Autor Thema: Runter mit der elendingen Arbeitszeit! Umfrage der KOMBA und DBB  (Read 72712 times)

MoinMoin

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Wenn man von den Streiks nix bemerkt hat- warum haben die AGs im Einzelhandel dem Abschluss zugestimmt? Weil sie so sozial sind? - wohl kaum.
Mein Gattin hat ständig Lohnerhöhungen in dieser Höhe:
Freiwillig vom AG gezahlt und ohne Gewerkschaft und ohne Streik.
Weil sie so sozial sind?  - wohl kaum.
Zitat
Und wenn z.B. die tarifbeschäftigen Lehrer/innen in den Dauerstreik getreten wären, hätte das schon erhebliche Auswirkungen gehabt. Aber auch die jammern lieber rum,als was zu tun. Und über diese „ bringt sowieso nix-Mentalität“ im ÖD freuen sich die AGs diebisch.
Absolut korrekt.

Zitat
Aber ich wiederhole mich gerne:Für die überwiegende Mehrzahl der Bescchäftigten im ÖD ist wohl soweit alles in Ordnung.
So sehe ich das auch.
Zitat
Ach so-natürlich auch, weil die Gewerkschaften gegen Teile der Beschäftigten verhandeln. Und somit bleibt alles beim Alten: Tarifrunde für Tarifrunde.Da kann man wohl nichts machen- außer jammern. Na ja- besser als gar nichts
Das schlimme ist, dass der Ag ebenfalls gegen Teile der Beschäftigten verhandelt.

NelsonMuntz

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...
Ach so-natürlich auch, weil die Gewerkschaften gegen Teile der Beschäftigten verhandeln. Und somit bleibt alles beim Alten: Tarifrunde für Tarifrunde.Da kann man wohl nichts machen- außer jammern. Na ja- besser als gar nichts

Ich finde es ja schön, dass Du mit Deiner Mitgliedschaft und Gewerkschaftsarbeit eine sinnstiftende Beschäftigung gefunden hast. Das geht auch so in Ordnung. Für die meisten -wie auch für mich- ist/wäre es schlicht ein bezahlter Dienstleister.

Dass linke Narrative oberhalb gewisser Einkommensgruppen immer schwerer verfangen, liegt in der Natur der Sache und hat wenig mit "Jammern" zu tun. Eine Mitgliedschaft bei verdi macht für viele schlicht keinen Sinn - Wenn ich Atomkraftwerke bauen wollte, trete ich doch auch nicht den Grünen bei, um den Laden von innen aufzumischen.

Gleiches gilt für den Aufbau von Spartengewerkschaften - das ist elendig viel Arbeit und bringt am Ende auch nicht viel mehr. Oder wünscht du Dir einen knallharten Verteilungskampf innerhalb des öD zwischen denen da unten und denen da oben? Als AG würde ich direkt ne Extrarunde Lachshäppchen bestellen, während ich die beiden gegeneinander ausspiele.

Ich persönlich hätte viel mehr gewonnen, wenn ich dem Tarifvertrag gar nicht unterliegen würde - es ist mein AG, der mich nicht anders bezahlen will.

Wo Du Recht hast: Noch(!) geht es mir zu gut - aber sollte sich das ändern, könnte ich auch woanders arbeiten. Wie hieß es so schön in einer alten Simpsons-Folge: "Kann man denn heute nicht mal über die Straße laufen, ohne einen Job angeboten zu bekommen?".

Das Ding ist: Wenn die AG knausern und verdi nur die unteren EG beschenken möchte, dann kommt es zum Brain-Drain: Die Leute gehen. Wenn der öD dann wie ein Käfer auf dem Rücken liegend die Beine zappelnd in den Himmel reckt, mag das zwar ein prachtvolles Schaupiel sein, aber in der Konsequenz verlieren dann alle: Der öD, der Bürger und die Wirtschaft - dann wird es Zeit, das Land zu verlassen und das Glück in der Ferne zu suchen.

Übrigens: Ungeachtet des schwachen Volumens haben verdi und die AG dieses jedoch sehr klug aufgeteilt. Auch die recht späte Erhöhung und die Abfederung der Zwischenzeit durch die IAP waren aus meiner Sicht gelungen. Also ich "jammere" nicht aus Prinzip und erkenne auch, wenn etwas gelungen ist ;)

MoinMoin

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Das Ding ist: Wenn die AG knausern und verdi nur die unteren EG beschenken möchte, dann kommt es zum Brain-Drain: Die Leute gehen.
und das ist zunächst nur ein AG Problem.
Erst Recht bei denen, die noch nicht mal die tariflichen Möglichkeiten ausnutzen.

KlammeKassen

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(auch nicht Pädagogik o.ä., womit man zwangsweise an den öD gebunden ist)
???
Also ich kenne Pädagogen, die sind privatwirtschaftlich unterwegs.

Ja, alles gut.... hatte eher an "Schulen" oder sowas gedacht ;)

KlammeKassen

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Kurze Zwischenfrage:
Wie viele tarifbeschäftigte Lehrer gibt es denn überhaupt?
Also in Niedersachsen sind nahezu alle Beamte; in anderen Bundesländern ist das glaube ich anders. Daher die Frage, ob die TBler reichen würden, um etwas zu erreichen.

Die wissenschaftlichen Mitarbeiter an der Uni reißen jetzt natürlich auch nicht so viel, wenn die streiken. Da freuen sich einige Stundenten eher, dass etwas ausfällt

NelsonMuntz

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Das Ding ist: Wenn die AG knausern und verdi nur die unteren EG beschenken möchte, dann kommt es zum Brain-Drain: Die Leute gehen.
und das ist zunächst nur ein AG Problem.
Erst Recht bei denen, die noch nicht mal die tariflichen Möglichkeiten ausnutzen.

Absolut! Aber da der AG im öD nicht im Wettbewerb steht, ist es ihm (oft) schlicht egal.

Fibonacci

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Also meine Reduzierung auf 34 h hatte rein steuerliche Gründe.

Moin, darf ich fragen welche EG? Danke!

Fibonacci

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Also meine Reduzierung auf 34 h hatte rein steuerliche Gründe.

Ist bei mir nicht viel anders!

Moin, darf ich fragen welche EG? Danke!

MoinMoin

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Kurze Zwischenfrage:
Wie viele tarifbeschäftigte Lehrer gibt es denn überhaupt?
Also in Niedersachsen sind nahezu alle Beamte; in anderen Bundesländern ist das glaube ich anders. Daher die Frage, ob die TBler reichen würden, um etwas zu erreichen.

Die wissenschaftlichen Mitarbeiter an der Uni reißen jetzt natürlich auch nicht so viel, wenn die streiken. Da freuen sich einige Stundenten eher, dass etwas ausfällt
Also wenn da massiv Laborstunden ausfallen, dann kann das einigen Studenten ein Jahr kosten, keine Ahnung ob das denen egal ist.
oder wenn die Abschlussarbeiten halt den mitten in der Vorlesungsfreien zeit nachgeholt werden dürfen.....

Und was TBler und Schule angeht, da könnt man eher die Schulspeisung/Betreuung und die 5-10 % Lehrer zu leichten Ausfällen führen lassen, insbesondere, wenn da die Beamten nicht in die Bresche springen.

Aber grundsätzlich sind im TVL Bereich die meisten Schlüsselpositionen mit Beamte am leben erhaltbar.

BAT

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Moin, darf ich fragen welche EG? Danke!

Was bringt Dir das? E10 jetzt, 9c bei Stundenreduzierung.

MoinMoin

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Das Ding ist: Wenn die AG knausern und verdi nur die unteren EG beschenken möchte, dann kommt es zum Brain-Drain: Die Leute gehen.
und das ist zunächst nur ein AG Problem.
Erst Recht bei denen, die noch nicht mal die tariflichen Möglichkeiten ausnutzen.

Absolut! Aber da der AG im öD nicht im Wettbewerb steht, ist es ihm (oft) schlicht egal.
Zunächst ja, dann aber kann es an die politische Karriere gehen, wenn die den Schaden denen um die Ohren gehauen bekommen (der durch verfehlte Personalpolitik entsteht) und der Rechnungshof seine Berichte schreibt.

daseinsvorsorge

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Ach so-natürlich auch, weil die Gewerkschaften gegen Teile der Beschäftigten verhandeln. Und somit bleibt alles beim Alten: Tarifrunde für Tarifrunde.Da kann man wohl nichts machen- außer jammern. Na ja- besser als gar nichts


Wo Du Recht hast: Noch(!) geht es mir zu gut - aber sollte sich das ändern, könnte ich auch woanders arbeiten. Wie hieß es so schön in einer alten Simpsons-Folge: "Kann man denn heute nicht mal über die Straße laufen, ohne einen Job angeboten zu bekommen?".

Wenn die AG knausern und verdi nur die unteren EG beschenken möchte, dann kommt es zum Brain-Drain: Die Leute gehen. Wenn der öD dann wie ein Käfer auf dem Rücken liegend die Beine zappelnd in den Himmel reckt, mag das zwar ein prachtvolles Schaupiel sein, aber in der Konsequenz verlieren dann alle: Der öD, der Bürger und die Wirtschaft - dann wird es Zeit, das Land zu verlassen und das Glück in der Ferne zu suchen.

Also das hört man hier auch immer wieder - jetzt aber noch mit dem Verlassen des Landes ergänzt. Die meisten - auch die in den in gewissen Entgeltguppen - haben es sich schon ganz gemütlich in ihren Jobs eingerichtet. Die Mischung aus sekundären Vorteilen (z.B. geringer Arbeitsweg, HO, teilweise geringeres Arbeitsaufkommen etc.) lässt die geringere Bezahlung ggü. der PW dann doch ganz gut aushalten.

Das ist auch völlig ok- sollte man aber nur auch so kommunizieren.Dass der ÖD untergeht, wird seit ca. 10 Jahren beschrieen- wird aber nicht passieren. Est recht dann nicht, wenn sich die wrtschaftliche Situation wieder deutlich verchlechtern sollte- wie z.B. in den Krisenjahren der 2000 Jahre. Dann fragen selbst die „Arbeitslosen“ oder davon Bedrohte aus gewissen Entgeltgruppen nach Hausmeisterposten, um wenigstens die Grundkosten abzudecken.Können sich Jüngere nicht mehr vorstellen, war aber so.

NelsonMuntz

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Zunächst ja, dann aber kann es an die politische Karriere gehen, wenn die den Schaden denen um die Ohren gehauen bekommen (der durch verfehlte Personalpolitik entsteht) und der Rechnungshof seine Berichte schreibt.

Ob das wirklich stört? Einem Andreas Scheuer hat man es ja auch um die Ohren gehauen - durchaus zu Recht. Aber stört ihn das? Ich glaube, ab einer gewissen Position sind es eher die anderen, die das eigene, weise Vorgehen schlicht aus Ignoranz nicht verstehen. Und mit einem entsprechenden Netzwerk findet man auch schnell eine adäquate "Anschlussverwendung", wenn man wirklich vor die Tür gejagt wird.

Ich meine bei uns auch vernommen zu haben, dass es das übergeordnete Ministerium ist, welches der Gewährung von Zulagen oder AT-Verträgen im Wege steht. So dies denn auch stimmt, wüsche man sich bei uns die Hände in Unschuld - und das Ministerium? Sind sowieso alle 5 Jahre Wahlen.

MoinMoin

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Also das hört man hier auch immer wieder - jetzt aber noch mit dem Verlassen des Landes ergänzt. Die meisten - auch die in den in gewissen Entgeltguppen - haben es sich schon ganz gemütlich in ihren Jobs eingerichtet. Die Mischung aus sekundären Vorteilen (z.B. geringer Arbeitsweg, HO, teilweise geringeres Arbeitsaufkommen etc.) lässt die geringere Bezahlung ggü. der PW dann doch ganz gut aushalten.

Das ist auch völlig ok- sollte man aber nur auch so kommunizieren.
Also meine Erfahrung mit der Akquise von Informatikern (EG8 bis EG13) ist in der Tat die, dass es grob 3 Kategorien gibt, die länger im öD bleiben:
1. Menschen, denen die Bezahlung nicht wichtig ist, zumeist nicht mehr allzu wichtig ist.
2. Menschen mit Migrations Hintergrund, die in D ankommen wollen (alle die wir einstellten haben inzwischen den Deutschen Pass)
3. Menschen die in der Familie Planung sind und wissen, dass dies zeitlich im öD besser realisierbar ist, als in der pW (nimmt aber ab)

Allen ist gemein, dass sie wissen, dass man im öD keinen ökonomischem Stress ausgesetzt ist.
(in der pW läuft dann doch einiges übers Leistungsprinzip und 20-50% variablen Gehalt)

Das es auch Bewerber gibt, die es einfach versuchen in der Hoffnung, dass die eh jeden nehmen, der nicht bei 5 auf dem Baum ist haben wir natürlich auch zu Hauf als bewerber.


Zitat
Dass der ÖD untergeht, wird seit ca. 10 Jahren beschrieen- wird aber nicht passieren. Est recht dann nicht, wenn sich die wrtschaftliche Situation wieder deutlich verchlechtern sollte- wie z.B. in den Krisenjahren der 2000 Jahre. Dann fragen selbst die „Arbeitslosen“ oder davon Bedrohte aus gewissen Entgeltgruppen nach Hausmeisterposten, um wenigstens die Grundkosten abzudecken.Können sich Jüngere nicht mehr vorstellen, war aber so.
Korrekt.
So wie man in der pW mal 30T€ Bonus kriegt, kriegt man da auch mal keine JSZ oder Lohnkürzung.
Trotzdem ist es beschämend, wie in der jetzigen Zeit sich die Verantwortlichen darum drücken, gute Mitarbeiter durch minimale monetärer Wertschätzung halten zu wollen.
Ich bin finanziell nicht auf meine 16.5 Zulage angewiesen, würde aber offen nach außen einen Wechselwillen kundtun und mich passiv wegbewerben (auch mit Ende 50), wenn sie mir diesen streichen würden, da geht es mir ums Prinzip.
Ich persönlich habe halt noch die Motivation, die Verarsche, die die pW mit dem öD betreibt, zu mindern und zumindest die Verantwortlichen bösgläubig zu machen.

Und dem Bürger kann es eben nicht egal sein, weil ich genügend Millionenprojekte gesehen habe, die wir im Team mit 2 ITler gestemmt haben, als um Faktor 10 günstiger waren. Outsourcing isthalt keine gute Lösung.

NelsonMuntz

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Also das hört man hier auch immer wieder - jetzt aber noch mit dem Verlassen des Landes ergänzt. Die meisten - auch die in den in gewissen Entgeltguppen - haben es sich schon ganz gemütlich in ihren Jobs eingerichtet. Die Mischung aus sekundären Vorteilen (z.B. geringer Arbeitsweg, HO, teilweise geringeres Arbeitsaufkommen etc.) lässt die geringere Bezahlung ggü. der PW dann doch ganz gut aushalten.

Habe ich doch genau so gesagt: Noch(!) fühle ich mich wohl und ja: Der öD bietet eine gewisse Form der Gemütlichkeit, die einen Gap zur pW rechtfertigt. Dennoch sollte dieser nicht zu groß sein, und ein Einheitsgehalt (Es lebe die Erhöhung über den Festbetrag!) von E1-E14 finde ich auch doof.


Zitat
Das ist auch völlig ok- sollte man aber nur auch so kommunizieren.Dass der ÖD untergeht, wird seit ca. 10 Jahren beschrieen- wird aber nicht passieren. Est recht dann nicht, wenn sich die wrtschaftliche Situation wieder deutlich verchlechtern sollte- wie z.B. in den Krisenjahren der 2000 Jahre. Dann fragen selbst die „Arbeitslosen“ oder davon Bedrohte aus gewissen Entgeltgruppen nach Hausmeisterposten, um wenigstens die Grundkosten abzudecken.Können sich Jüngere nicht mehr vorstellen, war aber so.

Der Vergleich geht fehl, denn wir haben bereits Krise. Ehrlich. Nicht wie in den 2000ern, aber ja: Krise. Dabei sind die Situationen gar nicht vergleichbar. Wir sind vielleicht noch gut dabei, wenn es um Forschung geht, aber wir haben in vielen Schlüsselbranchen der Zukunft den Anschluss an die USA und China verloren. Auf dem Arbeitsmarkt schlägt sich das aber kaum nieder, denn dank des demografischen Wandels können bald jedes Jahr gut 300.000 Arbeitsplätze vom Markt verschwinden, ohne dass es einen einzigen Arbeitslosen mehr geben würde.

Was fällt den Gewerkschaften dazu ein (verdi ist da ja nicht allein): Noch weniger arbeiten! Juhu - Der Wohlstand des Weniger bereitet uns das Paradies auf Erden. Da muss man erstmal drauf kommen.