Autor Thema: Tarifrunde 2025 - kein Geld in den Ländern  (Read 38991 times)

ignaz

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Antw:Tarifrunde 2025 - kein Geld in den Ländern
« Antwort #165 am: 30.06.2025 10:24 »
Ich habe mal gem. aktueller Rechner VKA 2025 genutzt und die Entgeltgruppe e12/6 und e13/6 verglichen
(also der Bestcase für unseren eventuell möglichen zukünftigen Tarifabschluss)
Erfahrungsgemäß wird dieser näherungsweise so ausfallen und natürlich profitiert der TVÖD aufgrund der deutlich früheren Tariferhöhung prozentual deutlich besser davon.

TVÖD VKA e12/6 -  durchschnittliches Monatsgehalt inklusive Jahressonderzahlung: 7105,35€

TVÖD VKA e13/6 -  durchschnittliches Monatsgehalt inklusive Jahressonderzahlung: 7129,40€

Also haben die es tatsächlich geschafft, die Unzufriedenheit der Entgeltgruppen 12+ nochmals zu steigern. Das kann doch nicht ihr Ernst sein?

Wenn jemand einen Pokal für Unattraktivitätsmaximierung erhalten sollte, dann die Tarifverhandler für dieses Ergebnis.

Wenn man wenigstens Zulagen für z.B. Führungsaufgaben hätte (welche zwingend gezahlt werden müssten), aber so? Generell sind diese Zulagen doch nur bei ganz ausgewählten Behörden überhaupt beantragbar. Bei der aktuellen HH Mittellage in den Ländern braucht man keine Zulagen in den Tarifvertrag reinschreiben, wenn diese sowieso nie oder nur bei Kündigung für einen befristeten Zeitraum gezahlt werden "könnten".

Iunius

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Antw:Tarifrunde 2025 - kein Geld in den Ländern
« Antwort #166 am: 30.06.2025 11:02 »
Schaut euch doch nur mal den Haushalt von Sachsen an - ging gerade erst durch. Da werden selbst Pflichtaufgaben die verfassungsrechtlich vorgeschrieben sind nicht bedient weil kein Geld / nur Geld für die Bedürftigen da ist.

Einzig Hessen könnte einen besseren Sonderweg fahren, aber solange die regierbaren und relativ "reichen" Bundesländer zusammen mit Sachsen und Brandenburg verhandeln (müssen) wird kein Geld da sein.


MoinMoin

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Antw:Tarifrunde 2025 - kein Geld in den Ländern
« Antwort #167 am: 30.06.2025 11:44 »
Ich habe mal gem. aktueller Rechner VKA 2025 genutzt und die Entgeltgruppe e12/6 und e13/6 verglichen
Das Problem mit 12 und 13 ist , dass ursprünglich niemand von 12 auf 13 kommt durch Zuwachs in der Verantwortung.
Es war mal 12 Endgruppe für den "gehobenen Dienst/Ausbildungslevel Bachelor" und 13 Anfangsgruppe für den "höheren Dienst/Ausbildungslevel Master"
Leider wurde bei der Einführung von einem "Aufstieg" aus der 12 durch Verantwortung/Aufgabenzuwachs die nächste EG genommen, was zur 13 führt, was monetär lächerlich ist, anstelle korrekterweise, von der 12 zur 14 die HG zu machen.

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Antw:Tarifrunde 2025 - kein Geld in den Ländern
« Antwort #168 am: 01.07.2025 08:50 »
Ich bin mir sicher, dass ich in meinem Arbeitsleben als Gewerkschaftsmitglied nicht so weit gekommen wäre, wie ich es mit  meiner Arbeitsrechtschutz alleine geschafft habe. Weiß aber, dass nicht jeder in der Lage ist dem Vorgesetzten vom Vorgesetzen des Vorgesetzten die Stirn zu bieten. Ich bin der Meinung, dass viele AN eigentlich eine Vertretung für Verhandlungen brauchen, sonst würde der eine oder andere noch Geld zum Arbeiten mitbringen  ;).

Das ist halt (sorry, nicht bös gemeint) eigene Überhöhung und schlicht Trittbrettfahrerei. Das ist auch ok - es ist eben eine Option die man hat. Ohne Gewerkschaften wären wir jetzt noch in der de-fakto-Leibeigenschaft. Die Frage ist, wie schnell man da wieder hinkommen würde, wenn man z.B. Gewerkschaften verbieten oder Abschaffen würde. Es ist ja viel der Errungenschaften als Allgemeingut übernommen worden, und davon profitieren sowohl ATs als auch Angestellte ohne Tarifvertrag. Wenn man in die USA schaut, dann wird zumindest mir bewußt, wie schnell hart erkämpfte Rechte (nicht nur für Arbeitnehmer) wieder abgeschafft werden können.

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Antw:Tarifrunde 2025 - kein Geld in den Ländern
« Antwort #169 am: 01.07.2025 09:18 »
Ich habe mal gem. aktueller Rechner VKA 2025 genutzt und die Entgeltgruppe e12/6 und e13/6 verglichen
Das Problem mit 12 und 13 ist , dass ursprünglich niemand von 12 auf 13 kommt durch Zuwachs in der Verantwortung.
Es war mal 12 Endgruppe für den "gehobenen Dienst/Ausbildungslevel Bachelor" und 13 Anfangsgruppe für den "höheren Dienst/Ausbildungslevel Master"
Leider wurde bei der Einführung von einem "Aufstieg" aus der 12 durch Verantwortung/Aufgabenzuwachs die nächste EG genommen, was zur 13 führt, was monetär lächerlich ist, anstelle korrekterweise, von der 12 zur 14 die HG zu machen.

"Eigentlich" ist es ja immernoch so - zumindest ansatzweise. Aber genau da kommt es eben her. Die 13 ist keine erstrebenswerte Endstufe, wenn da auch ein mehr an Arbeit oder Verantwortung dranhängt. Hier könnte sich das aber wieder bessern wenn die JSZ analog dem VKA hochgezogen wird.

Macht man sich mal ehrlich, müsste der gesamte Tarifvertrag mal modernisiert werden. "Jahresringe" gibt es in modernen Tarifverträgen fast nirgendwo mehr. Bezahlt wird man nach Tätigkeit, nicht nach Sitzfleisch. Gerade dieses Sitzfleisch lohnt sich aber hauptsächlich in den oberen Gehaltsgruppen. In der E8 steigt das Gehalt bis Gruppe 6 um 21%, in der 12 um 53%. Sowas könnte man auch mal mit einbringen beim Thema "unsoziale Tarife" zuungunsten der Gutverdiener. Ihr geht immer von einer Basis aus, die man als gegeben hinnimmt. Dem ist aber nicht so.

Aber vorweg: passieren wird das nie - vor allem solange man die Beamtenbesoldung nebenbei parallel laufen lässt.

Faunus

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Antw:Tarifrunde 2025 - kein Geld in den Ländern
« Antwort #170 am: 01.07.2025 09:50 »
Ich bin mir sicher, dass ich in meinem Arbeitsleben als Gewerkschaftsmitglied nicht so weit gekommen wäre, wie ich es mit  meiner Arbeitsrechtschutz alleine geschafft habe. Weiß aber, dass nicht jeder in der Lage ist dem Vorgesetzten vom Vorgesetzen des Vorgesetzten die Stirn zu bieten. Ich bin der Meinung, dass viele AN eigentlich eine Vertretung für Verhandlungen brauchen, sonst würde der eine oder andere noch Geld zum Arbeiten mitbringen  ;).

Das ist halt (sorry, nicht bös gemeint) eigene Überhöhung und schlicht Trittbrettfahrerei. Das ist auch ok - es ist eben eine Option die man hat. Ohne Gewerkschaften wären wir jetzt noch in der de-fakto-Leibeigenschaft. Die Frage ist, wie schnell man da wieder hinkommen würde, wenn man z.B. Gewerkschaften verbieten oder Abschaffen würde. Es ist ja viel der Errungenschaften als Allgemeingut übernommen worden, und davon profitieren sowohl ATs als auch Angestellte ohne Tarifvertrag. Wenn man in die USA schaut, dann wird zumindest mir bewußt, wie schnell hart erkämpfte Rechte (nicht nur für Arbeitnehmer) wieder abgeschafft werden können.

Alles gut.

Ich gebe Dir recht: ohne Gewerkschaften wären wir heute noch in der de-facto-Leibeigenschaft (siehe China, Indien,...). Nur sind die heutigen Gewerkschaftsfunktionäre nicht ebensolche Trittbrettfahrer, wenn man die letzten 30 Jahre mit den 120 davor vergleicht?
Und nein, ein Verbot/Abschaffung der Gewerkschaften wäre ein Grund wieder "auf die Straße zu gehen" ohne dass ich Mitglied bin ;)

PS: ich dachte die US-Gewerkschaften fangen an zu erstarken? K.A.

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Antw:Tarifrunde 2025 - kein Geld in den Ländern
« Antwort #171 am: 01.07.2025 10:53 »
PS: ich dachte die US-Gewerkschaften fangen an zu erstarken? K.A.

Erstmal alles gut - ich kann verstehen, dass man sich ärgert. Aber leider ist es derzeit oft so, dass man Dinge direkt zerreisst, ohne auch die positiven Dinge zu benennen oder einfach nur zu sehen. Von daher finde ich Sprüche wie die mit den Maßanzügen und Lachshäppchen absolut daneben - die versuchen einfach nur schlecht zu machen.  Es gibt schlechtes und es gibt gutes. Dabei kann man einiges angehen - wenn man das wirklich will, geht das aber eben nur von innen und dann mit Engagement. Sobald man das dann auch mal anspricht ist man dann fix der "Verdi-Fan" oder sowas. Aber so funktionieren soziale Medien halt.

Es wird in Zukunft immer mehr bestimmte Tarifvorteile nur für Gewerkschaftsmitglieder geben. In der Wirtschaft ist man dabei das zu forcieren und ich denke, dass das auch im öffentlichen Dienst irgendwann ankommen wird. Das ist dann das Gegenteil zum Selbstverhandeln.

Faunus

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Antw:Tarifrunde 2025 - kein Geld in den Ländern
« Antwort #172 am: 01.07.2025 11:17 »
Es wird in Zukunft immer mehr bestimmte Tarifvorteile nur für Gewerkschaftsmitglieder geben. In der Wirtschaft ist man dabei das zu forcieren und ich denke, dass das auch im öffentlichen Dienst irgendwann ankommen wird. Das ist dann das Gegenteil zum Selbstverhandeln.

Das halte ich  - obwohl kein Gewerkschaftsmitglied - für fair und auch angebracht. Schließlich zahlt ihr 1% eures Gehaltes als Mitgliederbeitrag, um das reduziert sich nicht mal mein Gehalt für die Arbeitsrechtschutz. Es würde letztlich auch zu mehr Mitglieder führen, was positiv wäre - ob es zu "besseren" Funktionären führt? 

Poincare

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Antw:Tarifrunde 2025 - kein Geld in den Ländern
« Antwort #173 am: 01.07.2025 12:06 »
Vorteile würden dann vermutlich für Beamten nicht übernommen werden können, was dann die Mitgliedschaft für Beamte noch mehr in Frage stellt.

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Antw:Tarifrunde 2025 - kein Geld in den Ländern
« Antwort #174 am: 01.07.2025 13:13 »
Kein Arbeitgeberverband wäre so dämlich, Gewerkschaftsmitglieder besser zu stellen. Damit würde er ja die Mitgliedschaft unterstützen und damit sein gesetzliches Gegenüber stärken.

Ich selbst bin aber auch nicht per se gegen Gewerkschaften, nur sind die aktuellen die Angestellten im ÖD vertretenden viel zu groß und selbstgerecht, dass sie ihren eigenen Sinn und Zweck konterkarieren. Eine für alle, funktioniert offensichtlich nicht. Das kleine Spartengewerkschaften viel zielgerichteter und erfolgreicher verhandeln können, sieht man an Vereinigung Cockpit u.ä. KUnd, oh Wunder, die sind verdi aber sowas von ein Dorn im Auge.

Wie gesagt, solange verdi, BTB etc. meine Interessen nicht vertreten wollen, erfüllen sie einfach ihren Zweck nicht und es gibt auch keinen Grund für eine Mitgliedschaft. Da sehe ich schon eine aktive Bringschuld, nach den schöngeredeten Desastern der letzten Runden. Zumal man offensichtlich nicht nur Nichts draus gelernt hat, sondern nicht mal ein Problem erkennt (obwohl es ja mehr als offensichtlich ist). Ich trete ja auch nicht in ein Fitnessstudio nur für Frauen ein, um deren Geschäftspolitik so zu beeinflussen, dass ich als mich nicht als weibliche identifizierende Person dort trainieren kann.


Vollender

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Antw:Tarifrunde 2025 - kein Geld in den Ländern
« Antwort #175 am: 01.07.2025 13:17 »
Gewerkschaften brauchen ein Update: Viele Beschäftigte fühlen sich von starren Strukturen, Parteinähe und fehlender Digitalisierung nicht mehr vertreten. In Zeiten von KI, Homeoffice und Plattformarbeit braucht es eine moderne, transparente, parteifreie und unabhängige Interessenvertretung. Sehe ich bisher weniger.

Das Modell der Gewerkschaften basiert darauf, dass alle gemeinsam für bessere Bedingungen kämpfen – unabhängig vom individuellen Nutzen. Sinnvoll. Solidarität kann aber zu Frust führen, wenn man sich eher überproportional belastet fühlt. Beispiel: JSZ in höheren EG des TV-L. Sollen deutlich mehr zahlen, deren Belange fallen aber seit Jahren eher hinten runter.

Gewerkschaften haben hier auch eine Bringschuld wenn sie neue Mitglieder erreichen wollen.

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Antw:Tarifrunde 2025 - kein Geld in den Ländern
« Antwort #176 am: 01.07.2025 13:25 »
Es würde letztlich auch zu mehr Mitglieder führen, was positiv wäre - ob es zu "besseren" Funktionären führt?

Wieviele Funktionäre kennst du denn persönlich? Was wirfst du denen vor? Die oberste Riege im DGB mal ausgenommen - die haben oft markige Sprüche, sind aber eher Lobbyisten und Politiker. Ich habe mit einen Gewerkschaftssekretären (allerdings IGBCE und IG Metall) gearbeitet und das waren allesamt sehr kompetente und engagierte Menschen. Also welche Funktionäre sind ganz konkret nicht gut genug für deine Ansprüche? (und wieso)

Faunus

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Antw:Tarifrunde 2025 - kein Geld in den Ländern
« Antwort #177 am: 01.07.2025 13:25 »
Kein Arbeitgeberverband wäre so dämlich, Gewerkschaftsmitglieder besser zu stellen. Damit würde er ja die Mitgliedschaft unterstützen und damit sein gesetzliches Gegenüber stärken.

Ist Dir der Begriff "Partnerschaft" bekannt?
Ein halbwegs intelligenter AG weiß, dass seine Dienstleistung/produktion/Innovation um so besser sind, je besser es den MA geht - bis zu einem Punkt wo es wieder kippt.
Ein halbwegs intelligenter AG weiß, dass er immer mehr für eine Mitglieder rausholen kann, je besser es dem AG geht.
Ist wie in einer Ehe: Partner mit unterschiedlichen Stärken können gemeinsam viel erreichen.

Faunus

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Antw:Tarifrunde 2025 - kein Geld in den Ländern
« Antwort #178 am: 01.07.2025 13:27 »
Es würde letztlich auch zu mehr Mitglieder führen, was positiv wäre - ob es zu "besseren" Funktionären führt?

Wieviele Funktionäre kennst du denn persönlich? Was wirfst du denen vor? Die oberste Riege im DGB mal ausgenommen - die haben oft markige Sprüche, sind aber eher Lobbyisten und Politiker. Ich habe mit einen Gewerkschaftssekretären (allerdings IGBCE und IG Metall) gearbeitet und das waren allesamt sehr kompetente und engagierte Menschen. Also welche Funktionäre sind ganz konkret nicht gut genug für deine Ansprüche? (und wieso)

Meine Kontakte waren noch zu ÖTV-Zeiten und Anfänge von ver.di - und jetzt ist es zu spät, um noch etwas von Innen heraus ändern zu wollen.

Faunus

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Antw:Tarifrunde 2025 - kein Geld in den Ländern
« Antwort #179 am: 01.07.2025 13:29 »
Vorteile würden dann vermutlich für Beamten nicht übernommen werden können, was dann die Mitgliedschaft für Beamte noch mehr in Frage stellt.

Vorteile müssen verdient werden und nicht durch Absitzen in den Schoß fallen.