Autor Thema: Auswirkungen der Mindestlohnerhöhung im öffentlichen Dienst  (Read 51138 times)

Faunus

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Da bin ich bei Dir @Pitbull.  @PushPull - Entschuldigung  :-[


Warnstreik

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Positiv ist allerdings, dass trotz steigender Armutsquote (+1,1 %) die Armut unter den Erwerbstätigen leicht gesunken ist und zwar wegen der Reform des Wohngeldes und der Erhöhung des Mindestlohns.

An sich positiv, aber dennoch ein Armutszeugnis. Erwerbstätige sollten kein Wohngeld in Anspruch nehmen müssen.

Das müssen sie aber auch nicht. Obwohl ich ne alte Soze bin, fand bzw. finde ich die Wohngeldausweitung nicht (mehr) zeitgemäß. Als Ad-hoc-Entlastung in der Energiekrise war es gut und richtig. Jetzt ist es tatsächlich die Subventionierung eines (in Teilen) außer Kontrolle geratenen Wohnungsmarktes.

Wenn man diese Milliarden in kommunalen/staatlichen sozialen Wohnungsbau oder deren privatwirtschaftliche Förderung (Genossenschaften) stecken würde (wie z.B. in Hamburg in mehreren Förderstufen und kommunaler Wohnungsbaugesellschaft), dann wäre allen deutlich mehr geholfen. Wohngeld könnte man als temporäre Übergangslösung beibehalten, z.B. bei Elternzeit oder Jobverlust.

Was mir sauer aufstößt ist die Förderung von nicht-Arbeit. (kennt ihr ja von mir schon beim Thema Beamtentum) Wenn das Potential da ist sich selbst zu finanzierung, sollte genau das auch genutzt werden. 20-30 Stunden bekommt auch jede/r bisherige Hausfrau/Mann hin. Und wenn man das nicht will, dann muss man eben zurück zu familären Wohnkonzepten und macht wieder Mehrgenerationenhaushalte auf - ist heute im Mittelmehrraum normal und war es früher auch bei uns.

Faunus

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Ich möchte die Bestenauslese über das Beamtentum steuern, weil es über den 0815-TV-L definitiv nicht funktionieren wird

Das verstehe ich nicht. Was willst du hier steuern und was funktioniert über den TV-L nicht? Du wirst "Die Besten" eher nicht ins Beamtentum bekommen (das war schon immer so) - sondern Menschen mit besonderem Sicherheitsbedürfnis. Diese Leute kann ich bei entsprechender Führung genauso in die TV-X-Arbeitsverhältnisse bekommen. Wichtig wäre hierfür endlich gute und einheitliche Tarifbedinungen zu schaffen.

. Das Beamtentum muss so reformiert werden, dass tatsächlich die exekutive/legislative und judikative Befugniss/Entscheidungsebenen  tatsächlich mit den ausgewähltesten und geeignesten Köpfen unabhängig und unserem Grundgesetzt eindeutig verpflichtet besetzt sehen.

Und das geht nicht mit Angestellten? Sind Angegestellt weniger tauglich? Weniger treu? Weniger sorgfältig? Im Gegenteil: "Unfähigkeit ist kein Dienstvergehen" gilt für Angestellte nicht.

Dafür finde ich Pensionsansprüchen, einen auskömmliche Besoldung, Betüttelung im Krankkeitsfall... absolut gerechtfertig. Aber was wir da heute an Trittbrettfahrern haben, nur weil sie über eine vorgefertigten 0815-Antrag entscheiden... und Kindern das Lesen beibringen sollen (passiert ja leider auch nicht unbedingt), das ganze Professoren- und Oberingenieursgedöns an den Hochschulen... Es muss bitte auch nicht jeder Steuerbescheid-Schubser verbeamtet sein...

Und "...auskömmliche Besoldung, Betüttelung im Krankheitsfall..." haben dementsprechend unsere Lehrer, Professoren, Dozenten aber auch die Kundenkontaktler in den Bezirksämtern oder dem Bauamt nicht verdient? Oder die Kollegen, die im Tarif angestellt sind?

Finde ich ein wenig komisch und realitätsfern. Ich kann von Angestellten genauso Grundgesetz- und Arbeitgebertreue einfordern. Ich kann diese mit guten Bedinungen und Gehältern ausstatten. Ich kann sie aber in den relevanten Dingen genauso behandeln wie jeden anderen Angestellten in Deutschland - dazu gehört diese absurde Diskussion, dass ich als Alleinverdiener in einem Ausbildungsberuf dauerhaft 4 Leute durchfüttern können muss. Das wird nämlich von allen anderen nicht erwartet.



Ich "kaue" seit Tagen an diesem Austausch rum  :o, da es mein "Weltbild" ein wenig auf den Kopf stellt.

Wo liegt eigentlich der Unterschied zw. einem Beamten und einem TA bei Verfehlungen/Gesetzesverstößen?
Mein persönlicher Eindruck: der TA wird weniger abgefedert und schneller aufgehängt. Ist das so?

In wie weit wird eigentlich bei einem Beamten das "besondere Dienstverhältnis" in irgend einer Form eingefordert?  Bei Aufgabenverteilungen stelle ich  inzw. regelmäßig bis massiv fest, dass verbeamtete Bedienstete mit Leerlauf immer weniger für neue/weitere/freiwerdende Aufgaben herangezogen werden, aber dafgür die  TA mit Zeitverträgen immer stärker belastet werden!

Jeder Firmenangehörigen unterliegt einer Schweigepflicht, hat Schden vom Unternehmen abzuwenden  & sonstigen Gesetztesvorgaben einzuhalten.  Bei Polizei/Steuerfahndung/etc. ist halt das Land / der Bund das Unternehmen.
Das müsste man sich sehr genau von allen Winkel aus betrachten und durchspielen.

Meine grundlegende Überlegung ist inzwischen: der Beamte ist nicht der bessere Mensch, warum sollte er also besser gestellt sein als andere Staatsbedienstete?

Aber: Das wäre ein Mega-Umbruch im ÖD, der bei den vielen Interesssenslagen und Lobbykäse sehr wahrscheinlich zum Scheitern verurteilt wäre und das Risiko einer Verschlimmbesserung darstellt.

Aber darüber nachdenken ist ja nun nicht verboten auch wenn es mir komisch anmutet, das Beamtentum gedacht abzuschaffen.




Paul Stanley

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Ich möchte die Bestenauslese über das Beamtentum steuern, weil es über den 0815-TV-L definitiv nicht funktionieren wird

Das verstehe ich nicht. Was willst du hier steuern und was funktioniert über den TV-L nicht? Du wirst "Die Besten" eher nicht ins Beamtentum bekommen (das war schon immer so) - sondern Menschen mit besonderem Sicherheitsbedürfnis. Diese Leute kann ich bei entsprechender Führung genauso in die TV-X-Arbeitsverhältnisse bekommen. Wichtig wäre hierfür endlich gute und einheitliche Tarifbedinungen zu schaffen.

. Das Beamtentum muss so reformiert werden, dass tatsächlich die exekutive/legislative und judikative Befugniss/Entscheidungsebenen  tatsächlich mit den ausgewähltesten und geeignesten Köpfen unabhängig und unserem Grundgesetzt eindeutig verpflichtet besetzt sehen.

Und das geht nicht mit Angestellten? Sind Angegestellt weniger tauglich? Weniger treu? Weniger sorgfältig? Im Gegenteil: "Unfähigkeit ist kein Dienstvergehen" gilt für Angestellte nicht.

Dafür finde ich Pensionsansprüchen, einen auskömmliche Besoldung, Betüttelung im Krankkeitsfall... absolut gerechtfertig. Aber was wir da heute an Trittbrettfahrern haben, nur weil sie über eine vorgefertigten 0815-Antrag entscheiden... und Kindern das Lesen beibringen sollen (passiert ja leider auch nicht unbedingt), das ganze Professoren- und Oberingenieursgedöns an den Hochschulen... Es muss bitte auch nicht jeder Steuerbescheid-Schubser verbeamtet sein...

Und "...auskömmliche Besoldung, Betüttelung im Krankheitsfall..." haben dementsprechend unsere Lehrer, Professoren, Dozenten aber auch die Kundenkontaktler in den Bezirksämtern oder dem Bauamt nicht verdient? Oder die Kollegen, die im Tarif angestellt sind?

Finde ich ein wenig komisch und realitätsfern. Ich kann von Angestellten genauso Grundgesetz- und Arbeitgebertreue einfordern. Ich kann diese mit guten Bedinungen und Gehältern ausstatten. Ich kann sie aber in den relevanten Dingen genauso behandeln wie jeden anderen Angestellten in Deutschland - dazu gehört diese absurde Diskussion, dass ich als Alleinverdiener in einem Ausbildungsberuf dauerhaft 4 Leute durchfüttern können muss. Das wird nämlich von allen anderen nicht erwartet.



Ich "kaue" seit Tagen an diesem Austausch rum  :o, da es mein "Weltbild" ein wenig auf den Kopf stellt.

Wo liegt eigentlich der Unterschied zw. einem Beamten und einem TA bei Verfehlungen/Gesetzesverstößen?
Mein persönlicher Eindruck: der TA wird weniger abgefedert und schneller aufgehängt. Ist das so?

In wie weit wird eigentlich bei einem Beamten das "besondere Dienstverhältnis" in irgend einer Form eingefordert?  Bei Aufgabenverteilungen stelle ich  inzw. regelmäßig bis massiv fest, dass verbeamtete Bedienstete mit Leerlauf immer weniger für neue/weitere/freiwerdende Aufgaben herangezogen werden, aber dafgür die  TA mit Zeitverträgen immer stärker belastet werden!

Jeder Firmenangehörigen unterliegt einer Schweigepflicht, hat Schden vom Unternehmen abzuwenden  & sonstigen Gesetztesvorgaben einzuhalten.  Bei Polizei/Steuerfahndung/etc. ist halt das Land / der Bund das Unternehmen.
Das müsste man sich sehr genau von allen Winkel aus betrachten und durchspielen.

Meine grundlegende Überlegung ist inzwischen: der Beamte ist nicht der bessere Mensch, warum sollte er also besser gestellt sein als andere Staatsbedienstete?

Aber: Das wäre ein Mega-Umbruch im ÖD, der bei den vielen Interesssenslagen und Lobbykäse sehr wahrscheinlich zum Scheitern verurteilt wäre und das Risiko einer Verschlimmbesserung darstellt.

Aber darüber nachdenken ist ja nun nicht verboten auch wenn es mir komisch anmutet, das Beamtentum gedacht abzuschaffen.

Über die spezifischen Wirkfaktoren bzgl. des Beamtentums, beraten und entscheiden: ?

Faunus

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Was soll ein TA mit passender Bildung (von Ausbilung bis einschließlich Studium von was auch immer) nicht entscheiden/beraten können?
Es ist doch sogar so, dass geeignete Personen, die die Altersgrenze zur Verbeamtung überschritten haben, auf eine Beamtenstelle in oberster Leitung angestellt werden. Wieso kann ein TA plötzlich die Verantwortung einer relativ hohen Beamtenaposition tragen?

Faunus

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Über die spezifischen Wirkfaktoren bzgl. des Beamtentums, beraten und entscheiden: ?

Das ist schon klar.
Aber dann muss halt der Unmut vom Wähler stärker betont werden.
Damit meine ich definitiv jetzt nicht: Protestwahl! Da werden nur wieder magere Schweine an die Futterstelle "Beamtentum" zum Sattfressen rangetrieben, die dann noch aller Erdogan/Trum/Putin das Volk ausbluten und den Futtertrog freiwillig nicht mehr verlassen wollen.

Das Beamtentum muss reformiert werden. Vielleich ist es über Forderung der Abschaffung möglich!

Paul Stanley

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Über die spezifischen Wirkfaktoren bzgl. des Beamtentums, beraten und entscheiden: ?

Das ist schon klar.
Aber dann muss halt der Unmut vom Wähler stärker betont werden.
Damit meine ich definitiv jetzt nicht: Protestwahl! Da werden nur wieder magere Schweine an die Futterstelle "Beamtentum" zum Sattfressen rangetrieben, die dann noch aller Erdogan/Trum/Putin das Volk ausbluten und den Futtertrog freiwillig nicht mehr verlassen wollen.

Das Beamtentum muss reformiert werden. Vielleich ist es über Forderung der Abschaffung möglich!

Oh Gott! Sie haben noch ein paar üble Burschen vergessen!


Faunus

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Über die spezifischen Wirkfaktoren bzgl. des Beamtentums, beraten und entscheiden: ?

Das ist schon klar.
Aber dann muss halt der Unmut vom Wähler stärker betont werden.
Damit meine ich definitiv jetzt nicht: Protestwahl! Da werden nur wieder magere Schweine an die Futterstelle "Beamtentum" zum Sattfressen rangetrieben, die dann noch aller Erdogan/Trum/Putin das Volk ausbluten und den Futtertrog freiwillig nicht mehr verlassen wollen.

Das Beamtentum muss reformiert werden. Vielleich ist es über Forderung der Abschaffung möglich!

Oh Gott! Sie haben noch ein paar üble Burschen vergessen!

Nö!
Niemand wurde explizit genannt, also kann auch niemand vergessen worden sein.

Thomber

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Wer heute die Abschaffung des Beamtentums fordert oder dieses so "reformieren" will, dass dann keiner mehr Beamter werden will, hat entweder vergessen, warum man es eingeführt hat oder verfolgt einen sozialistischen Plan. (Ich muss offline - glaube das SEK ist im Anmarsch...)

Faunus

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Wer heute die Abschaffung des Beamtentums fordert oder dieses so "reformieren" will, dass dann keiner mehr Beamter werden will, hat entweder vergessen, warum man es eingeführt hat ....

Mein Eindruck ist eher, dass ein nicht geringer Teil der Beamten vergessen hat, worin Ihre besonderen Pflichten liegen. An den Hochschulen ist kein Unterschied zu den restl. AN des ÖD zu erkennen. Für was also?

Warnstreik

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Wer heute die Abschaffung des Beamtentums fordert oder dieses so "reformieren" will, dass dann keiner mehr Beamter werden will, hat entweder vergessen, warum man es eingeführt hat oder verfolgt einen sozialistischen Plan. (Ich muss offline - glaube das SEK ist im Anmarsch...)

Hmm, ich dachte immer sozialistische bzw. kommunistische Systeme haben einen besonders hohen und loyalen Beamtenanteil? ;-)

Thomber

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Zitat
Für was also?
Zitat
ich dachte immer sozialistische bzw. kommunistische Systeme haben einen besonders hohen und loyalen Beamtenanteil?

Wie bestellt - so geliefert.  Danke für die Bestätigungen

Faunus

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Ich sehe schon, die Erhöhung des Mindestlohns und die Anpassung/Abschaffung (darüber müsste man diskutieren) des Beamtentums sind teuflisch sozialistische Ideen.  ;D

Das hat hier schon hin und wieder Kabarett-Qualität - und das auch noch kostenfrei ;)

Warnstreik

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Zitat
Für was also?
Zitat
ich dachte immer sozialistische bzw. kommunistische Systeme haben einen besonders hohen und loyalen Beamtenanteil?

Wie bestellt - so geliefert.  Danke für die Bestätigungen

Wer heute die Abschaffung des Beamtentums fordert oder dieses so "reformieren" will, dass dann keiner mehr Beamter werden will, hat entweder vergessen, warum man es eingeführt hat oder verfolgt einen sozialistischen Plan. (Ich muss offline - glaube das SEK ist im Anmarsch...)

Ja watt denn nu?

Wir haben verglichen mit den anderen Staaten in Europa aber auch überregional übrigens einen sehr geringen Beschäftigungsanteil im öffentlichen Sektor. Das Problem ist schlicht, dass unser öffentlicher Sektor im Vergleich oft nicht attraktiv ist. Das kann und sollte man ändern.

Thomber

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Zitat
Das Problem ist schlicht, dass unser öffentlicher Sektor im Vergleich oft nicht attraktiv ist. Das kann und sollte man ändern.

Dann sollte man das Laufbahnrecht modernisieren und nicht das Beamtentum abschaffen.