber warum soll das Steueraufkommen gleich bleiben? Es sprudelt schon an Einnahmen.