Die Annahme, Deutschland wäre das erste Land, was etwas tut, und es käme deswegen auf unseren Weltanteil oder unsere Strahlkraft an, ist ja schon falsch. Wir sind weder die ersten, noch würden die derzeitigen Pläne uns in eine Vorreiterrolle bringen.
Tatsächlich sprechen wir über Themen, bei denen EU-rechtlich vieles bereits in der Pipeline oder sogar in konkreter Umsetzung ist. Stichwort: EU-Gebäudesanierung. Selbst bei den Amis bewegt sich mittlerweile etwas, sei es im Bereich Elektromobilität oder Randnotizen wie das aktuelle Urteil gegen den Staat Montana zum Recht auf eine gesunde Umwelt. Chinesen, Inder und selbst Russen sind am Klimaschutz vielleicht momentan nicht interessiert, was sich aber schlagartig ändern könnte, wenn deren Absatzmärkte, zu denen eben auch die EU maßgeblich gehört, entsprechende Standards und Anforderungen zur Grundvoraussetzung für den globalen Austausch von Waren und Dienstleistungen machen.
Für mich persönlich, dem es altersmäßig egal sein kann, wie das Weltklima in 40 Jahren aussieht, stellen sich lediglich zwei Fragen:
1. Mit welcher Geschwindigkeit müssen wir als Menschheit und wir als Staat agieren?
2. Wie müssen die mit dem Klimaschutz verbundenen Lasten verteilt werden (sowohl global als auch national).
Zu der ersten Frage bin ich erschrocken über das unüberlegte und überstürzte Handeln unserer Regierung, weil damit das Gegenteil dessen erreicht wurde, was beabsichtigt war. Genauso erschrocken bin ich über die Ignoranz derer (Staaten und Gruppierungen), mit der jegliche Verantwortung zurückgewiesen wird.
Zur zweiten Frage sehe ich global uns mit den anderen Industriestaaten in der ersten Reihe und national betrachtet ebenfalls diejenigen, die in den letzten 7 Jahrzehnten am meisten von der Ausbeutung des Planeten profitiert haben.
Solange überwiegend im Vordergrund ideologisch diskutiert wird und im Hintergrund jeder nur auf seinen aktuellen Wohlstand und zukünftigen Profit achtet, sehe ich für eine rechtzeitige Bewältigung dieser Zukunftsaufgabe schwarz.