Als ich von den aktuellen Forderungen für die kommende Tarifrunde des Öffentlichen Dienstes gehört hatte, dachte ich nur kopfschüttelnd: "Völliger Realitätsverlust!"
Der letzte Abschluss war schon der höchste weit und breit und dann solche Forderungen...
Die Inflation ist auf niedrigem Niveau, die Gehälter des öffentlichen Dienstes werden i.d.R. durch Steuergelder finanziert und kommendes Jahr sollen auch noch die Beiträge für die Pflege- und Krankenversicherung steigen.
Und dann wird hier auch immer noch auf vermeintlich höhere Gehälter der Industrie verwiesen, wobei man sich natürlich nur nach ganz oben orientiert.
Aber in der Industrie werden die Leute entlassen, das Arbeitsniveau ist wesentlich höher, der Konkurrenzkampf ist stärker und der Kündigungsschutz ist geringer.
Macht euch lieber mal Gedanken darüber, welches Rundum-sorglos-paket euch tagtäglich pampert.
Das gilt vor allem für die 8 - 16 Uhr-Bediensteten auf den Ämtern, mit Daueraufenthalt in der Smalltalk-Kaffeeküche oder Dienstgang nach Belieben und Arbeitsbewältigung ohne Zeitvorgaben.
Dabei wird der Wasserkopf von Jahr zu Jahr größer, bei immer weniger industrieller Wertschöpfung im Land, die die Party bezahlen soll.
Erstens: der letzte Abschluss war nicht der höchste weit und breit; es gab Branchen, die noch bessere Abschlüsse erzielt haben - überzogene Hyperbel von dir also
Zweitens: Wer orientiert sich denn hier ganz nach oben bei Indrustriejobs?
Hier wurde gesagt, dass der Bandmitarbeiter 3.500 Euro netto in der IG Metall hat, das hast du in EG11, Stufe 6 gerade mal - oder sind die Fließbandmitarbeiter für dich "ganz oben"? Wir orientieren uns hier eher am Durchschnitt (Arithmetisches Mittel oder Median; der Median ist meist sinnvoller, da extreme Ausreißer nicht so ins Gewicht fallen)
Drittens: Warst du denn gut in der Schule und vor allem in Wirtschaft? "Die Inflation ist auf niedrigem Niveau" Das ist für den jetzigen Stand ganz nett, ja. Aber was ist mit dem erlittenen Kaufkraftverlust?
Beispiel: Deine Wurststulle (Dein Kraftriegel für den anstrengenden Tag auf der Arbeit), die du dir auf dem Weg zu deiner Arbeit, die im Gegensatz zu unserer, von wichtiger Bedeutung ist, hat 2022 2,00 Euro gekostet. Du verdienst 2.000 Euro.
Nun kostet sie wegen der Inflation (ca. 15 % letzte 3 Jahre) aber 2,30 Euro
Du hast vorher 1.000 Euro Wurststullen für deinen Lohn bekommen, nun bekommst du nur noch 869 Stück.
Wenn dein Arbeitgeber nun sagt "ich bin so cool, ich gebe dir 9 % Gehaltserhöhung."
Dann bekommst du 2.180,00 Euro, was für 947 Wurststullen reicht.
Im Gegensatz zu uns würdest du dich hinstellen und sagen "Wow. Das ist so mega, ich bekomme 9 % Lohnerhöhung, obwohl die Inflation jetzt nur bei 1,6 % ist" .... und übersiehst im Gegensatz zu uns aber, dass immer noch ein Kaufkraftverlust vorhanden ist.
Viertens: Wieso holst du dir nicht dein Rundum-Sorglos-Paket im öffentlichen Dienst ab? Es sind genug Stellen ausgeschrieben. Wenn dort alles so chillig ist und die Gehälter laut dir ja ohnehin schon sehr gut sind, würde ich an deiner Stelle sofort beginnen.
Also wann kommt deine Bewerbung für dein sorgloses Leben bei uns an?
BTW: Der Staat verbrennt an so vielen Stellen Geld, da sind Gehälter ein winziges Problem... alleine die ganzen Sozialleistungen.
Aber für die Bürgergeldempfänger hast du bestimmt Verständnis bei 24 % auf 2 Jahre.