Autor Thema: Runter mit der elendingen Arbeitszeit! Umfrage der KOMBA und DBB  (Read 52777 times)

NelsonMuntz

  • Hero Member
  • *****
  • Beiträge: 696
Natürlich denken diese an die Rente — und glauben nicht daran, noch relevant eine solche aus der Rentenversicherung oberhalb einer Grundsicherung zu erhalten. Warum also jetzt buckeln, wenn man später nichts davon hat? (Ich denke schon, dass auch der Generationenvertrag weiter tragen kann. Aber das war ja nicht die Frage.)

Das ist aber "Operation De-Growth", denn auch jene Grundsicherung im Alter muss erwirtschaftet werden. Ist dann halt blöd, wenn alle mit Bubatz im Park T-Shirts batiken oder fröhliche Lieder singen, weil sich Arbeit ja eh nicht lohnt - dann ist nämlich auch diese Grundsicherung nicht mehr drin. Man könnte aber auch so arbeiten, dass man sich selbst etwas für jenes Alter zusätzlich zur Seite legt. Altmodisch, ich weiß, aber das soll gehen ;)

Erinnert mich alles gerade an die Fabel von der Ameise und der Grille.

Dabei spricht doch grundsätzlich nichts dagegen, die persönliche AZ so zu gestalten, dass man sich in der perfekten Wohlfühl-Balance befindet (wobei es ja auch Umfagen gibt, die besagen, dass weite Teile der Arbeitnehmerschaft sich überhaupt nicht mit ihrem Job identifiziert - da "helfen" dann wohl nur null Stunden).

Vielleicht bin schlicht ich zu liberal, aber ich mag diese Form der Bevormundung nicht. Ich kann und möchte meine 40h leisten, eine allgemeine(!) Absenkung der AZ bei gleichem Gehalt (also Reallohn) ist auch faktischer Unfug. Ob und in welchem Maße künftige Steigerungen in der Produktivität final an Arbeitnehmer weitergereicht werden, steht überdies auch nicht in Stein gemeißelt fest.

BAT

  • Hero Member
  • *****
  • Beiträge: 4,916
Was denn für eine Bevormundung? Ein Tarifvertrag ist natürlich immer eine Bevormundung. Warum sollen 40 oder 39 Stunden keine Bevormundung sein?

NelsonMuntz

  • Hero Member
  • *****
  • Beiträge: 696
Was denn für eine Bevormundung? Ein Tarifvertrag ist natürlich immer eine Bevormundung. Warum sollen 40 oder 39 Stunden keine Bevormundung sein?

Ich sehe es als Bevormundung, wenn eine monetär saturierte Gruppe (ja, die gibt es auch <= E9) den Versuch unternimmt, die Arbeitszeit unter Erhalt des Nominalgehalts für alle(!) zu senken.

Du kennst die Argumente doch auch - manche sind in der Beziehung schlicht totalitär unterwegs. Und das nehme ich als Bevormundung wahr.

BAT

  • Hero Member
  • *****
  • Beiträge: 4,916
Kannst so wahrnehmen, aber das sind schlicht Verhandlungsergebnisse. Verhandlungsergebnisse sind nie Bevormundenden.

NelsonMuntz

  • Hero Member
  • *****
  • Beiträge: 696
Kannst so wahrnehmen, aber das sind schlicht Verhandlungsergebnisse. Verhandlungsergebnisse sind nie Bevormundenden.

Rezent geht es um die Erarbeitung von Forderungen. Mir persönlich wären da flexiblere Regelungen als Ziel schlicht lieber, weil sie eben für mehr Menschen ein feines Austarieren von Arbeit/Freizeit/Geld ermöglichen.

Das passt den "Freizeitkriegern" aber nicht in den Kram.
... weil sie totalitär denken.
... und totalitäres Denken ist Bevormundung.

Am Rande: Habe heute 08:21 unter der brutalen Knechtschaft der Ausbeuterei gelitten - bin aber schon 45 Minuten im Feierabend. Schlimm, oder?

BAT

  • Hero Member
  • *****
  • Beiträge: 4,916
Das Spektrum an Meinungen ist sicherlich groß.

Mir persönlich geht das ja von der Arbeitszeit eher am Ar... vorbei, da ich ja schon auf TZ bin. Wenn ich dennoch solche Forderungen nach weinger Arbeitszeit stelle, sehe ich das eher als Benefit für ALLE Kollegen, da der TVÖD auf dem Markt ansonsten bald nicht mehr konkurrenzfähig ist. Zumindest die Facharbeiter (aber sicherlich auch neue Azubis)haben ja die Auswahl zwischen mehreren Tarifverträgen, ich denke an 80er Jahre - Schoten wie einer 39 Stunden - Woche wird sich kaum mehr einer orientieren.

NelsonMuntz

  • Hero Member
  • *****
  • Beiträge: 696
Das Spektrum an Meinungen ist sicherlich groß.

Mir persönlich geht das ja von der Arbeitszeit eher am Ar... vorbei, da ich ja schon auf TZ bin. Wenn ich dennoch solche Forderungen nach weinger Arbeitszeit stelle, sehe ich das eher als Benefit für ALLE Kollegen, da der TVÖD auf dem Markt ansonsten bald nicht mehr konkurrenzfähig ist. Zumindest die Facharbeiter (aber sicherlich auch neue Azubis)haben ja die Auswahl zwischen mehreren Tarifverträgen, ich denke an 80er Jahre - Schoten wie einer 39 Stunden - Woche wird sich kaum mehr einer orientieren.

Das ist -mit Verlaub- Quatsch.

Mein AG vor dem öD war aus dem Bereich Maschinenbau. Hier wäre die glorreiche 35h-Woche der IGM zum Tragen gekommen ... wenn, ja wenn wir diesem Tarifvertrag unterlegen hätten. Waren wir aber nicht! Gearbeitet wurde 40h die Woche, und es gab sogar "angeordnete Überstunden". Komischerweise hatten wir aber keine Probleme mit dem Abwandern/Anwerben von Personal - weil das Gehalt eben stimmte.

Ferner mischt Du Dich eben auch in die individuellen Bedürfnisse Deiner Kollegen ein, wenn Du es als "Benefit für alle" verklärst. Das eine AZ-Verkürzung durch eine Reduktion der Entgelterhöhung "erkauft" wird, ist unstrittig, und wenn Du Dir das Thema Fahrrad-Leasing anschaust, dann scheint wohl bei nicht wenigen das Geld nicht mal für einen Drahtesel zu reichen ... aber wenn diese Kollegen dann mehr Zeit bei weniger (realem) Gehalt haben, brauchen sie den ja auch nicht mehr, weil genügend Raum für den Fußmarsch bleibt ;-)

MoinMoin

  • Hero Member
  • *****
  • Beiträge: 6,088
Schoten wie einer 39 Stunden - Woche wird sich kaum mehr einer orientieren.
Mit Verlaub, die unter 38h arbeitende Bevölkerung ist klar in der Minderheit. VZ arbeiteten 2022 durchschnittlich 40,4h

BAT

  • Hero Member
  • *****
  • Beiträge: 4,916
Ich glaube ich hatte schon mal geschrieben, dass ich aus der Zeit komme, als der BAT teils besser war als Metall und Chemie. Und ich orientiere mich weiterhin in diese Richtung, auch wenn ich den Zug als inzwischen abgefahren sehe.

Was minderwertige Tarifverträge oder gar ungebunden machen, soll ja nun bitte nicht Grundlage für Verhandlungen im öD werden? Wie klein kann man sich machen?

Alles unter 9b liegt  bereits jetzt - oder weiterhin- auf Höhe der o. g. Premiumverträge.

MoinMoin

  • Hero Member
  • *****
  • Beiträge: 6,088
Ich glaube ich hatte schon mal geschrieben, dass ich aus der Zeit komme, als der BAT teils besser war als Metall und Chemie. Und ich orientiere mich weiterhin in diese Richtung, auch wenn ich den Zug als inzwischen abgefahren sehe.

Was minderwertige Tarifverträge oder gar ungebunden machen, soll ja nun bitte nicht Grundlage für Verhandlungen im öD werden? Wie klein kann man sich machen?

Alles unter 9b liegt  bereits jetzt - oder weiterhin- auf Höhe der o. g. Premiumverträge.
Natürlich sind es Grundlagen für Verhandlungen im öD, wie verträumt bist du denn?
Es sind mit Sicherheit die Argumente der GEgenseite!
Der AG zu V, wir sind als TVöD schon vorbildlich bzgl. der Wochenarbeitzeit aufgestellt, da wir schon 2h weniger arbeiten als der Bundesdurchschnitt.
Antwort Verdi. Umpf, dumm gelaufen.

BAT

  • Hero Member
  • *****
  • Beiträge: 4,916
Also forderst du eine Erhöhung auf 41 Stunden?

NelsonMuntz

  • Hero Member
  • *****
  • Beiträge: 696
Was minderwertige Tarifverträge oder gar ungebunden machen, soll ja nun bitte nicht Grundlage für Verhandlungen im öD werden? Wie klein kann man sich machen?

Ich glaube, Du hast mich nicht verstanden. Die Gehälter in dieser "tariflosen" Bude waren deutlich höher, als diejeniegen, die der Tarif der IGM geboten hätte. Auch auf den Stundenlohn gerechnet.

Die Belegschaft hätte eine anklopfende Gewerkschaft schlicht vom Hof gejagt ;)

Und natürlich muss sich verdi eben auch an diesen Einkommen orientieren, wenn man die Attraktivität des öD steigern möchte. "Hier kann ich endlich ausschlafen" wird aber nicht die Sahnestücke aus dem potentiellen Arbeitnehmer-Pool anlocken. Ehrlich.

MoinMoin

  • Hero Member
  • *****
  • Beiträge: 6,088
Also forderst du eine Erhöhung auf 41 Stunden?
Warum sollte ich? Woraus könnte man das ableiten?
Nur weil ich mich in die potentielle Argumentationslinie der Gegenseite reinversetzen kann?
Du aber solche Zahlen nicht als Grundlage für Verhandlungen ansehen willst?
Also der Vergleich mit anderen keine Grundlage für die Verhandlung sein soll?
Weder deren WAZ, noch deren Gehalt noch deren Urlaubstag noch noch noch???

Seltsame Strategie.

MoinMoin

  • Hero Member
  • *****
  • Beiträge: 6,088
"Hier kann ich endlich ausschlafen" wird aber nicht die Sahnestücke aus dem potentiellen Arbeitnehmer-Pool anlocken. Ehrlich.
Noop
Aber Homeoffice
leichter Zugang zur TZ
flexible Arbeitszeiten
sind durchaus nicht monetäre Argumente, über die man in VS immer wieder stolpert.

KlammeKassen

  • Sr. Member
  • ****
  • Beiträge: 380
Ich glaube ich hatte schon mal geschrieben, dass ich aus der Zeit komme, als der BAT teils besser war als Metall und Chemie. Und ich orientiere mich weiterhin in diese Richtung, auch wenn ich den Zug als inzwischen abgefahren sehe.

Was minderwertige Tarifverträge oder gar ungebunden machen, soll ja nun bitte nicht Grundlage für Verhandlungen im öD werden? Wie klein kann man sich machen?

Alles unter 9b liegt  bereits jetzt - oder weiterhin- auf Höhe der o. g. Premiumverträge.

35 Stunden Woche klingt zwar schön, aber in Wahrheit arbeiten viele Metall-Unternehmen dennoch 40 h,
Ich glaube auch, dass du Mitarbeiter eher durch Geld gewinnen kannst als durch 1 oder 2 Stunden weniger Arbeitszeit, insbesondere, weil alles so teuer geworden ist.
Man kann dann eher andere Faktoren noch einbringen - wie MoinMoin schon sagte - zum Beispiel mehr auf HomeOffice setzen oder vielleicht auch sowas, was andere Tarife schon haben (2 Tage Urlaub mehr oder Geld stattdessen), das finde ich sinnvoller als ein generelles Absenken. Das Absenken führt dazu, dass der öD noch schlechter Personal bekommen wird, da es nicht Arbeitszeitreduzierung + Geld geben wird.

Ich weiß nicht, wie das bei den anderen ist, aber wir bekommen beispielsweise Ingenieursstellen so gut wie gar nicht besetzt. Das Argument lautet nie "39 h und der kaum vorhandene Zeitdruck (im Vergleich zur Privatwirtschaft, wo Projekte auch mal am We oder so durchgezogen werden müssen) sind mir zu hart, bei 37 h wäre ich sofort im öD", sondern, dass die Bezahlung zu schlecht ist.

Mag ja sein, dass das verdi Klientel in EG 2-9a eine Stundenreduzierung um eine Stunde genauso feiern würde wie 5 % Gehaltszuwachs.
Wer weniger Stunden arbeiten möchte, weil er genug Geld hat, hat jetzt schon die Option, Stunden zu reduzieren. Andere, die aus unterschiedlichsten Gründen mehr Geld verdienen wollen, sollen das doch machen....... oder sie gehen halt direkt auch in die PW, gibt ja eine Schlange an Leuten, die die öD Posten besetzen wollen.... das gute an der Schlange ist ja, dass es durch Stundenreduzierung bald noch mehr Personal bedarf, daher auch gut, dass wir momentan in Zeiten leben, wo die Personaler die Auswahl zwischen 583 Bewerbungen auf eine Stelle haben ;)