Autor Thema: Entwurf zum Bundesbesoldungs- und -versorgungsangemessenheitsgesetz - BBVAngG  (Read 229558 times)

BalBund

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Guten Morgen,

nach einer hektischen Woche mal hier ein Update, der andere Thread ist mir ein bisschen zu weit off-topic gegangen und aufräumen will anscheinend niemand mehr.

Wie alle mitbekommen haben, hat das Kabinett das BBVAngG Anfang der Woche ohne Aussprache beschlossen, sprich es wird nun in den Bundestag eingebracht.

Wie geht es nun weiter? Da es nur die Bundesbesoldung betrifft, ist es ein Unterrichtungsgesetz, es geht nun also an den Bundestag, dort folgen die erforderlichen 3 Lesungen, nach der ersten wird der Entwurf in den Ausschuss verwiesen, welcher ihn auf einer seiner folgenden Sitzungen berät.

Die Tagesordnung für kommende Woche ist noch nicht draußen, ob es überhaupt zu einer Befassung in dieser Sitzungswoche kommt bleibt abzuwarten:

https://www.bundestag.de/tagesordnung

Da das Thema leider nur etwas für Verwaltungsgeeks ist fürchte ich, dass es bei der ersten Lesung auch keine öffentliche Aussprache darüber geben wird, sondern direkt der Verweis in die Ausschüsse erfolgt.

Jetzt vergehen mindestens 4 Wochen, die Ausschüsse Haushalt und Inneres, müssen sich beide befassen, hier kann man nachverfolgen ob und wann sie es tun.

https://www.bundestag.de/ausschuesse/a04_inneres/tagesordnungen
https://www.bundestag.de/haushalt

Früheste Befassung wäre dort nach aktuellem Stand in KW 47, früheste zweite Lesung somit in der Sitzungswoche vor Weihnachten. Auch eine Dritte Lesung könnte in der Woche erfolgen und mithin der Beschluss.

Warum glaube ich nicht daran?: Nun ja, die Mehrkosten dieses Gesetzes belaufen sich auf eine runde halbe Milliarde, Bundesfinanzminister Kukies hat derzeit nicht einmal eine Mehrheit für den Nachtragshaushalt 2024 ohne diesen Posten weshalb es aus Sicht der Regierung wenig opportun erscheint, weitere Kosten ohne Haushaltstitel aufzumachen.

Die Opposition hingegen kann keinen Haushalt fürs kommende Jahr gebrauchen, weil sie a) daran gebunden wäre und b) es tolles Wahlkampfmaterial ist, dass die Ampel Deutschland in die Krise geführt hat, weil der Haushalt nicht wie üblich im Oktober fertig war.

Deswegen glaube ich eher, dass wir zwar eine erste und ggf. auch zweite Lesung sehen, eine Dritte mangels absehbarer Parlamentsmehrheit (so die offizielle Begründung) aber nicht mehr erleben werden.

+++ Disclaimer: Das alles geschrieben unter der Annahme, das der Bundeskanzler nicht doch noch im November die Vertrauensfrage stellt, sollte sich der BT noch in diesem Jahr auflösen ist sowieso alles geschriebene hinfällig, da kein Parlament mehr als das verfassungsrechtlich notwendige vor Neuwahlen beschließen wird, das ist gelebte parlamentarische Praxis. +++

PolareuD

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Danke für die Info, BalBund.

Knecht

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Danke auch von mir.

Wie sieht es denn eigentlich mit der Erhöhung des
Steuerfreibetrags aus? Stichwort kalte Progression...

BalBund

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Danke auch von mir.

Wie sieht es denn eigentlich mit der Erhöhung des
Steuerfreibetrags aus? Stichwort kalte Progression...

Ist gar nicht meine Baustelle, ein BMF Projekt, sorry.

GeBeamter

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Danke auch von mir.

Wie sieht es denn eigentlich mit der Erhöhung des
Steuerfreibetrags aus? Stichwort kalte Progression...

Gehört zu den Gesetzen, die Scholz mit Unterstützung der Opposition noch durchbringen möchte. Und da wäre ich zuversichtlich. Alle Oppositionsparteien werden sich gut überlegen, ob sie gerade bei diesem Gesetz aus Prinzip dagegen stimmen werden. 1. profitieren alle Einkommensteuerpflichtigen davon und 2. handelt es sich hierbei - ähnlich wie beim BBVAngG, aber da juckt es ja aufgrund der geringen Zahl und der allgemeinen Beliebtheit der betroffenen niemanden - um eine verfassungsrechtlich verpflichtende Anpassung. Denn das im Rahmen des Bürgergeld gewährte Existenzminimum muss steuerfrei gestellt werden. Nach der Erhöhung des Bürgergeld Anfang '24 steht dieser Schritt im Steuerrecht noch aus. Ebenso werden das Kindergeld und die Kinderfreibeträge angehoben. Das wird die Opposition nicht kurz vor dem Wahlkampf ablehnen. Denn dann wäre es ein leichtes, der Opposition vorzuwerfen, Eitelkeiten über den Geldbeutel der Bevölkerung gestellt zu haben.

Helli04

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@ BalBund:

Auch wenn es mich nicht betrifft: Vielen Dank für die stets interessanten Informationen.

lotsch

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Unter den Ländern, die die Ukraine unterstützen, gäbe es "kaum eins", das alle Ausgaben aus dem Laufenden Haushalt finanziere. "Und ich sage, Deutschland hat das zwar bisher so gemacht, aber weil wir alles ausgekratzt haben, was man irgendwo finden konnte in den Ecken unseres Haushaltes", sagte der Kanzler.

Da sind dann auch die Milliardensummen der Beamtenbesoldung mit zusammengekratzt worden, und dazu wurde mir nichts dir nichts die Verfassung gebrochen, wo man ansonsten so große Töne auf das Grundgesetz hält. Und hier kommt dann das BVerfG ins Spiel, das m.E. weitere Urteile zur Beamtenbesoldung zumindest hinauszögert. Man ist ja staatstragend und Verfassungsorgane müssen in Notzeiten zusammenhalten, darauf kann man sich verlassen. Wo könnte man leichter kürzen als bei den Beamten? Die halten schon was aus, haben bestimmt was gespart um sich den Lebensstil zu bewahren. Gesetze werden so lange gebogen bis etwas zerbricht. Kann ich so einem Staat überhaupt noch vertrauen? Oder benutzt ein solcher Staat das GG, das BVerfG und den Verfassungsschutz auch dazu, unliebsame Konkurrenzparteien einfach abzuschaffen?

HochlebederVorgang

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Alles zu behäbig.

6:00 Uhr anfangen, 14:30 Schluss machen. Ab 15:00 Uhr vor den wesentlichen Insitutionen wie Kanzleramt, Bundestag, Bundesrat, BMI, BMF, BVerfG bis 18:00 Uhr jeden Tag versammeln und auf Missstände hinweisen.

Versammeln darf man sich.

LehrerBW

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Der Entwurf dürfte erstmal weg sein vom Tisch…alleine schon aus Zeitgründen.
Und ohne Haushalt sowieso.

https://www.welt.de/politik/deutschland/plus254516930/Ampel-Aus-Welche-Gesetze-noch-kommen-koennten-und-welche-nicht.html?icid=product.animatedbanner.plus.12

Es bleibt spannend ob und was die neue Regierung unternehmen wird. Hoffentlich stellt der Deamtenbund entsprechende Fragen und wird in der Wahlempfehlung einige Dinge erläutern.


Durgi

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Der Entwurf dürfte erstmal weg sein vom Tisch…alleine schon aus Zeitgründen.
Und ohne Haushalt sowieso.

https://www.welt.de/politik/deutschland/plus254516930/Ampel-Aus-Welche-Gesetze-noch-kommen-koennten-und-welche-nicht.html?icid=product.animatedbanner.plus.12

Es bleibt spannend ob und was die neue Regierung unternehmen wird. Hoffentlich stellt der Deamtenbund entsprechende Fragen und wird in der Wahlempfehlung einige Dinge erläutern.

Paywall.

BalBund

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Gesichert: Reform des Bundesverfassungsgerichts

Offen: Abbau der kalten Progression --> CDU sagt nein
Offen: Wachstumsinitiative --> Vermutlich kommt das noch
Offen: Reform der europäischen Asylpolitik  --> eilt nicht, vom Tisch
Offen: Gebäudetyp-E-Gesetz --> Wird die FDP mittragen

Strittig: Deutschlandticket --> mal sehen was der journalistische Druck bewirkt
Strittig: Kindergelderhöhung --> wohl erstmal geschoben
Strittig: Bürgergeld --> erstmal vom Tisch
Strittig: Bauturbo --> quasi tot

Alles andere ist faktisch ebenfalls erledigt, eine Ansetzung das Besoldungsgesetzes in den Ausschüssen wäre mir weiterhin nicht bekannt.

Knecht

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Gesichert: Reform des Bundesverfassungsgerichts

Offen: Abbau der kalten Progression --> CDU sagt nein
Offen: Wachstumsinitiative --> Vermutlich kommt das noch
Offen: Reform der europäischen Asylpolitik  --> eilt nicht, vom Tisch
Offen: Gebäudetyp-E-Gesetz --> Wird die FDP mittragen

Strittig: Deutschlandticket --> mal sehen was der journalistische Druck bewirkt
Strittig: Kindergelderhöhung --> wohl erstmal geschoben
Strittig: Bürgergeld --> erstmal vom Tisch
Strittig: Bauturbo --> quasi tot

Alles andere ist faktisch ebenfalls erledigt, eine Ansetzung das Besoldungsgesetzes in den Ausschüssen wäre mir weiterhin nicht bekannt.

Danke für die Insides.

Die Prioritäten sind - wieder einmal - äußerst interessant.

Anstatt die Bürger zumindest endlich mal ein bisschen zu entlasten, wird lieber mit dem Todeszucken noch ein wenig mehr gegängelt. Und Asyl eilt auch nicht? Wow...

Dorfkind12

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Guten Abend wehrte Mit(widerspruch)streiter, 
im Nachbarthread wurde nochmal auf die Formulierung für den Widerspruch eingegangen und vor geraumer Zeit war hier oder auch im Nachbarthread ein Vorschlag für einen Widerspruch für mehrere zurückliegende Jahre. Hab den aber leider nicht mehr gefunden. Ich würde gerne das Selbe machen und auch für zurückliegende Jahren Widerspruch einlegen. Aus em Bauch raus würde ich es so machen, ein Widerspruch für 2024 und einen extra für zurückliegende Jahre. Ausgenommen 2023, da habe ich bereist WS eingelegt. Meine Konkrete Frage: Was meint Ihr? Was man dem WS an Sätzen beifügen sollte, damit man für mehrere Jahre diesen Stellen kann?

Und bis zu welchem Jahr, auch mit Hinblick auf die Entscheidungen des BVerfG aus Mai 2020, auf welche sich ja das BBVAngG bezieht sollt ich Rückwirkend WS stellen. Oder sogar bis zum ersten Tag meiner Verbeamtung?!   ;D ;DBesten Dank und Grüße

PassierscheinA38

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Gesichert: Reform des Bundesverfassungsgerichts

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Offen: Wachstumsinitiative --> Vermutlich kommt das noch
Offen: Reform der europäischen Asylpolitik  --> eilt nicht, vom Tisch
Offen: Gebäudetyp-E-Gesetz --> Wird die FDP mittragen

Strittig: Deutschlandticket --> mal sehen was der journalistische Druck bewirkt
Strittig: Kindergelderhöhung --> wohl erstmal geschoben
Strittig: Bürgergeld --> erstmal vom Tisch
Strittig: Bauturbo --> quasi tot

Alles andere ist faktisch ebenfalls erledigt, eine Ansetzung das Besoldungsgesetzes in den Ausschüssen wäre mir weiterhin nicht bekannt.

Einen Tag nachdem sich die Ampel aufgelöst hat, habe ich meinen Widerspruch für 2024 per Post weggeschickt. Als hätte ich es mir gedacht, dass die Besoldung der Bundesbeamten keine Prio mehr hat. Ich rechne noch nicht mal mit einer Umsetzung etwaiger Anpassungen durch Tarifverhandlungen bei den Angestellten. Irgendwie habe ich auch da das Gefühl, dass bei uns wieder argumentiert wird wie all die Jahre zuvor.

Ich bin es persönlich auch langsam leid immer irgendwelche Sonderopfer zu bringen - seien es 41 Stunden oder Urlaubsgeld oder oder oder. Anfangs gab es ja noch die Mär, dass die Arbeitszeit nur temporär angehoben wird. Und schon damals konnte man darüber nicht mehr lachen  ::)