Ich frage mich gelegentlich, worauf der Anspruch auf Reallohnerhalt oder gar -steigerung eigentlich fußt!
Weil es nur darauf ankommt. Der face value von Geld ist irrelevant. Geld an sich hat ohnehin keinerlei Wert. So ein Geldschein hat an sich überhaupt keinen Nutzen - er gehört sogar zu den nutzlosesten Dingen überhaupt. Er brennt zum Beispiel sehr schlecht und man kann sich damit nicht einmal vernünftig den Hintern abwischen. Komplett nutzlos das Teil. Dennoch wollen alle dieses Geld haben. Und das nur aus einem Grund. Das Geld ist ein Versprechen. Ein Versprechen, dass man dieses Geld später gegen Waren und Dienstleistungen tauschen kann. Das ist der einzige Sinn und Zweck dieses Geldes.
Es kommt also darauf an, was man mit diesem Geld konkret machen kann, wogegen man es tauschen kann. Und dabei ist es komplett egal, welcher Zahlenwert auf diesem Schein steht. Nur der Tauschwert ist das was zählt.
Ein Brötchen kostet heute um die 40 Cent. Anfang der 2000er waren es was? 20 Cent. Und was war es vor knapp 100 Jahren? Eine Milliarde Reichsmark?
Was lernen wir daraus? Der Zahlenwert ist irrelevant. Wichtig ist, was man damit bekommen kann. Und das Verhältnis von Tauschwert zu Zahlenwert ändert sich. In der Regel indem der Tauschwert im Verhältnis zum Zahlenwert schlechter wird. Das nennt sich Inflation.
So, nun kommen wir zum Arbeiter und Angestellten. Nur aus Spaß an der Freud gehen wohl die wenigsten arbeiten. Die Hauptmotivation ist das Einkommen. Der Deal ist: Ich tausche Lebenszeit gegen Einkommen. Der Arbeitnehmer sagt: ich biete Dir X Stunden die Woche meiner Lebenszeit, die ich für Dich arbeite. Der Arbeitgeber sagt: Ich biete Dir ein Einkommen an, was Du gegen Waren und Dienstleistungen tauschen kannst - in bestimmter Höhe. Das ist der Kerndeal unsers Arbeits- und Wirtschaftssystems. Und wie ich gerade ausgeführt habe ist der Zahlenwert hierbei nicht entscheidend, sondern nur der Tauschwert den ich mit meinem Einkommen erhalte. Wenn der Arbeitgeber mein reales Einkommen mindert, indem er die Inflation nicht ausgleicht, kommt das einer Lohnkürzung gleich, ganz egal ob der Zahlenwert leicht steigt oder nicht.
Und Du hast recht. Niemand kann ein Unternehmen oder den Staat zwingen nicht den Lohn zu kürzen. Aber er attackiert damit indirekt den Deal Einkommen für Lebenszeit. Und das kann zumindest nicht auf Dauer gutgehen.
Arbeitgeber die dauerhaft Lohnkürzungen vornehmen werden früher oder später ein Problem bekommen. Denn irgendwann rafft auch der dümmste Arbeitnehmer, dass er immer weniger bekommt.
Nehmen wir ein Unternehmen, dessen Produkte sich am Markt nicht mehr gut verkaufen - was folgt daraus für die Gehälter der Mitarbeitenden?
Ein Unternehmen, dessen Produkte sich nicht mehr verkaufen, verschwindet vom Markt. Da können auch Lohnkürzungen bei Mitarbeitern nicht mehr helfen. Natürlich kann man mal kurzfristig die Karte spielen, dass Mitarbeiter verzichten müssen. Das kann bei konjunkturellen Tiefs mal gemacht werden. Dauerhaft ist das aber keine Lösung.
Insofern ist eines immer richtig: Der persönliche Wohlstand steigt im Prinzip nur durch persönlichen Aufstieg - gilt für den öD und die pW!
So ist es. Um im ÖD zu bleiben: Wer mehr verdienen will, der muss schauen dass er in den Entgeltstufen nach oben klettert. Das können Tarifergebnisse nicht liefern. Aber was Tarifergebnisse liefern müssen, ist die Anpassung der Inflation. Wenns dann noch was kleines oben drauf gibt, dann ist das natürlich auch fein.