Wie ich schon mal an anderer Stelle festgehalten habe gibt es diese steuerlichen Erleichterungen tatsächlich erst ab der Regelaltersgrenze, also erst ab 67 Jahren. Selbst wenn man vorher eine Altersrente bezieht, kann man von der Steuerfreiheit bei der Weiterbeschäftigung erst ab dem "normalen" Rentenalter profitieren.
Aufgrund der Verschiebung der Altersgrenzen gibt es tatsächlich keine wirklich belastbaren Zahlen, wie viele Menschen derzeit davon betroffen sind. Es dürften allerdings, je nachdem, welcher Schätzung man glauben mag, nur etwa ca. 168.000 Menschen sein, die zwar die Regelaltersgrenze erreicht haben, aber dennoch mehr als geringfügig arbeiten. Es gibt auch nur etwa 670.000 Menschen, die älter als 65 Jahre sind und noch mehr als geringfügig beschäftigt sind.
Der Gesetzgeber hat derzeit im Blick, dass viele Ältere Menschen sich scheuen, im Rentenalter mehr als geringfügig zu arbeiten, weil das Finanzamt andernfalls aufgrund des progressiven Steuersystems durchaus spürbar zuschlägt und das oft erst mit einer zeitlichen Verzögerung, so dass sich der Eindruck verschärft, es lohne sich gar nicht zu arbeiten.
Der Gesetzgeber erhofft sich durch die Gesetzesänderung, personelle Engpässe in vielen Betrieben und Bereichen etwas zu entschärfen und Erfahrungswissen länger in den Betrieben zu halten.
Ich bin sehr gespannt, ob es gelingt, die Ziele wirklich zu erreichen. Meine Erfahrungen sind eher die, dass die wenigsten Menschen, die über die Regelaltersgrenze hinaus arbeiten, es wirklich aus finanziellen Gründen machen. Oft sind es andere Gründe (Stichwort: Familienbetrieb, Künstler, Einarbeitung eines Nachfolgers, Fertigstellung eines seit Jahren begleiteten Projektes, jüngere Partnerin geht erst später in Rente), die dazu führen, dass jemand noch länger arbeitet.
Es gibt allerdings auch diejenigen, die es aus finanzieller Not heraus machen (zwischenzeitliche Selbständigkeit, Scheidung, Schulden, Unterhaltsschulden, Trend zu Zweitfamilie). Das ist nach meiner Erfahrung allerdings eher nur ein kleiner Anteil derer, die über die Regelaltersgrenze hinaus arbeiten.
Jedenfalls dürften sich die Kosten hierfür bei unter 1 MRD EUR pro Jahr bewegen. Außerdem gilt hier auch nur eine Steuerfreiheit und keine Sozialversicherungsfreiheit. Sofern das Gesetz tatsächlich dazu führt, dass mehr Menschen über die Regelaltersgrenze arbeiten, dürften die sozialen Sicherungssysteme in einem ähnlichen Umfang Mehreinnahmen generieren, durch die der Bund seine Zuschüsse entsprechend verringern oder zumindest nicht weiter erhöhen müsste.