Autor Thema: Tarifrunde 2025 - kein Geld in den Ländern  (Read 32149 times)

Rowhin

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Antw:Tarifrunde 2025 - kein Geld in den Ländern
« Antwort #150 am: 26.06.2025 08:20 »
Wir drehen uns im Kreis, und das bei diesem Thema nicht zum ersten Mal. Die einen hier sagen, ver.di müsse erst attraktiver werden und mehr Erfolge vorweisen, damit Leute beitreten. Die anderen hier sagen, damit ver.di das kann, müssen erst mehr Leute beitreten. Wahrscheinlich haben beide Seiten recht, aber das hilft uns auch nur bedingt weiter.

Sicherlich ist es aber auch ein Kommunikationsproblem. Wenn man hier rumfragt, wissen die Kolleginnen und Kollegen nur, dass ver.di a) kostet und b) Verhandlungen (vermeintlich schlecht) führt. Andere Vorteile (Arbeits- und Rechtsschutz, Streikunterstützung, kostenlose Beratungen und Dienstleistungen) und Aktivitäten sind bei fast niemand auf dem Schirm. Ob diese überzeugend wären, sei auch mal dahingestellt.

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Antw:Tarifrunde 2025 - kein Geld in den Ländern
« Antwort #151 am: 26.06.2025 08:31 »
Und, wer kommt bei alledem nicht vor? Die Gewerkschaften! Warum auch? Aktuell können die meisten MA wesentlich mehr außerhalb des schwach verhandelten Rahmens TV-L erreichen. Egal, ob im ÖD oder in der PW.

Du blendest eine Sache aus: Wo gehen denn die Leute hin, die die Wahl haben. Die gehen nicht in die kleine Ingineursbutze oder die Programmierstube ohne Tarifbindung. Die gehen, gerade in Deutschland, in die Industrie, Chemie, Metall, Autobauer, Versicherungen...  Und tadaaaaa: Geile Bedingungen, toller Verdienst und mit der IG Metall oder der IGBCE mächtige Gewerkschaften. Dazu kommt ein wahnsinnig guter Organisationsgrad.

Und daran sieht man, dass zumindest kurzfristig mehr und nicht weniger Gewerkschaft etwas bringt. Und da beißt man sich bei Verdi halt in den Schwanz: Man ist unzufrieden, daher tritt man aus. Man bräuchte aber einen deutlich höheren Orgagrad und vor allem auch mehr aktive Mitglieder.

Das ist zumindest in meinen Umfeld und auch bei allen Leuten die meinen früheren AG's verlassen haben, schlicht falsch! Was soll denn die Industrie auch mit den ganzen Bau-Ing's/Architekten etc.? Nein, die gehen in Büros, Wobei auch hier dein Begriff Butze zeigt, dass du einfach keine Ahnung hast, denn die Planungsbüros haben ihr jeweiliges Nieschenanbieterdasein überwiegend aufgegeben, sich zusammengeschlossen/aufgekauft/etc. um ein wesentlich breiteres Spektrum an Leistungen anbieten zu können. Dafür braucht es halt auch manpower. Diese gewinnt man nur als wirklich attraktiver AG.
Und, wo sind da die Gewerkschaften???

Ich war selbst in einer Gewerkschaft. Immer, wenn ich ich Vorschläge zur Verbesserung der Situation meiner Tarifgruppe angebracht habe, hieß es: Erst mal, sind jetzt die ... Gruppen dran. Oder, das nehmen wir mit, steht aber ganz oben als Streichpunkt für die Verhandlung.
Bin dann ausgetreten und hab zudem individuell verhandelt. Rate mal, wer das blockieren wollte bzw. teilweise auch hat... der gewerkschaftliche Teil der Personalvertretung! Gewerkschaften, die nur Teile der MA vertreten, sollten auch nicht für sich in Anspruch nehmen, für alle MA zu sprechen.

Das ich mit meiner Meinung zur miesen Vertretung durch verdi, BTB nicht allein stehe, sieht man ja deutlich am Organisationsgrad. Träum weiter dein Bild der achsotollen gewerkschaftlichen Vertretung der AN.

Vollender

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Antw:Tarifrunde 2025 - kein Geld in den Ländern
« Antwort #152 am: 26.06.2025 09:53 »
Mathematik lässt sich selten betrügen: Betrachtung vom Jahreseinkommen, Differenz von TV-L zu TVöD Kommunen in EG6 für 2025: Nur ca. 600 Euro. In EG12 dagegen rund 5000 €!

Wie wollen Gewerkschaften das künftig weiter begründen oder damit Mitglieder dieser EG sammeln? Höhere EG werden im TV-L systematisch diskriminiert.


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Antw:Tarifrunde 2025 - kein Geld in den Ländern
« Antwort #153 am: 26.06.2025 11:33 »
Das ist zumindest in meinen Umfeld und auch bei allen Leuten die meinen früheren AG's verlassen haben, schlicht falsch! Was soll denn die Industrie auch mit den ganzen Bau-Ing's/Architekten etc.? Nein, die gehen in Büros, Wobei auch hier dein Begriff Butze zeigt, dass du einfach keine Ahnung hast, denn die Planungsbüros haben ihr jeweiliges Nieschenanbieterdasein überwiegend aufgegeben, sich zusammengeschlossen/aufgekauft/etc. um ein wesentlich breiteres Spektrum an Leistungen anbieten zu können. Dafür braucht es halt auch manpower. Diese gewinnt man nur als wirklich attraktiver AG.
Und, wo sind da die Gewerkschaften???

Mea culpa - da hast du natürlich völlig Recht. Ich komme aus der IT- und hatte hier tatsächlich nur an IT, Elektrotechnik, Maschbau und davon abgeleitete Bereiche gedacht. Und für die ist es denn tatsächlich so wie ich sagte. Bei Bau-Ing's und auch Architekten hast du sicherlich recht, die hatte ich bei meiner Aussage nicht auf dem Zettel.

Das ich mit meiner Meinung zur miesen Vertretung durch verdi, BTB nicht allein stehe, sieht man ja deutlich am Organisationsgrad. Träum weiter dein Bild der achsotollen gewerkschaftlichen Vertretung der AN.

Wieso die Übertreibung? Ich habe kein "achsotolles" Bild der gewerkschaftlichen Vertretung, du hast doch selbst gesagt, wieso es z.B. im TV-L nicht sonderlich gut klappt. Aber keine Gewerkschaft ist keine gute Alternative - dann hast du nämlich auch keinen Tarifvertrag und dass Betriebe mit Tarifvertrag deutlich bessere Verdienste und Bedinungen haben ist erwiesen und am Ende auch logisch. Wie man die PS richtig auf die Straße bekommt ist aber fraglich - ich persönlich halte den TV-L einfach für viel  viel viel zu groß und umfangreich. In Hamburg oder München an Anbetracht der dortigen Arbeitsmärkte einen identischen Tarif zu haben wir in Görlitz, Neubrandenburg oder Duisburg funktioniert einfach nicht. In der IG Metall gibt es starke regionale Unterschiede in den Tarifen und auch in den dem Lohn folgenden Bedinungen. (z.B. erlaubte Abweichung von der 35h-Woche)


Warnstreik

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Antw:Tarifrunde 2025 - kein Geld in den Ländern
« Antwort #154 am: 26.06.2025 12:12 »
Mathematik lässt sich selten betrügen: Betrachtung vom Jahreseinkommen, Differenz von TV-L zu TVöD Kommunen in EG6 für 2025: Nur ca. 600 Euro. In EG12 dagegen rund 5000 €!

Das stimmt durchaus. Fairerweise muss/darf man dazusagen, dass der VKA die relvanten Erhöhungen schon drin hat - sprich 3% ab April und 15% mehr Weihnachtsgeld. Klar ist das für dieses Jahr noch relevant, einen Großteil deiner 5K wird bei gleichem Abschluss aber aufgeholt - damit würde es auf 1,5k schmelzen - wohlgemerkt in der 12/6. In der 12/1 ist man dann ziemlich gleichauf. 

Wie wollen Gewerkschaften das künftig weiter begründen oder damit Mitglieder dieser EG sammeln? Höhere EG werden im TV-L systematisch diskriminiert.

Zum einen "diskrimiert" eine prozentuale Erhöung mit Mindestbetrag niemanden. 3% sind 3% und wenn der EG5er über den Mindestbetrag nen Zehner mehr bekommt, dann ist das schön für ihn. Aber die konkrete Frage: Im TVÖD hat man doch grad die JSZ für alle auf 85% angeglichen. Das ist für den 12er 15%, für 13-15 sogar 35%. Für einen EG13 sind das alleine 3000€. Für EG12 1000€. Für EG6 18€.  Ist das zumindest ein Argument?

Mal als Vergleich: Jeder kann sich mal anschauen, wo der Mindestwert im TVÖD für die 3% (110€) greift. In dem In der EG6 gerade mal in Stufe 1 und da auch nur marginal.


Aber ganz generell: Ja, in den letzten 2 Tarifrunden gab es leichte Verschiebungen und Abstufungen. Das war und wurde aber mit der massiven Teuerung von Energie und Lebensmitteln begründet, die nunmal auch die unteren EGs überproportional getroffen haben. Wie es aussieht dreht sich das Verhältnis ja grade wieder (merklich) um - wenn man ähnliches fordert wie der im TVÖD. Wer aber in dem Maße missgönnt und nur auf die eigenen Pfründe bedacht ist, ist eben in der Gewerkschaft schon von der Einstellung her falsch (und würde wegen der Beiträge eh kein Mitglied sein, egal was sie machen)


sebbo83

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Antw:Tarifrunde 2025 - kein Geld in den Ländern
« Antwort #155 am: 26.06.2025 14:55 »
Sicherlich ist es aber auch ein Kommunikationsproblem. Wenn man hier rumfragt, wissen die Kolleginnen und Kollegen nur, dass ver.di a) kostet und b) Verhandlungen (vermeintlich schlecht) führt. Andere Vorteile (Arbeits- und Rechtsschutz, Streikunterstützung, kostenlose Beratungen und Dienstleistungen) und Aktivitäten sind bei fast niemand auf dem Schirm. Ob diese überzeugend wären, sei auch mal dahingestellt.

alle genannten Vorteile bieten auch deutlich günstigere Gewerkschaften der DBB an. Bei manchen zahlst du einkommensunabhängig um die 15 € im Monat und hast genauso das gesamte Servicespektrum.

Rowhin

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Antw:Tarifrunde 2025 - kein Geld in den Ländern
« Antwort #156 am: 26.06.2025 14:58 »
Sicherlich ist es aber auch ein Kommunikationsproblem. Wenn man hier rumfragt, wissen die Kolleginnen und Kollegen nur, dass ver.di a) kostet und b) Verhandlungen (vermeintlich schlecht) führt. Andere Vorteile (Arbeits- und Rechtsschutz, Streikunterstützung, kostenlose Beratungen und Dienstleistungen) und Aktivitäten sind bei fast niemand auf dem Schirm. Ob diese überzeugend wären, sei auch mal dahingestellt.

alle genannten Vorteile bieten auch deutlich günstigere Gewerkschaften der DBB an. Bei manchen zahlst du einkommensunabhängig um die 15 € im Monat und hast genauso das gesamte Servicespektrum.

Stimmt natürlich. Ich wollte damit auch nicht sagen die ver.di Mitgliedschaft ist top, nur vllt zumindest ein ganz klein wenig vorteilhafter und mehrdimensionaler, als viele es denken ;)

Vollender

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Antw:Tarifrunde 2025 - kein Geld in den Ländern
« Antwort #157 am: 27.06.2025 09:44 »

...Zum einen "diskrimiert" eine prozentuale Erhöung mit Mindestbetrag niemanden. 3% sind 3% und wenn der EG5er über den Mindestbetrag nen Zehner mehr bekommt, dann ist das schön für ihn. Aber die konkrete Frage: Im TVÖD hat man doch grad die JSZ für alle auf 85% angeglichen. Das ist für den 12er 15%, für 13-15 sogar 35%. Für einen EG13 sind das alleine 3000€. Für EG12 1000€. Für EG6 18€.  Ist das zumindest ein Argument?


Wenn alle Beschäftigten eine prozentuale Erhöung mit Mindestbetrag erhalten – statt prozentual – profitieren Geringverdienende überproportional. Man kann aber auch den Bogen überspannen. Das zeigt mein benanntes Beispiel oben auf mit geringer Differenz in EG6 und hoher Differenz in EG12 zum TVöD. Höherqualifizierte Beschäftigte könnten sich unterbewertet fühlen, was bei attraktiven Alternativen zu Fluktuation führen kann – besonders in gefragten Berufsfeldern. Wir sehen das bei uns in stark überhöhtem Maße. Ausgerechnet im MINT-Bereich.

Ist davon auszugehen dass im TV-L eine Erhöhung der JSZ auf 80 oder 85 % für höhere EG kommt?

Ich sehe das nicht. Wie ist die konkrete Position von Verdi dazu? Es muss doch bereits erste Überlegungen geben. Wenn man so etwas nicht hinreichend kommuniziert darf man sich über fehlendes Interesse an Gewerkschaften nicht wundern.

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Antw:Tarifrunde 2025 - kein Geld in den Ländern
« Antwort #158 am: 27.06.2025 11:30 »
Ich sehe das nicht. Wie ist die konkrete Position von Verdi dazu? Es muss doch bereits erste Überlegungen geben. Wenn man so etwas nicht hinreichend kommuniziert darf man sich über fehlendes Interesse an Gewerkschaften nicht wundern.

Es gibt keine "konkrete Position von Verdi" - es gibt Mitgliederdialoge und am Ende auch eine Mitgliederbefragung, darauf basierend wird die Marschroute und dann auch die Forderungen festgelegt. Wenn (die recht zahlreichen) EG11+ Beschäftigten nicht organisiert sind, werden sie natürlich auch nicht gehört. Das war die Katze und der Schwanz den ich meinte ;-)

Und ja - ich glaube, dass eine Angleichung der JSZ möglich ist. Man wird immer ein wenig hinter dem TVÖD bleiben - aber man kann sich sicher nicht erlauben hier noch viel zu verlieren.

Lämpel

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Antw:Tarifrunde 2025 - kein Geld in den Ländern
« Antwort #159 am: 27.06.2025 21:03 »
Und ja - ich glaube, dass eine Angleichung der JSZ möglich ist.

Wenn, dann aber natürlich so, dass es frühestens ab 2027 wirksam ist...