Autor Thema: Tarifrunde 2025 - kein Geld in den Ländern  (Read 20158 times)

Rowhin

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Antw:Tarifrunde 2025 - kein Geld in den Ländern
« Antwort #90 am: 03.06.2025 19:41 »

Wozu?
Es braucht auch kein Know-How in den Behörden für KfZ-Prüfungen, Briefpost, Bahnverkehr oder Rechenzentren. Alles keine Staatsaufgaben.

Und wie machen wir das bei praktischen Laboren an staatlichen Hochschulen? Zum Beispiel die Laboringenieure in etlichen technischen Studiengängen. Alles Fremdvergabe?

Ich höre unsere Profs schon Schnappatmung bekommen bei dem Gedanken. Unser Werkstattpersonal und die paar ITler, die wir noch halten können, haben quasi Heiligenstatus. Zumal man bei Fremdvergabe immer sofort Angst um die Forschungsdaten hat. Jetzt mag man sagen, dass Unis und Hochschulen auch - in diesem und fast allen Belangen - ein sehr spezifischer und spezieller Teil des öD sind - aber sie sind halt nunmal zumindest im TV-L mitberücksichtigt 🤷

Vollender

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Antw:Tarifrunde 2025 - kein Geld in den Ländern
« Antwort #91 am: 03.06.2025 20:46 »
Selbstverständlich braucht es technisches Knowhow in Behörden, Hochschulen und so weiter. Der heilige Gral der Fremdvergabe klingt verlockend. Die allumfassende Lösung ist es nicht und birgt auch Risiken. Wir haben beim alten Arbeitgeber viele Fremdvergaben durchgeführt. Am Schluss musste ich selbst mehrfach in die Presche springen und die Kohlen aus dem Feuer holen. Weil die Firmen zum Beispiel massive, teure Planfehler verursacht haben und sich nicht in der Lage gesehen haben das dringliche Problem kurzfristig vor Inbetriebnahme beheben.

Außerdem mindert eigenes Personal die Abhängigkeit von Marktveränderungen: Externe Dienstleister können ihre Preise oder Kapazitäten verändern, während interne Planer stabil verfügbar sind.

Das größte Einsparpotential wird sich künftig bei wiederkehrenden, ähnlich gelagerten Aufgaben im Bereich der Verwaltungen ergeben.

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Antw:Tarifrunde 2025 - kein Geld in den Ländern
« Antwort #92 am: 04.06.2025 07:40 »

Wozu?
Es braucht auch kein Know-How in den Behörden für KfZ-Prüfungen, Briefpost, Bahnverkehr oder Rechenzentren. Alles keine Staatsaufgaben.

Und wie machen wir das bei praktischen Laboren an staatlichen Hochschulen? Zum Beispiel die Laboringenieure in etlichen technischen Studiengängen. Alles Fremdvergabe?

Mit Augenmaß und meinem Beispiel des Straßen- und Brückenbaus in Hinterkopf.
Und natürlich mit dem Leitgedanken zu prüfen was geht und nicht, was nicht geht.

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Antw:Tarifrunde 2025 - kein Geld in den Ländern
« Antwort #93 am: 04.06.2025 07:42 »
Selbstverständlich braucht es technisches Knowhow in Behörden, Hochschulen und so weiter. Der heilige Gral der Fremdvergabe klingt verlockend. Die allumfassende Lösung ist es nicht und birgt auch Risiken. Wir haben beim alten Arbeitgeber viele Fremdvergaben durchgeführt. Am Schluss musste ich selbst mehrfach in die Presche springen und die Kohlen aus dem Feuer holen. Weil die Firmen zum Beispiel massive, teure Planfehler verursacht haben und sich nicht in der Lage gesehen haben das dringliche Problem kurzfristig vor Inbetriebnahme beheben.

Das liegt aber nicht daran, ob die Aufgabe in Fremd- oder Eigenregie wahrgenommen wird, sondern dass die Leistungsbeschreibung oder das Personal mangelhaft war.

Rowhin

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Antw:Tarifrunde 2025 - kein Geld in den Ländern
« Antwort #94 am: 04.06.2025 08:02 »
Selbstverständlich braucht es technisches Knowhow in Behörden, Hochschulen und so weiter. Der heilige Gral der Fremdvergabe klingt verlockend. Die allumfassende Lösung ist es nicht und birgt auch Risiken. Wir haben beim alten Arbeitgeber viele Fremdvergaben durchgeführt. Am Schluss musste ich selbst mehrfach in die Presche springen und die Kohlen aus dem Feuer holen. Weil die Firmen zum Beispiel massive, teure Planfehler verursacht haben und sich nicht in der Lage gesehen haben das dringliche Problem kurzfristig vor Inbetriebnahme beheben.

Das liegt aber nicht daran, ob die Aufgabe in Fremd- oder Eigenregie wahrgenommen wird, sondern dass die Leistungsbeschreibung oder das Personal mangelhaft war.

Was zur Frage führt, ob zumindest schlechtes Personal vermieden werden kann, wenn man selbiges im eigenen Haus hat. Ein Blick in die mich umgebenden Behörden sagt mir, "teilweise", und kommt stark auf die Führungskräfte an.

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Antw:Tarifrunde 2025 - kein Geld in den Ländern
« Antwort #95 am: 04.06.2025 08:44 »
Selbstverständlich braucht es technisches Knowhow in Behörden, Hochschulen und so weiter. Der heilige Gral der Fremdvergabe klingt verlockend. Die allumfassende Lösung ist es nicht und birgt auch Risiken. Wir haben beim alten Arbeitgeber viele Fremdvergaben durchgeführt. Am Schluss musste ich selbst mehrfach in die Presche springen und die Kohlen aus dem Feuer holen. Weil die Firmen zum Beispiel massive, teure Planfehler verursacht haben und sich nicht in der Lage gesehen haben das dringliche Problem kurzfristig vor Inbetriebnahme beheben.

Das liegt aber nicht daran, ob die Aufgabe in Fremd- oder Eigenregie wahrgenommen wird, sondern dass die Leistungsbeschreibung oder das Personal mangelhaft war.

Was zur Frage führt, ob zumindest schlechtes Personal vermieden werden kann, wenn man selbiges im eigenen Haus hat. Ein Blick in die mich umgebenden Behörden sagt mir, "teilweise", und kommt stark auf die Führungskräfte an.

Da bin ich voll bei dir. Schlechtes Personal (wie auch gutes) gibt es überall; jedoch meine ich, dass das Selbsterledigen von Aufgaben nicht unbedingt eine Lösung ist.
Vielleicht wäre auch durch eine gute Leistungsbeschreibung das Problem des schlechten Personal outsourcebar.

Rowhin

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Antw:Tarifrunde 2025 - kein Geld in den Ländern
« Antwort #96 am: 04.06.2025 08:59 »
Da bin ich voll bei dir. Schlechtes Personal (wie auch gutes) gibt es überall; jedoch meine ich, dass das Selbsterledigen von Aufgaben nicht unbedingt eine Lösung ist.
Vielleicht wäre auch durch eine gute Leistungsbeschreibung das Problem des schlechten Personal outsourcebar.

Grundsätzlich definitiv ja. Wobei ich auch da sagen muss, um eine gute Leistungsbeschreibung zu erstellen, braucht es doch auch wieder einen gewissen Grad an Sachverstand. Das sehe ich extrem oft bei IT-Projekten. Was da an Ausschreibungen rausgehauen wird, und erwartet, dass die externen ITler dann mit ihren gradezu mythischen Fähigkeiten alles erahnen und umsetzen sollen, was nie drin stand, aber "ja selbstverständlich" ist...

Im Endeffekt wird es eine Abwägung sein auf allen drei Ebenen, welche Kompetenzen ich in-house brauche:

1. Bereiche die ich unbedingt komplett selbst erledigen muss, mit eigenem Personal, aus Gründen
2. Bereiche in denen ich etwas Ahnung haben muss, dann aber kompetent Leistungsbeschreibungen erstellen kann und die Arbeit teils oder ganz outsourcen kann
3. Bereiche in denen der externe Standard meinen Anforderungen voll entspricht und die ich komplett outsourcen kann, ohne bei mir Kompetenzen vorhalten zu müssen

Dann müsste man sich "nur" noch einig werden, was in welchen Bereich fällt  ;D

MoinMoin

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Antw:Tarifrunde 2025 - kein Geld in den Ländern
« Antwort #97 am: 04.06.2025 09:02 »
das sind keine Behörden, sondern Ausbildungsstätten, da ist es sicherlich anders, aber auch dort wird jede Menge outsourcing betrieben.

Vollender

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Antw:Tarifrunde 2025 - kein Geld in den Ländern
« Antwort #98 am: 04.06.2025 10:03 »

...Grundsätzlich definitiv ja. Wobei ich auch da sagen muss, um eine gute Leistungsbeschreibung zu erstellen, braucht es doch auch wieder einen gewissen Grad an Sachverstand. Das sehe ich extrem oft bei IT-Projekten....

Das ist der springende Punkt. Daher braucht es einen gewissen Grad an Sachverstand im eigenen Haus. Statt einer vollen Fremdvergabe sind hybride Modelle sinnvoll. Externe Ingenieure arbein mit internen Teams zusammen. Davon profitieren beide Seiten und so kenne ich es aus eigenen großen Projekten. Es hilft, Knowhow im öffentlichen Dienst zu erhalten, den eigenen Personalstand im Rahmen zu halten und gleichzeitig von externem Fachwissen zu profitieren.

Allerdings kämpfen auch die vielen externen Ingenieurbüros mit Fachkräftemangel. Der Wettbewerb wird härter um kluge Köpfe. Daher brauchte es attraktive Bedingungen im TV-L, der seiner Benchmark TVöD in diesen Berufsgruppen hinterhinkt.

Und wie bereits geschrieben vermindert eigenes Personal die Abhängigkeit von Marktveränderungen: Externe Dienstleister können ihre Preise oder Kapazitäten verändern, während interne Planer eben stabil verfügbar sind. Wir bekommen auf Ausschreibungen teils keine Angebote. Was dann?

Mehr Veränderungpotential sieht zum Beispiel McKinsey im öffentlichen Sektor bei strategischen Zukunftsfragen, wie Digitalisierung und besonders der Verwaltungsmodernisierung. Im Verwaltungsbereich gibt es erhebliches Potential.

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Antw:Tarifrunde 2025 - kein Geld in den Ländern
« Antwort #99 am: 04.06.2025 14:20 »
Wir bekommen auf Ausschreibungen teils keine Angebote. Was dann?


Dann geht man einen anderen Vergabeweg. Welchen, hängt vom Vergaberegime ab. Wenn also (im Falle unter VgV) das offene oder das nichtoffene Verfahren mit TNW kein Angebot gebracht hat, geht man in ein Verhandlungsverfahren oder einen wettbewerblichen Dialog.

Im Idealfall schaut man sich aber vorher nochmal die Unterlagen an, ob man nicht zB bei den Eignungskriterien übers Ziel hinaus geschossen ist?

Vollender

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Antw:Tarifrunde 2025 - kein Geld in den Ländern
« Antwort #100 am: 04.06.2025 15:42 »
Setzt stets einen Kümmerer voraus. Dank der mittlerweile häufig sehr dünnen Personaldecke nicht überall so einfach. Im übrigen ist das ganze Prozedere auch mit teils höherem Aufwand und Personaleinsatz verbunden. Teilweise ist es für die öffentliche Hand daher günstiger und strategisch klüger, eigene technische Fachleute, Planer, Experten etc. zu haben.

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Antw:Tarifrunde 2025 - kein Geld in den Ländern
« Antwort #101 am: 04.06.2025 16:05 »
Setzt stets einen Kümmerer voraus. Dank der mittlerweile häufig sehr dünnen Personaldecke nicht überall so einfach. Im übrigen ist das ganze Prozedere auch mit teils höherem Aufwand und Personaleinsatz verbunden. Teilweise ist es für die öffentliche Hand daher günstiger und strategisch klüger, eigene technische Fachleute, Planer, Experten etc. zu haben.

nur sind diese nicht verfügbar - das was der Ausgangspunkt der Diskussion

Lukas31

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Antw:Tarifrunde 2025 - kein Geld in den Ländern
« Antwort #102 am: 04.06.2025 16:29 »
Ständig muss ich lesen, dass vor allem die ITler so wenig verdienen. Gibt es auch noch andere Berufssparten, die mehrheitlich vertreten sind, wie eben das Verwaltungspersonal? Ihr verdient doch eh schon genug Geld, abseits der E9. Und wem das Geld nicht passt (und ehrlicherweise ist das Gehalt selbst im TV-L nicht so schlecht, wenn man zB direkt in die E10, Stufe 3 einsteigt, ist man gleich mal bei 4,5k Brutto), der soll halt gehen. Aber nach meinen Erfahrungswerten ist es in der Privatwirtschaft nicht immer sonderlich besser. Entgelt als vor allem auch Arbeitstechnisch.

Rowhin

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Antw:Tarifrunde 2025 - kein Geld in den Ländern
« Antwort #103 am: 04.06.2025 16:40 »
Ständig muss ich lesen, dass vor allem die ITler so wenig verdienen. Gibt es auch noch andere Berufssparten, die mehrheitlich vertreten sind, wie eben das Verwaltungspersonal? Ihr verdient doch eh schon genug Geld, abseits der E9. Und wem das Geld nicht passt (und ehrlicherweise ist das Gehalt selbst im TV-L nicht so schlecht, wenn man zB direkt in die E10, Stufe 3 einsteigt, ist man gleich mal bei 4,5k Brutto), der soll halt gehen. Aber nach meinen Erfahrungswerten ist es in der Privatwirtschaft nicht immer sonderlich besser. Entgelt als vor allem auch Arbeitstechnisch.

IT ist halt einer der bei allen AGs stark gefragten Bereiche, daher ist es aufgrund der begrenzten Verfügbarkeit von ITlern einer der Bereiche, in denen alle den Mangel besonders merken. Daher ist es hier auch oft Thema.

Dasselbe gilt bei aber uns für viele weitere technische Berufe in den einstelligen EGs. Auf Rückfrage ist die Antwort oft - nicht immer, aber oft - ganz klar: Gehalt für den Standort München nicht attraktiv genug. Aber auch Sekretariatsstellen und andere Verwaltungsaufgaben mit E6 - E9 bekommen wir oft nicht oder nur nach wiederholten Ausschreibungen besetzt.

Natürlich ist in der freien Wirtschaft nicht alles per se besser. Aber es ist halt ein Unterschied, ob ich als Firma die Flexibilität habe, für solche Sparten notfalls monetär oder sonst wie mehr zu bieten, oder ob mir hier durch Tarifvorgaben die Hände gebunden sind.

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Antw:Tarifrunde 2025 - kein Geld in den Ländern
« Antwort #104 am: 05.06.2025 07:36 »
Ständig muss ich lesen, dass vor allem die ITler so wenig verdienen. Gibt es auch noch andere Berufssparten, die mehrheitlich vertreten sind, wie eben das Verwaltungspersonal? Ihr verdient doch eh schon genug Geld, abseits der E9. Und wem das Geld nicht passt (und ehrlicherweise ist das Gehalt selbst im TV-L nicht so schlecht, wenn man zB direkt in die E10, Stufe 3 einsteigt, ist man gleich mal bei 4,5k Brutto), der soll halt gehen. Aber nach meinen Erfahrungswerten ist es in der Privatwirtschaft nicht immer sonderlich besser. Entgelt als vor allem auch Arbeitstechnisch.

1. Du machst schon den Fehler, nur vom TV-L als öffentlicher AG auszugehen.  So ziemlich überall konkurrieren die Kommunen, oft auch der Bund mit den Ländern. Und, wenn das noch nicht reicht, legen AG unter unterschiedlichen Ministerien den TV-L auch noch unterschiedlich aus. Den Ausnahmefall hier, wenn man an einer Grenze zu einem eigenen Tarifvertrag lebt, ist da schon Nebensache. So, wenn sich die MA also "aussuchen" können, wo sie im ÖD arbeiten wollen, warum sollten sie das beim Land tun?

2. Denkst Du viel zu schwarz/weiß. Es gibt inzwischen häufig nicht entweder ÖD oder PW. Gerade im Ing.-Bereich fahren sehr viele zweigleisig. Früher für die AG ein nogo, heute sind sie froh, wenn MA überhaupt noch ein paar Stunden wenigstens kommen. Dank Mangel müssen sie die Kröte schlucken, weil klar ist: Wenn MA weg, kommt nix nach!

3. Geht mir das "Ihr verdient doch eh schon genug Geld..." so dermaßen auf die Kronjuwelen. Damit versucht man nur Wechselwilligen ein schlechtes gewissen einzureden, nur: Gehalt ist auch eine Form der Wertschätzung. Und, wie es mit dieser aussieht, kann man immer wieder sehr schön an den Aussagen der verhandelnden Politiker hören. Am Ende, muss dennoch selbst sehen, wo er bleibt.

Wenn die Länder der Meinung sind, die MA sind ihnen (rein vom Geldwert her) immer weniger wert. OK, dann aber bitte nicht jammern (und, das tun sie lauter und lauter), dass sie keine MA finden. Das hat absolut nichts mit Fachkräftemangel zu tun, sondern einfach nur mit schlechten Bedningungen.