Autor Thema: Runter mit der elendingen Arbeitszeit! Umfrage der KOMBA und DBB  (Read 40807 times)

NelsonMuntz

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Na dann sind ja alle Tarifverträge der letzten Jahrzehnte totalitär gewesen, weil sie irgendwelche Wochenarbeitszeiten ohne einen Flexizeitraum bestimmt haben?

Übertreibst du es nicht ein wenig?

Ja, Tarifverträge definieren feste Grenzen - aber sie sind nicht totalitär. Merkst Du doch selbst, denn Du darfst(!) Teilzeit arbeiten.

Nein, ich übertreibe nicht, weil Du bei Veränderungen in der AZ keinen Raum mehr für Flexibilität siehst, sondern im Gegenteil all die TZ ab 32h wieder einsammeln möchtest, um damit wieder den "Einheitsgrad" zu erhöhen.

Täte man dies im Bereich HO auch (was aus verschiedenen, auch bereits von mir genannten Gründen anzuraten wäre), dann würde Dich das eben in Deinen Wünschen negativ beeinflussen.

Jetzt noch mal ganz langsam: Ich wünsche mir, dass wir beide im Rahmen eines TV unser Wohlfühleckchen finden, Du hast daran aber kein Interesse und willst alles einheitlich.

KlammeKassen

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Wirft die Frage auf: Warum sind die Ramenbedingungen schlecht und wer trägt seinen Anteil daran?


Das is ja meiner Meinung nach die Krux: die Rahmenbedingungen sind "besser" geworden. Wie immer man "besser" definiert!

Ja, du hast damit auch vollkommen Recht.

Das Problem sind die gesamten Krisen der letzten Jahren (ja natürlich war der Zweite Weltkrieg noch wesentlich schlimmer, aber den haben die 1946er ff. nicht mehr erlebt), es ging seitdem eigentlich immer nur bergauf. In den letzten Jahren merkt man aber, dass der Wohlstand nicht garantiert ist und wieder sinkt, das beispielsweise Wohnraum mitunter unbezahlbar wird, die Politik nicht verlässlich ist, falsche Anreize gesetzt werden, die Welt immer verrückter wird, Corona, Inflation, Rechtsruch, zunehmende Gewalt....
das macht etwas mit den Leuten, die in einem behüteten Umfeld aufgewachsen sind... ich glaube, dass das teilweise (auch unbewusst) auch dem Job zugeschrieben wird - also das ein Teil dieser Personen die Antworten auch in anderen Jobs so geben würde.

Daher ist das zu großen Teilen auch ein gesamtgesellschaftliches Problem.

Selbst IG MEtaller mit 35 h und besserer Bezahlung + sämtlichen Benefits sind ja nicht alle zufrieden.

KlammeKassen

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Man kann drüber streiten, ob eine 35 Stunden - Woche im TVÖD eine Entlastung bringen würde für den AG (der AN macht sowieso Dienst mittlerer Art und Güte im Rahmen der jeweiligen Arbeitszeit) oder ob durch Wegfall der Arbeitsstunden mehr Arbeit liegen bleibt. Aufgrund der Konkurrenzsituation in der Akquise sehe ich eher Ersteres.

Insofern sind Arbeitszeitverkürzungen im Kern reine Arbeitgeberinteressen.

Viele Leute fühlen sich aber schlecht, wenn der Stapel auf den Schreibtischen immer höher wird, das erzeugt (wenn einem nicht alles gleichgültig ist (da gibt es auch sicherlich einige von)) Stress und ein Gefühl des Nicht mehr Schaffens. Ob das besser ist?

Selbstverständlich muss die Bezahlung rauf und zwar deutlich aufgrund der Konkurrenzsituation und vielleicht sollten Personalkosten nicht immer als "Steuerverschwendung" deklariert werden. So einen Kaffee könnte der öD auch mal stellen zum Beispiel (aber nein, sind ja sparsam, weil öffentliche Mittel (das bei Sachkosten Millionen zum Fenster rausgeworfen werden ist dann egal)).

Von mir aus auch wie jetzt bei anderen Tarifen: Wahlmodell: 35 h als "Normalfall" , aber es dürfen 39 h BEZAHLT(!!! Nicht Freizeitausgleich) gearbeitet werden ohne Diskussion darum führen zu müssen.
Dann kann ich damit leben, aber nicht Reduzierung zu Lasten von Gehaltserhöhungen

BAT

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Nein, ich übertreibe nicht, weil Du bei Veränderungen in der AZ keinen Raum mehr für Flexibilität siehst, sondern im Gegenteil all die TZ ab 32h wieder einsammeln möchtest, um damit wieder den "Einheitsgrad" zu erhöhen.


Nein, du übertreibst maßlos. Jemand fordert die 35 Stunden- Woche und ist deswegen totalitär? Du machst so ein Fass auf wegen einer ganz normalen Forderung im Arbeitnehmerbereich?

Was hast du davon? Ich bin ein ganz kleines Puzzelteil, viele fordern die Beibehaltung, mehr Geld oder eine Mischung aus allen, auch mit Flexizeiten und dann kommt irgendwann eine Forderung, Verhandlungen, etc...


UNameIT

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Viele Leute fühlen sich aber schlecht, wenn der Stapel auf den Schreibtischen immer höher wird, das erzeugt (wenn einem nicht alles gleichgültig ist (da gibt es auch sicherlich einige von)) Stress und ein Gefühl des Nicht mehr Schaffens. Ob das besser ist?

Selbstverständlich muss die Bezahlung rauf und zwar deutlich aufgrund der Konkurrenzsituation und vielleicht sollten Personalkosten nicht immer als "Steuerverschwendung" deklariert werden. So einen Kaffee könnte der öD auch mal stellen zum Beispiel (aber nein, sind ja sparsam, weil öffentliche Mittel (das bei Sachkosten Millionen zum Fenster rausgeworfen werden ist dann egal)).

Von mir aus auch wie jetzt bei anderen Tarifen: Wahlmodell: 35 h als "Normalfall" , aber es dürfen 39 h BEZAHLT(!!! Nicht Freizeitausgleich) gearbeitet werden ohne Diskussion darum führen zu müssen.
Dann kann ich damit leben, aber nicht Reduzierung zu Lasten von Gehaltserhöhungen

Perfekt  ;D

Muss Ihnen in allen genannten Punkten recht geben.

BAT

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Von mir aus auch wie jetzt bei anderen Tarifen: Wahlmodell: 35 h als "Normalfall" , aber es dürfen 39 h BEZAHLT(!!! Nicht Freizeitausgleich) gearbeitet werden ohne Diskussion darum führen zu müssen.
Dann kann ich damit leben, aber nicht Reduzierung zu Lasten von Gehaltserhöhungen

Woher kommt dieser Fetisch mit 39 stunden? Warum nicht 41, 44 oder 46? Ich verstehe diese Forderungen nicht, wenn man mehr Geld will, setzt man sich evtl. auch für mehr als 40 Stunden als Regelfall für alle ein...

NelsonMuntz

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Insofern sind Arbeitszeitverkürzungen im Kern reine Arbeitgeberinteressen.

Du hast nicht eine Minute Deines Lebens in der pW gearbeitet, korrekt?

Ja, hier geht es natürlich um den öD - aber wenn ich "da draussen" bei gleicher AZ deutlich mehr Geld verdiene, dann gehe ich dorthin, oder bleibe auch dort. Die Gehälter im öD werden durch Verkürzung der AZ auch nicht steigen, weil die im Rahmen einer Tarifauseinandersetzung von der Politik angedachte Erhöhung des Personalkostentöpfchens durch die AG bereits für die zusätzlichen MA benötigt wird - in den Bereichen, in denen dann auch wirklich gearbeitet wird (was in Deinem EMA vielleicht ganz anders ist, keine Ahnung!).

Ich habe in meinem Bereich immer wieder die Situation, dass ein Bäumchen brennt. Manchmal ist das auch ein Baum, manchmal sogar direkt ein Wald. Das muss gelöst werden - und zwar: Jetzt! in einem EMA kann man nach 35h den Griffel fallen lassen und entspannt die Freizeit bei Maniküre oder einem Erdbeertörtchen genießen. Hach, wie luftig süß das Leben.

Ich aber habe einen Job, mit dem ich mich identifiziere, bei dem ich mir wünsche, dass alles funktioniert. Das scheint für machen bereits am Rande einer psychischen Störung zu liegen, aber so wie ich, ticken auch meine Kollegen.

Ich denke, Du hast einfach längst abgeschlossen mit Deiner Entwicklung. Möglicherweise ist es Dein Job, der am Ende einfach nur unglaublich langweilig ist?

Aber lass anderen doch Freiheiten!

BAT

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Nein, du übertreibst maßlos. Jemand fordert die 35 Stunden- Woche und ist deswegen totalitär? Du machst so ein Fass auf wegen einer ganz normalen Forderung im Arbeitnehmerbereich?


NelsonMuntz

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Nein, du übertreibst maßlos. Jemand fordert die 35 Stunden- Woche und ist deswegen totalitär? Du machst so ein Fass auf wegen einer ganz normalen Forderung im Arbeitnehmerbereich?


Ist okay, Du hast mich nicht verstanden, und Du willst mich nicht verstehen. Du kannst Dich also wieder hinlegen ;)

FearOfTheDuck

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Von mir aus auch wie jetzt bei anderen Tarifen: Wahlmodell: 35 h als "Normalfall" , aber es dürfen 39 h BEZAHLT(!!! Nicht Freizeitausgleich) gearbeitet werden ohne Diskussion darum führen zu müssen.
Dann kann ich damit leben, aber nicht Reduzierung zu Lasten von Gehaltserhöhungen

Warum nicht das Vollzeitgehalt auf 35h legen, bei bis 39h im gleichen Maße mehr + 50 € Bonus pro zusätzlicher Stunde? Ist zwar Utopie, hier wäre ich aber gespannt, wie sich diejenigen entscheiden, die jetzt Stundenreduzierungen fordern.

NelsonMuntz

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Warum nicht das Vollzeitgehalt auf 35h legen, bei bis 39h im gleichen Maße mehr + 50 € Bonus pro zusätzlicher Stunde? Ist zwar Utopie, hier wäre ich aber gespannt, wie sich diejenigen entscheiden, die jetzt Stundenreduzierungen fordern.

Ich fürchte, das ändert dort argumentativ schlicht gar nichts, weil diese Personen oft saturiert sind und auch ohne nennenswerte Balstungen durchs Leben gehen. Sei das einem Erbe geschuldet, oder der Kinderlosigkeit.

Erschütternd finde ich, wenn man ausschließlich für die eigenen Wünsche argumentiert und anderen Bedürfnissen in einem TV keinen Raum mehr gönnen möchte. Diese Form des Egozentrischen und der Kompromisslosigkeit scheint aber Zeichen unserer Zeit zu sein.

KlammeKassen

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Von mir aus auch wie jetzt bei anderen Tarifen: Wahlmodell: 35 h als "Normalfall" , aber es dürfen 39 h BEZAHLT(!!! Nicht Freizeitausgleich) gearbeitet werden ohne Diskussion darum führen zu müssen.
Dann kann ich damit leben, aber nicht Reduzierung zu Lasten von Gehaltserhöhungen

Woher kommt dieser Fetisch mit 39 stunden? Warum nicht 41, 44 oder 46? Ich verstehe diese Forderungen nicht, wenn man mehr Geld will, setzt man sich evtl. auch für mehr als 40 Stunden als Regelfall für alle ein...

Weil 39 h meiner Meinung nach ganz gut ist. Ist besser als der Regelfall mit 40 h. Und ich kann einen kurzen Freitag machen (2,5 Tage Wochenende sind schon etwas Schönes, früher in der PW war freitags bis 17 Uhr, das ist enorme Qualitätssteigerung für mich) und an den anderen Tagen kann ich dank Stundenabbau, Gleiten, früh anfangen etc. auch eigentlich so gehen, dass ich das meiste vernünftig beschicken kann.

Von Mehrstunden habe ich auch nie geredet. Das ist so vollkommen in Ordnung. Stunden gleich und Gehalt rauf, that's it.

BAT

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Bekommst du das volle Gehalt, bist also in Stufe 6?

Faunus

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Warum nicht das Vollzeitgehalt auf 35h legen, bei bis 39h im gleichen Maße mehr + 50 € Bonus pro zusätzlicher Stunde? Ist zwar Utopie, hier wäre ich aber gespannt, wie sich diejenigen entscheiden, die jetzt Stundenreduzierungen fordern.

Ich fürchte, das ändert dort argumentativ schlicht gar nichts, weil diese Personen oft saturiert sind und auch ohne nennenswerte Balstungen durchs Leben gehen. Sei das einem Erbe geschuldet, oder der Kinderlosigkeit.

Erschütternd finde ich, wenn man ausschließlich für die eigenen Wünsche argumentiert und anderen Bedürfnissen in einem TV keinen Raum mehr gönnen möchte. Diese Form des Egozentrischen und der Kompromisslosigkeit scheint aber Zeichen unserer Zeit zu sein.

Mir begegnen auch Eltern, die ausschließlich zum Wohle Ihrer eigenen Kinder argumentieren und dafür ohne zu zögern über "Leichen gehen würden". Und mir sind auch schon gesellschaftlich sehr verantwortungsbewußte Erben begegnet.

Kann es sein, dass auch Du aus deinem Elternsein zu Deinem alleinigen Vorteil gerade argumentierst?
Ich halte das zwar grundsätzlich für legitim, nur verschlimmert diese Denke ja gerade die Zukunft künftiger Generationen.

Doe Forderungen der heutigen jungen AN nur wenig arbeiten zu wollen, und irgendwie trotzdem ein auskömmliches Leben zu haben und sei es auf Kosten anderer...


NelsonMuntz

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Warum nicht das Vollzeitgehalt auf 35h legen, bei bis 39h im gleichen Maße mehr + 50 € Bonus pro zusätzlicher Stunde? Ist zwar Utopie, hier wäre ich aber gespannt, wie sich diejenigen entscheiden, die jetzt Stundenreduzierungen fordern.

Ich fürchte, das ändert dort argumentativ schlicht gar nichts, weil diese Personen oft saturiert sind und auch ohne nennenswerte Balstungen durchs Leben gehen. Sei das einem Erbe geschuldet, oder der Kinderlosigkeit.

Erschütternd finde ich, wenn man ausschließlich für die eigenen Wünsche argumentiert und anderen Bedürfnissen in einem TV keinen Raum mehr gönnen möchte. Diese Form des Egozentrischen und der Kompromisslosigkeit scheint aber Zeichen unserer Zeit zu sein.

Mir begegnen auch Eltern, die ausschließlich zum Wohle Ihrer eigenen Kinder argumentieren und dafür ohne zu zögern über "Leichen gehen würden". Und mir sind auch schon gesellschaftlich sehr verantwortungsbewußte Erben begegnet.

Kann es sein, dass auch Du aus deinem Elternsein zu Deinem alleinigen Vorteil gerade argumentierst?
Ich halte das zwar grundsätzlich für legitim, nur verschlimmert diese Denke ja gerade die Zukunft künftiger Generationen.

Doe Forderungen der heutigen jungen AN nur wenig arbeiten zu wollen, und irgendwie trotzdem ein auskömmliches Leben zu haben und sei es auf Kosten anderer...

;) Nein, Faunus - da hast Du mich falsch interpretiert.

Ich wollte damit sagen, dass durch Kinderlosigkeit eben auch mehr vom Netto übrigbleibt, was es eben auch älteren AN ermöglicht, von weniger Arbeitszeit zu träumen (auch wenn das final Reallohnverluste bedeutet). Kinder kosten tatsächlich 2 oder 3 Euro mehr, als das, was durch den Steuerfreibetrag gespart wird. Erlebe ich Monat für Monat ;)

Auch wollte ich Erben nicht über einen Kamm scheren, aber ich kenne nun auch Paare, die nach dem Bezug von Elternhaus A und dem Verkauf von Elternhaus B nur noch 30h arbeiten gehen. Es ermöglicht schlicht auch ein auskömmliches Leben bei geringerer Leistung.

Es ist ja auch gar nicht schlimm, wenn Menschen durchaus saturiert durchs Leben schreiten. Nur wenn versucht wird, diese Wenigerleistung zum Standard zu machen, dann habe ich halt schon Bedenken.

Ich schaffe meine 40h und ich tue dies gerne - und versuche, diesen Leistungsgedanken auch weiterzuvermitteln.