Wieso die Übertreibung? Ich habe kein "achsotolles" Bild der gewerkschaftlichen Vertretung, du hast doch selbst gesagt, wieso es z.B. im TV-L nicht sonderlich gut klappt. Aber keine Gewerkschaft ist keine gute Alternative - dann hast du nämlich auch keinen Tarifvertrag und dass Betriebe mit Tarifvertrag deutlich bessere Verdienste und Bedinungen haben ist erwiesen und am Ende auch logisch. Wie man die PS richtig auf die Straße bekommt ist aber fraglich - ich persönlich halte den TV-L einfach für viel viel viel zu groß und umfangreich. In Hamburg oder München an Anbetracht der dortigen Arbeitsmärkte einen identischen Tarif zu haben wir in Görlitz, Neubrandenburg oder Duisburg funktioniert einfach nicht. In der IG Metall gibt es starke regionale Unterschiede in den Tarifen und auch in den dem Lohn folgenden Bedinungen. (z.B. erlaubte Abweichung von der 35h-Woche)
Ist es nicht so, dass die Mitgliederzahlen fast bei jeder Gewerkschaft seit 20 Jahren kontinuierlich fallen?
Ist es nicht auch so, dass Gewerkschaften generell keinen guten Ruf genießen?
Ich denke, dass es nur zum Teil an den diversen Tarif-Abschlüsse liegt.
Gewerkschaften haben den Staub des 19. Jhd. immer noch nicht abgeschüttelt und sind im digitale Zeitalter m.M. nach auch noch nicht angekommen.
Woran liegt es, dass die Gewerkschaften mit 5,4 Mio. Mitgliedern iin Bewertungsportal bei fast 1 liegen z.B. von 630 BW-Abgaben für ver.di sind 600 1-Stern und ein Hand voll 5-Sterne jammern rum, dass die braune Soße und die Nichtmitglieder, die eh nichts zu sagen haben, die miesen Bewertungen abgegeben habe. Mag sein, aber das ist genauso ein PR-Desaster wie die diversen HPs der Gewerkschaften.
Damit können sie keinen Nachwuchs gewinnen.
Sie gelten also als vertaubt, alles andere als innovativ, unflexibel und jede Gewerkschaft steht dem Verwaltungsabläufen des ÖD näher als jedem privatwirtschaftlichen Unternehmen.
Und ich gehöre zu der Generation, die "Neu Heimat" mit "co op AG" und "Zuwendungen" für den VW-Betriebsrat live erlebt hat und das was mir dann so an Gewerkschaftsmitgliedern über den Weg lief... ne! Der Mitgliederschwund führte zu Zusammenlegungen, das wiederum zu dem Gefühl der "Heimatlosigkeit" der Mitglieder in dem riesen Konstrukt ver.di... So dreht sich das ganze im Kreis und davon haben sich die Gewerkschaften letztlich nie erholt.
Die Gewerkschaften sind so sehr mit sich selbst beschäftigt gewesen, dass sie die Zeichen der Zeit einfach nicht gesehen haben. Und Fehler einzugestehen, ist keine Eigenschaft einer Gewerkschaft.
So mein Eindruck.
Und ja @warnstreik, ich gebe Dir recht: je mehr Mitglieder desto stärker könnte eigentlich eine Gewerkschaft sein, wenn denn dann die Verhandlungsköpfe in den Maßanzügen und bei Lachshäppchen mal ihre dogmatische Haltung mal bei Seite schieben und rausholen, was insgesamt rauszuholen ist und das Gießkannen-Prinzip in die Mülltonne klopfen.
Gewerkschaften müssen moderner und flexibler werden - und ja, Du hast recht, der Tarif in Görlitz kann eigentlich nicht der gleiche Tarif wie in Hamburg sein!
Ich bin mir sicher, dass ich in meinem Arbeitsleben als Gewerkschaftsmitglied nicht so weit gekommen wäre, wie ich es mit meiner Arbeitsrechtschutz alleine geschafft habe. Weiß aber, dass nicht jeder in der Lage ist dem Vorgesetzten vom Vorgesetzen des Vorgesetzten die Stirn zu bieten. Ich bin der Meinung, dass viele AN eigentlich eine Vertretung für Verhandlungen brauchen, sonst würde der eine oder andere noch Geld zum Arbeiten mitbringen

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