Autor Thema: Tarifrunde TVöD 2025 - Diskussion IV - Tarifeinigung  (Read 237696 times)

Susu

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Antw:Tarifrunde TVöD 2025 - Diskussion IV - Tarifeinigung
« Antwort #525 am: 11.04.2025 15:31 »
Bodenlos. Große Chance vertan. Und vom Ergebnis eigtl auch nicht zu akzeptieren

Also habt ihr eigentlich Zeit für Geld schon. Pro Arbeitstag zahlt man ja circa 5% der JSZmeine ich. Also 10% weniger Jahressonderzahlung. Wieviel Prozent bekommt ihr?

Effektiv zwischen 72-74% um den Dreh.

Die wirtschaftliche Situation im Bankenbereich ist aber in sofern anders als den Kommunen, dass man hier tatsächlich eine Chance zur Wettbewerbsfähigkeit verpasst hat
Bei uns kam heute die Meldung das der Vorstand uns freiwillig den SSZ Topf für die LOV um TEUR 600 aufstockt aufgrund des guten BE von 2024.
« Last Edit: 11.04.2025 15:39 von Susu »

Aleksandra

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Antw:Tarifrunde TVöD 2025 - Diskussion IV - Tarifeinigung
« Antwort #526 am: 11.04.2025 16:29 »
Hab mal ne kleine Berechnung gestartet, was auch in Zukunft als Erwartungswert für Tarifverhandlungen herangezogen werden kann.

Ausgangspunkt ist die erste Tarifrunde 2008, wo es zum ersten mal eine Erhöhung seit Begründung des TVÖD gab. Berechnet habe ich alles für die EG12. EG die darunter liegen können durch Sockel- und Mindestbeträge natürlich mehr profitieren. Gerechnet habe ich bis einschließlich 2026, da uns ja hier schon die Entgelttabellen vorliegen.

Im Vergleich zum Jahreslohn 2007 ist die Entgelttabelle für 2026 um 64,93% erhöht worden. Das entspricht einer jährlichen Steigerung des Entgelts von ca. 2,63% (die Monate Jan-Mär 2027 habe ich hierfür natürlich schon herausgerechnet).

Die Inflation ist im gleichen Zeitraum um insgesamt 59,93% gestiegen. Hierbei habe ich als Prognose für 2025 mit 2,2% Inflation und in 2026 mit 2,0% in die Rechnung einfließen lassen. Das entspricht einer jährlichen Inflation von ca. 2,22%.

Im Schnitt hat es also über die gesamte Historie des TVÖD eine jährliche Entgeltsteigerung von ziemlich exakt 0,4% oberhalb der Inflation gegeben. Ich denke diesen Wert werde ich für zukünftige Tarifverhandlungen als realistischen Erwartungswert berücksichtigen. Es ist aber auch vorstellbar, dass dieser Wert in Zukunft etwas absinken kann, da wir es als Deutschland nicht geschafft haben ausreichend in Zukunftstechnologien zu investieren, und wir daher alle "die Gürtel enger schnallen müssen". Eine deutliche Korrektur nach unten hat es ja schon bei der Tarifverhandlung für 2023/2024 gegeben.
Reallohnverlust seit Dienstantritt: 2,33%
2022: Inflation 6,9% - Verdi 1,8%
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BAT

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Antw:Tarifrunde TVöD 2025 - Diskussion IV - Tarifeinigung
« Antwort #527 am: 11.04.2025 16:53 »

Die Idee war nämlich, dass man in einem speziellen Depot in Aktien, Anleihen etc investieren kann und die daraus entstehenden Erträge nicht direkt versteuern muss. So hätte man von den Zinseszinseffekten voll profitieren können, ohne dass die Steuern dies mindern. Steuern hätte man dann auch hier erst nachgelagert bezahlt, wenn man sich im Alter dann das Depot (stufenweise) auszahlen lässt.


Deutschland denkt in diesem Bereich sehr paternalistisch und unterschätzt damit die Bevölkerung.

Und auch hier: Wohneigentum ist die bessere Alterntive, wird zwar beim "Aufbau" besteuert durch die Grunderwerbssteuer (also nichts mit Abschaffung der vorgelagerten Besteuerung von Altersvorsorge), aber wenn man dies zum Alter verkauft und als Mieter einzieht, ist der Kapitalabtrag aus dem erzielten Erlös ebenso wie der Gewinn steuerfrei.

Brownyy

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Antw:Tarifrunde TVöD 2025 - Diskussion IV - Tarifeinigung
« Antwort #528 am: 11.04.2025 17:24 »
Deutschland und Aktien? Selbst sichere Fonds sind ja schon in der landläufigen Meinung Teufelszeug, da reines Zocken. Wie will man das einer Bevölkerung ohne finanzielle Bildung denn verkaufen? Somit taugt es der Bevölkerung nicht als Altersvorsorge.

Nur wehe, Michel Schmitt hat damit 8,96 € Profit gemacht. Dann muss es absurd hoch besteuert werden.

In der Tat war das eine der wenigen sinnvollen Ansätze unter Lindner.

Aleksandra

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Antw:Tarifrunde TVöD 2025 - Diskussion IV - Tarifeinigung
« Antwort #529 am: 11.04.2025 17:31 »
Zu meiner Berechnung noch ein paar hilfreiche Ergänzungen.
So richtig "bergab" mit den jährlichen Lohneerhöhungen ging es im TVÖD ab 2020. Die Jahre zuvor waren eher "goldene Jahre" der Tariferhöhung. Daher hier mal zwei Spezialbetrachtungen.

2020 bis 2026 - Die Jahre um Inflation, Ukraine und Corona:
Lohnsteigerung: 21,71% (2,75% pa.)
Inflation: 30,61% (3,89% pa.)
Jährliche Differenz Tarifergebnis: 1,14% schlechter als die Inflation

2009 bis 2019 - Die "goldenen Jahre des TVÖD":
Lohnsteigerung: 29,89% (2,41% pa.)
Inflation: 13,38% (1,15% pa.)
Jährliche Differenz Tarifergebnis: 1,26% besser als die Inflation

[Hinweis: 2008 als erste Tarifrunde habe ich herausgerechnet, weil es davor quasi 2 Jahre Nullrunde gab und allein deshalb das Ergebnis sehr hoch war. Das hätte das Ergebnis verfälscht. Würde ich das mit reinnehmen, wäre die prozentuale Steigerung pa sogar noch höher über der Inflation].


Die entscheidende Frage ist nun: Schaffen wir es in Zukunft wieder an die Steigerungs-Werte aus 2009 bis 2019 anzuschließen? So 1,2% oberhalb der Inflation wäre ja durchaus ein starkes Signal. Wollen wir es hoffen.
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Bastel

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Antw:Tarifrunde TVöD 2025 - Diskussion IV - Tarifeinigung
« Antwort #530 am: 11.04.2025 17:36 »

Die Idee war nämlich, dass man in einem speziellen Depot in Aktien, Anleihen etc investieren kann und die daraus entstehenden Erträge nicht direkt versteuern muss. So hätte man von den Zinseszinseffekten voll profitieren können, ohne dass die Steuern dies mindern. Steuern hätte man dann auch hier erst nachgelagert bezahlt, wenn man sich im Alter dann das Depot (stufenweise) auszahlen lässt.

Eine richtig gute Idee, die gleichzeitig den großen Nachteil der Rürup-Rente eliminiert hätte (Zwangsverrentung gepaart mit dem Umstand dass Versicherer konservative Sterbetafeln zugrunde legen, und sich das dann erst rentiert wenn man älter als 100 wird).

Was ich allerdings vermisst habe, was passiert mit dem Depot, wenn ich mit 68 abnippel? Hätten das die Erben oder der Staat bekommen?

BAT

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Antw:Tarifrunde TVöD 2025 - Diskussion IV - Tarifeinigung
« Antwort #531 am: 12.04.2025 16:39 »
Eigentlich ist doch egal, was du aufgebaut hast, wenn du so früh stirbst.

aronzo

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Antw:Tarifrunde TVöD 2025 - Diskussion IV - Tarifeinigung
« Antwort #532 am: 12.04.2025 18:59 »
Zu meiner Berechnung noch ein paar hilfreiche Ergänzungen.
So richtig "bergab" mit den jährlichen Lohneerhöhungen ging es im TVÖD ab 2020. Die Jahre zuvor waren eher "goldene Jahre" der Tariferhöhung. Daher hier mal zwei Spezialbetrachtungen.
Liebe Aleksandra, deiner Signatur folgend bist Du wohl seit 2022 im Öffentlichen Dienst tätig und rechnest allein die Tarifsteigerungen. Okay, kannst Du so sehen; ich halte es für lebensfremd. Ob meines Hinweises auf die Stufenaufstiege, Stellenwechsel und weil es vom Zeitraum gerade so schön passt:
Ich bin 2008 als Quereinsteiger in den TVöD-Ost mit LOB gewechselt und verdiene heute im TV-L ohne LOB 157,4 % mehr (2008=100 %, 2025=257,4 %).
Und ja, ich freue mich über jede Tarifsteigerung und jede sonstige Verbesserung der Arbeitsbedingungen.

Aleksandra

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Antw:Tarifrunde TVöD 2025 - Diskussion IV - Tarifeinigung
« Antwort #533 am: 12.04.2025 20:01 »
Nun, Dir wird sicher nicht entgangen sein, dass insbesondere in den letzten Jahren die Preise extrem gestiegen sind. Von daher ja: auch ich freue mich über Tarifsteigerungen. Aber auch nur, wenn sie über der Inflation liegen. Tun sie das nicht, ist es eine Real-Lohnkürzung. Darüber freue ich mich dann nicht.

Die festen Erfahrungsstufen sind insoweit von Vorteil, dass sie einem erlauben exakt zu berechnen, wie viel man bis zum Renteneintrittsalter in die Rentenversicherung einbezahlt. Wie viele Rentenpunkte es dafür gibt, hängt aber vom Verhältnis zum Durchschnittseinkommen der Rentenversicherung ab. Fallen Tariferhöhung hier niedriger aus als im Rest des Landes, gibt es dafür dann auch weniger Rentenpunkte.
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Philipp

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Antw:Tarifrunde TVöD 2025 - Diskussion IV - Tarifeinigung
« Antwort #534 am: 12.04.2025 22:35 »
Zu meiner Berechnung noch ein paar hilfreiche Ergänzungen.
So richtig "bergab" mit den jährlichen Lohneerhöhungen ging es im TVÖD ab 2020. Die Jahre zuvor waren eher "goldene Jahre" der Tariferhöhung. Daher hier mal zwei Spezialbetrachtungen.
Liebe Aleksandra, deiner Signatur folgend bist Du wohl seit 2022 im Öffentlichen Dienst tätig und rechnest allein die Tarifsteigerungen. Okay, kannst Du so sehen; ich halte es für lebensfremd. Ob meines Hinweises auf die Stufenaufstiege, Stellenwechsel und weil es vom Zeitraum gerade so schön passt:
Ich bin 2008 als Quereinsteiger in den TVöD-Ost mit LOB gewechselt und verdiene heute im TV-L ohne LOB 157,4 % mehr (2008=100 %, 2025=257,4 %).
Und ja, ich freue mich über jede Tarifsteigerung und jede sonstige Verbesserung der Arbeitsbedingungen.

Vielleicht macht es trotzdem mehr Sinn vom Durchschnitt auszugehen und nicht irgendwelchen besonderen Lebensläufen.

2strong

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Antw:Tarifrunde TVöD 2025 - Diskussion IV - Tarifeinigung
« Antwort #535 am: 12.04.2025 23:00 »
Ich bin 2008 als Quereinsteiger in den TVöD-Ost mit LOB gewechselt und verdiene heute im TV-L ohne LOB 157,4 % mehr (2008=100 %, 2025=257,4 %).
Kein Wunder, dass die Landeshaushalte alle aus dem letzten Loch pfeifen, wenn dort alle so Rechenkünstler sind wie Du  ;)

BVerfGBeliever

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« Antwort #536 am: 12.04.2025 23:41 »
ich halte es für lebensfremd.

Natürlich steigt im Laufe des Arbeitslebens durch Beförderungen/Jobwechsel/etc. häufig das individuelle Einkommen. Aber das ist doch völlig irrelevant für die Bewertung von Tarif- bzw. Besoldungsanpassungen.

Hier mal konkret an einem Beamten-Beispiel:
- Die Endstufen-A15-Besoldung ist von 60.772 € im März 2003 auf 94.156 € im März 2025 gestiegen, also um 54,9%.
- Der Verbraucherpreisindex ist von 79,0 im März 2003 auf den Wert 121,2 im März 2025 gestiegen, also um 53,4%.

Mit anderen Worten: Real ist die heutige A15-Besoldung quasi identisch zu der von vor 22 Jahren, es gab nahezu keine Reallohnsteigerung.


Und nur mal zum Vergleich (https://www-genesis.destatis.de/datenbank/online/statistic/81000/table/81000-0001):
- Das Pro-Kopf-BIP ist von 27.478 € im Jahr 2003 auf 50.819 € im Jahr 2024 gestiegen, also um 84,9%.

Man könnte nämlich auch argumentieren, dass wir im öffentlichen Dienst analog zur Wirtschaftskraft unseres Landes bezahlt werden sollten/könnten/dürften..

NelsonMuntz

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« Antwort #537 am: 13.04.2025 00:17 »
ich halte es für lebensfremd.

Natürlich steigt im Laufe des Arbeitslebens durch Beförderungen/Jobwechsel/etc. häufig das individuelle Einkommen. Aber das ist doch völlig irrelevant für die Bewertung von Tarif- bzw. Besoldungsanpassungen.

Hier mal konkret an einem Beamten-Beispiel:
- Die Endstufen-A15-Besoldung ist von 60.772 € im März 2003 auf 94.156 € im März 2025 gestiegen, also um 54,9%.
- Der Verbraucherpreisindex ist von 79,0 im März 2003 auf den Wert 121,2 im März 2025 gestiegen, also um 53,4%.

Mit anderen Worten: Real ist die heutige A15-Besoldung quasi identisch zu der von vor 22 Jahren, es gab nahezu keine Reallohnsteigerung.


Und nur mal zum Vergleich (https://www-genesis.destatis.de/datenbank/online/statistic/81000/table/81000-0001):
- Das Pro-Kopf-BIP ist von 27.478 € im Jahr 2003 auf 50.819 € im Jahr 2024 gestiegen, also um 84,9%.

Man könnte nämlich auch argumentieren, dass wir im öffentlichen Dienst analog zur Wirtschaftskraft unseres Landes bezahlt werden sollten/könnten/dürften..

Ich frage mich gelegentlich, worauf der Anspruch auf Reallohnerhalt oder gar -steigerung eigentlich fußt!

Nehmen wir ein Unternehmen, dessen Produkte sich am Markt nicht mehr gut verkaufen - was folgt daraus für die Gehälter der Mitarbeitenden?

Nehmen wir eine Volkswirtschaft, deren Wachstum in Summe nur am Dümpeln ist - was folgt daraus für die Gehälter der Beschäftigten des flankierenden, öffentlichen Dienstes?

Insofern ist eines immer richtig: Der persönliche Wohlstand steigt im Prinzip nur durch persönlichen Aufstieg - gilt für den öD und die pW!

Binse - Eigentlich ;)

FearOfTheDuck

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« Antwort #538 am: 13.04.2025 11:18 »
Einen Anspruch für den AN gibt es nicht, dafür aber die quasi-Notwendigkeit für die AG. Wenn der Reallohn immer wieder sinkt, verlassen die notwendigen Fachkräfte den ÖD. Ein Unternehmen würde seine Strategie ändern und ggf. weniger oder anderes zu produzieren. Der Staatsapparat vollzieht bisher keine Strategiewechsel, Aufgaben werden nicht reduziert, sondern im Zweifel eher mehr. Demzufolge ergibt sich die Notwendigkeit Fachkräfte zu binden und finden.

Der große Unterschied ist: Die Strategie des Unternehmen geschieht eher ganzheitlich, die Strategie der einzelnen ÖD-AG und Staatsorgane ist Stückwerk und wird mitunter durchgereicht.

Aleksandra

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Antw:Tarifrunde TVöD 2025 - Diskussion IV - Tarifeinigung
« Antwort #539 am: 13.04.2025 12:53 »
Ich frage mich gelegentlich, worauf der Anspruch auf Reallohnerhalt oder gar -steigerung eigentlich fußt!
Weil es nur darauf ankommt. Der face value von Geld ist irrelevant. Geld an sich hat ohnehin keinerlei Wert. So ein Geldschein hat an sich überhaupt keinen Nutzen - er gehört sogar zu den nutzlosesten Dingen überhaupt. Er brennt zum Beispiel sehr schlecht und man kann sich damit nicht einmal vernünftig den Hintern abwischen. Komplett nutzlos das Teil. Dennoch wollen alle dieses Geld haben. Und das nur aus einem Grund. Das Geld ist ein Versprechen. Ein Versprechen, dass man dieses Geld später gegen Waren und Dienstleistungen tauschen kann. Das ist der einzige Sinn und Zweck dieses Geldes.
Es kommt also darauf an, was man mit diesem Geld konkret machen kann, wogegen man es tauschen kann. Und dabei ist es komplett egal, welcher Zahlenwert auf diesem Schein steht. Nur der Tauschwert ist das was zählt.
Ein Brötchen kostet heute um die 40 Cent. Anfang der 2000er waren es was? 20 Cent. Und was war es vor knapp 100 Jahren? Eine Milliarde Reichsmark?
Was lernen wir daraus? Der Zahlenwert ist irrelevant. Wichtig ist, was man damit bekommen kann. Und das Verhältnis von Tauschwert zu Zahlenwert ändert sich. In der Regel indem der Tauschwert im Verhältnis zum Zahlenwert schlechter wird. Das nennt sich Inflation.

So, nun kommen wir zum Arbeiter und Angestellten. Nur aus Spaß an der Freud gehen wohl die wenigsten arbeiten. Die Hauptmotivation ist das Einkommen. Der Deal ist: Ich tausche Lebenszeit gegen Einkommen. Der Arbeitnehmer sagt: ich biete Dir X Stunden die Woche meiner Lebenszeit, die ich für Dich arbeite. Der Arbeitgeber sagt: Ich biete Dir ein Einkommen an, was Du gegen Waren und Dienstleistungen tauschen kannst - in bestimmter Höhe. Das ist der Kerndeal unsers Arbeits- und Wirtschaftssystems. Und wie ich gerade ausgeführt habe ist der Zahlenwert hierbei nicht entscheidend, sondern nur der Tauschwert den ich mit meinem Einkommen erhalte. Wenn der Arbeitgeber mein reales Einkommen mindert, indem er die Inflation nicht ausgleicht, kommt das einer Lohnkürzung gleich, ganz egal ob der Zahlenwert leicht steigt oder nicht.
Und Du hast recht. Niemand kann ein Unternehmen oder den Staat zwingen nicht den Lohn zu kürzen. Aber er attackiert damit indirekt den Deal Einkommen für Lebenszeit. Und das kann zumindest nicht auf Dauer gutgehen.
Arbeitgeber die dauerhaft Lohnkürzungen vornehmen werden früher oder später ein Problem bekommen. Denn irgendwann rafft auch der dümmste Arbeitnehmer, dass er immer weniger bekommt.

Nehmen wir ein Unternehmen, dessen Produkte sich am Markt nicht mehr gut verkaufen - was folgt daraus für die Gehälter der Mitarbeitenden?
Ein Unternehmen, dessen Produkte sich nicht mehr verkaufen, verschwindet vom Markt. Da können auch Lohnkürzungen bei Mitarbeitern nicht mehr helfen. Natürlich kann man mal kurzfristig die Karte spielen, dass Mitarbeiter verzichten müssen. Das kann bei konjunkturellen Tiefs mal gemacht werden. Dauerhaft ist das aber keine Lösung.

Insofern ist eines immer richtig: Der persönliche Wohlstand steigt im Prinzip nur durch persönlichen Aufstieg - gilt für den öD und die pW!
So ist es. Um im ÖD zu bleiben: Wer mehr verdienen will, der muss schauen dass er in den Entgeltstufen nach oben klettert. Das können Tarifergebnisse nicht liefern. Aber was Tarifergebnisse liefern müssen, ist die Anpassung der Inflation. Wenns dann noch was kleines oben drauf gibt, dann ist das natürlich auch fein.
Reallohnverlust seit Dienstantritt: 2,33%
2022: Inflation 6,9% - Verdi 1,8%
2023: Inflation 5,9% - Verdi 0%
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