Autor Thema: Tarifrunde TVöD 2025 - Diskussion I  (Read 1089427 times)

KlammeKassen

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Antw:Tarifrunde TVöD 2025 - Diskussion I
« Antwort #3060 am: 08.01.2025 08:41 »
Und nebenbei gefragt, wie wirken die Forderungen jetzt, nachdem man sie etwas hat sacken lassen, auf euch?

Zusätzliche Forderungen:
- Höhere Zuschläge für besonders belastende Tätigkeiten.
- Erhöhung der Ausbildungsvergütungen und Praktikantenentgelte um 200 Euro monatlich.
- Drei zusätzliche freie Tage zur Entlastung.

Arbeitszeit-Souveränität: Einführung eines „Meine-Zeit-Kontos“, über das Beschäftigte selbst entscheiden können, ob Entgelterhöhungen oder Überstunden als Freizeit oder Auszahlung genutzt werden.

Altersteilzeit: Abschluss eines neuen Tarifvertrags zur Altersteilzeit mit bevorzugtem Zugang für Beschäftigte in belasteten Berufen.

Später hinzugekommen: Überstundenzuschlag für Teilzeitkräfte ab der 1. Stunde

Absoluter Mist - Zulagen werden bei uns einfach nicht gezahlt ( auch Wochenendarbeit nicht, das geht vom Gleitzeitkonto ab) , die AGs haben da viel zu viele Möglichkeiten die Zulagen einfach wegzutricksen. Daher sehe ich hier auch potential, das das umgesetzt wird. Nur hat davon kaum jemand was (es sei den man arbeitet in der Pflege)

Drei zusätzliche freie Tage bedeuten 3 weitere Tage die ins nächste Jahr mitgetragen werden -> keinen Mehrwert

Azubis sollten meiner Meinung nach nicht unbefristet übernommen werden müssen - es gibt auch Azubis, die möchte man nicht haben.

vom Meine-Zeit-Konto erwarte ich 0 Mehrwert. Bei guten Gleitzeitregelungen hat man nichts davon, wenn man Schichtdienst arbeiten muss, hat man nichts davon.

Altersteilzeit ist bei uns übers Langzeitkonto geregelt, also auch 0 Mehrwert.

Von daher finde ich keine der zusätzlichen Forderungen von Verdi toll oder streikwert.
[/quote]

Langzeitkonto habt ihr immerhin... das wäre eine Option noch, die hier fehlt.

Aber generell hast du Recht. Alles, was freiwillig funktionieren soll, funktioniert nicht. Mein Arbeitgeber zahlt auch keine FK-Zulage, obwohl wir wirklich FK-Bedarf haben.
Stellen unbesetzt lassen, ist billiger  ;) - zumindest in der Kurzfrist.... langfristig zieht das natürlich erhebliche Kosten nach sich. Aber mit dem langfristigen Blick funktioniert das ja oft nicht so gut.

Eine nicht allzuweit entfernte Kommune hat zuletzt zumindest ING-Stellen ausgeschrieben mit "zusätzlich 600 Euro Fachkräfte Zulage", aber das ist wirklich die Seltenheit.

Mir helfen auch nur die Steigerungen in der Entgelttabelle, das ist das einzige, wovon ich etwas habe.

KlammeKassen

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Antw:Tarifrunde TVöD 2025 - Diskussion I
« Antwort #3061 am: 08.01.2025 08:43 »
Was mich sehr wundert, ist, dass sich die VKA so zurückhält. Letztes Mal haben die schon vor der ersten Runde so viel Dampf abgelassen, dass die Forderungen viel zu hoch sind - haben dazu beispielsweise auch eine "schöne" Broschüre herausgebracht, in der gezeigt wurde, wie toll die Löhne im öD seit 2000 gestiegen sind etc.

Dieses Mal kam ein kurzes Statement von Karin, das 2 % die Größe ist, über die man redet. Mehr nicht.

Wahrscheinlich liegen die Verhandlungen mit dem Marburger Bund noch zu schwer im Magen

UNameIT

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Antw:Tarifrunde TVöD 2025 - Diskussion I
« Antwort #3062 am: 08.01.2025 08:46 »
Wenn die VKA schlecht verhandelt, ist es ihr Ding. Gilt auch für VBL und Co.

Es ist unsinnig, sich als ein Verhandlungspartner Gedanken um das Auskommen des Anderen zu machen.

Natürlich nicht. Es holt einen dennoch auch als Arbeitnehmer alles wieder ein. Nach dem letzten Tarifabschluss sind die Stellenausschreibungen im öffentlichen Dienst merklich zurückgegangen. Nicht überraschend, denn dieser teure Abschluss musste vom Haushalt erstmal verdaut werden, bevor neues Personal eingestellt werden konnte. Da hat es Einstellungsstopps gehagelt. Schlecht für diejenigen, die sich eigentlich beruflich verändern wollten. Auch der öffentliche Arbeitgeber kann den Euro nur einmal ausgeben.

Kann ich so nicht unterschreiben, ich kenne keine Kommune im näheren Umkreis, die Einstellungsstopps verhängt hat. Und da das Gehalt im Moment wirklich für 0 Bewerbungen auf unsere IT-Stellen sorgt, kann ich auch nicht sehen, das der ÖD irgendeinen merklichen Einfluss auf die "beruflichen Veränderungen" der Nicht-ÖDler hat. Wenn das Gehalt für E10+ aufholen würde, könnte man diesen Einfluss vielleicht mal sehen.
Aber mal ehrlich, was interessiert mich, ob unbekannte Person A, kein/e Kolleg*in, sich beruflich verändern will? Wenn ich mein Lebensstandard nach und nach einschränken muss und man von Ex-Kollegen von ihren neuen AGs und AVs hört.

Wertschätzung für die Mitarbeiter im ÖD ist derzeit spürbar nicht vorhanden. 

NelsonMuntz

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Antw:Tarifrunde TVöD 2025 - Diskussion I
« Antwort #3063 am: 08.01.2025 08:52 »
@KlammeKassen:

Ich mag das Thema Bürgergeld nicht weiter vertiefen. Wir reden hier von Menschen, die in der Regel keine oder nur eine geringe Qualifikation mitbringen. Dazu gesellen sich Leute mit zum Teil erheblichen physischen und/oder psychischen Einschränkungen. Die populistischen Forderungen "Jetzt aber ab ins Arbeitslager mit denen!" sind für diese Fälle sinnbefreit. Das Thema "Flüchtlinge im Bürgergeld" ist noch mal ein ganz anderes und separat zu beleuchten. Aber natürlich: Die echten Faulpelze gibt es natürlich, und die kann man da auch mit Druck herausbewegen. Nur sind das eben keine Millionen und die vielen offenen Stellen für VFA, Controller, Informatiker etc. sind hier auch wenig zielführend. Volkswirtschaftlich gilt eine Arbeitslosenquote von 5% übrigens als Vollbeschäftigung.

Was auch ganz richtig ist: Menschen in Arbeit setzen sich im Netto-Einkommen nicht ausreichend vom Existenzminimum ab. Da könnte man jetzt auf die Idee kommen, im Rahmen von Tarifverhandlungen den Fokus auf die unteren EG zu legen ;) - aber da ergibt sich dann das Problem der Tabellenstauchung mit dem perspektivischen Einhaltsgehalt. Hier sind wir uns einig, dass das abzulehnen ist. Das löst man aber nicht durch Absenkung des Existenzminimums, sondern da muss man sich Gedanken über den Verlauf der Steuer und Abgabenlast machen.

Als Gedankenanregung noch dies hier: Lohnfortzahlung im Krankheitsfall ist am Ende genauso eine "sozialistische Wohlfühlerfindung": Wer krank ist, leistet auch nix - Welchen Grund sollte ein AG haben, das Nichtstun eines Mitarbeiters zu vergüten? Einfach mal ausrechnen, wie hoch die Schäden sind, die AG durch die kumulierten Krankentage der Arbeitnehmer erleiden. Karenztage senken die Personalkostenquote und schützen die Wirtschaft vor betrügerischer Blaumacherei. Alles andere ist "Mimimi" - Wer zu oft krank ist, kann ja eine Krankengeldversicherung abschließen ;)

Sukram10

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Antw:Tarifrunde TVöD 2025 - Diskussion I
« Antwort #3064 am: 08.01.2025 09:00 »
zumindestens bei uns in der Gemeinde wurde eine Erhöhung des Gesamtaufkommens angestrebt und somit der Hebesatz  angehoben.

Ist bei uns auch so, von 330 auf 410 Prozent. Mein Messbetrag war - glaube ich - recht unverändert.

Der Hebesatz musste aber steigen, weil das Land Niedersachsen, weniger Finanzausgliech gewährt, wenn Kommunen ihren Erhebungsspielraum nicht angemessen ausnutzen.  ::)
Das erschüttert mich tatsächlich sehr! Krass!
Bei uns in der klammen Kommune wurde von 405 auf 205 gesenkt. Und hat die ungefähre Verdoppelung des Messbetrags ausgeglichen. Da interessiert mich mal eine Statistik über die Veränderung der Hebesetze in D als grafische Ansicht.
Das aber nur am Rande. Ich nehme für mich mit, dass die Vorgabe, dass die Einnahmen der Kommunen sich nicht (wesentlich) verändern sollen, nicht eingehalten wird und ich hier von einem "Glücksfall" reden kann.

BAT

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Antw:Tarifrunde TVöD 2025 - Diskussion I
« Antwort #3065 am: 08.01.2025 09:04 »

Was soll denn eine Beweislastumkehr bei Leuten bewirken, die nichts haben und nichts können?

Keine Bürgergeldzahlung.

Ansonsten sind Delikte in verschiedenen Bereichen/ Gruppen nicht gegeneinander aufzuwiegen oder als Exculpation zu sehen.

UNameIT

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Antw:Tarifrunde TVöD 2025 - Diskussion I
« Antwort #3066 am: 08.01.2025 09:12 »

Als Gedankenanregung noch dies hier: Lohnfortzahlung im Krankheitsfall ist am Ende genauso eine "sozialistische Wohlfühlerfindung": Wer krank ist, leistet auch nix - Welchen Grund sollte ein AG haben, das Nichtstun eines Mitarbeiters zu vergüten? Einfach mal ausrechnen, wie hoch die Schäden sind, die AG durch die kumulierten Krankentage der Arbeitnehmer erleiden. Karenztage senken die Personalkostenquote und schützen die Wirtschaft vor betrügerischer Blaumacherei. Alles andere ist "Mimimi" - Wer zu oft krank ist, kann ja eine Krankengeldversicherung abschließen ;)

Der Karenztag ist Blödsinn und wird eher den Krankenstand noch erhöhen, als niedriger zu machen. Den spätestens wenn MA, die sich den Karenztag nicht leisten können, mit ner Grippe zur Arbeit kommen, werden alle anderen MA auch angesteckt. Und wenn man eh "fürs Krank sein bezahlt", sind dann auch die länger und öfter krank, die es sich leisten können.

Was man machen könnte und wo ich definitiv für wäre, wäre die Abschaffung der 3-Tages-Regelung. Attest vom Arzt ab dem 1. Krankheitstag. Damit hätte man alle Blaumacher weg. In Kombi mit der telefonischen Krankschreibung /Krankschreibung per Video, würde man auch nicht zu einer wesentlich erhöhten Auslastung bei den Hausärzten sorgen.

NelsonMuntz

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Antw:Tarifrunde TVöD 2025 - Diskussion I
« Antwort #3067 am: 08.01.2025 09:22 »

Was soll denn eine Beweislastumkehr bei Leuten bewirken, die nichts haben und nichts können?

Keine Bürgergeldzahlung.

Ansonsten sind Delikte in verschiedenen Bereichen/ Gruppen nicht gegeneinander aufzuwiegen oder als Exculpation zu sehen.

Diffuses Argument ohne quantitativ fassbare Wirkung. Mag in der Idee für die "Psyche der Arbeitenden" nicht verkehrt sein, wird sich aber in den Kosten nur marginal niederschlagen.

Ehrlich: Da kommt bei 3 Karenztagen viel, viel mehr bei rum! Einer erfolgreichen Versicherung werden wir wohl vertrauen, oder? ;)

Alfi

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Antw:Tarifrunde TVöD 2025 - Diskussion I
« Antwort #3068 am: 08.01.2025 09:36 »
@KlammeKassen:

Ich mag das Thema Bürgergeld nicht weiter vertiefen. Wir reden hier von Menschen, die in der Regel keine oder nur eine geringe Qualifikation mitbringen. Dazu gesellen sich Leute mit zum Teil erheblichen physischen und/oder psychischen Einschränkungen. Die populistischen Forderungen "Jetzt aber ab ins Arbeitslager mit denen!" sind für diese Fälle sinnbefreit. Das Thema "Flüchtlinge im Bürgergeld" ist noch mal ein ganz anderes und separat zu beleuchten. Aber natürlich: Die echten Faulpelze gibt es natürlich, und die kann man da auch mit Druck herausbewegen. Nur sind das eben keine Millionen und die vielen offenen Stellen für VFA, Controller, Informatiker etc. sind hier auch wenig zielführend. Volkswirtschaftlich gilt eine Arbeitslosenquote von 5% übrigens als Vollbeschäftigung.

Was auch ganz richtig ist: Menschen in Arbeit setzen sich im Netto-Einkommen nicht ausreichend vom Existenzminimum ab. Da könnte man jetzt auf die Idee kommen, im Rahmen von Tarifverhandlungen den Fokus auf die unteren EG zu legen ;) - aber da ergibt sich dann das Problem der Tabellenstauchung mit dem perspektivischen Einhaltsgehalt. Hier sind wir uns einig, dass das abzulehnen ist. Das löst man aber nicht durch Absenkung des Existenzminimums, sondern da muss man sich Gedanken über den Verlauf der Steuer und Abgabenlast machen.

Als Gedankenanregung noch dies hier: Lohnfortzahlung im Krankheitsfall ist am Ende genauso eine "sozialistische Wohlfühlerfindung": Wer krank ist, leistet auch nix - Welchen Grund sollte ein AG haben, das Nichtstun eines Mitarbeiters zu vergüten? Einfach mal ausrechnen, wie hoch die Schäden sind, die AG durch die kumulierten Krankentage der Arbeitnehmer erleiden. Karenztage senken die Personalkostenquote und schützen die Wirtschaft vor betrügerischer Blaumacherei. Alles andere ist "Mimimi" - Wer zu oft krank ist, kann ja eine Krankengeldversicherung abschließen ;)

Ich verstehe deine Sicht einfach nicht, also blau machen bei Angestellten geht nicht, dann soll kein Gehalt fliesen, aber bei den 5,5 Millionen Bürgergeldempfängern ist dies zu akzeptieren weil ggf. ein paar Leute davon psychische Probleme haben? Ok davon sind 1,8 Millionen Kinder, obwohl wie ich schon sagte, wären die Eltern keine Bürgergeldempfänger, wären es auch die Kinder nicht. Wir reden dann immer noch von 3,7 Millionen Erwachsenen die nicht arbeiten gehen. Sagen wir davon sind 10 % Arbeitsunfähig oder von mir aus 700.000 Menschen, obwohl das schon viel zu hoch geschätzt wäre. Das heißt 3.000.000 Menschen könnten arbeiten oder meinst du das sind alles misshandelte, psychisch kranke und und und?
Selbst wenn man nur die hälfte von denen in Arbeit zwingen würde, würden von den 1,8 Millionen Kindern auch viele da raus fallen. Und ja ich benutze das Wort zwingen. Nicht bitten.

Ich gebe dir vollkommen recht, dass misshandelte oder sonst eingeschränkte Menschen psychische und ggf. physische Einschränkungen haben. Aber es sind doch nicht alle von den 3,7 Millionen Menschen.
Natürlich gibt es auch viele wie Ukrainer die erstmal einen Deutschkurs belegen müssen und und und. Diese Kurse dauern aber nicht Jahre.
Ich bin voll dafür das wir ein Sozialstatt sind und das bei uns keiner verhungern oder unter der Brücke schlafen muss. Es gibt aber einfach viel zu viel Anreiz da rein zu gehen bzw. da nicht mehr raus zu kommen.
Würde es den Bürgergeldempfängern nicht soooo gut gehen, dann würden die sich mehr bewegen. Es ist auch egal was die gelernt haben, ich habe nach meiner Ausbildung auch erstmal ein ganzes Jahr was ganz anderes gemacht, hauptsache nicht dem Staat auf der Tasche liegen.

Wenn die Bürgergeldempfänger aber sich rausnehmen können, zu sagen, nö den Job möchte ich nicht, dann muss es vom Bund lauten, pech, dann gibt es kein Geld mehr.

Das ist meine Meinung, du kannst natürlich gerne eine andere haben.

Wir leisten was für unser Geld und für uns wird alles teurer. Wird die Heizung teurer, versucht man ggf. weniger zu heizen etc. Den Bürgergeldempfänger interessiert es nicht, die müssen kaum was von den Nebenkosten bezahlen, die könnten ja sogar mit offenem Fenster bei 0 °C heizen.

Das System ist sehr ins Wanken gekommen, es gibt doch einen guten Grund warum sich so viele darüber beschweren, die Sätze wurden extrem erhöht, die Differenz ist nicht mehr groß zum Arbeitenden Menschen.

Habe mich erst die Tage mit einer Verkäuferin im Supermarkt unterhalten, sie geht vollzeit arbeiten und hat inkl. Kind nur ca. 200 € mehr als wenn sie Bürgergeld bekommen würde. Dafür muss sie aber täglich arbeiten, früh aufstehen, Kind muss zur Schule bzw. später sich selbst versorgen etc.

Wie man das immer noch für Fair halten kann ist für mich einfach nicht verständlich.


BAT

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Antw:Tarifrunde TVöD 2025 - Diskussion I
« Antwort #3069 am: 08.01.2025 09:38 »
Abgesehen davon, dass bei der Konzeption die Kosteneinsparung eher nachrangig ist, erläutere ich hier nur das Konzept einer Partei für dich.

Meine Position sind ähnlich, aber nicht die gleichen. Insbesondere was den Gesamthaushalt von Bund und Ländern angeht.

NelsonMuntz

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Antw:Tarifrunde TVöD 2025 - Diskussion I
« Antwort #3070 am: 08.01.2025 10:10 »

Als Gedankenanregung noch dies hier: Lohnfortzahlung im Krankheitsfall ist am Ende genauso eine "sozialistische Wohlfühlerfindung": Wer krank ist, leistet auch nix - Welchen Grund sollte ein AG haben, das Nichtstun eines Mitarbeiters zu vergüten? Einfach mal ausrechnen, wie hoch die Schäden sind, die AG durch die kumulierten Krankentage der Arbeitnehmer erleiden. Karenztage senken die Personalkostenquote und schützen die Wirtschaft vor betrügerischer Blaumacherei. Alles andere ist "Mimimi" - Wer zu oft krank ist, kann ja eine Krankengeldversicherung abschließen ;)

Der Karenztag ist Blödsinn und wird eher den Krankenstand noch erhöhen, als niedriger zu machen. Den spätestens wenn MA, die sich den Karenztag nicht leisten können, mit ner Grippe zur Arbeit kommen, werden alle anderen MA auch angesteckt. Und wenn man eh "fürs Krank sein bezahlt", sind dann auch die länger und öfter krank, die es sich leisten können.

Was man machen könnte und wo ich definitiv für wäre, wäre die Abschaffung der 3-Tages-Regelung. Attest vom Arzt ab dem 1. Krankheitstag. Damit hätte man alle Blaumacher weg. In Kombi mit der telefonischen Krankschreibung /Krankschreibung per Video, würde man auch nicht zu einer wesentlich erhöhten Auslastung bei den Hausärzten sorgen.

Du hast meine Gedankenanregung verstanden und sie hervorragend weitergeführt.  ;)

Ähnliches gilt eben auch beim Existenzminimum. Es ist schlicht sinnvoll, dies zu gewähren, wenn man nicht von Bettlern und Straftätern überrannt werden möchte. Das dabei eben auch Schindluder und Betrügerei stattfindet, ist genauso "normal" wie die Blaumachereri bei Arbeitnehmern. Beides ist blöd und sollte keine Überhand nehmen. Die totale Sicherheit gibt es aber in beiden Fällen nicht, respektive würde der Aufwand den Nutzen nicht rechtfertigen.

Beim Bürgergeld bleibe ich bei meiner These, dass die Union mit ihren Ideen zum harten Durchgreifen nur bedingt Effekte erzielen wird. Den Arbeitnehmern werden eventuelle Einsparungen in diesem Bereich definitiv nicht zu Gute kommen. Es geht hier also nur um die Befriedung des Gefühls, dem "faulen Pack" endlich die Grenzen aufzeigen zu wollen. Das ist Zeitverschwendung, denn die wahren Baustellen unseres Landes liegen woanders.

Ich verstehe deine Sicht einfach nicht ..

Merke ich ;)

Zitat
Habe mich erst die Tage mit einer Verkäuferin im Supermarkt unterhalten, sie geht vollzeit arbeiten und hat inkl. Kind nur ca. 200 € mehr als wenn sie Bürgergeld bekommen würde. Dafür muss sie aber täglich arbeiten, früh aufstehen, Kind muss zur Schule bzw. später sich selbst versorgen etc.

Wie man das immer noch für Fair halten kann ist für mich einfach nicht verständlich.

Das liegt nicht daran, dass das Bürgergeld zu hoch, sondern der Verdienst der Verkäuferin zu niedrig ist. Jetzt mal ganz ehrlich: Das ganze "liberale Gefasel" stellt die Leistung in den Vordergrund. Wer ein Kind großziehen möchte, sollte sich also vorher(!) um ein adäquates Einkommen bemühen - oder auf Kinder verzichten. Das ist nicht meine Meinung, aber wenn man nach unten kloppt, dann ist diese Verkäuferin eben auch schlicht selbst schuld. Und wie BAT so schön meinte: Wenn das Geld nicht reicht, dann halt einen Zweitjob suchen. Easy!

Zu Kindern: Diese sind ein enormer Kostenfaktor und tatsächlich wird es eine Menge Menschen geben, die genau deswegen als Aufstocker im Bürgergeld landen. Eine signifikante(!) Erhöhung des Kindergelds würde das vermeiden und auch Deiner Verkäuferin einen höheren Abstand zum Existenzminimum ermöglichen.

Zu Deinen Thesen zur Zwangsarbeit sage ich jetzt mal nix.

Sukram10

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Antw:Tarifrunde TVöD 2025 - Diskussion I
« Antwort #3071 am: 08.01.2025 10:23 »
Ich verstehe deine Sicht einfach nicht, also blau machen bei Angestellten geht nicht, dann soll kein Gehalt fliesen, aber bei den 5,5 Millionen Bürgergeldempfängern ist dies zu akzeptieren weil ggf. ein paar Leute davon psychische Probleme haben? Ok davon sind 1,8 Millionen Kinder, obwohl wie ich schon sagte, wären die Eltern keine Bürgergeldempfänger, wären es auch die Kinder nicht. Wir reden dann immer noch von 3,7 Millionen Erwachsenen die nicht arbeiten gehen. Sagen wir davon sind 10 % Arbeitsunfähig oder von mir aus 700.000 Menschen, obwohl das schon viel zu hoch geschätzt wäre. Das heißt 3.000.000 Menschen könnten arbeiten oder meinst du das sind alles misshandelte, psychisch kranke und und und?
Selbst wenn man nur die hälfte von denen in Arbeit zwingen würde, würden von den 1,8 Millionen Kindern auch viele da raus fallen. Und ja ich benutze das Wort zwingen. Nicht bitten.
Bullshit!

Bürgergeldempfänger5,5 Millionen Menschen
Davon nicht erwerbsfähige Kinder unter 15 Jahren1,5 Millionen Menschen
Erwerbsfähige Leistungsberechtigte4 Millionen Menschen
davon
- Erwerbstätig800.000 Menschen (Rund 20 Prozent)
- Stehen dem Arbeitsmarkt nicht zur Verfügung (Ausbildung, Studium, Kindererziehung etc.)1,6 Millionen Menschen (Rund 40 Prozent)
- Stehen dem Arbeitsmarkt zur Verfügung1,6 Millionen Menschen

Und da gibt es noch weitere Zahlen, die abgezogen werden müssen. Die finde ich auf die Schnelle aber leider nicht.

BA: Im vergangenen Jahr gab es rund 16.000 Totalverweigerer (Quelle: https://www.swr.de/swraktuell/baden-wuerttemberg/streit-buergergeld-streichen-totalverweigerer-bw-100.html)

KlammeKassen

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Antw:Tarifrunde TVöD 2025 - Diskussion I
« Antwort #3072 am: 08.01.2025 10:31 »
@KlammeKassen:

Ich mag das Thema Bürgergeld nicht weiter vertiefen. Wir reden hier von Menschen, die in der Regel keine oder nur eine geringe Qualifikation mitbringen. Dazu gesellen sich Leute mit zum Teil erheblichen physischen und/oder psychischen Einschränkungen. Die populistischen Forderungen "Jetzt aber ab ins Arbeitslager mit denen!" sind für diese Fälle sinnbefreit. Das Thema "Flüchtlinge im Bürgergeld" ist noch mal ein ganz anderes und separat zu beleuchten. Aber natürlich: Die echten Faulpelze gibt es natürlich, und die kann man da auch mit Druck herausbewegen. Nur sind das eben keine Millionen und die vielen offenen Stellen für VFA, Controller, Informatiker etc. sind hier auch wenig zielführend. Volkswirtschaftlich gilt eine Arbeitslosenquote von 5% übrigens als Vollbeschäftigung.

Was auch ganz richtig ist: Menschen in Arbeit setzen sich im Netto-Einkommen nicht ausreichend vom Existenzminimum ab. Da könnte man jetzt auf die Idee kommen, im Rahmen von Tarifverhandlungen den Fokus auf die unteren EG zu legen ;) - aber da ergibt sich dann das Problem der Tabellenstauchung mit dem perspektivischen Einhaltsgehalt. Hier sind wir uns einig, dass das abzulehnen ist. Das löst man aber nicht durch Absenkung des Existenzminimums, sondern da muss man sich Gedanken über den Verlauf der Steuer und Abgabenlast machen.

Als Gedankenanregung noch dies hier: Lohnfortzahlung im Krankheitsfall ist am Ende genauso eine "sozialistische Wohlfühlerfindung": Wer krank ist, leistet auch nix - Welchen Grund sollte ein AG haben, das Nichtstun eines Mitarbeiters zu vergüten? Einfach mal ausrechnen, wie hoch die Schäden sind, die AG durch die kumulierten Krankentage der Arbeitnehmer erleiden. Karenztage senken die Personalkostenquote und schützen die Wirtschaft vor betrügerischer Blaumacherei. Alles andere ist "Mimimi" - Wer zu oft krank ist, kann ja eine Krankengeldversicherung abschließen ;)

Was das Thema mit dem Netto angeht: 100 % Zustimmung! Das ist leider immer das Frustrierende, die Differenz zwischen Brutto und Netto

Zur Krankmeldung: Das ist eben leider wieder das Pauschale...... was du beim Bürgergeld ablehnst...
Wenn jemand ein, zwei Mal im Jahr eine Erkältung/Corona hat, darf sich dann ebenso über Entgelt"wegfall" freuen wie jemand, der jeden Montag einfach nur blau macht.
Finde ich wirklich schwierig.
Ich gehe eher davon aus, dass es dann dazu kommt, dass sich einige eher zur Arbeit schleppen und die anderen anstecken. Und das ist volkswirtschaftlich sehr wahrscheinlich eher der größere Schaden.
Es wurde ja sogar im Rahmen von Corona "gelobt", dass die Leute nun mit Infekten eher mal zu Hause bleiben als vorher.
Da müsste - wenn dann - jedes Unternehmen für sich gucken, wer besonders häufig krank ist, vor allem für wenige Tage.

Finde ich aber spannend, dass du Bürgergeldempfänger eher in Schutz nimmst... weil da nur wenige sich daneben benehmen, bei den Arbeitnehmern aber die Bombe rausholen willst und alle "bestrafen" willst. Auch hier gibt es, denke ich, eher wenige, die blaumachen.
Das hat wieder etwas damit zu tun, was ich hier versuche anzuprangern, das Arbeit einfach zu wenig wertgeschätzt wird, vor allem im finanziellen Sinne.

Im Übrigen haben die Krankenkassen und deren Spitzenverband nun auch gesagt, dass ein Großteil der gestiegenen Zahlen wohl auch an der Einführung der EAU liegt; den Zettel haben viele wohl gar nicht abgeschickt damals an die KK oder er wurde dann nicht richtig erfasst etc. Das ist so nun natürlich zuverlässiger.

KlammeKassen

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Antw:Tarifrunde TVöD 2025 - Diskussion I
« Antwort #3073 am: 08.01.2025 10:33 »

Als Gedankenanregung noch dies hier: Lohnfortzahlung im Krankheitsfall ist am Ende genauso eine "sozialistische Wohlfühlerfindung": Wer krank ist, leistet auch nix - Welchen Grund sollte ein AG haben, das Nichtstun eines Mitarbeiters zu vergüten? Einfach mal ausrechnen, wie hoch die Schäden sind, die AG durch die kumulierten Krankentage der Arbeitnehmer erleiden. Karenztage senken die Personalkostenquote und schützen die Wirtschaft vor betrügerischer Blaumacherei. Alles andere ist "Mimimi" - Wer zu oft krank ist, kann ja eine Krankengeldversicherung abschließen ;)

Der Karenztag ist Blödsinn und wird eher den Krankenstand noch erhöhen, als niedriger zu machen. Den spätestens wenn MA, die sich den Karenztag nicht leisten können, mit ner Grippe zur Arbeit kommen, werden alle anderen MA auch angesteckt. Und wenn man eh "fürs Krank sein bezahlt", sind dann auch die länger und öfter krank, die es sich leisten können.

Was man machen könnte und wo ich definitiv für wäre, wäre die Abschaffung der 3-Tages-Regelung. Attest vom Arzt ab dem 1. Krankheitstag. Damit hätte man alle Blaumacher weg. In Kombi mit der telefonischen Krankschreibung /Krankschreibung per Video, würde man auch nicht zu einer wesentlich erhöhten Auslastung bei den Hausärzten sorgen.

Problem ist dann nur: Dann weinen die Krankenkassen wieder, dass das erhelbliche Kosten verursacht, wenn man mit jedem PiPaPo zum Arzt rennt.... aber ich würde das auch eher unterstützen als direkt Lohnabzug durchzuziehen.

monkey

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« Antwort #3074 am: 08.01.2025 10:34 »

Absoluter Mist - Zulagen werden bei uns einfach nicht gezahlt ( auch Wochenendarbeit nicht, das geht vom Gleitzeitkonto ab) , die AGs haben da viel zu viele Möglichkeiten die Zulagen einfach wegzutricksen. Daher sehe ich hier auch potential, das das umgesetzt wird. Nur hat davon kaum jemand was (es sei den man arbeitet in der Pflege)

Drei zusätzliche freie Tage bedeuten 3 weitere Tage die ins nächste Jahr mitgetragen werden -> keinen Mehrwert

Azubis sollten meiner Meinung nach nicht unbefristet übernommen werden müssen - es gibt auch Azubis, die möchte man nicht haben.

vom Meine-Zeit-Konto erwarte ich 0 Mehrwert. Bei guten Gleitzeitregelungen hat man nichts davon, wenn man Schichtdienst arbeiten muss, hat man nichts davon.

Altersteilzeit ist bei uns übers Langzeitkonto geregelt, also auch 0 Mehrwert.

Von daher finde ich keine der zusätzlichen Forderungen von Verdi toll oder streikwert.

Ich arbeite in der Pflege, von daher würde ich einige der Nebenpunkte sehr begrüßen. Genaugenommen diese:

Zusätzliche Forderungen:
- Höhere Zuschläge für besonders belastende Tätigkeiten.
- Überstundenzuschlag für Teilzeitkräfte ab der 1. Stunde nach Urteil
- Drei zusätzliche freie Tage zur Entlastung.

Arbeitszeit-Souveränität: Einführung eines „Meine-Zeit-Kontos“, über das Beschäftigte selbst entscheiden können, ob Entgelterhöhungen oder Überstunden als Freizeit oder Auszahlung genutzt werden.

Gewerkschaftsmitglieder: Ein zusätzlicher freier Tag wird für Gewerkschaftsmitglieder gefordert.

Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen: ver.di fordert eine bezahlte Pause für Beschäftigte in der Wechselschicht.