Autor Thema: Auswirkungen der Mindestlohnerhöhung im öffentlichen Dienst  (Read 51137 times)

Faunus

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Dann verharmlosen wir doch den Begriff "Zwangsarbeit" vollständig:

viele Menschen brauchen Unterkunft/Mahlzeiten zum Leben und sind deshalb gezwungen eine Arbeit gegen Entsprechendes (Geld, Unterkunft/Nahrung) nachzugehen. Also geht die Mehrheit der AN einer Zwangsarbeit nach und  ....*Ironie-on* bevor wieder eine Intelligenzbestie hier kräht -  für einige wenige Ausgesuchte ist es Hobby und Ausgleich zur Freizeit und völlig freiwillig! *Ironie-off*

Wie kann man nur so schändlich der Begriff der Zwangsarbeit verniedliche und Menschen, die dieses am eigenen Leib erfahren/erfahren haben hier so verhöhnen - um Recht zu behalten oder warum?

Mit Zwangsarbeit gehen Erniedrigung/Entwürdigung/schwere Menschenrechtsverletzungen wie Folter, Mord/Tötung/ einher.

Es gibt auch noch den Begriff Pflicht / Pflichterfüllung, der mit  Zwangsarbeit nicht gleichgesetzt werden kann.
Oder ist jetzt ein Pflichtpraktikum an der UNI auch schon Zwangsarbeit?! Nach Eurer Definition: ja!

Faunus

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Und junge Männer gegen ihren Willen in den Krieg zu schicken um sich gegenseitig zu erschießen bzw. erschießen zu lassen, hat sich ja in der europäischen Geschichte bewährt, ist ja ein Kulturgut sozusagen.

Der Unterschied zwischen einem Angriff und einer Verteidigung ist aber hoffentlich mit 1. & 2. Weltkrieg im Geschichtsunterreicht gelehrt und verstanden worden.

Wenn nicht, sollten wir die Bundeswehr besser komplett abschaffen - sonst geht auch der 3. Weltkrieg  von deutschen Boden aus!


cyrix42

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Und junge Männer gegen ihren Willen in den Krieg zu schicken um sich gegenseitig zu erschießen bzw. erschießen zu lassen, hat sich ja in der europäischen Geschichte bewährt, ist ja ein Kulturgut sozusagen.

Der Unterschied zwischen einem Angriff und einer Verteidigung ist aber hoffentlich mit 1. & 2. Weltkrieg im Geschichtsunterreicht gelehrt und verstanden worden.

Ich gehe davon aus, dass du weißt, dass es erstens keine Waffe gibt, die nur zur Verteidigung eingesetzt werden kann, nicht aber auch zum Angriff, und zweitens, dass die Trennlinie zwischen Angriff und Verteidigung doch recht unscharf ist. Oder wie genau wurde unsere Freiheit am Hindukusch verteidigt? Wie war es beim Kosovo-Einsatz der Bundeswehr? In Mali? usw. usf.

Ich halte im übrigen die meisten Bundeswehreinsätze für gerechtfertigt; sie haben nur nichts mit "Landesverteidigung" zu tun -- es liegt kein Verteidigungsfall vor -- sondern stellen eher außenpolitisches Wirken der BRD in der Welt dar. Über die Einsätze wurde jeweils demokratisch im Bundestag entschieden und so müssen diese auch entsprechend durchgeführt und die personellen und materiellen Mittel dazu bereitgestellt werden. Allein, die entsprechenden Aufgaben (im In- wie Ausland) müssen halt Menschen machen, die das auch machen wollen, wie in jedem anderen Beruf auch. Und wenn es Personalmangel gibt, muss man eben besser zahlen oder mit sonstigen Benefits kommen; ein Zwangsdienst dagegen steht einer liberalen Gesellschaft weder im Militär noch anderswo gut zu Gesicht. Wie gesagt: Wenn Pflegekräfte fehlen, Zwang zur Pflege. Wenn Lehrkräfte fehlen, dann wird jeder Rentner jetzt für ein Jahr an die Schule zum Märchenerzählen (halt irgendwas vom Krieg, oder so) geschickt, ... Geht nicht? Ach, mit anderen Bevölkerungsgruppen ohne größere Lobby will man das dann doch. Hm...

btw:
Wenn nicht, sollten wir die Bundeswehr besser komplett abschaffen - sonst geht auch der 3. Weltkrieg  von deutschen Boden aus!

Tatsächlich war das das einzige Argument für die Wehrpflicht, was mich zum Nachdenken gebracht hat: Mit einer Berufsarmee sammeln sich dort die Leute, die es toll finden, mit Waffen zu spielen und damit Macht auszuüben. Dies befördert, dass die Waffen ggf. auch eingesetzt werden -- sei es in einem Angriffskrieg, sei es bei einem Militär-Putsch.

BAT

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Wie kann man nur so schändlich der Begriff der Zwangsarbeit verniedliche und Menschen, die dieses am eigenen Leib erfahren/erfahren haben hier so verhöhnen - um Recht zu behalten oder warum?


Was wird denn hier verniedlicht? Zwangsarbeit kennt viele Formen, es bleibt aber Zwangsarbeit. Der Zwang durch einen Dritten, bestimmte Dienste/ Arbeiten auszuführen.

Es ist wichtig, solch oft geforderten Dienste an der Gesellschaft auch so anzusprechen, denn das kommt sehr vielen Leuten viel zu schnell über die Lippen. "Es ist doch für eine gute Sache" "es prägt die jungen Leute" "es macht Werbung für soziale Berufe" etc. pp.

Du solltest dich eher über die Geisteshaltung solcher Personen echauffieren.

Insofern schön, war der Vorschlag, dieses Gesellschaftsjahr im Nachgang zum Arbeitsleben zu fordern. Da klangen doch einige Meinungen erstmal anders.

Faunus

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Tatsächlich war das das einzige Argument für die Wehrpflicht, was mich zum Nachdenken gebracht hat: Mit einer Berufsarmee sammeln sich dort die Leute, die es toll finden, mit Waffen zu spielen und damit Macht auszuüben. Dies befördert, dass die Waffen ggf. auch eingesetzt werden -- sei es in einem Angriffskrieg, sei es bei einem Militär-Putsch.

Das war ein wesentlicher Grund, warum ich gegen die Abschaffung war: es wird kein "elitärer, ver-/geschlossener Kreis, der sein eigenes Süppchen kochen kann" benötigt! 

Faunus

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Insofern schön, war der Vorschlag, dieses Gesellschaftsjahr im Nachgang zum Arbeitsleben zu fordern. Da klangen doch einige Meinungen erstmal anders.

12/24 Monat - welcher Pflichtdienst an der Gesellschaft auch immer - sollte zw. 18 und 67 Jahren erbracht werden.  Ob am Stück oder über Jahre aufgeteilt, egal! Und damit sich keiner als Zwangsarbeiter fühlt, erfolgt ab 67 Jahren 12/24 x  X,XX %/mtl.  Abzüge an der Rente. Und schon kann man sich ´von der Sklaverei" selbst freikaufen und alle sind gleich.
Wäre eine interessamte Variante. Gibt sicherlich noch andere interessante Varianten.




BAT

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Jooo, freikaufen von gesellschaftlichen Verpflichtungen. Läuft. Hatte dich eher links eingeschätzt, inzwischen aber eher verwirrt. :P

MoinMoin

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Wie kann man nur so schändlich der Begriff der Zwangsarbeit verniedliche und Menschen, die dieses am eigenen Leib erfahren/erfahren haben hier so verhöhnen - um Recht zu behalten oder warum?


Was wird denn hier verniedlicht? Zwangsarbeit kennt viele Formen, es bleibt aber Zwangsarbeit. Der Zwang durch einen Dritten, bestimmte Dienste/ Arbeiten auszuführen.
Du kannst es Zwangsarbeit nennen, ob es Zwangsarbeit im rechtlichem, ethischem oder in einem anderem Sprachgebrauch ist, entscheidest nicht du oder ich.

Faunus

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Jooo, freikaufen von gesellschaftlichen Verpflichtungen. Läuft. Hatte dich eher links eingeschätzt, inzwischen aber eher verwirrt. :P

Ich lasse nur denen, die bei Pflichtdienst an der Gesellschaft von Zwangsarneit faseln, einfach keine Hintertür offen - sollen diese doch Geld dauerhaft für ihren Ruhestand verlieren, wenn Sie meinen. Würde dann auch die Rentenkassen wieder etwas entlasten  8)
Und den Mindestlohn würde ic hier nicht ansetzten - sondern Mahlzeiten & Unterkunft + Übungsleiterpauschale bzw. bis maximal zum Steuerfreibetrag.
« Last Edit: 15.04.2025 07:57 von Faunus »

Organisator

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Oder ist jetzt ein Pflichtpraktikum an der UNI auch schon Zwangsarbeit?! Nach Eurer Definition: ja!

Nein.
Zwangsarbeit setzt voraus, dass es bei Nichtbefolgen zu einer Strafe kommt.

Zusammenfassend gibt es viele Definitionen, das Grundgesetz und die UN-Menschenrechtskonvention bezeichnet Pflichtdienste ausdrücklich nicht als Zwangsarbeit. Ist irgendwie klar, dass man für staatlich geforderte Zwangsarbeit für alle einen Euphemismus findet.

Wie man sieht, kann man sich um den Begriff trefflich streiten. Mein Vorschlag: wenn einen der Staat dazu zwingt, eine Aufgaben für eine gewisse Zeit zu übernehmen und bei Nichtbefolgung bestrachft wird, nenn wir das einfach Manfred.

Faunus

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Oder ist jetzt ein Pflichtpraktikum an der UNI auch schon Zwangsarbeit?! Nach Eurer Definition: ja!

Nein.
Zwangsarbeit setzt voraus, dass es bei Nichtbefolgen zu einer Strafe kommt.



Exmatrikulation wird für den einen oder anderen als "Strafe" betrachtet.
So wie Pflichtdienst von dem einen oder anderen als Zwangsarbeit gesehen wird.

Und bevor auf das Strafgesetzbuch verwiesen wird: Stubenarrest/Taschengeld streichen/etc. steht da auch nicht drin, wird aber als Strafe in unserer Gesellschaft wahrgenommen.



Faunus

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Zusammenfassend gibt es viele Definitionen, das Grundgesetz und die UN-Menschenrechtskonvention bezeichnet Pflichtdienste ausdrücklich nicht als Zwangsarbeit. Ist irgendwie klar, dass man für staatlich geforderte Zwangsarbeit für alle einen Euphemismus findet.

Wie man sieht, kann man sich um den Begriff trefflich streiten. Mein Vorschlag: wenn einen der Staat dazu zwingt, eine Aufgaben für eine gewisse Zeit zu übernehmen und bei Nichtbefolgung bestrachft wird, nenn wir das einfach Manfred.

Wie Du geschrieben hast: u.a. UN-Menschenrechtskonvention wie unser Grundgesetz schreiben von Pflicht. Da wird kein neuer Begriff - weder von Dir noch mir - benötigt.

BAT

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Ich lasse nur denen, die bei Pflichtdienst an der Gesellschaft von Zwangsarneit faseln, einfach keine Hintertür offen - sollen diese doch Geld dauerhaft für ihren Ruhestand verlieren,


Es geht  nun den Begriff. Herr Gott.

Nehmen wir doch Birnen. So gibt es Birnen, wir sind uns sicherlich einig. Dann gibt es Birnen, die von der UN nicht als Birnen definiert werden, sondern als Äpfel. Und auch Deutschland sagt, im Rahmen eines Pflichtkaufes von Birnen sind es dann, aber nur dann, keine Birnen, sondern Äpfel. Jetzt verstanden?

Ich bin übrigens ein Anhänger der Wehrpflicht, insbesondere wegen der Infiltrierung des Militärkorpus durch gewöhnliche Mitbürger.

Warnstreik

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Ich lasse nur denen, die bei Pflichtdienst an der Gesellschaft von Zwangsarneit faseln, einfach keine Hintertür offen - sollen diese doch Geld dauerhaft für ihren Ruhestand verlieren,


Es geht  nun den Begriff. Herr Gott.

Nehmen wir doch Birnen. So gibt es Birnen, wir sind uns sicherlich einig. Dann gibt es Birnen, die von der UN nicht als Birnen definiert werden, sondern als Äpfel. Und auch Deutschland sagt, im Rahmen eines Pflichtkaufes von Birnen sind es dann, aber nur dann, keine Birnen, sondern Äpfel. Jetzt verstanden?

Ich bin übrigens ein Anhänger der Wehrpflicht, insbesondere wegen der Infiltrierung des Militärkorpus durch gewöhnliche Mitbürger.

Um das mal grade zu biegen: Wer Pflichtdienste als Zwangsarbeit bezeichnet ist derjenige, der Birnen zu Äpfeln macht. Das ist nämlich - auch historisch und in anderen Ländern - schlicht nicht der richtige und nutzbare Terminus. "Zwangsarbeit" hat als Ausdruck nichts mit "Arbeit die geleistet werden muss sonst gibt es Konsequenzen" (wie bei einer Wehrpflicht oder dem Tafeldienst in der Schule) zu tun. Zwangsarbeit bedeutet Leid, Ausbeutung, Entrechtung, Profit auf Kosten anderer und immer autoritäre Regime.

Organisator

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Zusammenfassend gibt es viele Definitionen, das Grundgesetz und die UN-Menschenrechtskonvention bezeichnet Pflichtdienste ausdrücklich nicht als Zwangsarbeit. Ist irgendwie klar, dass man für staatlich geforderte Zwangsarbeit für alle einen Euphemismus findet.

Wie man sieht, kann man sich um den Begriff trefflich streiten. Mein Vorschlag: wenn einen der Staat dazu zwingt, eine Aufgaben für eine gewisse Zeit zu übernehmen und bei Nichtbefolgung bestrachft wird, nenn wir das einfach Manfred.

Wie Du geschrieben hast: u.a. UN-Menschenrechtskonvention wie unser Grundgesetz schreiben von Pflicht. Da wird kein neuer Begriff - weder von Dir noch mir - benötigt.

und das Nichtbefolgen der Pflicht ist strafbewehrt --> Zwang.

Somit wäre Zwang und Pflicht synonym.