Was wäre, wenn die Gesellschaft "beschließt", dass ihr keine lebenswerte Zukunft bevorsteht und die Reproduktion einstellt? Wie könnte ein Staat im Rahmen seines "Selbsterhaltungsauftrags" dem entgegenwirken?
Durch legitimierte Zuwanderung
Wenn eine Gesellschaft kollektiv das Vertrauen in ihre eigene Zukunft verliert und sich daher gegen Reproduktion entscheidet, dann steht der Staat tatsächlich vor einer existenziellen Herausforderung: Ohne Nachwuchs stirbt die Gesellschaft - und damit letztlich der Staat selbst (zumindest theoretisch, praktisch vermutlich unmöglich) - aus.
Ein Staat kann darauf auf 2 Arten reagieren: entweder externe Kompensation, also Zuwanderung, oder interne Kompensation, also Familienpolitik und Reproduktionsanreize.
Ersteres kann doppelt positiv wirken, indem es Arbeitsmarktteilnehmer in Aussicht stellt, die Wirtschaft und Sozialsysteme stabilisiert und neue Anreize durch Kultur setzt - das "kann" hängt aber maßgeblich davon ab "wie" geschickt man das macht. Die Risiken und Nebenwirkungen: Identitätskonflikte, Werteverschiebungen, Integrationsprobleme. Wenn Migration nicht von Selbstbewusstsein, sondern von „Reform-Angst“ getrieben ist, wirkt sie wie ein Pflaster statt wie eine Therapie.
Bei letzterem würde der Staat versuchen, den demographischen Rückgang aus eigener Kraft zu stoppen, z.B. konkret durch steuerliche Entlastungen, kostenlose Kinderbetreuung, Wohnförderung für Familien, finanzielle Anerkennung von Erziehungsarbeit. Grundsätzlich also durch die gesellschaftliche Aufwertung von Elternschaft und Stärkung familiärer Werte. Autoritäre Varianten: Zwang zur Familienplanung (wie in China), staatliche Normierung des Lebensstils, soziale oder ökonomische Strafen für Kinderlosigkeit.
Das Dilemma ist in beiden Fällen: Je stärker der Staat interveniert, desto mehr greift er in die individuelle Freiheit ein. Der Staat steht dann vor einer paradoxen Aufgabe: Er soll den Willen zur Selbstaufgabe seiner Bürger respektieren, aber gleichzeitig sein eigenes Überleben sichern.
Das was wir zur Zeit in Deutschland beobachten ist ein Mix aus beidem. Ich persönlich finde jedoch, man hätte von einem Land mit Einwanderungs-Historie deutlich mehr Kompetenzen bzgl. Migration erwarten können und müssen. Statt „Masse ersetzt Mangel“, eine bewusste Auswahl nach Integrationsfähigkeit und gemeinsamen Werten. Aber das ist nur meine persönliche Wertung.