Autor Thema: Tarifrunde 2025 - kein Geld in den Ländern  (Read 47773 times)

Aleksandra

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Antw:Tarifrunde 2025 - kein Geld in den Ländern
« Antwort #210 am: 07.07.2025 11:54 »
Mathematik lässt sich selten betrügen: Betrachtung vom Jahreseinkommen, Differenz von TV-L zu TVöD Kommunen in EG6 für 2025: Nur ca. 600 Euro. In EG12 dagegen rund 5000 €!

Wie wollen Gewerkschaften das künftig weiter begründen oder damit Mitglieder dieser EG sammeln? Höhere EG werden im TV-L systematisch diskriminiert.

Alles Stufe 6 auf Jahr gerechnet:

TVÖD EG 12 = 82.780 EUR
TVL EG 12 = 80.348 EUR
Differenz: 2.432 EUR weniger im TVL

TVÖD EG 6 = 47.629 EUR
TVL EG 6 = 48.417 EUR
Differenz: 788 EUR mehr im TVL

in unteren EG wird im TVL sogar mehr verdient als im TVÖD

Vergleichbasis natürlich der TVÖD 2024. Die 3% mehr in 2025 sind noch nicht einmal final redaktionell beschlossen oder ausbezahlt. Zudem wird der TVL eben auch diese 3% bekommen. Das einzige worüber man sich beschweren kann ist, dass im TVL die Erhöhung immer ein Jahr verzögert zum TVÖD kommt. Davon ab sind die Verdientsmöglichkeiten aber recht gleich. Mit der Ausnahme: untere EG bekommen sogar etwas mehr als TVÖD, höhere EG hingegen etwas weniger.
Reallohnverlust seit Dienstantritt: 2,33%
2022: Inflation 6,9% - Verdi 1,8%
2023: Inflation 5,9% - Verdi 0%
2024: Inflation 2,2% - Verdi 9,03%
2025: Inflation 2,4% - Verdi 3,00%
2026/7: Inflation 2,75% - Verdi 3,99%

Vollender

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Antw:Tarifrunde 2025 - kein Geld in den Ländern
« Antwort #211 am: 07.07.2025 12:09 »
Moment! JSZ berücksichtigt?

Dann kommt für 2025 (also jetzt, worauf sich auch mein Post konkret bezog) in EG 12/6 im TVöD (VKA) laut Rechner bzw. Tabelle hier bei Öffentlicher Dienst.info auf 85254 Euro, im TV-L nur auf 80.348 €. Differenz: über 5.000 €. In unteren und mittleren EG dagegen teilweise sogar besser im TV-L. Daher auch die Forderung, im TV-L endlich für die höhere EG etwas mehr zu tun! Gerade auch im Bereich der JSZ.

Mich interessiert der momentane Abstand. Und der ist deutlich. Eine Anhebung der JSZ auf gleiches Niveau wie beim TVöD scheint mir weniger realistische da die Gewerkschaften hier bremsen werden. So mein Eindruck.

Aleksandra

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Antw:Tarifrunde 2025 - kein Geld in den Ländern
« Antwort #212 am: 07.07.2025 12:28 »
Moment! JSZ berücksichtigt?
Natürlich, das sind die Jahreswerte, die auf dieser Seite zu finden sind. Aber wie schon gesagt: bei der VKA ist das die Tabelle für 2024.

Die 2025er Tabelle enthält ja schon die 3%, welche beim TVL ja aller Wahrscheinlichkeit nach auch als Verhandlungsergebnis rauskommen.

Das Hauptproblem bei TVL ist nicht, dass die Entgelte so viel niedriger wären als im TVÖD, sondern eher, dass die Erhöhung immer ein Jahr später kommen als beim TVÖD. Das, und ja, die Stauchung im TVL ist extremer als bei der VKA.
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Vollender

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Antw:Tarifrunde 2025 - kein Geld in den Ländern
« Antwort #213 am: 07.07.2025 14:02 »
...Natürlich, das sind die Jahreswerte, die auf dieser Seite zu finden sind. Aber wie schon gesagt: bei der VKA ist das die Tabelle für 2024.

Die 2025er Tabelle enthält ja schon die 3%, welche beim TVL ja aller Wahrscheinlichkeit nach auch als Verhandlungsergebnis rauskommen.

Das Hauptproblem bei TVL ist nicht, dass die Entgelte so viel niedriger wären als im TVÖD, sondern eher, dass die Erhöhung immer ein Jahr später kommen als beim TVÖD. Das, und ja, die Stauchung im TVL ist extremer als bei der VKA.

Was bringt der Vergleich mit der TVöD-Tabelle von 2024? Interessant ist für mich letztlich nur das gleiche Jahr. Die Stauchung im TV-L ist ein Problem. Auch ist die JSZ im TV-L ja zum Beispiel bei EG12 auf klar niedrigerem Niveau.

Es stellt sich halt eine Frage: Gehen die Gewerkschaften hier mit, wenn die AG (nicht völlig unwahrscheinlich) ein Optimierung insbesondere der JSZ oder auch Optimierung der Stufe 6 in höheren EG im TV-L fordern? Ich habe da meine Zweifel...

NelsonMuntz

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Antw:Tarifrunde 2025 - kein Geld in den Ländern
« Antwort #214 am: 07.07.2025 14:17 »
Die 2025er Tabelle enthält ja schon die 3%, welche beim TVL ja aller Wahrscheinlichkeit nach auch als Verhandlungsergebnis rauskommen.

Ich würde das nicht als gesetzt sehen, aber schaun mer mal ;)

Zu dem "immer ein Jahr später": Das summiert sich natürlich über so ein Arbeitsleben betrachtet und man müsste zur Kompensation im TV-L eigentlich ein Jahr länger arbeiten, bevor man in Rente geht.

Aleksandra

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Antw:Tarifrunde 2025 - kein Geld in den Ländern
« Antwort #215 am: 07.07.2025 14:47 »
Die 2025er Tabelle enthält ja schon die 3%, welche beim TVL ja aller Wahrscheinlichkeit nach auch als Verhandlungsergebnis rauskommen.
[...]
Zu dem "immer ein Jahr später": Das summiert sich natürlich über so ein Arbeitsleben betrachtet und man müsste zur Kompensation im TV-L eigentlich ein Jahr länger arbeiten, bevor man in Rente geht.
Ja, das ist auch in der Tat nicht zu vernachlässigen. Vor allen in Zeiten wo es siginifikante prozentuale Steigerungen gibt, wie in den letzten paar Jahren. Das können dann je nach EG schon ein paar Tausend EURO pro Jahr sein. Jedes Jahr. Auf Dauer summiert sich das dann.

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Warnstreik

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Antw:Tarifrunde 2025 - kein Geld in den Ländern
« Antwort #216 am: 08.07.2025 09:26 »
Aber es sind nunmal verschiedene Tarifverträge - und das schon lange. So langsam muss man das mal hinnehmen und schauen was man für seinen Tarifvertrag erreichen möchte. Der Vergleich mit anderen Tarifverträgen ist ok, aber am Ende müßig. Da hinkt nichts hinterher oder vorweg. Es sind zwei unterschiedliche Regel- und Zahlenwerke.

Der letzte Abschluss im TV-L waren im Vergleich zu vielen anderen Tarifverträgen wirklich gut. 

Vollender

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Antw:Tarifrunde 2025 - kein Geld in den Ländern
« Antwort #217 am: 08.07.2025 13:13 »
Man muss halt auch als AG und Gewerkschaften wissen dass man im Wettbewerb steht. Kommunen (TVöD) und Bundesbehörden bieten eben oft bessere Konditionen und sind auch ÖD. Daher gehen recht gesuchte Berufe wie ITler und Ingenieure vom TV-L auch in höherem Lebensalter weg.

Wir versuchen derzeit gleich mehrere frei gewordene Ingenieur- und IT-Stellen zu besetzen. Die Mitarbeiter haben (überwiegend im höheren Alter 50+) gekündigt. Die Resonanz bleibt bisher sehr schlecht. Die Auswirkungen auf die verbleibenden Kollegen - Stichwort Mehrbelastung und Frustration - sind nicht zu unterschätzen. Es gibt auch Abhängigkeiten und negative Auswirkungen auf kleine und mittlere EG, wenn solche Stellen längerfristig nicht besetzt werden.

potok

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Antw:Tarifrunde 2025 - kein Geld in den Ländern
« Antwort #218 am: 15.07.2025 09:52 »
In der Vergangenheit diente das Tarifergebnis des TVöD häufig als Orientierung.
Die aktuelle Erhöhung beträgt 5,8 % und erfolgt in zwei Stufen bei einer Laufzeit von 27 Monaten.

Unter Berücksichtigung einer durchschnittlichen Inflationsrate von etwa 2,5 % pro Jahr ergibt sich eine reale Gehaltssteigerung von ca. 0,2 %. Hinzu kommt ein zusätzlicher freier Arbeitstag, der rechnerisch mit rund 0,45 % zu Buche schlägt. Insgesamt resultiert daraus eine Reallohnerhöhung von etwa 0,6 % – ein Ergebnis, das je nach Betrachtungsweise als Verhandlungserfolg gewertet werden kann oder nicht.
Gleichzeitig ist zu beachten, dass für den notwendigen Ausbau/Instandsetzung der Infrastruktur sowie zur Stärkung der Verteidigungsfähigkeit außergewöhnlich hohe zusätzliche Schulden aufgenommen werden. Dies könnte eine deutlich höhere Inflation zur Folge haben, als bisher üblich. Auch die voraussichtliche Anhebung von Zöllen dürfte die Teuerung zusätzlich anheizen.

Vor diesem Hintergrund erscheint bereits das Tarifergebnis des TVöD als faktische Nullrunde.

Dir fehlt noch die Erhöhung der JSZ - ab EG9 sind das nochmal 1,25%, für alle über 13 2,5% on Top.

Ob ich eine Tarifsteigerung, die wohl auf jedne Fall über der Inflation liegt, als "faktische Nullrunde" (das ist sie übrigens per se schon nicht) bezeichnen würde, weiß ich nicht. Der IG Metall Abschluss von Ende 2024 ist sogar leicht schlechter (für höhere Lohngruppen deutlich schlechter, für niedrige Gehälter ähnlich). Welche Erwartung hast du für die nächste Runde?

Die bereits erfolgten sowie angekündigten Erhöhungen bei den Krankenkassenbeiträgen, Pflegekosten und Rentenversicherungsbeiträgen führen in Kombination mit weiteren Abzügen aus meiner Sicht zu einem klaren Reallohnverlust.

Zugleich stehen wir vor erheblichen Herausforderungen bei der Personalbesetzung, insbesondere im Ingenieursbereich. Zahlreiche erfahrene Mitarbeitende scheiden altersbedingt aus dem Berufsleben aus, was zu Verzögerungen in der Projektumsetzung und einer Kostensteigerung führt.

In diesem Zusammenhang sollte auch die grundsätzliche Herangehensweise hinterfragt werden, dass Leistungen des öffentlichen Dienstes möglichst kostengünstig sein müssen. Die Gebühren für Baugenehmigungen, die sich als Bs. meist nur im niedrigen vierstelligen Bereich bewegen, stehen in einem auffälligen Missverhältnis zu den Bauvolumen in Millionenhöhe. Die Baubranche wäre durchaus bereit, höhere Gebühren zu leisten – vorausgesetzt, die zusätzlichen Mittel kämen direkt dem Personal zugute, um die Genehmigungsprozesse effizienter und zügiger zu gestalten.


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Antw:Tarifrunde 2025 - kein Geld in den Ländern
« Antwort #219 am: 15.07.2025 10:29 »
Die bereits erfolgten sowie angekündigten Erhöhungen bei den Krankenkassenbeiträgen, Pflegekosten und Rentenversicherungsbeiträgen führen in Kombination mit weiteren Abzügen aus meiner Sicht zu einem klaren Reallohnverlust.

Jetzt mal mit Zahlen unterfüttert: von 2022 bis (einschließlich) 2025 haben sich die Sozialversicherungsbeiträge um ~1% (Arbeitnehmeranteil) erhöht. Kannst du mir deinen "klaren Reallohnverlust" aufzeigen?



Zugleich stehen wir vor erheblichen Herausforderungen bei der Personalbesetzung, insbesondere im Ingenieursbereich. Zahlreiche erfahrene Mitarbeitende scheiden altersbedingt aus dem Berufsleben aus, was zu Verzögerungen in der Projektumsetzung und einer Kostensteigerung führt.

Das ist ganz klar ein Problem. Leider aber ein demografisches. Kurzfristig könnte man z.B. bei den Beamten Potentiale heben, in dem man sie zur Not reaktiviert. Mittelfristig hilft hier aber nur Digitalisierung und Bürokratieabbau.

In diesem Zusammenhang sollte auch die grundsätzliche Herangehensweise hinterfragt werden, dass Leistungen des öffentlichen Dienstes möglichst kostengünstig sein müssen. Die Gebühren für Baugenehmigungen, die sich als Bs. meist nur im niedrigen vierstelligen Bereich bewegen, stehen in einem auffälligen Missverhältnis zu den Bauvolumen in Millionenhöhe. Die Baubranche wäre durchaus bereit, höhere Gebühren zu leisten – vorausgesetzt, die zusätzlichen Mittel kämen direkt dem Personal zugute, um die Genehmigungsprozesse effizienter und zügiger zu gestalten.

Das wäre ein Ansatz. Ich sag dir aber wie es in der Realität laufen wird: Nichts von den Gebühren wird bei den Leuten ankommen. Es fließen dann einfach weniger andere Mittel in die Bereiche. Man könnte drastisch einfach alle standard-Behördenbeiträge abschaffen. Zum einen fallen dann viele Bullshitjobs weg, die diese klein-klein-Beiträge berechnen, einfordern und eintreiben (könnte man pauschal über Steuern regeln) und zum anderen schafft man Verständnis für die Bürokratie. Wenn der Staat erwartet, dass ich mich ausweisen können muss, dann soll er mir bitte auch einen Ausweis zur Verfügung stellen. 

Vollender

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Antw:Tarifrunde 2025 - kein Geld in den Ländern
« Antwort #220 am: 15.07.2025 11:37 »
Das ist ganz klar ein Problem. Leider aber ein demografisches. Kurzfristig könnte man z.B. bei den Beamten Potentiale heben, in dem man sie zur Not reaktiviert. Mittelfristig hilft hier aber nur Digitalisierung und Bürokratieabbau.

Eben nicht nur ein demografisches Problem. Es ist auch ein Problem fehlender Attraktivität im TV-L. Gerade bei höheren EG wie bei MINT-Berufen. Wir haben Gespräche mit erfahrenen Ingenieuren geführt die gekündigt haben (50+). Leider waren das etliche. Die meisten wechseln innerhalb des ÖD zum TVöD Bund, Kommunen oder gleich zum TV-V. Und Angebote für Kollegen die länger bleiben wollen sind Mangelware.

Daher die Frage: Wie reagieren Gewerkschaften, wenn die AG insbesondere für Gruppen EG11 aufwärts signifikante Verbesserungen einfordern bei anstehenden Verhandlungen?

Bei uns ist seitens der Leitungsebene und deutlich höher im  Gespräch klar durchgedrungen, dass man genau darauf abzielen will. Und die Gewerkschaften das stets ausbremsen.
« Last Edit: 15.07.2025 11:44 von Vollender »

FearOfTheDuck

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Antw:Tarifrunde 2025 - kein Geld in den Ländern
« Antwort #221 am: 15.07.2025 11:45 »
In der Regel reagieren sie gar nicht. Zum einen machen sie vorrangig Klientel-Politik, zum andern bringen die AG diese Erkenntnis nicht wirklich in die Verhandlungen mit ein. Zumindest gibt es dazu keine großartigen Angebote oder sie sind Verhandlungsmasse.

Am Ende ist dann doch der Geldbeutel näher als der Verstand.

Vollender

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Antw:Tarifrunde 2025 - kein Geld in den Ländern
« Antwort #222 am: 15.07.2025 11:57 »
Beschäftigte in EG11+ sind oft Projektleiter, Fachreferenten, ITler, Vorgesetzte, Ingenieure oder Verwaltungsleiter. Sie strukturieren häufig die Arbeit, auf die sich EG1–EG10 stützen und es bestehen viele Abhängigkeiten in der alltäglichen Arbeit. Eine Vernachlässigung der höheren EG ist daher nicht nur kurzsichtig – sie gefährdet die Funktionsfähigkeit des gesamten Systems. Kluge Gewerkschaften sollten das anerkennen und den Hebel endlich umlegen.

Warnstreik

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Antw:Tarifrunde 2025 - kein Geld in den Ländern
« Antwort #223 am: 15.07.2025 13:26 »

Eben nicht nur ein demografisches Problem. Es ist auch ein Problem fehlender Attraktivität im TV-L. Gerade bei höheren EG wie bei MINT-Berufen. Wir haben Gespräche mit erfahrenen Ingenieuren geführt die gekündigt haben (50+). Leider waren das etliche. Die meisten wechseln innerhalb des ÖD zum TVöD Bund, Kommunen oder gleich zum TV-V. Und Angebote für Kollegen die länger bleiben wollen sind Mangelware.

Erstmal vorweg: Ich halte die Abwanderung innerhalb der verschiedenen Tarifverträge des Geldes wegen für einen Mythos, der hier gerne hochgehalten wird. Die Aufgabengebiete sind gerade in den Flächenländern sehr unterschiedlich und das sind die Jobs auch. Ich glaube nicht, dass es viele Wechsler gibt für am Ende 3 oder 4% mehr Lohn. Wenn man wirklich mehr verdienen will, dann geht's in die Privatwirtschaft - und den Unterschied zum Konzern holst du so fix im ÖD eh nicht auf.


Daher die Frage: Wie reagieren Gewerkschaften, wenn die AG insbesondere für Gruppen EG11 aufwärts signifikante Verbesserungen einfordern bei anstehenden Verhandlungen?

Die Antwort ist total einfach: Sie begrüßen sie, solange sie nicht zu Ungunsten der anderen Berufsgruppen erkauft werden. Die AG haben viele Möglichkeiten ihre Leistungsträger oder gefragten Mitarbeiter über Tarif zu zahlen - und keine Gewerkschaft kann und will etwas dagegen tun.
Aber ganz konkret: Die neue EGO 2021 für den IT-Bereich war im TV-L genau so ein Aspekt, wo man dem Fachkräftemangel in dem Bereich entgegengewirkt hat. Auch als Gewerkschaft. Wenn Verdi ähnliche Forderungen stellt wie der TVöD werden höhere Gruppen signifikant über die JSZ (so das dann kommt) gefördert.

Ansonsten, zum hundersten mal: Gerade im TV-L gibt es einen riesigen Haufen EG10+. Wenn ihr etwas wollt, dann organisiert euch und boxt das durch. Wem die Ergebnisse der Trittbrettfahrerei nicht ausreichen, der muss halt dahin gehen wo das Gras grüner ist.

Abschließend glaube ich, dass in den nächsten Verhandlungen genau das Thema durchaus im Mittelpunkt steht - das hatte bei der letzten Verhandlung durch die extrem hohe Inflation allerdings keine Priorität. Wird sich jetzt ändern...   

Rowhin

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Antw:Tarifrunde 2025 - kein Geld in den Ländern
« Antwort #224 am: 15.07.2025 13:39 »
Erstmal vorweg: Ich halte die Abwanderung innerhalb der verschiedenen Tarifverträge des Geldes wegen für einen Mythos, der hier gerne hochgehalten wird. Die Aufgabengebiete sind gerade in den Flächenländern sehr unterschiedlich und das sind die Jobs auch. Ich glaube nicht, dass es viele Wechsler gibt für am Ende 3 oder 4% mehr Lohn. Wenn man wirklich mehr verdienen will, dann geht's in die Privatwirtschaft - und den Unterschied zum Konzern holst du so fix im ÖD eh nicht auf.

Das mag sein, belastbare Studien hat hier wahrscheinlich keiner von uns. Subjektiv würde ich die paar Dutzend Kolleginnen und Kollegen, die in den unmittelbar nächsten Abteilungen in den letzten 5 Jahren gewechselt sind, grob so einordnen:

1/5 geht zum Bund
2/5 gehen zur Stadt
2/5 gehen in die Industrie

Die Frage ist natürlich, gehen die Leute "nur" oder "primär" wegen 3% oder 4% mehr Lohn. Oder sind sie eh auf der Suche, und gehen dann halt dorthin, wos neben neuen Aufgaben auch mehr Geld gibt. Dann könnte man umgekehrt wieder argumentieren, wer es in Erwähnung zieht, aus der Industrie in den öD oder vom Bund zum Land zu wechseln, berechnet den Paycut mit ein.

Ansonsten, zum hundersten mal: Gerade im TV-L gibt es einen riesigen Haufen EG10+. Wenn ihr etwas wollt, dann organisiert euch und boxt das durch. Wem die Ergebnisse der Trittbrettfahrerei nicht ausreichen, der muss halt dahin gehen wo das Gras grüner ist. 

Stimmt natürlich. Da sind wir zum 817ten Mal in der Debatte beim ewigen Kreis "die Gewerkschaft tut was für dich, wenn du dich in der Gewerkschaft organisierst" und "warum sollte ich mich in der Gewerkschaft organisieren, wenn sie nichts für mich tut".