Autor Thema: [Allg] Beschluss des Bundesverfassungsgerichts (2 BvL 4/18)  (Read 4941430 times)

Prüfer SH

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Antw:[Allg] Beschluss des Bundesverfassungsgerichts (2 BvL 4/18)
« Antwort #8490 am: 24.11.2025 14:55 »
Kurze Frage. Ist es mit dem neuen Urteil des BVerfG jetzt nicht auch einfacher für die Verwaltungsgerichte geworden die Besoldungsgesetze den Landeseigenen Verfassungsgerichten vorzulegen?

Das Problem ist glaube ich, dass die Verwaltungsgerichte nur konkrete Verstöße gegen Gesetze Maßregeln können. Also die Beamten werden laut dem bestehenden Gesetz bezahlt.
Nur ist das Gesetz halt an sich verfassungswidrig und darüber kann nur dae BverfG entscheiden.

Ja baer SH zB. hat ein eigenes Landesverfassungsgericht und das Besoldungsgesetz SH ist Landesgesetz.

Und eine Finanzministerin, die sich dort bestens auskennt. Die müsste wissen, was ihr blüht.

Malkav

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Antw:[Allg] Beschluss des Bundesverfassungsgerichts (2 BvL 4/18)
« Antwort #8491 am: 24.11.2025 15:11 »
Kurze Frage. Ist es mit dem neuen Urteil des BVerfG jetzt nicht auch einfacher für die Verwaltungsgerichte geworden die Besoldungsgesetze den Landeseigenen Verfassungsgerichten vorzulegen?

Das Problem ist glaube ich, dass die Verwaltungsgerichte nur konkrete Verstöße gegen Gesetze Maßregeln können. Also die Beamten werden laut dem bestehenden Gesetz bezahlt.
Nur ist das Gesetz halt an sich verfassungswidrig und darüber kann nur dae BverfG entscheiden.

Ja baer SH zB. hat ein eigenes Landesverfassungsgericht und das Besoldungsgesetz SH ist Landesgesetz.

Ja und das ist ein Punkt an dem ich mich regelmäßig reibe, wenn ich vom Verwerfungsmonopol des BVerfG lese!

Jedes Landesverfassungsgericht ist hinsichtlich von Landesgesetzen nach der jeweiligen Landesverfassung und dem LVerfGG mit Normverwerfungskompetenz (für SH z.B. Art. 51 Abs. 2 Nr. 3 LVerf SH i.V.m. §§ 46 S. 2, 42 S. 1 LVerfGG SH) ausgestattet.

In vielen Ländern enthält die jeweilige Landesverfassung einen Verweis auf die Grundrechte des Grundgesetzes und macht diese damit zu unmittelbar geltendem Landesrecht. Dies gilt auch für die grundrechtsgleichen Rechte aus Art. 33 GG (vgl. VerfGH NRW RiA 2014, 226), soweit die Landesverfassung eine entsprechende Verweisung enthält. Die Frage wurde auch schon von Verwaltungsgerichten in allgemeinen Alimentatiosnverfahren geprüft (vgl. zur fehlenden GG-Verweisung in der Landesverfassung der Freien und Hansestadt Hamburg: VG Hamburg, Beschluss vom 29.09.2020 – 20 K 7509/17 Rn. 21, BeckRS 2020, 33667)

Ich weiß von Musterklägern der Verfahren, welche am 11.11.25 in Schleswig entschieden wurden, dass ihr Primärantrag im Sinne der Verfahrensbeschleunigung sogar ausdrücklich auf eine Vorlage zum LVerfG gerichtet war. Dass das VG Schleswig (vertretbarerweise ausschließlich) dem BVerfG vorgelegt hat und in seinem Beschluss hierzu gar nichts schreibt, finde ich persönlich schon fast frech, wenn man bedenkt, dass jedem Kläger effektiver Rechtschutz zu gewähren ist.

Und eine Finanzministerin, die sich dort bestens auskennt. Die müsste wissen, was ihr blüht.

Wäre eine witzige Verhandlung, wenn Sie persönlich käme.

Ihr Nachfolger im Präsidentenamt beim Landgericht Lübeck sitzt dann da neben zwei anderen Verfassungsichter (diese hauptberuflich auch beim Landgericht Lübeck und Amtsgericht Ratzeburg), deren jeweilige Diziplinarvorgesetzte sie im alten Amt vor gar nicht all zu langer Zeit noch war.

Wie klein die Welt doch manchmal ist  ;)

Nordlicht97

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Antw:[Allg] Beschluss des Bundesverfassungsgerichts (2 BvL 4/18)
« Antwort #8492 am: 24.11.2025 15:12 »
Aber die Besoldung basiert ja auf dem GG. Daher dürfte das LVerfG nicht zuständig sein, oder?

Malkav

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Antw:[Allg] Beschluss des Bundesverfassungsgerichts (2 BvL 4/18)
« Antwort #8493 am: 24.11.2025 15:50 »
    Aber die Besoldung basiert ja auf dem GG. Daher dürfte das LVerfG nicht zuständig sein, oder?

    Die Besoldung (im Fall SH) basiert ausschließlich auf dem SHBesG also einem Landesgesetz des Landtags in Kiel.
    Art. 33 GG ist aufgrund von Art. 4 LVerf SH unmittelbar geltendes Landes(verfassung)recht.


    • Wenn ein Landesgesetz gegen die Landesverfassung verstößt ist ausschließlich das LVerfG zuständig.
    • Wenn ein Landesgesetz gegen das Grundgesetz als Bundesrecht verstößt ist ausschließlich das BVerfG zuständig.

    Im vorliegendem Fall sind also beide Verfassungsgerichte nebeneinander für Ihren jeweiligen Rechtsraum zuständig. Ob das Fachgericht beiden Verfassungsgerichten oder nur einem von beiden, sowie die Folgefrage, welchem Verfassungsgericht vorgelegt wird, entscheidet das Fachgericht.

    Wenn beiden Verfassungsgerichten vorgelegt wird und das LVerfG entscheidet, dass das Landesgesetz nicht mit der Landesverfassung vereinbar ist, wäre die Richtervorlage an das BVerfG ab diesem Zeitpunkt unzulässig und umgekehrt. Wenn das Landesverfassungsgericht die Regelung für vereinbar mit der Landesverfassung (Also Art. 4 LVerf SH i.V.m. Art. 33 GG) hält ist das BVerfG daran jedoch nicht gebunden.

    "Spaßig" wird es erst, wenn das LVerfG unter Bezug auf Art. 33 GG i.V.m. Art. 4 LVerf SH den Daumen über eine Regelung (z.B. Familienzuschlag in Höhe von 90 % des Grundgehaltes unter gleichzeitiger Senkung des Grundgehaltes) senkt und das BVerfG eine gleichlautende Regelung eines anderen Bundeslandes als verfassungskonform ansieht.

    Hier wäre dann zu beachten, dass Bund und Land zwei getrennte und eigenständige (Verfassungs-)Rechtsräume sind und landesrechtlich ein höheres Grundrechtsschutniveau als durch das GG als Bundesrecht gewährleistet sein kann (jedoch kein niedrigeres). Ach ich liebe den Förderalismus, wenn man den zu Ende spielt  ;D[/list]

    LehrerInNRW

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    Antw:[Allg] Beschluss des Bundesverfassungsgerichts (2 BvL 4/18)
    « Antwort #8494 am: 24.11.2025 21:37 »
    Muss eigentlich in Widerspruch für 25 das aktuelle Arbeit eingearbeitet werden?

    NvB

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    Antw:[Allg] Beschluss des Bundesverfassungsgerichts (2 BvL 4/18)
    « Antwort #8495 am: 24.11.2025 21:52 »
    Muss eigentlich in Widerspruch für 25 das aktuelle Arbeit eingearbeitet werden?

    https://www.gdp.de/nrw/de/stories/2025/11/jetzt-erst-recht-musterwidersprueche-amtsangemessene-besoldung-versorgung-2025

    Wurde heute durch die GdP für NRW veröffentlicht. Das ist ein aktuellster Widerspruch der alle bisherigen Verfahren nennt.

    Pascal121

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    Antw:[Allg] Beschluss des Bundesverfassungsgerichts (2 BvL 4/18)
    « Antwort #8496 am: 25.11.2025 16:22 »
    In dem Musterwiderruf der GDP würde ich statt NRW RLP schreiben, dann passt das doch wunderbar, oder übersehe ich was? Danke!

    Umzug 1

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    Antw:[Allg] Beschluss des Bundesverfassungsgerichts (2 BvL 4/18)
    « Antwort #8497 am: 25.11.2025 18:00 »
    Habe heute den Widerspruch für das Haushaltsjahr 2025 abgesandt. Es ollten m. E. zahlreiche Widersprüche erfolgen.

    Tulpenzeit

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    Antw:[Allg] Beschluss des Bundesverfassungsgerichts (2 BvL 4/18)
    « Antwort #8498 am: 25.11.2025 21:15 »
    Nochmal zum Abstandsgebot: Dass BVerfG hat für den hD in Berlin ab A14 u.A. in den Jahren ab 2017 im Wesentlichen "nur" einen Verstoß gegen das Abstandsverbot festgestellt. Nun verstehe ich den Beschluss so, dass dies zwar per se noch keine verfassungswidrig niedrige Alimentation auslöst, jedoch durch die übrigen Ausführungen des BVerfG für die Zukunft "gesichert" sein wird, dass nicht nur die Besoldungsgruppen ab A14 hintenrunter fallen, sondern zwangsläufig auch angehoben werden müssen. Mittlerweile gibt es ja in Berlin insbesondere für A14er das Phänomen, dass wegen der Hauptstadtzulage A13 im Wesentlichen A14 entspricht. Wäre andernfalls eine Einebnung der Abstände zwischen den höheren Besoldungsgruppen schlicht nicht justitiabel?

    Ich hole die Frage nochmal hoch:-) Meinungen?

    Keating

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    Antw:[Allg] Beschluss des Bundesverfassungsgerichts (2 BvL 4/18)
    « Antwort #8499 am: 25.11.2025 22:22 »
    Nochmal zum Abstandsgebot: Dass BVerfG hat für den hD in Berlin ab A14 u.A. in den Jahren ab 2017 im Wesentlichen "nur" einen Verstoß gegen das Abstandsverbot festgestellt. Nun verstehe ich den Beschluss so, dass dies zwar per se noch keine verfassungswidrig niedrige Alimentation auslöst, jedoch durch die übrigen Ausführungen des BVerfG für die Zukunft "gesichert" sein wird, dass nicht nur die Besoldungsgruppen ab A14 hintenrunter fallen, sondern zwangsläufig auch angehoben werden müssen. Mittlerweile gibt es ja in Berlin insbesondere für A14er das Phänomen, dass wegen der Hauptstadtzulage A13 im Wesentlichen A14 entspricht. Wäre andernfalls eine Einebnung der Abstände zwischen den höheren Besoldungsgruppen schlicht nicht justitiabel?

    Ich hole die Frage nochmal hoch:-) Meinungen?

    Ich freue mich bereits jetzt auf die Korrekturen, denn ich habe nicht den Hauch so viel Ahnung, wie alle anderen hier. Dennoch versuche ich es eine Erklärung:
    Durch das Urteil, das die 115% Regel durch die neue Meridian-Regel ersetzt, müssen im Grunde sämtliche Besoldungsstrukturen in Deutschland geändert werden. Das Abstandsgebot gilt schließlich auch zu allen anderen Besoldungsgruppen innerhalb des Gefüges.
    Ergo: A1 wird um +5% angehoben, weshalb A2 um einen ähnlichen Wert erhöht werden muss, woraus A3 ebenso steigt.....

    Wenn ich es jetzt weiterhin verstehe, dann wird dies dazu führen, dass die untersten Besoldungsgruppen abgeschafft und die oberen minimal nach oben bewegt werden. So ist es in Niedersachsen vor ein paar Jahren passiert, als die ersten Stufen der Besoldung abgeschafft wurden.

    Jekyll

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    Antw:[Allg] Beschluss des Bundesverfassungsgerichts (2 BvL 4/18)
    « Antwort #8500 am: 26.11.2025 13:06 »
    Als saarländischer Beamter bin ich nur noch entsetzt über die Ignoranz meiner Landesregierung.

    https://www.sr.de/sr/home/nachrichten/politik_wirtschaft/beamtenbesoldung_amtsangemessene_alimentierung_saarland_verfassungskonform_verfassungswidrig_100.html

    Hier wird die Besoldung aufgrund der Haushaltsnotlage noch als verfassungsrechtlich vertretbar angesehen.
    Da frage ich mich ob man hierzulande das Berliner Urteil gelesen hat.

    Die Differenz zu anderen Bundesländern (mit niedrigerem Meridianeinkommen als im Saarland) liegt bei mir mittlerweile jährlich bei 10.000€ Brutto

    Hier wird die Absenkung der Kostendämpfungspauschale um 50€!!! jährlich als ein Akt der Wertschätzung kommuniziert.

    "Wir gehen diesen Schritt, um den öffentlichen Dienst attraktiv zu halten, Fachkräfte zu sichern und die Beschäftigten finanziell ein Stück zu entlasten", sagte Ministerpräsidentin Anke Rehlinger (SPD). Es sei auch sozial ausgewogen, "weil sie gerade geringere Einkommen umso spürbarer entlastet". Zitat https://www.sr.de/sr/home/nachrichten/politik_wirtschaft/kostendaempfungspauschale_beamte_beihilfe_saarland_soll_sinken_100.html

    Ich muss schwer an mir halten. Seit 2018 lege ich regelmäßig Wiederspruch ein.

    Bei so wenig Wertschätzung wie man im Saarland seinen Beamten gegenüber zeigt kann ich jedem nur abraten im öffentlichen Dienst zu arbeiten.
    « Last Edit: 26.11.2025 13:14 von Jekyll »

    Ozymandias

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    Antw:[Allg] Beschluss des Bundesverfassungsgerichts (2 BvL 4/18)
    « Antwort #8501 am: 26.11.2025 13:11 »
    Irgendwann läuft es auf Vollstreckungsanordnungen hinaus.

    Die Landesverfassungsgerichte denke ich werden auch in Zukunft keine Rolle spielen. Der Weg ist entgegen der Meinung Stuttmanns von 2020 auch nicht wirklich schneller, man kann da nicht mal richtig hingelangen.

    Die Landesverfassungsgerichte sind auch eher Hobbygerichte, die nur selten zusammentreten und wenige Fälle bearbeiten. Eine Entscheidung wäre zwar mal interessant zu sehen, aber die Wahrscheinlichkeit dass wir eine solche bekommen, die höhere Summen garantiert als das BVerfG halte ich für gering.

    Vielleicht schafft es ja eines er vielen Forenklagen mal vor ein solches Gericht.
    « Last Edit: 26.11.2025 13:28 von Ozymandias »

    1000Baht

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    Antw:[Allg] Beschluss des Bundesverfassungsgerichts (2 BvL 4/18)
    « Antwort #8502 am: 26.11.2025 13:21 »
    Hier wird die Absenkung der Kostendämpfungspauschale um 50€!!! jährlich als ein Akt der Wertschätzung kommuniziert.

    "Wir gehen diesen Schritt, um den öffentlichen Dienst attraktiv zu halten, Fachkräfte zu sichern und die Beschäftigten finanziell ein Stück zu entlasten", sagte Ministerpräsidentin Anke Rehlinger (SPD). Es sei auch sozial ausgewogen, "weil sie gerade geringere Einkommen umso spürbarer entlastet". Zitat
    50.- Euro, das ist beschämend!

    Nordlicht97

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    Antw:[Allg] Beschluss des Bundesverfassungsgerichts (2 BvL 4/18)
    « Antwort #8503 am: 26.11.2025 14:05 »
    Die GdP Schleswig-Holstein hat einen Musterwiderspruch für 2025 veröffentlicht und hier kam die Diskussion auf, ob das ausreichend ist. Denn der Wortlaut lautet wie folgt:

    Geltendmachung amtsangemessene Alimentation 2025 und für die Folgejahre


    Sehr geehrte Damen und Herren,

    hiermit mache ich meinen Anspruch auf amtsangemessene Alimentation für den Zeitraum vom 01.01 bis 31.12.2025 haushaltsnah geltend, auch unter den Aspekten des Familienstandes/ der Unterhaltspflichten. Diese Geltendmachung gilt auch für die Folgejahre.

    Ich bin der Ansicht, dass meine Alimentation verfassungswidrig zu niedrig bemessen ist, Art. 33 GG.

    Meine Geltendmachung bezieht sich ausdrücklich auch auf alle weiteren, insbesondere familienstandsabhängigen Besoldungsbestandteile.




    Danach folgen noch eigene Angaben zu verheiratet und Kindern.


    Ich frage mich, ob das rechtssicher ausreichend als Widerspruch ist?
    In der Formulierung ist ja weder ein Antrag, noch wirklich Widerspruch genannt. Müsste darauf theoretisch überhaupt reagiert werden? Ein Antrag oder Widerspruch muss ja abgelehnt werden und dann folgt der normale Gang bis hin zur Klage.
    Aber sichert eine Geltendmachung die Ansprüche?

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    « Antwort #8504 am: 26.11.2025 16:02 »
    Im Thread Beschluss des Bundesverfassungsgerichts (2BVL/18 u. a.) ist auf Seite 63 ein Eintrag zum Widerspruch von Mitforist AltStrG eingestellt. Dieser kann bei Abfassung des eigenen Widerspruchs hilfreich sein.