Autor Thema: Sicherheit Beamtenpensionen - Kollaps Renten  (Read 3728 times)

Stefan35347

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Immer wieder hört man, dass Mitte der 2030er Jahre das Rentensystem kollabieren soll, wenn nicht ganz umfangreiche Reformen durchgeführt werden. Ich habe jetzt keine genaue Quelle, aber Aussagen Wirtschaftsweiser etc. Alle Rentner sollen dann wohl Sozialhilfe/ eine Art Grundsicherung bekommen. Kann dies parallel auch für die Beamtenpensionen angenommen werden? Leute, die nie gearbeitet haben, wären in einem solchen Fall ja klar im Vorteil. Deutschland geht praktisch so richtig den Bach runter. Welchen Wahrheitsgehalt haben solche Aussagen, News, Spekulationen nach Eurer Meinung? Ich höre das in erster Linie von (nicht wirtschaftlich ungebildeten) Bekannten etc.

Rheini

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Antw:Sicherheit Beamtenpensionen - Kollaps Renten
« Antwort #1 am: 08.09.2025 14:56 »
Immer wieder hört man, dass Mitte der 2030er Jahre das Rentensystem kollabieren soll, wenn nicht ganz umfangreiche Reformen durchgeführt werden. Ich habe jetzt keine genaue Quelle, aber Aussagen Wirtschaftsweiser etc. Alle Rentner sollen dann wohl Sozialhilfe/ eine Art Grundsicherung bekommen. Kann dies parallel auch für die Beamtenpensionen angenommen werden? Leute, die nie gearbeitet haben, wären in einem solchen Fall ja klar im Vorteil. Deutschland geht praktisch so richtig den Bach runter. Welchen Wahrheitsgehalt haben solche Aussagen, News, Spekulationen nach Eurer Meinung? Ich höre das in erster Linie von (nicht wirtschaftlich ungebildeten) Bekannten etc.

Für wie wahrscheinlich hältst Du die Annahme das alle Rentner nur noch Renten in Höhe (ich nutze statt Sozialhilfe / Grundsicherung mal das Wort Bürgergeld) des Bürgergeldes erhalten und dies durch die Politik vermittelbar ist, ohne das es zu großen Protesten kommt?

Also ich denke das wenn es dazu kommen würde (was ich nicht glaube), meine kleinste Sorge die Zahlung meiner Pension / Bezüge wäre. Ich denke das in diesem Falle meine größere Sorge bzw. Hoffnung auf den Anbau von Kartoffeln in meinem Garten liegt.

Ich halte also solche Aussagen für sehr unwahrscheinlich bzw. als Panikmacherei.

Stefan35347

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Antw:Sicherheit Beamtenpensionen - Kollaps Renten
« Antwort #2 am: 08.09.2025 15:00 »
Ich weiss nicht, es klingt zwar schon nach Panikmache, man hört es aber doch relativ häufig und das nicht unbedingt von Verschwörungstheoretikern/absoluten Sonderlingen - und was machen die, die dann keine eigenen Kartoffeln haben?
Irgendwie macht es mir schon ein bisschen Angst...

Rheini

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Antw:Sicherheit Beamtenpensionen - Kollaps Renten
« Antwort #3 am: 08.09.2025 15:01 »
Ich weiss nicht, es klingt zwar schon nach Panikmache, man hört es aber doch relativ häufig und das nicht unbedingt von Verschwörungstheoretikern und was machen die, die dann keine eigenen Kartoffeln haben?
Irgendwie macht es mir schon ein bisschen Angst...

Wenn es Dir Angst macht würde ich Dir vorschlagen, dass Du einen Acker kaufst, um wieder beruhigter schlafen zu können. Mehr kann man meiner Meinung nicht machen.

Organisator

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Antw:Sicherheit Beamtenpensionen - Kollaps Renten
« Antwort #4 am: 08.09.2025 15:18 »
Seit 130 Jahren werden monatlich Rentenbeiträge eingezahlt und in selber Höhe wieder ausgezahlt. Dazu kommt noch ein Zuschuss aus dem Steueraufkommen. Ein Zusammenbruch von heute auf morgen halte ich daher für absolut unwahrscheinlich; eher eine Reform der Leistungen.

Allein schon die ansonsten unbegründete Aussage "Deutschland geht praktisch so richtig den Bach runter" halte ich in dem Zusammenhang für gefährlich populistisch; von anderen sehr gerne genutzt, um bestimmte Personengruppen zu diffamieren.

Stefan35347

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Antw:Sicherheit Beamtenpensionen - Kollaps Renten
« Antwort #5 am: 08.09.2025 15:22 »
@Organisator: Der Zusammenbruch wäre ja auch nicht von heute auf morgen sondern relativ kurz- bis mittelfristig nach diversen Aussagen.

Rentenonkel

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Antw:Sicherheit Beamtenpensionen - Kollaps Renten
« Antwort #6 am: 08.09.2025 15:23 »
Um es in den Worten von Frau Bas zu sagen: Bullshit

Die Rente ist ein Umlagesystem. Ein Umlagesystem ist ein Finanzierungssystem, bei dem die Beiträge der aktuellen Beitragszahler (z. B. Arbeitnehmer, Arbeitgeber und der Bundeszuschuss) direkt zur Finanzierung der Leistungen für aktuelle Leistungsempfänger (z. B. Renten und Reha) verwendet werden. Im Gegensatz zum Kapitaldeckungsverfahren wird kein Kapitalstock für die eigene Altersvorsorge angespart, sondern das Geld wird sofort „umgelegt“ und weitergegeben, wodurch ein «Generationenvertrag» entsteht.

Wenn die Ausgaben steigen, muss der Beitragssatz entsprechend angepasst werden. Ohne Reformen müsste der Beitragssatz bis 2040 von derzeit 18,6 % auf 22 % ansteigen.

Eine Einheitsrente kann es nicht geben, weil die Beiträge nach Art. 14 GG geschützt sind. Somit ist die Rente nur noch solange verfassungsgemäß, wie der durchschnittlich lang lebende Rentner mindestens seine Beiträge und die des Arbeitgebers auch wieder ausgezahlt bekommt. Daher können hohe Renten nicht willkürlich gekürzt werden. Niedrige Renten können auf der anderen Seite allerdings aufgestockt werden, was durch den Grundrentenzuschlag auch teilweise stattfindet.

Sollte es schmerzhafte Reformen in der Rentenversicherung geben, darf der Gesetzgeber unter Berücksichtigung der unterschiedlichen Systeme auch die Beamtenversorgung entsprechend reformieren.

Derzeit werden verschiedene Vorschläge andiskutiert. Es bleibt abzuwarten, welcher Flügel der aktuellen Regierung sich hier mehr durchzusetzen vermag.

MoinMoin

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Antw:Sicherheit Beamtenpensionen - Kollaps Renten
« Antwort #7 am: 08.09.2025 15:23 »
Da das Rentensystem ein Umlagesystem ist, kann es nicht "kollabieren". Es wird halt nicht die Erwartungen erfüllen, die einige da reingesteckt haben, weil sie den Kopf in den Sand gesteckt hatten.

Extrem vereinfacht gesagt wird doch in diesem System das gesamte eingezahlte Geld der aktiven GRV Einzahler auf die gesamten aktiven GRV Auszahler verteilt.

Wenn also 10 Zahler jeweils 1000 Euronen einzahlen und 100 Rentner davon leben müssen, dann bekommen sie halt jeder im Schnitt 100 Euronen und wenn das nicht reicht, dann muss er halt Grundsicherung bekommen und Kartoffeln anbauen.

oder die 10 Einzahler müssen 10000 eurone einzahlen oder der Staat muss 9000 zusätzlich aus Steuergelder auszahlen.

Alle Reformen die man sich vorstellen kann, drehen sich genau darum, wie man die Verteilung der Auszahlung und Einzahlung ändert.
und seit 2 Dekaden steht auf dem Rentenbescheid, dass die Rente alleine im Alter nicht reichen wird.
In 30 Jahren ist dann der Spuck mit den Boomer vorbei und alles geht wieder seinen Weg.



Stefan35347

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Antw:Sicherheit Beamtenpensionen - Kollaps Renten
« Antwort #8 am: 08.09.2025 15:29 »
@MoinMoin, Rentenonkel: Eure Aussagen klingen logisch und gut begründet. Vielen Dank dafür. Mich wundert halt, dass ich Aussagen zum Rentenkollaps o.ä. immer häufiger gerade von gut (aus)gebildeten und intelligenten Menschen höre. Ich denke dann, da muss ja irgendwas dran sein....oder könnte zumindest....

MoinMoin

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Antw:Sicherheit Beamtenpensionen - Kollaps Renten
« Antwort #9 am: 08.09.2025 15:37 »
Die einen wollen ihre Versicherungen verkaufen, die anderen ...... ::)

und ja natürlich hat das Umlageverfahren ein Problem damit, wenn wir eine sinkende oder stagnierende Anzahl an Einzahler haben (weil Arbeitsplätze fehlen oder Menschen die die Arbeit machen), während die Anzahl der Bezieher und Dauer des Rentenbezuges steigt.

Da muss man eben an den Stellschrauben drehen und das heißt: weniger Rente oder höhere Beiträge oder geringer Rentenbezugsdauer oder Steuerzuschuss.

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Antw:Sicherheit Beamtenpensionen - Kollaps Renten
« Antwort #10 am: 08.09.2025 15:49 »
@Organisator: Der Zusammenbruch wäre ja auch nicht von heute auf morgen sondern relativ kurz- bis mittelfristig nach diversen Aussagen.

Ich finde, Rentenonkel hat es sehr gut hergeleitet, dass kurzfristig da gar nichts den Bach herunter geht bzw. gehen kann. Es gibt jedoch eine Vielzahl von Faktoren, die an dem System zerren:
- Die Menschen leben immer länger
- Viele versicherungsfremde (Sozial-) Leistungen
- Sinkende / niedrige Anzahl von Beitragsszahlern pro Rentner.

Insofern ist das Rentenrecht ein stetiger Quell der Reformbedarfe, jedoch sehe ich da keine Anzeichen für einen Kollaps. Außer vielleicht für Alarmisten und Populisten, aber da muss jeder selber entscheiden, ob er auf die hören will.

Und wie Moin schon sagt:
"seit 2 Dekaden steht auf dem Rentenbescheid, dass die Rente alleine im Alter nicht reichen wird."

Die Beamtenpensionen sehe ich ganz analog dazu. Kürzungen im Rentensystem schlagen ganz häufig auch auf die Pensionäre durch (z.B. Renteneintrittsalter, Kürzung der Hinterbliebenenversorgung) bzw. gibt es auch noch Kürzungen on Top (z.B. die Pensionshöhe, die früher einmal 75% betrug).

Feivel

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Antw:Sicherheit Beamtenpensionen - Kollaps Renten
« Antwort #11 am: 08.09.2025 15:50 »
@MoinMoin, Rentenonkel: Eure Aussagen klingen logisch und gut begründet. Vielen Dank dafür. Mich wundert halt, dass ich Aussagen zum Rentenkollaps o.ä. immer häufiger gerade von gut (aus)gebildeten und intelligenten Menschen höre. Ich denke dann, da muss ja irgendwas dran sein....oder könnte zumindest....

Zu diesem Thema konnte ich feststellen, dass der Bildungsstand überhaupt nicht ausschlaggebend ist.

Ich habe sogar die Erfahrung gemacht, dass die vermeintlich "einfachen" Leute ein "einfacheres" Leben leben und das Thema eine geringere oder gar keine Rolle spielt (ob aus der Meinung, dass man sowieso am A*** sei, oder warum auch immer, kann ich nicht beurteilen).

In meinem Umfeld bin ich zumindest einer der wenigen (m, 36), der sich damit auseinandersetzt. Dabei spielt sowohl das Alter als auch der Bildungsstand eine untergeordnete Rolle.

Jeder muss das Risiko selbst einschätzen. Jeder hat ja darüber hinaus auch die Möglichkeit, privat vorzusorgen.

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Antw:Sicherheit Beamtenpensionen - Kollaps Renten
« Antwort #12 am: 08.09.2025 15:55 »
und ja natürlich hat das Umlageverfahren ein Problem damit, wenn wir eine sinkende oder stagnierende Anzahl an Einzahler haben (...)

Wobei die Anzahl der versicherungspflichtig Beschäftigten seit 2007 von 27Mio auf aktuell 35Mio angewachsen ist. Eine Steigerung von 30% finde ich schon erheblich, gerade weil die Bevölkerung lediglich (Stand 2011) von 80,3 auf 84,7 Mio = 5% angewachsen ist.
https://www.destatis.de/DE/Themen/Arbeit/Arbeitsmarkt/Erwerbstaetigkeit/Tabellen/insgesamt.html und
https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Bevoelkerung/Bevoelkerungsstand/Tabellen/liste-zensus-geschlecht-staatsangehoerigkeit.html#117106

Rheini

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Antw:Sicherheit Beamtenpensionen - Kollaps Renten
« Antwort #13 am: 08.09.2025 16:03 »
Ich finde es in diesem Zusammenhang nur komisch, dass es keine Zwischenstände gibt. Gestern war Deutschland ein reiches Land, morgen bekommen Abermillionen nur noch das Nötigste zum Leben.

Auch ich glaube das die besten Zeiten für einige Jahre vorbei sind. Evtl. geht es dann aufwärts, bleibt gleich oder weiter abwärts. Aber direkt ein solches Szenario vorzubringen, dass muss man schon wollen und die Frage ist doch, warum ein solches Szenario an die Wand gemalt wird ...

Rentenonkel

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Antw:Sicherheit Beamtenpensionen - Kollaps Renten
« Antwort #14 am: 08.09.2025 16:16 »
Das ist recht einfach erklärt: Aufgrund der Schuldenbremse wird der Spielraum der Parteien immer weiter eingeengt. Wenn Politiker für ihre Lieblingsprojekte mehr Geld haben möchte, geht das nur über die Erhöhung von Einnahmen oder die Reduzierung von Ausgaben.

Eine Reduzierung von Ausgaben (oder Kürzung von Subventionen) muss jedoch langfristig geplant werden, um die Gunst der Wähler nicht zu verlieren.  Wenn daher sehr dramatisch die finanzielle Lage der Rentenversicherung schlecht geredet wird, ist es einfacher, Reformen wie die weitere Anhebung der Altersgrenzen, die Abschaffung der Rente nach 45 Jahren oder andere Einschnitte zu beschließen, ohne das in Deutschland Menschen zu Tausenden demonstrieren, Reifen anzünden oder mit Treckern Straßen blockieren. Gleichzeitig kann man dann nach den Reformen den Bundeszuschuss reduzieren und ... tata ... hat man wieder Geld für seine Lieblingsprojekte.