Und der Generationenvertrag, der bleibt auch mit weniger Kinder bestehen. Wenn man jedoch darauf rumreitet, dass die Generation der Rentner zu wenig Kinder produzierten und schuld sind, dass das Verhältnis Einzahler/Auszahler immer stärker sich verschiebt, dann muss man auch darauf hinweisen, dass ein Headcounting nicht das Problem ist, sondern alleinig die Höhe der Einzahlungen.
Bei dem, was ich schreibe, weise ich den Generationen keine Schuld zu, sondern stelle einfach nur die Zahlen in den Raum. Diese Zahlen bilden einfach die Realität ab; in die Vergangenheit zu schauen und Schuldige zu finden liegt mir fern und ist aus meiner Sicht vergossene Milch. Es lässt sich nicht mehr ändern.
Es geht mir eher darum, aus der Vergangenheit zu lernen. Und dabei spielt es tatsächlich statistisch eine Rolle, ob ein junger Mensch zugewandert ist oder in Deutschland geboren und aufgewachsen ist. Es spielt für die Soft Skills auch eine Rolle, ob jemand als Einzelkind groß geworden ist oder in einer Familie mit Geschwisterkindern. Und statistisch werden Kinder aus Haushalten, in denen mindestens ein Elternteil ein Akademiker ist, viel häufiger auch selbst Akademiker. Daher sind Anlage und Bildung zwei Faktoren, die am Ende mitbestimmen, welchen Schul- oder Berufsabschluss der junge Mensch erwirbt und daraus folgend, welches Einkommen er am Ende mit einiger statistischen Wahrscheinlichkeit erwirbt. Und genau an der Stelle sind wir uns auch einig: Je höher die Einkünfte sind, desto besser ist es für die sozialen Sicherungssysteme.
Dabei geht es mir um Zahlen, also um Wahrscheinlichkeiten, was helfen kann, um die Situation
in Zukunft zu verbessern und was es dafür braucht. Sicherlich kann man argumentieren, dass Menschen heute mehr verdienen könnten als früher und es somit nicht schlimm wäre, wenn der Beitragssatz steigt. Das ist auch tatsächlich eine Stellschraube, an der gedreht werden kann.
Es ist allerdings auch so, dass sich Deutschland im internationalen Wettbewerb befindet und die schon heute hohe Abgabenquote ein Standortnachteil ist. Daher kommt schon heute der Zimmermann oft aus dem europäischen Ausland, weil der Deutsche Zimmermann einfach zu teuer ist.
Daher habe ich bereits in der Vergangenheit die verschiedenen Stellschrauben genannt, an denen gedreht werden muss, um unseren Wohlstand und unsere Sozialversicherungssysteme auch zukunftsfest zu machen. Aus meiner Sicht wird das Drehen an nur einer Schraube nicht mehr ausreichen, vielmehr wird an mehreren Schrauben gedreht werden müssen. Kinder sind dabei eine oft unterschätzte, aber dennoch extrem wichtige Schraube. Und wenn wir für diese Schraube nicht mehr Geld ausgeben, um sie wieder in die andere Richtung zu drehen, dann potenziert sich das Problem in der Zukunft und wir werden aus meiner Sicht, egal wie man rechnet, deutlich an Wohlstand verlieren.
@Warnstreik
Es macht aus meiner Sicht einen riesengroßen Unterschied, ob ich mich als junge Familie zunächst "nackig" machen muss, um Wohngeld oder Kinderzuschlag zu erhalten, oder ob der Staat einen von Amts wegen unterstützt, weil es die Arbeit, die Eltern in ihre Mehrkindfamilie steckt, wert schätzt. Und da stelle ich mir ein paar Fragen:
Wenn ohnehin nur jede vierte Familie mit drei und mehr Kindern gar keinen Anspruch auf diese Leistungen hat, diese Leistungen für Mehrkindfamilien also der Normfall und nicht mehr der Ausnahmefall ist, warum braucht es dann einen so großen Staatsapperat mit unterschiedlichen Behörden und unterschiedlichen Sozialleistungen, daraus folgend viel Eigeninitiative der Eltern, um sich über die verschiedenen Möglichkeiten zu informieren und das richtige zu beantragen, um ein Einkommen etwas oberhalb des Existenzminimums zu erzielen? Kann man da nicht einfach allen jungen Familien mit zwei oder mehr Kindern von Amts wegen solange mehr Geld von ihrem Gehalt lassen, bis die Kinder groß sind? Und befeuert man nicht auch die Ungleichbehandlung von Mann und Frau, wenn die Frau, die ja statistisch deutlich häufiger in Elternzeit oder Teilzeit ist, es sich irgendwann zweimal überlegt, wieder arbeiten zu gehen, in dem Wissen, dass dann Wohngeld, Bürgergeld oder Kinderzuschlag dann wegfallen würde und die Familie am Ende des Monats fast das gleiche Einkommen erzielen würde?