Autor Thema: Beamte Rentenkasse  (Read 35678 times)

Faunus

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Antw:Beamte Rentenkasse
« Antwort #240 am: 01.07.2025 09:38 »
Ich möchte der Politik nichts Böses unterstellen, also denke ich nicht, dass Menschen schlichtweg vergessen werden.

Was ich denke ist, dass ein Großteil der Politiker mit der heutigen Welt schlichtweg überfordert ist und die Folgen politischens Handels nicht abschätzen kann.

Zusammenhänge grundlegend zu verstehen ist unabdingbar, wenn man aus dem bloßen Reagieren hin zum Gestalten gelangen möchte.

Ist es nicht eher so, dass wir alle inzwischen mit der Globalisierung überfordert sind?
Das ist kein Politikerphänomen da z.B. Wissenschaftler als Ratgeber, die auch nur in einem speziellen Fach fundierte Kenntnisse besitzen, letztlich auch wenig Chancen haben Zusammenhänge aus jeder Perspektive grundlegend zu verstehen. Es greift eins in andere Wirtschaft ohne alle sozialen wie ökologischen Folgen bis in den hintersten Winkel der Welt verstehen zu können ist m.M. nach nicht möglich.
Jede Handlung des Menschen wird irgendwo positive wie negative Folgen haben.

Ich bin ja einer von denen, die den "Beamtenstatus" neu überdenken/verändern möchten und  mit dem Rentenproblem  und den Sozialgefüge (Bildung und Kinderarmut ganz vorne) unserer Gesellschaft neu gestalten möchten. Und wenn ich ehrlich bin, habe ich Angst, dass das bei "bloßem Berühren" in die Hosen geht! Das ist eine so große Umwälzung, die mir wirklich Angst macht. Aber nichts machen, ist mit 180 km/h gegen den Brückenpfeiler fahren.


cyrix42

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Antw:Beamte Rentenkasse
« Antwort #241 am: 01.07.2025 16:10 »
Deutschland würde es so viel besser gehen, wenn Finanzbildung verbreiteter wäre…

Richtig. Dann würde auch nicht das folgende Mantra so viel Erfolg haben:

Zitat
Wer breit gestreut (z.B. in die 1500 größten börsengehandelten Unternehmen) investiert, geht ein recht gut kalkulierbares Risiko ein. Da fallen dann zwar die Amazons und Alphabets dieser Welt (die Rendite war übrigens seit 2005 deutlich besser als Gold; gibt für jede Argumentation die passende Anekdote) nicht mehr so stark ins Gewicht, aber dafür gehen auch eine Holzmann AG oder Wirecard im Rauschen unter.

Mal davon abgesehen, dass die US-Tech-Aktien die mit deutlichem Abstand am stärksten gewichteten Titel im MSCI World und ähnlichen Indizes sind (z.B. NVidia, Microsoft und Apple je über 4%, Amazon, Alphabet und Meta je 2%; zusammen also schon mal ein knappes Fünftel des ganzen Indizes) -- diese also auch deutlich durch deren Auf und Ab geprägt wird -- , wenn die gesamtwirtschaftliche Lage nicht gut ist, nützt einem auch Streuung wenig. Mal ein kleines Zitat, was die Entwicklung des Nikkei 225, also des Indizes der größten japanischen Firmen, widerspiegelt:

Zitat
Am 22. Februar 2024 übertraf der Nikkei 225 seinen alten Höchststand von 1989

(Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Nikkei_225#H%C3%B6chstst%C3%A4nde ; Herforhebung durch mich)

Ja, wer einen langen Atem hat, fährt zumeist an der Börse auch Gewinne ein. Aber der Atem muss teilweise seehr lang sein; im obigen Fall hatte man erst knapp 35 Jahre nach einem Einstieg 1989 keine Verluste mehr im Depot; jedenfalls dann, wenn man keine Depotgebühren zu zahlen hatte... In den 35 Jahren von Ende 1989 bis Ende 2024 hat der Nikkei ganze 2,5% zugelegt, entsprechend durchschnittlich 0,07%/Jahr, wobei er alle Jahre dazwischen unter dem Stand von 1989 notiert hat.

Fubar1323

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Antw:Beamte Rentenkasse
« Antwort #242 am: 01.07.2025 19:21 »
gibt für jede Argumentation die passende Anekdote

Mal davon abgesehen, dass die US-Tech-Aktien die mit deutlichem Abstand am stärksten gewichteten Titel im MSCI World und ähnlichen Indizes sind (z.B. NVidia, Microsoft und Apple je über 4%, Amazon, Alphabet und Meta je 2%; zusammen also schon mal ein knappes Fünftel des ganzen Indizes) -- diese also auch deutlich durch deren Auf und Ab geprägt wird -- , wenn die gesamtwirtschaftliche Lage nicht gut ist, nützt einem auch Streuung wenig. Mal ein kleines Zitat, was die Entwicklung des Nikkei 225, also des Indizes der größten japanischen Firmen, widerspiegelt:

Zitat
Am 22. Februar 2024 übertraf der Nikkei 225 seinen alten Höchststand von 1989

(Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Nikkei_225#H%C3%B6chstst%C3%A4nde ; Herforhebung durch mich)

Ja, wer einen langen Atem hat, fährt zumeist an der Börse auch Gewinne ein. Aber der Atem muss teilweise seehr lang sein; im obigen Fall hatte man erst knapp 35 Jahre nach einem Einstieg 1989 keine Verluste mehr im Depot; jedenfalls dann, wenn man keine Depotgebühren zu zahlen hatte... In den 35 Jahren von Ende 1989 bis Ende 2024 hat der Nikkei ganze 2,5% zugelegt, entsprechend durchschnittlich 0,07%/Jahr, wobei er alle Jahre dazwischen unter dem Stand von 1989 notiert hat.

Schön für den Nikkei, siehe mein Zitat von oben: es gibt für jeden Blödsinn, den man verbreiten will, die passende Anekdote…

Wenn ich in den japanischen Markt Geld stecke, bin ich eben von der guten Entwicklung japanischer Unternehmen abhängig. Deswegen würde ich auch davon abraten ausschließlich in den DAX bzw. deutsche Aktien zu investieren.

Wenn ich weltweit gestreut investiere, habe ich kein spezifisches Länderrisiko. Der Vorteil von einem MSCI World ACWI oder FTSE All World ist eben auch, dass dort die heutigen Unternehmen drin sind, die das Amazon oder Alphabet von vor 20 Jahren sind. Und diese Unternehmen werden über die Jahrzehnte auch mehr Gewicht in den Indizes bekommen, je erfolgreicher sie werden. Und falls die Großen von heute an Schwung verlieren, geht auch deren Gewicht wieder zurück.

Aber wer sich selbst mit Portfoliotheorie und Risikokennzahlen nicht auseinandersetzen will, soll bitte nicht einfach in den Chor der Kommunisten einstimmen, für die Finanzmärkte Teufelszeug sind.

cyrix42

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Antw:Beamte Rentenkasse
« Antwort #243 am: 02.07.2025 04:23 »
Du hast den Punkt offenbar nicht verstanden — oder willst ihn nicht verstehen: Es gibt bei einer Kapitalanlage einfach ein systemisches Risiko. Dass die Weltwirtschaft in ähnliche Probleme gerät, wie es die japanische in den 1990ern und 2000ern tat (und noch immer damit zu kämpfen hat), ist durchaus möglich. Wenn z.B. irgendwer einen Handelskrieg zwischen den größten Finanzräumen losbricht, ist das sicherlich förderlich für alle Seiten… Wie auch immer, am Ende einer Hausse ist es immer einfach, auf die letzten Jahre zu verweisen, und dass man doch so einfach Geld verdienen könne, indem man es einfach in den Aktienmarkt investiert. Dann beginnt die Gier, Anlageentscheidungen zu treffen, was meist unklug ist. Denn irgendwann ist jede Hausse zu Ende, und wenn in der Baisse die „zittrigen Hände“ das Steuer übernehmen, kann es auch schnell wieder abwärts gehen.

Ich bin kein Volkswirt und meine Glaskugel ist jetzt auch nicht so klar, als dass ich damit sicher die Zukunft vorhersehen könnte. Alles, worauf ich hinaus will, ist, dass die Risikobereitschaft gegen das Sicherheitsbedürfnis der Finanzierung abgewogen werden muss. Und bei der Grundausstattung meiner zukünftigen Altersbezüge würde ich eher auf Sicherheit setzen; on top darf gern spekuliert werden, aber nicht mit dem Notgroschen. Und ein umlagefinanziertes Rentensystem ist eben immer noch deutlich sicherer als alles kapitalbasiert durchzuführen.

MoinMoin

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Antw:Beamte Rentenkasse
« Antwort #244 am: 02.07.2025 07:34 »
Du hast den Punkt offenbar nicht verstanden — oder willst ihn nicht verstehen: Es gibt bei einer Kapitalanlage einfach ein systemisches Risiko. Dass die Weltwirtschaft in ähnliche Probleme gerät, wie es die japanische in den 1990ern und 2000ern tat (und noch immer damit zu kämpfen hat), ist durchaus möglich. Wenn z.B. irgendwer einen Handelskrieg zwischen den größten Finanzräumen losbricht, ist das sicherlich förderlich für alle Seiten… Wie auch immer, am Ende einer Hausse ist es immer einfach, auf die letzten Jahre zu verweisen, und dass man doch so einfach Geld verdienen könne, indem man es einfach in den Aktienmarkt investiert. Dann beginnt die Gier, Anlageentscheidungen zu treffen, was meist unklug ist. Denn irgendwann ist jede Hausse zu Ende, und wenn in der Baisse die „zittrigen Hände“ das Steuer übernehmen, kann es auch schnell wieder abwärts gehen.

Ich bin kein Volkswirt und meine Glaskugel ist jetzt auch nicht so klar, als dass ich damit sicher die Zukunft vorhersehen könnte. Alles, worauf ich hinaus will, ist, dass die Risikobereitschaft gegen das Sicherheitsbedürfnis der Finanzierung abgewogen werden muss. Und bei der Grundausstattung meiner zukünftigen Altersbezüge würde ich eher auf Sicherheit setzen; on top darf gern spekuliert werden, aber nicht mit dem Notgroschen. Und ein umlagefinanziertes Rentensystem ist eben immer noch deutlich sicherer als alles kapitalbasiert durchzuführen.
So sieht es aus. Ein umlagefinanziertes Rentensystem übersteht jede Krise! Bringt aber keine Rendite für das "eingezahlte" Geld.
Darum wäre es klug, eben die Grundbedürfnisse darüber zu finanzieren und den Rest über die "riskanten" renditestärkeren Möglichkeiten.


NelsonMuntz

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« Antwort #245 am: 02.07.2025 08:38 »
Du hast den Punkt offenbar nicht verstanden — oder willst ihn nicht verstehen: Es gibt bei einer Kapitalanlage einfach ein systemisches Risiko. Dass die Weltwirtschaft in ähnliche Probleme gerät, wie es die japanische in den 1990ern und 2000ern tat (und noch immer damit zu kämpfen hat), ist durchaus möglich. Wenn z.B. irgendwer einen Handelskrieg zwischen den größten Finanzräumen losbricht, ist das sicherlich förderlich für alle Seiten… Wie auch immer, am Ende einer Hausse ist es immer einfach, auf die letzten Jahre zu verweisen, und dass man doch so einfach Geld verdienen könne, indem man es einfach in den Aktienmarkt investiert. Dann beginnt die Gier, Anlageentscheidungen zu treffen, was meist unklug ist. Denn irgendwann ist jede Hausse zu Ende, und wenn in der Baisse die „zittrigen Hände“ das Steuer übernehmen, kann es auch schnell wieder abwärts gehen.

Ich bin kein Volkswirt und meine Glaskugel ist jetzt auch nicht so klar, als dass ich damit sicher die Zukunft vorhersehen könnte. Alles, worauf ich hinaus will, ist, dass die Risikobereitschaft gegen das Sicherheitsbedürfnis der Finanzierung abgewogen werden muss. Und bei der Grundausstattung meiner zukünftigen Altersbezüge würde ich eher auf Sicherheit setzen; on top darf gern spekuliert werden, aber nicht mit dem Notgroschen. Und ein umlagefinanziertes Rentensystem ist eben immer noch deutlich sicherer als alles kapitalbasiert durchzuführen.
So sieht es aus. Ein umlagefinanziertes Rentensystem übersteht jede Krise! Bringt aber keine Rendite für das "eingezahlte" Geld.
Darum wäre es klug, eben die Grundbedürfnisse darüber zu finanzieren und den Rest über die "riskanten" renditestärkeren Möglichkeiten.

Dieser "Rest" muss aber zunächst angespart werden, denn die Rendite ergibt sich erst über die lange Laufzeit. In dieser "Ansparphase" müssten (bei dann schwindenden Erwartungen bei der Umlage-Rente) die rezenten Rentner trotzdem noch vollumfänglich finanziert werden. Das wird also über viele, viele Jahre eine Mehrbelastung.

MoinMoin

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Antw:Beamte Rentenkasse
« Antwort #246 am: 02.07.2025 08:49 »
Du hast den Punkt offenbar nicht verstanden — oder willst ihn nicht verstehen: Es gibt bei einer Kapitalanlage einfach ein systemisches Risiko. Dass die Weltwirtschaft in ähnliche Probleme gerät, wie es die japanische in den 1990ern und 2000ern tat (und noch immer damit zu kämpfen hat), ist durchaus möglich. Wenn z.B. irgendwer einen Handelskrieg zwischen den größten Finanzräumen losbricht, ist das sicherlich förderlich für alle Seiten… Wie auch immer, am Ende einer Hausse ist es immer einfach, auf die letzten Jahre zu verweisen, und dass man doch so einfach Geld verdienen könne, indem man es einfach in den Aktienmarkt investiert. Dann beginnt die Gier, Anlageentscheidungen zu treffen, was meist unklug ist. Denn irgendwann ist jede Hausse zu Ende, und wenn in der Baisse die „zittrigen Hände“ das Steuer übernehmen, kann es auch schnell wieder abwärts gehen.

Ich bin kein Volkswirt und meine Glaskugel ist jetzt auch nicht so klar, als dass ich damit sicher die Zukunft vorhersehen könnte. Alles, worauf ich hinaus will, ist, dass die Risikobereitschaft gegen das Sicherheitsbedürfnis der Finanzierung abgewogen werden muss. Und bei der Grundausstattung meiner zukünftigen Altersbezüge würde ich eher auf Sicherheit setzen; on top darf gern spekuliert werden, aber nicht mit dem Notgroschen. Und ein umlagefinanziertes Rentensystem ist eben immer noch deutlich sicherer als alles kapitalbasiert durchzuführen.
So sieht es aus. Ein umlagefinanziertes Rentensystem übersteht jede Krise! Bringt aber keine Rendite für das "eingezahlte" Geld.
Darum wäre es klug, eben die Grundbedürfnisse darüber zu finanzieren und den Rest über die "riskanten" renditestärkeren Möglichkeiten.

Dieser "Rest" muss aber zunächst angespart werden, denn die Rendite ergibt sich erst über die lange Laufzeit. In dieser "Ansparphase" müssten (bei dann schwindenden Erwartungen bei der Umlage-Rente) die rezenten Rentner trotzdem noch vollumfänglich finanziert werden. Das wird also über viele, viele Jahre eine Mehrbelastung.
Änderungen an einem System, welches die Randbedingung 45 Jahre Einzahlung und 20 Jahre Auszahlung als Konzept hat, braucht eben 20 Jahre Übergangszeiten (siehe Renteneintritts alter, siehe Versteuerung der Rente, siehe)....



ab Änderung.


Oder ein Big Bang, der aus dem Nichts ne Bazooka holt 2000 Mrd. Anschub Finanzierung findet und von heute auf übermorgen alles umkrempelt und die konkreten Randbedingungen klar umdefiniert:
Hier im Umlageverfahren:
Höhe der ausgezahlten Renten richtet sich noch stärker nach der Höhe der eingezahlten Beiträge.

Rentenonkel

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Antw:Beamte Rentenkasse
« Antwort #247 am: 02.07.2025 12:42 »
Selbstständige und angestellte Ärzte, Apotheker, Architekten, Rechtsanwälte, Steuerberater, Wirtschaftsprüfer und weitere Angehörige der Freien Berufe haben sich lange auf ihre berufsständischen Versorgungswerke verlassen. Viele Freiberufler vertrauten darauf, dass ihre berufsständischen Versorgungswerke ihnen im Ruhestand eine komfortable finanzielle Absicherung bieten. Diese Pflichtversorgungseinrichtungen ermöglichen es, sich von der gesetzlichen Rentenversicherung befreien zu lassen. Doch in den letzten Jahren geraten die Versorgungswerke zunehmend unter Druck, und die einst sichere Rente ist ins Wanken geraten.

Viele Versorgungswerke finanzieren sich über das sogenannte offene Deckungsplanverfahren, eine Mischung aus Kapitaldeckung und Umlageverfahren. Dadurch galten sie als stabiler gegenüber konjunkturellen und demografischen Veränderungen als die gesetzliche Rentenversicherung. Doch inzwischen trifft die Versorgungswerke ein doppelter Belastungsfaktor: Die Mitglieder der Versorgungswerke leben im Schnitt mehrere Jahre länger als die Gesamtbevölkerung. Die Rentenzahlungen müssen also länger fließen, während die Zahl der aktiv Einzahlenden nicht im gleichen Maß wächst. Zudem profitierten Versorgungswerke jahrzehntelang von soliden Anlagerenditen. Doch das Niedrigzinsumfeld der letzten Jahre, steigende Inflation und schwankende Kapitalmärkte haben die Renditen vieler Versorgungswerke massiv unter Druck gesetzt. Eine wachsende Zahl von Einrichtungen erreicht ihre selbst gesteckten Rechnungszinsziele nicht mehr.

Schon heute haben viele Versorgungswerke begonnen, Maßnahmen zu ergreifen, um ihre langfristige Finanzierbarkeit zu sichern. Einige Versorgungswerke haben die Pflichtbeiträge angehoben, um die Finanzierungslücke zu schließen. Zudem senken viele Versorgungswerke schrittweise den zugrunde liegenden Rechnungszins, um realistische Rentenerwartungen zu ermöglichen, was zu niedrigeren Renten führt. Dynamisierungen oder freiwillige Rentenerhöhungen sind in vielen Versorgungswerken in den letzten Jahren ausgeblieben.

Anders als die gesetzliche Rentenversicherung sind Versorgungswerke nicht staatlich abgesichert. Sollte ein Versorgungswerk in Schieflage geraten, gibt es keine Rettungsanker. Die Mitglieder tragen das volle Risiko. Obwohl Forderungen nach einer stärkeren Regulierung laut werden, sind konkrete politische Lösungen bisher nicht in Sicht. Für den worst case muss der Staat dennoch die berufsständisch Versorgten in Form von bedarfsorientierten Leistungen wie Grundsicherung oder Wohngeld unterstützen.

Die steigende Lebenserwartung führt auch bei den Versorgungswerken zu Diskussionen über eine Anhebung des Renteneintrittsalters. Während die gesetzliche Rentenversicherung bereits auf 67 Jahre steigt, prüfen einige Versorgungswerke Modelle mit einer längeren Beitragszahlungsdauer oder einem späteren Rentenbeginn. Für viele Freiberufler bedeutet das, das sie länger arbeiten müssen, um eine Rente zu erhalten.

Früher galten Versorgungswerke als die bessere Alternative zur gesetzlichen Rentenversicherung, da sie nicht nur allein auf ein Umlagesystem setzen, sondern die Chancen auf dem allgemeinen Kapitalmarkt nutzen. Doch die anhaltende Niedrigzinsphase und die steigende Lebenserwartung lassen die Vorteile schrumpfen. Die gesetzliche Rentenversicherung profitiert von staatlichen Zuschüssen und einem Inflationsausgleich, während Versorgungswerke auf sich alleine gestellt sind. Zudem wird die gesetzliche Rentenversicherung zunehmend auch für Selbstständige interessanter.

Auch bei den Pensionskassen gab es mit dem offenen Deckungsplanverfahren Probleme. Schon vor längerer Zeit gab es Pensionskassen, die bei den Stresstests der BaFin durchgefallen sind. Beispielsweise haben die Kölner Pensionskasse VVaG und die Caritas Pensionskasse VVaG in Ihrer Mitglieder-Vertreterversammlung in 2019 ein Sanierungskonzept beschlossen.

Beide Kassen hatten in der Vergangenheit die steigende Lebenserwartung und die lang anhaltende Niedrigzinsphase in ihren Berechnungen zu wenig berücksichtigt. Weiterhin wurden u. a. Fehler in der Tarifkalkulation und durch zu hohe Leistungsversprechungen gemacht. Pikanterweise wurden diese zu hoch kalkulierten Leistungen damals in Tests bei Stiftung Warentest und ÖKO-Test (10.2010) gelobt und haben in den Vergleichen sehr gut abgeschnitten. Dabei wurde aber nicht berücksichtigt, dass eine Pensionskasse durch Beschluss der Mitgliederversammlung die Leistungen kürzen kann. Das ist damals passiert und kann jederzeit wieder passieren.

Nachdem sich jedoch angesichts hoher Kosten und bescheidener Erträge die mit der 2001 eingeführten „Riester-Rente“ verbundenen Hoffnungen gemeinhin als Trugbild entpuppt haben, spielt das Argument einer angeblich gesicherten höheren Rentabilität privater Vorsorge in der politischen Wirklichkeit derzeit nur noch eine Nebenrolle. 

Das Umlageverfahren ist ein leistungsfähiges System der Alterssicherung, das in der Lage ist, die auch in längerer Perspektive absehbaren Herausforderungen des demografischen Wandels zu bewältigen. Es ist durchaus realisierbar, selbst bei einer über die kommenden Jahrzehnte abnehmenden Relation zwischen Arbeiter und Rentner, die Senioren in angemessenem Maß an der Wohlstandsentwicklung partizipieren zu lassen, ohne das Einkommen der aktiven Arbeiter über Gebühr zu strapazieren. Die Stellschrauben hatte ich schon genannt, an denen gedreht werden kann.

Woher kommt dann der bei vielen ramponierte Ruf des Umlagesystems? Hierfür dürfte neben dem Trommeln interessierter Kreise für eine Kapitaldeckung die Differenz zwischen den konstruierten und faktischen Altersbezügen mitverantwortlich sein. Das Interesse dieser Lobbyisten, oder neudeutsch Influencer, dürfte klar sein: Je mehr Menschen ihr Kapital in andere Anlageformen stecken, desto mehr Geld verdienen auch diese interessierten Kreise. Dabei werden oft die Chancen in den Vordergrund gestellt, die Risiken jedoch verharmlost oder ausgeblendet.

Rentenonkel

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Antw:Beamte Rentenkasse
« Antwort #248 am: 02.07.2025 12:48 »
Blick in die Geschichte

Mit dem „Gesetz betreffend die Invaliditäts- und Altersversicherung“ von 1889 fiel in Deutschland der Startschuss für die gesetzliche Rentenversicherung. Es war ein bescheidenes soziales Netz, das Reichskanzler Otto von Bismarck geknüpft hatte – aber es war vorbildlich in Europa. Und es war mehr als überfällig, denn die Industrialisierung stürzte im 19 Jahrhundert die arbeitende Bevölkerung ins Elend. Bismarck erkannte die Gefahr. Mit diesen ersten drei Sozialgesetzen versuchte er, die Arbeiterschaft wieder mehr an den Staat zu binden und ihre Radikalisierung zu verhindern.

In ihren ersten Jahrzehnten finanzierte sich die Rentenversicherung im Kapitaldeckungssystem. Ihre Beiträge waren so berechnet, dass sie für zehn Jahre alle Ausgaben deckten und darüber hinaus noch Geld für Rücklagen übrig war. So kam es, dass die Landesversicherungsanstalten vor dem Ersten Weltkrieg über ein erhebliches Vermögen verfügten.

Die Zeit der vollen Kassen endete mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs im Jahr 1914. Die deutsche Wirtschaft wurde auf Kriegsproduktion umgestellt. Entlassungswellen und steigende Arbeitslosigkeit bedeuteten für die Versicherungsträger schwindende Beiträge. Während der Kriegsjahre 1914 bis 1918 stieg die Zahl der Hinterbliebenenrenten sprunghaft an, denn der Krieg hinterließ viele Witwen und Waisen. Für Arbeiter gab es eine Verbesserung: Sie konnten nun bereits ab 65 Jahren und nicht mehr ab 70 Jahre eine Altersrente beziehen.

Der Erste Weltkrieg kostete die Rentenversicherer ein beträchtliches Vermögen. Schwer in Mitleidenschaft gezogen war zum Beispiel auch die LVA Schleswig-Holstein. Sie hatte während des Krieges 32 Millionen Mark aus ihrem Anstaltsvermögen in Kriegsanleihen angelegt und verloren. Doch die Rentenversicherung überstand auch die auf den Krieg folgende Inflation.

Sagenhafte 1,16 Billionen Mark waren der höchste Wochenbeitrag, den ein Angestellter im Dezember 1923 leistete. Und dennoch hätte er sich von diesem Geld nicht einmal ein Brot kaufen können. Die Inflation von 1918 bis 1923 vernichtete 90 Prozent des angesammelten Kapitals der Rentenversicherung. Die Einführung der „Rentenmark“ die später durch die „Reichsmark“ ergänzt wurde, beendete die Inflation Ende 1923. Die Rentenversicherung musste mit dem Wiederaufbau ihres Leistungssystems beginnen.

Am 30. Januar 1933 übernahmen Adolf Hitler und die Nationalsozialisten die Macht in Deutschland. Damit begann die Verfolgung der Regimegegner und der jüdischen Bevölkerung. Schnell durchzogen die Nationalsozialisten alle Lebensbereiche mit ihrer Ideologie. Im gesamten öffentlichen Dienst wurden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter entlassen, die aus politischen, weltanschaulichen oder „rassischen“ Gründen nicht ins braune Weltbild passten. Die Rentenversicherer mussten große Teile ihres Vermögens in Reichsanleihen anlegen. Damit finanzierte Hitler unter anderem seine Kriegsvorbereitungen. Die nationalsozialistische Ideologie wurde auch in der Rentenversicherung systematisch umgesetzt. Schritt für Schritt beraubte man die jüdische Bevölkerung und andere verfolgte Personengruppen ihrer Leistungsansprüche.

Am 8. Mai 1945 war in Deutschland der Zweite Weltkrieg vorbei. Das Land lag in Trümmern. Auch bei den Rentenversicherungsträgern herrschten chaotische Zustände, denn der Krieg hatte viele Aktenbestände vernichtet.

Die Rentenreform 1957 war dann ein Meilenstein in der Geschichte der gesetzlichen Rentenversicherung. Ab da wurde die Rentenhöhe anhand der im Lauf der Jahre eingezahlten Beiträge berechnet und nicht mehr nach den absoluten Beträgen früherer Löhne. Die Altersgelder stiegen dadurch deutlich, etwa Arbeiterrenten um 60 Prozent. Sie waren nicht mehr nur ein „Zubrot“, sondern erhielten Lohnersatzfunktion. Zur Finanzierung der Rentenversicherung führte der Gesetzgeber mit der Rentenreform 1957 das reine Umlageverfahren ein: die aktuellen Beitragszahler finanzieren die laufenden Renten. Zum ersten Mal sprach man vom Generationenvertrag, der die Verantwortung der Generationen füreinander betont.

Auch auf dem Gebiet der Rehabilitation war die Rentenreform von 1957 richtungsweisend: Der Grundsatz „Reha vor Rente“ wurde formuliert. Neben der medizinischen Reha führte der Gesetzgeber erstmals die berufliche Reha als Regelleistung in die Rentenversicherung ein. Nach wie vor spielte die Rentenversicherung eine wichtige Rolle bei der Bekämpfung der Tuberkulose. Ihr ist es zu verdanken, dass die einstige Volksseuche in den 1970er- Jahren ihren Schrecken verlor.

Mit der Deutschen Einheit wurden auch die Rentensysteme in Ost und West wieder vereinheitlicht. Im Umbruch der Deutschen Einigung zeigte sich die Stärke eines umlagefinanzierten Rentensystems: seine enorme Anpassungsfähigkeit an veränderte Rahmenbedingungen. Die Rentenversicherung zahlte von einem Tag auf den anderen fast vier Millionen zusätzlicher Renten. Das wäre in einem kapitalgedeckten Rentensystem nicht vorstellbar gewesen.

Das Umlagesystem hat sich in der Vergangenheit als wichtige Säule bewährt. Dennoch ist das Sicherungsziel der Rente im Wesentlichen eine Grundversorgung. Wer im Alter im Cafe gerne schwarzen Kaffee trinkt, dem kann das reichen.

Wer sich lieber einen Latte Macchiato und ein Stück Kuchen gönnt, der muss im Laufe seines Berufslebens größere Sparanstrengungen unternehmen. Dabei kann sich bei einer langen Laufzeit ein geschicktes Investieren in Aktien oder ETF neben der gesetzlichen Rente durchaus lohnen … muss es aber nicht.

Faunus

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Antw:Beamte Rentenkasse
« Antwort #249 am: 02.07.2025 14:31 »

Das Umlagesystem hat sich in der Vergangenheit als wichtige Säule bewährt. Dennoch ist das Sicherungsziel der Rente im Wesentlichen eine Grundversorgung. Wer im Alter im Cafe gerne schwarzen Kaffee trinkt, dem kann das reichen.

Wer sich lieber einen Latte Macchiato und ein Stück Kuchen gönnt, der muss im Laufe seines Berufslebens größere Sparanstrengungen unternehmen. Dabei kann sich bei einer langen Laufzeit ein geschicktes Investieren in Aktien oder ETF neben der gesetzlichen Rente durchaus lohnen … muss es aber nicht.

Auf den Punkt gebracht!

Und zu den Börsen-Gurus hier: seit meinem 17. Lebensjahr beschäftige ich mich mal mehr mal weniger mit Wertpapieren (durch den Bruder eines Freundes reingestolpert). Das ist jetzt über 40 Jahre her. Bin ich reich geworden - nein! Aber ich würde mich bei wohlhabend einordnen, da ich mir auch noch einen Latte Macchiato samt Kuchen mit 80 leisten kann bei einem Inflationsgefüge wie in den letzten 30 Jahren um bei den wirklich tollen Beiträgen von @rentenonkel zu bleiben. 

Einen gut 5-stelligen Betrag meiner Wertpapiergewinne habe ich übrigens in die DRV einbezahlt: Lücken aufgefüllt und max. mögliche Abschläge eines wenn/denn/dann-Szenarios ausgeglichen - schon vor Jahren, also  lange vor der Corona/Inflation... Ich habe Vertrauen in die Rentenversicherung und unsere Steuergesetze ;)